Formel-1-Technik: Spiegel werden zu Flügeln

Neue Formel-1-Autos im Technik-Vergleich
Sind das noch Spiegel oder schon Flügel?

Veröffentlicht am 02.03.2025

Gerne erinnern wir uns noch an die Saison 2022 zurück. Es handelte sich um das erste Jahr der Groundeffect-Ära. Weil damals noch Erfahrungswerte fehlten, kamen die Ingenieure in den zehn Formel-1-Fabriken auf viele unterschiedliche Konzepte. Selbst Fans, die nicht viel mit Technik am Hut haben, hätten die zehn Autos wohl auch ohne Lackierung auseinanderhalten können.

Alleine bei der Form der Seitenkästen gab es drei verschiedene Konzepte, die sich massiv voneinander unterschieden haben. Die Ferrari-Badewanne setzte sich nicht durch, genauso wie die "Zero-Pod"-Idee von Mercedes. Am Ende erwies sich die Rampe mit starkem Unterschnitt als Idealform. Sie war zuerst bei Red Bull zu sehen. Mittlerweile haben alle Teams nachgezogen.

Mit der optischen Angleichung schoben sich auch die Performance-Werte zusammen. Die Abstände im Feld schrumpften, die Rennen wurden immer spannender. Selbst an der Spitze des Feldes gab es 2024 plötzlich jede Menge Abwechslung. Es ist keine besonders kühne Prognose, wenn man behauptet, dass dieser Trend wohl auch im letzten Jahr des Reglementzyklus anhalten wird.

Aston Martin - F1-Technik 2025 - Spiegel
ams

Formenvielfalt bei den Spiegeln

Aber nur weil sich die Autos in ihrer Grundform immer ähnlicher werden, heißt das nicht, dass es keine individuellen Features mehr gibt. Sie finden sich nun allerdings eher im Kleinen. Ein gutes Beispiel für den Ideenreichtum der Ingenieure sind die Außenspiegel. Hier gibt es noch keinen gemeinsamen Nenner, auf den sich alle geeinigt haben.

Früher galt mal die Regel, dass die Rückspiegel nicht zu aerodynamischen Zwecken missbraucht werden dürfen. Doch mit dem 2022er-Reglement bekamen die Formel-1-Designer hier deutlich mehr Freiheiten. Die Spiegelgehäuse dürfen mit zwei separaten Befestigungen am Cockpitrand und am Seitenkasten montiert werden. Bei der Form der Halterung gibt es nicht viele Einschränkungen.

Nur die Spiegelfläche selbst ist vom Technik-Reglement (Paragraf 14.2) genau definiert. Um die Übersicht für die Fahrer nach hinten zu verbessern, wurden die Gläser in der Saison 2023 von 150 auf 200 Millimeter verbreitert. In der Höhe messen sie 50 Millimeter. Die einzige Regel für das Drumherum besagt, dass die Sicht des Fahrers auf den Spiegel nicht behindern werden darf.

Ferrari - F1-Technik 2025 - Spiegel
ams

Wichtiges Aerodynamik-Hilfsmittel

Natürlich gibt es eine Legalitätsbox für die Positionierung und verschiedene Radius-Vorgaben, um ganz verrückte Auswüchse zu verhindern. Aber der Blick in die Garagen zeigt eindrucksvoll, dass die Regeln immer noch viel Kreativität in diesem Bereich erlauben. Dass die Ingenieure hier so viel Hirnschmalz investieren, zeigt auch, dass dieser Bereich für die Performance nicht ganz unwichtig ist.

Mit den horizontalen Stegen, die vom Cockpitrand zum Spiegel ragen, versuchen die Techniker normalerweise, die Luft nah an den Seitenkasten zu zwingen und den Luftstrom zu beruhigen. Die Elemente rund um das Spiegelgehäuse dienen meistens dazu, die Luft nach außen zu lenken, damit die Verwirbelungen weiter hinten am Auto keinen Schaden anrichten können.

Bei den Testfahrten in Bahrain ließ sich feststellen, dass sich hier über den Winter einiges getan hat und sich die einzelnen Lösungen zum Teil deutlich voneinander unterscheiden. Wir haben uns mit der Kamera auf den Weg von Box zu Box gemacht, um Ihnen in der Galerie einen Überblick zu liefern.