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Neue Teamchefs in der Formel 1
Techniker an die Macht

Die Jobbeschreibung für Teamchefs hat sich geändert. Früher waren es die Besitzer, heute sind es Angestellte. Man kann sie austauschen. In den letzten 15 Jahren gab es 22 Wechsel an der Spitze. Der neue Williams-Mann James Vowles steht für eine Generation von Technokraten im höchsten Amt.

F1-Teamchefs 2022 - GP Italien
Foto: xpb

Die Konstante ist der Wechsel. Seit 2008 wurde bei zehn Teams und ihren Vorgängern 22 Mal der Teamchef ausgetauscht. Kontinuität gibt es nur bei Red Bull, Alpha Tauri und Haas. Dafür geht es bei Ferrari, Alpine, McLaren und Williams zu wie im Taubenschlag. Der Posten des Rennleiters in Maranello war schon immer ein Schleudersitz. Selbst unter Enzo Ferrari wurden zwölf Teamchefs verheizt. Danach bis zur Ära Jean Todt noch einmal vier. Frédéric Vasseur ist fünfte seit 2008.

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Am längsten von allen hielt Frank Williams durch. Er kam 1969 und ging 2016. Doch seitdem haben sich schon drei Chefs in Grove die Klinke in die Hand gegeben. Auf den eisernen Frank folgte vier Jahre lang seine Tochter Claire, dann der ehemalige VW-Rennleiter Jost Capito und nun wurde Mercedes-Strategiechef James Vowles als Williams-Retter nominiert. Der 43-jährige Engländer soll den drittältesten Rennstall der Formel 1 endlich wieder ins richtige Fahrwasser bringen.

Carlos Reutemann - Frank Williams - Formel 1 - 1980
Motorsport Images
Früher waren die Firmengründer auch noch die Teamchefs - wie bei Frank Williams. Mittlerweile haben die Rennställe Angestellte an der Spitze.

Von Gründern zu Angestellten

Allein im letzten Monat meldeten vier der zehn Teams einen Personalwechsel an ihrer Spitze. Ferrari-Capo Mattia Binotto wird durch Frédéric Vasseur ersetzt. McLaren nominiert Andrea Stella als Ersatz für Andreas Seidl. Der Bayer übernimmt das höchste Amt bei Audi und wird noch einen Stellvertreter bei Sauber installieren. Letzte Woche meldeten die Williams-Besitzer mit Vowles für Capito Vollzug.

Die hohe Fluktuation ist das Zeichen einer Zeitenwende. Der Beruf des Teamchefs hat sich in den letzten 50 Jahren dramatisch verändert. In den Urzeiten der Formel 1 waren die Gründer die Chefs und meistens trugen die Teams ihre Namen: Enzo Ferrari, Colin Chapman, Tony Vandervell, Charles und John Cooper, Jack Brabham, Bruce McLaren, John Surtees, Ken Tyrrell, Frank Williams, Guy Ligier, Eddie Jordan oder Peter Sauber sind nur ein Auszug einer langen Tradition.

Dann kamen die Geschäftsleute oder Rennfahrer mit Geld im Rücken, die bestehende Teams aufkauften und sie zu ihren eigenen machten. Bernie Ecclestone übernahm Brabham, Teddy Mayer und später Ron Dennis McLaren, Alain Prost Ligier, der Inder Vijay Mallya und der Kanadier Lawrence Stroll über ein paar Zwischenstationen den alten Jordan-Rennstall.

James Vowles - Williams - F1 - 2022
Williams
Mercedes-Ingenieur James Vowles wird neuer Williams-Teamchef.

Nur noch Toto Wolff ist Teilhaber

Die Rückkehr der Hersteller in den Sport läutete das nächste Kapitel ein. Sie gründeten eigene Rennställe oder warfen denen, die gut gepokert hatten, viel Geld in den Rachen, um sich ein Team zu kaufen. Jaguar stieg bei Stewart ein, BMW bei Sauber, Honda bei BAR. Renault startete zunächst mit eigenen Mitteln, machte sein Team dicht, übernahm bei der Rückkehr Benetton, sperrte ein zweites Mal zu und kaufte sich sechs Jahre später den Rennstall zurück, den man 2010 dem Luxemburger Finanzjongleur Gérard Lopez überlassen hatte.

Mercedes ist der juristische Nachfolger von BAR, Honda und Brawn GP, Aston Martin von Force India und Racing Point. Damit war der klassische Teamchef Geschichte. Nur noch Toto Wolff erinnert mit seinem 30-prozentigen Anteil am Mercedes AMG F1-Team an die gute alte Zeit. Alle anderen sind Angestellte und damit jederzeit kündbar.

Vielen Teamchefs wird eine Art Außenminister an die Seite gestellt. Mercedes hat die Doppelspitze mit Toto Wolff und Niki Lauda zum Erfolgsmodell gemacht. Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Sportdirektor Helmut Marko spielen einen ähnlichen Doppelpass. Oder Laurent Rossi und Otmar Szafnauer bei Alpine, Zak Brown und Andrea Stella bei McLaren, Mike Krack und Martin Whitmarsh bei Aston Martin, Gene Haas und Guenther Steiner bei Haas.

Zak Brown & Andreas Seidl - F1 - 2022
xpb
Zak Brown brachte Andreas Seidl an die Spitze von McLaren. Der Bayer ist mittlerweile zu Audi abgewandert.

Hohe Erwartungen in neue Chefs

Alle Teamchefs hatten bereits eine Motorsportkarriere hinter sich, bevor sie ins höchste Amt aufgestiegen sind. Toto Wolff, Christian Horner, Otmar Szafnauer und Franz Tost sind selbst Rennen gefahren. Guenther Steiner startete als Rallye-Mechaniker. Frédéric Vasseur, Andrea Stella, Mike Krack und Andreas Seidl haben ein Ingenieurs-Studium hinter sich. James Vowles ist beides. Informatiker und Hobby-Rennfahrer.

Es fällt auf, dass immer weniger Teamchefs aus der Geschäftswelt kommen. Wolff ist der Einzige, der weiß, wie man auf der großen Bühne mit Geld umgeht. Der Trend geht zum Ingenieur, der sich langsam hochdient. Vasseur ist dabei der Selfmademan. Er hat in seinen eigenen Teams in der Formel 2 und Formel 3 gelernt. Tost, Seidl und Krack gingen bei BMW in unterschiedlichen Funktionen in die Schule. Als Logistikchef, Dateningenieur und DTM-Rennleiter.

Stella war vor McLaren bei Ferrari, Szafnauer vor Alpine bei Honda und Force India, Vowles bei BAR, Honda und Brawn GP. Also der gleichen Familie unter anderem Namen. Bei Williams wartet eine große Aufgabe auf den ehemaligen Strategiechef von Mercedes. Der Traditionsrennstall ist nach einem kurzen Zwischenhoch zu Beginn der Hybrid-Ära ins Abseits gerutscht. Seit 2018 beendete Williams die Konstrukteurs-WM vier Mal als Zehnter und ein Mal als Achter.

Vasseur, Seidl und Stella haben es an ihren neuen Bestimmungsorten nicht einfacher. Vasseur soll Ferrari endlich zum Weltmeister machen. Von Stella wird erwartet, dass er Seidls Plan umsetzt. Also Anschluss an die Spitze im Feld. Seidl muss innerhalb von drei Jahren Sauber und Audi zu einer schlagkräftigen Einheit formen. Sie bekommt nicht mehr als fünf Jahre Zeit, um Erfolge zu feiern.

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