Formel 1: Überraschungssieger der letzten 20 Jahre

F1-Überraschungssieger der letzten 20 Jahre
Die Wundertüte Hungaroring

Veröffentlicht am 16.06.2023

Überraschungssieger sind selten geworden in der Formel 1. Die Perfektion in der Königsklasse macht dem Unerwarteten einen Strich durch die Rechnung. Dazu kommt, dass die besten Fahrer in der Regel in den besten Autos sitzen. Da tun sich Außenseiter schwer. Es müssen schon ein Defekt, ein Safety Car oder Wetterkapriolen dazwischenfunken, damit einer gewinnt, den keiner auf seinem Wettschein hat.

Man muss den Sieger immer zu seinem Umfeld und seiner Zeit sehen. Die Saison 2009 war gewissermaßen eine einzige Überraschung. Das BrawnGP-Team hatte keiner auf der Rechnung. Trotzdem gewannen Jenson Button und Rubens Barrichello acht Grand Prix. Man wusste aber bereits nach den Wintertestfahrten, dass dieses Auto dank des Doppeldiffusors ein Sieger sein würde. Damit war es auch keine Sensation mehr, dass die beiden Routiniers den technischen Vorteil in Erfolge ummünzten.

Fisichella - Räikkönen - GP Brasilien 2003 - Formel 1
Wilhelm

Überraschungen ungleich verteilt

In den letzten 20 Jahren verdienen sich nur 15 Sieger das Prädikat einer Überraschung. Die Rennen sind ungleich verteilt. Zwei im Jahr 2003, zwei 2004, eines 2006, jeweils drei 2008 und 2012 und dann noch 2020 und 2021. Auch bei den Rennstrecken gibt es zwei Kandidaten, die herausstechen. Der Hungaroring produzierte vier Sensationssieger, Monza drei. Monte Carlo, das in grauer Vorzeit oft alle Prognosen auf den Kopf stellte, war in der Neuzeit mit Jarno Trulli 2004 nur ein Mal dabei.

Die Geschichte der Überraschungen beginnt mit dem Chaos-Grand-Prix 2003 in Brasilien. Regen, der kam und ging bestimmte das Renngeschehen. Die Favoriten legten sich reihenweise in der Curva do Sul ab, wo ein kleiner Bach die Fahrbahn kreuzte. Am Ende gewann Giancarlo Fisichella im Jordan-Ford. Der Italiener musste aber elf Tage warten, bis er den Pokal in den Händen hielt.

Ein Fehler in der Zeitnahme hatte die Abbruchrunde falsch bestimmt und damit Kimi Räikkönen zum Sieger erklärt. Jordan rechnete genau nach. Zunächst galt der Stand nach dem 53. Umlauf. Bei der genauen Analyse der Rundenprotokolle kam heraus, dass sich Spitzenreiter Fisichella bereits in seiner 56. Runde befand, als FIA-Rennleiter Charlie Whiting die rote Ampel drückte. Somit musste die Reihenfolge von Runde 54 als Ergebnis herangezogen werden. Also Fisichella vor Räikkönen.

Renaults Wundertüten

Renault war in der Saison 2003 hinter Ferrari, McLaren und Williams die vierte Kraft. Einen Sieg traute man den Franzosen mit ihrem ungewöhnlichen 111-Grad-Motor nicht zu. Fernando Alonso machte es in Budapest möglich. Der Renault mit seinem tiefen Schwerpunkt und guter Traktion stellte sich als das ideale Auto für das Kurvenlabyrinth des Hungarorings heraus.

Alonso kürte sich damals im Alter von 22 Jahren und 25 Tagen zum jüngsten Gewinner, den die Formel 1 bis dahin gesehen hatte. Und zum ersten Spanier auf dem obersten Treppchen. Nach 12 Runden hatte er bereits 21,2 Sekunden Luft zu seinen Verfolgern. Alonso fragte bei einem Blick in den Rückspiegel bei seiner Box nach: "Ich sehe hinter mir kein Auto. Ist etwas passiert?"

Auch der nächste Sensationssieger saß in einem Renault. Jarno Trulli gewann in Monte Carlo 2004 seinen einzigen Grand Prix. Das kam deshalb unerwartet, weil Ferrari so überlegen war, dass man sich einen anderen Sieger als die Titelverteidiger nicht vorstellen konnte.

Michael Schumacher, der die ersten fünf Grand Prix dominiert hatte, verlor das Rennen im Tunnel hinter dem Safety Car. Er wurde für etwas bestraft, was seine Kollegen vorher schon oft an ihm kritisiert hatten. Ganz besonders Juan Pablo Montoya, und der lag in der fraglichen Szene mit einer Runde Rückstand, aber auf Platz 5, hinter dem Ferrari.

Schumacher - Räikkönen - Barrichello - GP Belgien 2004
Wilhelm

Räikkönen trickst Schumacher aus

Weil der Re-Start kurz bevorstand, betrieb Michael Schumacher sein übliches Programm aus Zickzackfahren, Bremsen und Beschleunigen, um die Reifen und Bremsen aufzuwärmen. Montoya konnte nicht mehr ausweichen, prallte zunächst innen gegen die Leitplanke, dann gegen den Ferrari, der durch den Stoß auf die äußere Tunnelwand geschoben wurde. Dabei brach das linke Vorderrad ab. Game over. Und freie Fahrt für Trulli.

Später im Jahr verlor Ferrari noch zwei Rennen. Der Sieger in Spa war eine Überraschung, weil McLaren erst eine B-Version des MP4-19 brauchte, um einigermaßen konkurrenzfähig zu sein. Kimi Räikkönen erlöste die Formel-1-Gemeinde von dem roten Einerlei. Michael Schumacher reichte Platz 2 für den siebten Titelgewinn. Die Aufgabe war einfach. Er brauchte dazu nur zwei Punkte mehr als Teamkollege Rubens Barrichello. Schumacher fuhr auf Ankommen. Er wollte die Titelmission nicht gefährden.

Es war ein verrücktes Rennen mit vielen Unfällen, drei Safety-Car-Phasen, mysteriösen Reifenplatzern, zehn Ausfällen, sechs verschiedenen Spitzenreitern und spektakulären Überholmanövern. Kimi Räikkönen gewann vom zehnten Startplatz. Die Safety-Car-Phasen halfen dem McLaren-Piloten. Beim ersten Re-Start trickste er Schumacher aus. Bei den beiden anderen Neustarts konnte er sich jedes Mal mit Leichtigkeit gegen den Ferrari-Piloten verteidigen. Räikkönen nutzte den besseren Grip seiner Michelin-Reifen in der Aufwärmphase.

Jenson Button - GP Ungarn 2006 - Formel 1
Wilhelm

Buttons erster war Hondas dritter Sieg

2006 war wieder Budapest Schauplatz eines Formel 1-Wunders. Jenson Button holte für Honda vor den Augen des Firmenchefs Takeo Fukui den dritten GP-Sieg nach Mexiko 1965 und Italien 1967. Button stand auf keinem Tippzettel. Der Engländer startete wegen eines unerlaubten Motorwechsels nur von Platz 14, tauchte aber schon nach sieben Runden auf Platz 4 auf und hielt sich ab dann immer auf Schlagdistanz zu den Spitzenreitern.

Zunächst sah Kimi Räikkönen wie der Sieger aus. Bis er in der Gischt den Toro Rosso von Vitantonio Liuzzi übersah und seinen McLaren irreparabel beschädigte. Dann empfahl sich Fernando Alonso für den Sieg. Ein schlecht arretiertes rechtes Hinterrad verhinderte, dass Alonso den WM-Vorsprung auf Michael Schumacher ausbauen konnte. So kam Button in der 52. Runde an die Spitze und blieb auch dort.

Die Saison 2008 sah einen Dreikampf zwischen Lewis Hamilton, Felipe Massa und über weite Strecken auch Robert Kubica um den Titel. Trotzdem war der BMW-Pilot kein Anwärter auf einen Sieg. Er hielt sich nur durch Beständigkeit im Titelkampf. Seine Gegner machten Fehler.

In Montreal war es dann trotzdem so weit. Exakt ein Jahr nach Kubicas mörderischen Unfall an gleicher Stelle. Der Sieger hätte auch Nick Heidfeld heißen können. BMW entschied wegen der hohen Gefahr eines Safety Cars die Taktik zu splitten. Kubica wurde wegen seines aggressiveren Fahrstils auf zwei Stopps disponiert, Heidfeld auf einen.

Das war die Entscheidung. Als die beiden BMW nach Heidfelds einzigem Stopp direkt hintereinander auf den Plätzen 7 und 8 lagen, musste der Deutsche den Polen auf Geheiß der Box vorbeilassen. Kubicas Strategie machte nur Sinn, solange er nicht im Verkehr steckenblieb. Seine Gegner Hamilton und Räikkönen eliminierten sich durch einen Crash an der Boxenausfahrt selbst.

Heikki Kovalainen - GP Ungarn 2008 - Formel 1
Wilhelm

Massas Pech war Kovalainens Glück

Zurück nach Budapest, gleiches Jahr. Geht mehr Pech? 13 Kilometer vor dem Ziel zerplatzte der Traum von Felipe Massa, den GP Ungarn zu gewinnen. Als der Brasilianer zum drittletzten Mal auf die Zielgerade einbog, löste sich sein Ferrari-V8 in Rauch auf. Ein Pleuel war gebrochen. Bis dahin hatte Massa das Rennen von der Spitze weg kontrolliert.

Auch Massas WM-Gegner Lewis Hamilton blieb vom Defektteufel nicht verschont. In der 41. Runde kreiselte der McLaren an zweiter Stelle liegend mit einem Reifenschaden links vorne von der Strecke. Bis der McLaren-Pilot mit seinem Dreirad zurück an die Boxen gehumpelt war und dort vier neue Reifen und 80 Liter Benzin verpasst bekam, verlor er 65 Sekunden auf die Spitze.

McLaren-Mercedes durfte dennoch einen Sieger feiern. Heikki Kovalainen folgte Massa im Abstand von 15 Sekunden, als er auf der Zielgeraden in eine dichte Rauchwolke fuhr und instinktiv wusste, dass es sich nur um Massa handeln konnte. Drei Tage nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung krönte sich der 26-jährige Finne zum 100. GP-Sieger der Geschichte.

Die größte Sensation der Saison 2008 aber war der Sieg von Sebastian Vettel in einem Toro Rosso in Monza. Toro Rosso, war das nicht der Nachfolgerennstall von Minardi, die es in 21 Jahren Formel 1 nur zu 38 Punkten gebracht hatten? Und der kleine Bruder von Red Bull, wo der große Adrian Newey die Autos konstruierte?

Es brauchte das erste echte Regenrennen in der Geschichte von Monza, um das Wunder möglich zu machen. Während die Topteams in ihrer Arroganz nicht daran glauben mochten, dass es das ganze Wochenende nass bleibt, setzte Toro Rosso voll auf Regen. Vettel fuhr auf die Pole Position. Und Vettel siegte. Er nutzte den Vorteil der ungetrübten Sicht des Spitzenreiters. Der junge Mann aus Heppenheim löste mit 21 Jahren und 74 Tagen Alonso als jüngsten Sieger der GP-Geschichte ab.

Pastor Maldonado - GP Spanien 2012 - Formel 1
Wilhelm

Erster Mercedes-Sieg der zweiten Ära

Springen wir ins Jahr 2012, wo Gambler erneut Hochkonjunktur hatten. Der Mercedes-Rennstall, der aus BrawnGP entstand, befand sich in seiner dritten Saison und sah nicht wie ein Siegerteam aus. Den Ton machten Red Bull, Ferrari und McLaren. Doch dann begann die Saison mit sieben verschiedenen Siegern in sieben Rennen.

Und einer davon war Nico Rosberg. Mercedes überraschte in Shanghai Freund und Feind und erinnerte zum ersten Mal an die glorreichen 50er Jahre. Nico Rosberg und Michael Schumacher stellten die Silberpfeile in die erste Startreihe. Rosberg gab die Führung nur bei seinen beiden Boxenstopps ab.

Dass Mercedes mit zwei Reifenwechseln auskam, während McLaren drei brauchte, zählte zu den Merkwürdigkeiten dieses Rennens. Ausgerechnet Mercedes, die sonst immer einen Boxenstopp mehr einlegten als alle anderen. Doch der Kurs von Shanghai belastete hauptsächlich die Vorderreifen, und damit hatten die Silberpfeile kein Problem.

Noch abenteuerlicher war die Story des Siegers des GP Spanien. Pastor Maldonado verschaffte Williams eine Sternstunde. Der letzte Sieg lag acht Jahre zurück. Und einen nächsten sollte es so schnell nicht mehr geben. Der erste GP-Sieg des Venezolaners kam aus dem Nichts. Auch wenn er von der geschenkten Pole Position startete. Die gehörte eigentlich Lewis Hamilton, doch dem wurden alle Trainingszeiten gestrichen, weil sein Auto mit zu wenig Sprit im Tank auf der Strecke liegengeblieben war. Gefordert war eine Restmenge von einem Liter.

Maldonado brauchte an diesem Tag keine Geschenke. Er war schneller als seine Jäger. Doch das Comeback von Williams hatte noch ein dramatisches Nachspiel. Kurz nach dem Team-Foto kam es im Dunkel der Boxengarage beim Benzinumfüllen zu einer statischen Entladung. In Sekunden stand alles in Flammen. Ein Mechaniker wurde schwer, 30 weitere Personen leicht verletzt. Ersatzteile, Computer und Bruno Sennas Chassis fielen den Flammen zum Opfer.

Räikkönens Abu Dhabi-Coup

Kimi Räikkönen war 2012 der zuverlässigste Pilot im Feld. Mit einer Ausnahme kam der Finne immer ins Ziel. Und einmal sogar als Sieger. Ausgerechnet in Abu Dhabi, wo Überraschungen eher die Ausnahme sind. Was Michael Schumacher nicht gelungen war, schaffte Räikkönen im 18. Anlauf. Einen Sieg nach seinem Comeback.

Grundlage war der vierte Trainingsplatz und ein guter Start, der ihn sofort hinter Lewis Hamilton in Lauerstellung brachte. Hamilton hätte an diesem Tag keiner geschlagen. Den Engländer besiegte die Technik. In der 20. Runde stellte die Benzinpumpe ihren Dienst ein.

Einmal in Führung, packte Räikkönen seine ganze Routine aus und fuhr das Rennen nach Hause. Er ließ sich weder durch zwei Safety-Car-Phasen beirren, die ihn in Summe 11,4 Sekunden Vorsprung kosteten, noch von dem zum Schluss stark aufrückenden Alonso, noch von den Warnungen seines Teams, er solle vor den Re-Start-Phasen die Reifen aggressiv aufwärmen, weil das eine Schwäche des Lotus E20 war. Räikkönens Antwort am Funk schaffte es im Videoportal YouTube auf einen Spitzenplatz: "Lasst mich in Ruhe. Ich weiß, was ich tue."

Pierre Gasly - GP Italien 2020 - Formel 1
Wilhelm

Favoritensterben in Monza und Sakhir

Acht Jahre musste die Formel 1 bis zum Favoritensterben warten. Pierre Gasly krönte sich 2020 in Monza zum ersten französischen Sieger seit Olivier Panis in Monte Carlo 1996. Zum ersten Gewinner, der nicht in einem Mercedes, Red Bull oder Ferrari saß, seit Kimi Räikkönen 2013 in Melbourne.

Es war das erste Rennen der neueren Zeitrechnung, das nach einem Abbruch stehend gestartet wurde. Pierre Gasly im Toro Rosso, der jetzt Alpha Tauri heißt, war ein populärer Sieger. Alle freuten sich mit dem 24-Jährigen aus Rouen. Nach dem historischen Triumph meldete sich sogar Staatspräsident Emmanuel Macron am Telefon.

Es brauchte viele Zufälle, damit Gasly diesen Grand Prix gewinnen und mit Carlos Sainz und Lance Stroll auf das Podium klettern konnte. Von Glück zu sprechen wäre unfair, weil es auf Fehlern anderer geboren wurde. Gasly nahm sein Glück in beide Hände und machte alles richtig, als ihn das Schicksal in Führung spülte. Er trickste beim Neustart den vor ihm stehenden Stroll aus. Um Lewis Hamilton musste sich Gasly nicht mehr kümmern. Der Mercedes-Pilot bog eine Runde später in die Boxengasse ab, um eine Zehnsekunden-Stop/Go-Strafe abzusitzen. Mercedes hatte ihn zum Reifenwechsel beordert, obwohl die Boxengasse geschlossen war.

Auch Sergio Perez profitierte bei seinem ersten GP-Sieg 2020 in Sakhir vom Pech der anderen. Trotzdem freuten sich alle mit dem Mexikaner, der oft genug in seiner Karriere davor vom Schicksal im Stich gelassen wurde hatte. Und man jubelte mit Racing Point, die aus den Ruinen von Force India auferstanden waren.

Lewis Hamilton fehlte wegen einer Corona-Erkrankung. Ersatzspieler George Russell vertrat den Weltmeister mit einer weltmeisterlichen Vorstellung. Der 22-jährige Engländer hätte fast gewonnen. Auch das wäre eine Sensation gewesen. Russell, der in 36 Rennen für Williams noch nie einen Punkt geholt hatte, griff zwei Mal nach dem Sieg. Das Schicksal hatte andere Pläne.

Russell führte bis zur 63. Runde. Dann nutzte Mercedes eine Safety-Car-Phase zu zwei Sicherheitsstopps. Wegen eines Funkproblems wurde nur die eine Hälfte der Garage in Bereitschaft gesetzt. Die von Bottas. In der Folge bekam Russell die Vorderreifen seines Teamkollegen. Eine Runde später holte sich der Ersatzmann die richtigen Reifen ab.

Dann brannte Russell ein Feuerwerk ab. Er überholte in kurzer Folge Bottas, Stroll und Ocon und nahm Kurs auf den neuen Spitzenreiter Sergio Perez. Als der Rückstand von 3,7 auf 2,3 Sekunden geschrumpft war, musste Russell erneut an die Box. Er hatte sich auf einem Wrackteil links hinten einen schleichenden Plattfuß eingefahren.

Das Pech des einen war das Glück des anderen. Sergio Perez gewann im 190. Anlauf seinen ersten Grand Prix. Und er behauptete selbstbewusst: "Ich hätte auch gewonnen, wenn Russell nicht den Reifenschaden gehabt hätte. Um an mir vorbeizukommen, hätte er acht Zehntel schneller sein müssen. Er hat höchstens vier Zehntel pro Runde aufgeholt."

Alonso & Ocon - Formel 1 - GP Ungarn - 2021
Wilhelm

Ocon fand den Weg durch das Chaos

Auch das zweite Corona-Jahr produzierte Ergebnisse außerhalb der Norm. Das erste in Budapest. Wieder einmal. Esteban Ocon kam wie seine Vorgänger aus dem Nichts. Ein Regenguss kurz vor dem Rennen stellte alles auf den Kopf. Nach 450 Metern glich die Strecke einem Schlachtfeld. Valtteri Bottas torpedierte Lando Norris in Verstappen, bevor er beim Auto-Billard auch noch Sergio Perez von der Strecke rammte. Auf der Innenspur kletterte Lance Stroll auf den Ferrari von Charles Leclerc und drehte dann noch Daniel Ricciardo um.

Nach einer Pause von 25 Minuten Pause kam es zu einer Szene, die der GP-Sport in 1.045 Rennen noch nicht erlebt hatte. Nur Hamilton fuhr beim zweiten Anpfiff in die Startaufstellung. Die 14 anderen Fahrer bogen nach der Formationsrunde in die Boxengasse ab und tauschten ihre Intermediates gegen Medium-Reifen ein. Hamilton holte den Reifenwechsel eine Runde später nach. Danach war er Letzter.

Esteban Ocon und Sebastian Vettel hatten den schnellsten Weg durch das Startchaos gefunden und hatten auch den Massenansturm auf die Boxen ohne Platzverlust und Blessuren überlebt. Sie führten den Pulk an. Und blieben dort bis zur Zielflagge. "Ich habe versucht, Esteban in einen Fehler zu hetzen, aber hat keinen gemacht", bedauerte Vettel.

Die große Zeit von McLaren war längst vorbei. In Monza 2021 feierte sie Auferstehung. Für ein Rennen. McLaren schaffte den ersten Sieg seit Brasilien 2012, den ersten im Doppelpack seit Kanada 2010. Die papaya-gelben Autos flogen auf den Geraden allen anderen davon. Ausgerechnet Daniel Ricciardo brach den Bann. Der Australier haderte schon mit sich selbst, weil er mit dem McLaren nicht zurechtkam und weil ihn sein junger Kollege Lando Norris regelmäßig in den Schatten stellte.

McLarens Sorgenkind steigerte sich in Monza mit jedem Tag. Fünfter am Freitag, Dritter am Samstag, Erster am Sonntag. Der achte GP-Sieg des Australiers beendete die Krise. Norris rückte nach der Kollision von Max Verstappen und Lewis Hamilton an die zweite Stelle. Ein Angriff auf Ricciardo war verlockend, doch das Team riet davon ab. Es hätte nur die Sternstunde gefährdet. Ricciardo fuhr klug mit Blick auf die Reifen, hatte aber jederzeit das Heft in der Hand. In der letzten Runde drehte er auch noch die schnellste Runde.

Wer wird der nächste Überraschungssieger sein. So wie die Saison 2023 läuft, gibt es 18 Fahrer im Angebot. Jeder Sieger, der nicht in einem Red Bull sitzt, wäre eine faustdicke Überraschung.