MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"23632036","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"23632036","configName":"ads.vgWort"}

Trainingsanalyse GP Saudi-Arabien 2022
Red Bull besser, Ferrari schneller

GP Saudi-Arabien 2022

Bahrain-Sieger Charles Leclerc holte sich beide Bestzeiten. Doch wie schon beim Saisonauftakt hinterließ Red Bull am Freitag den stärkeren Eindruck. Ferrari muss mit dem Handikap leben, dass beide Fahrer nach einem Mauerkuss die Rennsimulation auslassen mussten.

Max Verstappen - GP Saudi-Arabien - 2022
Foto: Red Bull

Auf die Pole Position von 2021 fehlen noch 2,5 Sekunden. Doch kaum ein Fahrer im Feld hatte den optimalen Freitag. Max Verstappen und Sergio Perez liefen in ihren schnellsten Runden auf langsame Autos auf, und die Ferrari-Fahrer kämpften sichtbar mit Autos, die auf den Geraden auf und ab schaukelten. Trotzdem stellte Charles Leclerc seinen F1-75 zwei Mal auf die Freitags-Pole. Seine FP2-Zeit von 1.30,074 Minuten entsprach einem Schnitt von 246,757 km/h.

Unsere Highlights

Der Ferrari-Zauber war nach 40 Minuten beendet. Zwei Mauerberührungen fügten den Autos Schäden an den Aufhängungen zu. Verstappens Gegenangriff auf weichen Reifen stoppte in Kurve 22. Zu dem Zeitpunkt lag der Weltmeister aber schon zwei Zehntel hinter Leclerc und nur zweieinhalb Zehntel vor Hamilton. Dafür konnte ihm im Medium-Longrun keiner das Wasser reichen.

Obwohl der Jeddah Corniche Circuit die zweitlängste Strecke im Kalender ist, lagen die Autos noch enger zusammen als in Bahrain. Wenn wir Kevin Magnussens Zeit wegen seines Motorschadens mitten im Training einmal ausklammern, dann trennten Leclerc nur 1,792 Sekunden von Alexander Albon auf Platz 19. Ferrari und Red Bull scheinen wieder den Sieg unter sich auszumachen. Mercedes ist zwei bis drei Zehntel näher gerückt als vor einer Woche.

Auch in Jeddah war Bouncing das Thema beim Briefing der Ingenieure und Fahrer. Am Freitag versuchten viele Fahrer die Schaukelei noch zu akzeptieren. Am Sonntag wird das nicht möglich sein. Wer über Nacht nicht noch die magische Fahrzeugabstimmung findet, wird vor der Qualifikation Rundenzeit opfern müssen, um den Fahrern mehr Vertrauen in ihr Auto zu geben.

Carlos Sainz - GP Saudi-Arabien - 2022
Ferrari
Die Ferrari-Piloten verbrachten die letzten 20 Minuten des zweiten Trainings in der Garage.

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen…

Ferrari oder Red Bull?

Red Bull scheiterte an der schnellen Runde, Ferrari am Longrun. Während Max Verstappen und Sergio Perez auf den Soft-Reifen immer wieder in den Verkehr liefen, touchierten die Ferrari-Fahrer zu Beginn ihrer Rennsimulationen die Mauer. Charles Leclerc mit dem linken Vorderreifen in Kurve 4, Carlos Sainz mit dem rechten Hinterrad in Kurve 13. Damit war das Training für die Doppelsieger von Bahrain beendet. In einer Zeit, in der die Teams noch nach Antworten auf viele Fragen mit ihren neuen Autos suchen, ist ein Freitag ohne Longrun-Daten ein Schlag ins Kontor.

Wie schon beim Saisonauftakt machten die Red Bull am Freitag den besseren Eindruck. Der RB18 lag in den schnellen Passagen wesentlich ruhiger auf der Straße als der Ferrari F1-75. Dafür konnte Ferrari in den wenigen langsamen Kurven punkten. "Sie sehen irgendwie wendiger aus", berichtete Jenson Button bei seiner Streckenvisite.

Red Bull dominiert weiter die Geraden. Bei der Top-Speed-Messung kurz vor der Zielkurve führte Sergio Perez mit 333,1 km/h die Rangliste vor Max Verstappen mit 328,2 km/h an. Charles Leclerc folgte mit 325,4 km/h auf Platz 8. Auch an der Messstelle in dem Highspeed-Slalom zwischen den Kurven 21 und 22 sind die Red Bull die schnellsten Autos im Feld. Perez mit 327,8 km/h vor Verstappen mit 324,5 km/h. Leclerc belegt mit 321,3 km/h Rang fünf an dieser Stelle.

Dafür gehören Ferrari wieder die Kurven. Sektor 1 ist da der repräsentativste Streckenteil. Leclerc führte ihn mit 32,876 Sekunden vor Carlos Sainz mit 33,020 Sekunden an. Verstappen verliert als Vierter mit 33,136 Sekunden zweieinhalb Zehntel auf seinen Bezwinger von Bahrain.

Lewis Hamilton - GP Saudi-Arabien - 2022
xpb
Mercdes experimentierte mit verschiedenen Heckflügel-Optionen herum.

Kann Mercedes in den Kampf um den Sieg eingreifen?

Die Fahrer klagten erneut über starkes Pumpen auf den Geraden. Trotzdem schrumpfte der Abstand zur Spitze auf vier bis fünf Zehntel. Nach einem Vergleichstest am Morgen entschieden sich Lewis Hamilton und George Russell für den kleineren der beiden Flügel im Angebot.

Der half Mercedes beim Top-Speed mit 324,4 km/h ins Mittelfeld und er verhalf den Autos zu einer besseren Balance. Dafür landeten die Mercedes-Fahrer im ersten Sektor nur auf den Plätzen 13 und 14. Dort verloren sie fast ihre gesamte Zeit. Ab Kurve 13 blieb der Rückstand auf Ferrari und Red Bull stabil.

Mercedes machte es nicht an dem Flügel fest, der sichtbar weniger Anpressdruck spendete. "Den Fahrern fehlt in den schnellen Kurven im ersten Sektor wegen des Bouncings das Vertrauen in ihr Auto. Deshalb stecken sie am Kurveneingang zurück", hieß es im Team. Die GPS-Analyse entlarvte, dass Hamilton und Russell in den Kurven 5, 6, 7, 8 und 9 massiv Zeit auf Ferrari und Red Bull verloren und zwischen 15 um 20 km/h am Scheitelpunkt langsamer waren.

Im Longrun fehlte den Silberpfeilen etwas mehr Rundenzeit auf Red Bull als auf eine Runde. Hamilton und Russell waren als Folge des Bouncings weniger komfortabel unterwegs als ihre Kontrahenten. Verstappen legte elf Runden auf den Medium-Reifen mit einem Schnitt von 1.35,197 Minuten zurück. Perez lag nur zwei Zehntel dahinter. Hamilton fehlten mit 1.35,874 Minuten im Mittel schon sieben Zehntel. Russells Longrun-Zeit war noch langsamer, was aber an einem 17-Runden-Marathon lag.

Lando Norris - McLaren - GP Saudi-Arabien  - Jeddah - 25. März 2022
xpb
Lando Norris schob sich hinter die drei Top-Teams auf Rang sieben.

Warum feiert McLaren ein Comeback?

Lando Norris auf Platz sieben: Das hört sich wieder nach Normalzustand an. Daniel Ricciardo wäre auch weiter vorne gestanden, hätte der Australier eine freie Runde auf den Soft-Reifen gehabt. Seine drittschnellste Zwischenzeit in Sektor 1 zeigt, dass McLaren einen Schritt gemacht hat. Dabei hatte McLaren gar keine Upgrade an Bord. "Jetzt ist es wichtig nicht die Nerven zu verlieren, sondern in Ruhe zu analysieren, wo wir unsere Schwächen haben", sagte Teamchef Andreas Seidl nach der Pleite von Bahrain.

Ein möglicher Grund für den Fortschritt ist, dass die Strecke dem McLaren MCL36 besser passt. Und dass die papayagelben Autos weiter so ruhig auf der Straße liegen als gäbe es kein Bouncing. Also auch keine Kompromisse bei der Bodenfreiheit.

Lando Norris umschrieb das Problem des Autos mit einem Satz: "Uns fehlt Abtrieb." Der ist in Jeddah wegen der schnelleren Strecke nicht so entscheidend wie in Bahrain. McLaren fährt beim zweiten Rennen mit den gleichen Flügeln wie beim ersten. Sie spendeten auf der Sakhir-Strecke zu wenig Anpressdruck, in Jeddah offenbar gerade genug.

McLaren schaffte auf eine Runde den Sprung ins Mittelfeld. In den Dauerläufen müssen sich Norris und Ricciardo weiter hinter ihren direkten Konkurrenten von Alpine, Alpha Tauri und Alfa Romeo anstellen. Auf dem Medium-Reifen fehlt Ricciardo eine halbe Sekunde auf Gasly, der wegen eines beschädigten Unterbodens noch nicht einmal optimal unterwegs war. Mit den weichen C4-Sohlen ist Norris im Schnitt um acht Zehntel langsamer als Guanyu Zhou im Alfa.

Kevin Magnussen - GP Saudi-Arabien 2022
xpb
Kevin Magnussen erlebte einen verkorksten Trainingstag in Jeddah.

Was war los mit Haas?

Für Kevin Magnussen war es ein Déjà-vu. Nach zwei Runden in der ersten Trainingssession parkte der Däne seinen Haas in der Garage. Wieder stoppte ihn ein Hydraulikleck, wieder im Hydrauliköl-Kühler. Die Haas-Mechaniker machten das Auto mit der Nummer 20 in der Pause zum zweiten Training wieder flott.

Nach zwölf Runden meldete sich der Fünfte des Saisonstarts am Funk, dass der Motor Leistung verliert. Wenig später parkte Magnussen am Streckenrand. Diesmal mit einem Schaden an der Motorelektronik. Die Quittung war der letzte Platz.

Mick Schumacher erledigte in 49 Runden die Arbeit für zwei und stellte den US-Ferrari mit einer Zeit von 1.31,169 Minuten auf Platz 13. "Wir haben viel gelernt und wissen, was wir von unserem Paket erwarten können. Jetzt müssen wir das nur in eine Runde zusammenbringen." Auch die Longruns waren keine Offenbarung. Auf dem Soft-Gummi rangierte Schumacher am hinteren Ende des Mittelfeldes.

Yuki Tsunoda - GP Saudi-Arabien - 2022
xpb
Die Autos hüpften in Jeddah noch schlimmer als in Bahrain - nicht nur auf den Randsteinen.

Warum ist das Bouncing schlimmer als in Bahrain?

Die Teams reisten in der Hoffnung nach Jeddah, dass die Schaukelei auf den Vollgaspassagen des Stadtkurses weniger stark ausfällt als in Bahrain. Die Strecke am Roten Meer ist im Vergleich zu Bahrain eben wie ein Billardtisch. Bodenwellen können das Bouncing auslösen.

Doch dann die böse Überraschung. Viele Fahrer klagten, dass die Schaukelei noch viel schlimmer ist als beim Saisonauftakt. Ab 280 km/h ging es los. Sogar die Ferrari-Piloten waren davon betroffen. Carlos Sainz beruhigt: "Wir haben das Problem im Griff."

Keine Besserung bei Mercedes. Chefingenieur Andrew Shovlin gab zu: "Wir haben hier noch ein paar mehr Experimente durchgeführt, um die "Bouncing"-Probleme besser zu verstehen. Einige davon haben es verschlimmert, andere haben geholfen, aber wir haben noch keine Lösung, um das Problem zu beseitigen." Nur die Red Bull, Alpha Tauri und McLaren schwebten ohne sichtbare Auf- und Ab-Bewegungen über den Asphalt. TV-Experte Jenson Button wunderte sich: "Kein Auto liegt so tief wie der Red Bull."

Möglicherweise führen die höheren Geschwindigkeiten zu dem Schaukelproblem. Der Top-Speed liegt in Jeddah gut zehn km/h über der höchsten Geschwindigkeit in Bahrain. Die Autos sind auf der Highspeed-Strecke mit einer anderen Abstimmung als in Bahrain unterwegs. Tiefer in der Fahrzeughöhe, härter im Fahrwerk. Dazu haben viele Teams ihre Heckflügel für mittleren Abtrieb gewählt. Damit müssen sie auch das Bouncing neu lernen.

Max Verstappen - GP Saudi-Arabien - 2022
xpb
Für das Rennen sind wohl nur die beiden härteren Mischungen geeignet.

Taugt der weiche Reifen nichts?

Nico Hülkenberg berichtete nach seiner ersten Runde auf den Soft-Reifen: "Diese Reifen fühlen sich nicht wie weiche Reifen an." Tatsächlich brachte der Soft-Gummi in der Rundenzeit kaum Vorteile. Charles Leclerc verbesserte sich im Vergleich zum Medium-Reifen von 1.30,216 nur auf 1.30,074 Minuten. In Bahrain betrugen die Deltas zwischen den Reifen noch bis zu 1,2 Sekunden. "Der weiche Reifen ist zu weich für die Strecke", prophezeiten die Mercedes-Ingenieure schon im Vorfeld.

Die Vorderreifen von Pirellis C4-Mischung zeigten starkes Körnen. Den Gummi zog es in großen Fladen von der Lauffläche. Das bremst. Der beste Rennreifen ist die harte Gummimischung. Sie gewinnt beim Longrun ab der zwölften Runde die Oberhand über den Medium-Gummi. Fernando Alonso war bei einem Zehnrunden-Stint im direkten Vergleich mit Teamkollege Esteban Ocon, der Medium-Reifen aufgezogen hatte, im Schnitt um 0,224 Sekunden schneller.

GP Saudi-Arabien 2022 - Longrun-Zeiten

Fahrer

0 Rundenzeit

Runden

Reifentyp

Stint

Gasly

1.35,168 min

5

soft

2

Ricciardo

1.35,508 min

4

soft

2

Zhou

1.36,435 min

12

soft

1

Tsunoda

1.36,661 min

10

soft

1

Albon

1.36,907 min

4

soft

2

Schumacher

1.37,183 min

8

soft

2

Norris

1.37,261 min

5

soft

1

Stroll

1.37,738 min

5

soft

1

Verstappen

1.35,197 min

11

medium

1

Perez

1.35,352 min

10

medium

1

Hamilton

1.35,874 min

13

medium

1

Russell

1.36,112 min

17

medium

1

Ocon

1.36,170 min

10

medium

1

Gasly

1.36,276 min

8

medium

1

Norris

1.36,432 min

11

medium

2

Ricciardo

1.36,763 min

9

medium

1

Stroll

1.37,908 min

4+11

medium

2

Alonso

1.35,946 min

11

hart

1

Albon

1.36,098 min

10

hart

1

Schumacher

1.37,350 min

5

hart

1

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten