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Valtteri Bottas im Interview
„Mein Sieg ist ein Podium“

Für Valtteri Bottas bricht nach dem Wechsel von Mercedes zu Alfa Romeo ein neues Kapitel in seiner Karriere an. Wir haben uns mit dem Finnen über die neuen Ziele, die Unterschiede zwischen großen und kleinen Teams und dem Umstieg auf Groundeffect-Autos unterhalten.

Valtteri Bottas - F1 - Alfa Romeo - 2022
Foto: Alfa Romeo

Sie sind von einem Topteam ins Mittelfeld gewandert. Wie anders fühlt sich das an?

Bottas: Anders, aber doch nicht so anders. Sauber ist ein echtes Rennteam. Ähnlich wie Williams vor meiner Mercedes-Zeit. Das Team ist natürlich kleiner als Mercedes, aber jeder ist mit vollem Eifer dabei, weil sie den Motorsport lieben und Erfolge sehen wollen. Den größten Wandel habe ich zwischen den Testfahrten und dem ersten Rennen erlebt. Wir sind mit vielen Problemen in die Testfahrten gestartet. Das hat einige im Team mental ziemlich runtergezogen. Als wir dann gleich die ersten Punkte geholt haben, schlug die Stimmung komplett um. Die Jungs haben gesehen, dass dieses Jahr etwas möglich ist. Okay, wir fahren nicht um Siege, aber um das bestmögliche Resultat. Da unterscheidet sich Sauber nicht so stark von Mercedes.

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Wie unterschiedlich sind die Rennen im Mittelfeld zu dem, was Sie in den letzten fünf Jahren gewohnt waren?

Bottas: Im Mittelfeld ist natürlich viel mehr los. Du hast mehr Gegner. Und alles ist unberechenbar. Die Leistung der einzelnen Teams schwankt sehr stark von Rennen zu Rennen. Du weißt nie, mit wem du es beim nächsten Mal zu tun hast. Im Rennen ist immer Action. Auch die Strategie ist nicht so klar, weil du dich ja an vielen Gegnern orientieren musst. Es ist viel leichter Zeit gutzumachen oder zu verlieren. Du musst viel mehr die Augen aufhalten und mehr Möglichkeiten in Betracht ziehen.

Teamchef Vasseur hat Ihnen beim Einstellungsgespräch gesagt, dass Sie im ersten Jahr bei Alfa Romeo weder Siege noch Titel erwarten können. War das schwer zu akzeptieren?

Bottas: Nicht wirklich. Ich bin Realist und wusste, dass es ein bisschen zu viel wäre von Siegen zu träumen. Das Team hatte zwei harte Jahre in den Schuhen. Das Ziel musste sein sich zu konsolidieren. Ich hatte genug Zeit mir neue Aufgaben zu setzen und mich mental darauf zu konzentrieren.

Was wäre Ihr persönlicher Sieg?

Bottas: Ein Podium.

Valtteri Bottas - GP Spanien 2022
Wilhelm
Valtteri Bottas hat sich bei Alfa Romeo schon gut eingelebt.

Sie sind bei Alfa Romeo der Teamkapitän. Wie anders ist diese Rolle als bei Mercedes?

Bottas: Die neue Rolle bedeutet mir viel und sie motiviert mich. Ich soll dem Team helfen eine Richtung zu finden. Bei der Abstimmung des Autos, bei der Motivation der Mannschaft und beim Aufbau meines jungen Teamkollegen. Die größere Verantwortung gibt dir eine größere Befriedigung. Ich habe jetzt das Gefühl, dass ich was zu sagen habe.

Müssen Sie öfter in der Fabrik vorbeischauen?

Bottas: Ich bin öfter in der Sauber-Fabrik als bei Mercedes. Alle zwei Rennen schaue ich in Hinwil vorbei, praktisch immer wenn zwei Wochen zwischen den Grands Prix liegen.

Laut Vasseur wächst ein Team zusammen mit dem Fahrer. So wie einst Ferrari mit Michael Schumacher. Glauben Sie an diese Theorie, und sind Sie der Mann für Sauber?

Bottas: Ich bin mir nicht sicher. Ich fühle mich mehr als gleichberechtigtes Teammitglied als der Fahrer, um den herum alles aufgebaut werden soll.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich in ihrem neuen Team zuhause gefühlt haben?

Bottas: Im Rennteam nicht so lange. Wir haben schon bei den Testfahrten viel Zeit miteinander verbracht. Das war wie ein Crashkurs, um die Leute und ihre Arbeitsweise kennenzulernen. In der Fabrik muss ich mich noch ranhalten. Da gibt es schon das ein oder andere Gesicht, das ich noch nicht wiedererkenne.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Frankreich - Le Castellet - 21. Juli 2022
xpb
Valtteri Bottas ist ein großer Radfan. Neben der Formel 1 fährt er regelmäßig Rennen.

Bei Mercedes war alles im Überfluss vorhanden. Als Sie Sauber zum ersten Mal kennengelernt haben, war das ein Schock für Sie?

Bottas: Die Teams sind nicht so verschieden. Okay, Sauber ist kleiner. Aber mit dem Budgetdeckel müssen Teams wie Mercedes oder Ferrari jetzt schrumpfen.

Wo haben die Topteams immer noch Vorteile?

Bottas: Die großen Teams tun sich leichter talentierte und erfahrene Leute zu rekrutieren und sie an den richtigen Stellen zu platzieren. Die Entwicklungsprozesse sind ausgefeilter und die Windkanalqualität ist konstant gut. Es ist nicht eine große Sache, sondern viele kleine Faktoren.

Wo liegen die Vorteile der kleinen Teams?

Bottas: Du kannst Dinge schnell umsetzen. Ein Beispiel. Wenn ich bei Mercedes eine Idee zu einem neuen Teil am Auto oder einem anderen Setup hatte, dann war das ein langer Prozess, bis er umgesetzt wurde. Da waren immer viele Leute und Abteilungen involviert. Bei Alfa kann ich in die Fabrik laufen und direkt mit den verantwortlichen Leuten reden. Ich hatte zum Beispiel bestimmte Vorstellungen von der mechanischen Balance des Autos. Die Ingenieure haben gesagt: Ja, lass es uns ausprobieren. Und es hat funktioniert. So haben wir es auch mit ein, zwei anderen Dingen gemacht.

Sehen Sie schon Anzeichen, dass die Kostendeckelung den Sport fairer gemacht hat?

Bottas: Absolut. Das Mittelfeld ist unglaublich eng zusammen. Enger als je zuvor. Und der Rückstand zur Spitze ist auch geschrumpft. Die drei Topteams werden sicher noch ein bisschen von ihren alten Vorteilen profitieren, doch ich bin guter Hoffnung, dass wir Schritt für Schritt aufholen werden.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Frankreich - Le Castellet - 23. Juli 2022
xpb
Nach einem ordentlichen Saisonstart gab es in den letzten vier Rennen vor der Sommerpause eine Punktediät für Alfa Romeo.

Sind die neuen Autos anders als die alten?

Bottas: Nicht wie Tag und Nacht. Du spürst das zusätzliche Gewicht und weniger Abtrieb in langsamen Kurven. Ich habe mich schnell angepasst.

In einigen Fahrerpaarungen sieht es aber so aus, als käme der eine besser zurecht als der andere. Wie kommt das?

Bottas: Vielleicht hat das speziell mit bestimmten Autos zu tun. Unseres ist einfach zu verstehen.

Man hört, dass die 2022er Autos mehr untersteuern?

Bottas: Das hat mehr mit den neuen Reifen als mit den Autos zu tun. Der Vorderreifen ist etwas schwächer als früher und gibt beim Einlenken eher auf.

Und das Setup?

Bottas: Da liegen die größten Unterschiede. Du willst die Autos so tief wie möglich fahren. Deshalb musst du sie hart federn. Damit verschiebt sich die ganze Setup-Philosophie. Die mechanische Balance ist abhängig von der Bodenfreiheit immer anders. Und du musst jedes Mal die aerodynamische Balance für schnelle und langsame Kurven darauf abstimmen und finden.

Was sind die Stärken und Schwächen des Sauber C42?

Bottas: Schwächen sind die Zuverlässigkeit und die Stabilität in schnellen Kurven. Stärken sind die langsamen Kurven und der Motor.

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