Schnelle Strecken sind das Revier von Red Bull. Weil die letzten beiden Upgrades am RB21 langsam anschlagen, ist Max Verstappen auf bestimmten Strecken und bestimmten Bedingungen ein Siegkandidat. McLaren hätte in Imola trotzdem gewinnen müssen. Oscar Piastri hat den Sieg beim Start weggeworfen. Und McLaren hat sich mit seinen taktischen Entscheidungen das Leben selbst schwer gemacht.
Ferrari und Mercedes zeigten zwei Gesichter. Am Samstag wehten die roten Fahnen auf Halbmast, und im Lager der Silberpfeile träumte man von einem weiteren Podium. Am Sonntag war alles umgekehrt. Das, was Ferrari auf eine Runde bremst, wird im Rennen zur Trumpfkarte. Das Auto streichelt die Reifen. Bei Mercedes war es umgekehrt. Wie in Jeddah wurden die Reifen zu heiß. Diesmal hinten. Die Techniker rätseln jetzt, was diese beiden Strecken gemeinsam haben.
Williams wird für Ferrari und Mercedes immer mehr zur Bedrohung. Alexander Albon kam wieder vor jeweils einem Ferrari und einem Mercedes ins Ziel. Und das aus eigener Kraft. Carlos Sainz bezahlte für eine Risiko-Taktik. Die Toro Rosso machten wieder eine gute Figur. Nur das Timing des Safety-Cars kostete Isack Hadjar zwei Plätze. Der Franzose kam trotzdem noch als Neunter in die Punkte.

Nach starkem Qualifying fielen die Aston Martin im Rennen zurück.
Achterbahnfahrt von Aston Martin
Aston Martin hat sich mit einem Upgrade und der richtigen Reifenwahl in der Qualifikation aus dem Tabellenkeller gebeamt. Doch es ist noch nicht alles Gold, was glänzt. Im Rennen wurden die Hinterreifen zu heiß.
Alpine verspielte Punkte durch einen Fehler von Pierre Gasly. Sauber verzeichnete einen Aufwärtstrend. Nico Hülkenberg fehlten nur 3,8 Sekunden auf Platz zehn. Haas war besser, als es das Ergebnis zeigte. Oliver Bearman hatte den Speed für Punkte. Fazit: Alle rücken noch näher zusammen.

1. McLaren
McLaren bleibt das Maß aller Dinge. Auch wenn der WM-Spitzenreiter seine zweite Niederlage gegen Red Bull eingesteckt hat. Vieles erinnerte an Suzuka. Die schnellen Kurven, die generell geringe Reifenabnutzung, der gewonnene Start von Verstappen. Die hohen Temperaturen spielten komischerweise eher Red Bull als McLaren in die Karten.

2. Red Bull
Der Red Bull RB21 ist besser geworden. Das Auto präsentierte sich stabiler vom Einlenken bis zum Scheitelpunkt. Damit strapaziert es auch die Reifen weniger. Schnelle Kurven sind das Revier dieses Autos. Dazu kam die schnelle Führung. Verstappen kontrollierte das Tempo von der Spitze weg, und Red Bull war von der Rennstrategie McLaren immer einen Schritt voraus.

3. Ferrari
Die Startplätze 11 und 12 waren eine Ohrfeige. Wieder war Ferrari auf gebrauchten Reifen schneller als auf neuen. Die Ingenieure haben noch keine Antworten für dieses Rätsel. Da hilft Ferrari auch der gute Rennspeed nichts. In Imola verbesserten sich Hamilton und Leclerc noch auf die Plätze vier und sechs. Bei besseren Startplätzen hätte es mehr sein können.

4. Mercedes
Die Silberpfeile hatten das umgekehrte Problem von Ferrari. Für Mercedes wiederholte sich die Jeddah-Story. Auf eine Runde gut, auf die Distanz eher mager. Wie in Jeddah wurden im Dauerbetrieb die Reifen zu heiß. In Jeddah vorne, in Imola hinten. Das lag an der Fahrzeugabstimmung. Auf den harten Reifen waren die Temperaturen besser im Griff als auf den Medium-Sohlen.

5. Williams
Williams kommt den vier Topteams immer näher, speziell Ferrari und Mercedes. Ganz ohne Upgrade. Albon hat zum zweiten Mal in Folge die beiden Topteams geärgert und je ein Top-Auto aus eigener Kraft geschlagen. Sainz wäre vielleicht das Gleiche gelungen, hätte sich Williams nicht mit der Taktik verzockt. Die Q2-Bestzeit des Spaniers sollte allen aus dem Spitzenpulk zu denken geben.

6. Toro Rosso
Das Unterboden-Upgrade verfolgte ein Ziel. Es ging weniger darum, mehr Abtrieb draufzupacken, sondern die Stärke des VCARB02 zu manifestieren. Das Auto ist berechenbar und einfach zu fahren. Genau das brauchen die beiden jungen Fahrer im Team. Es funktioniert. Hadjar kam erneut ins Q3 und holte als Neunter zwei Punkte.

7. Aston Martin
Aston Martin machte einen kleinen Schritt mit seinem Technik-Upgrade und einen großen mit seiner Reifenwahl in der Qualifikation. Das war gut exekutiert, weil von langer Hand geplant. Man hatte in der Vorbereitung gesehen, dass der Medium-Reifen stabiler als der Soft-Gummi ist. Im Rennen warfen eine unglückliche Taktik und zu heiße Hinterreifen Alonso und Stroll aus den Punkterängen.

8. Alpine
Alpine baute mit seinem neuen Frontflügel schon den neuen Regeln in Barcelona vor. Gasly schaffte es ins Q3, verspielte seine Punktechance aber durch einen Ausritt ins Kiesbett. Die rosafarbenen Autos waren besser als das Ergebnis. Colapinto führte sich bei seinem neuen Team ein, wie er sich bei seinem alten verabschiedet hat. Mit einem heftigen Crash. Das sollte er nicht zu oft machen.

9. Sauber
Sauber hatte einen besseren Sonntag als Samstag. Hülkenberg war zwar ein Profiteur der VSC-Phase, doch er nahm das Geschenk nicht nur dankbar an, sondern kämpfte bis zum Schluss um den letzten WM-Punkt. Er rutschte ihm aus den Fingern, weil Alonso frischere Reifen hatte und Tsunoda mit dem Red Bull das schnellere Auto. Doch mit 3,8 Sekunden Abstand sieht Sauber Licht am Ende des Tunnels.

10. Haas
Haas war vom Pech verfolgt. Bearman hätte eigentlich ins Q2 aufsteigen müssen, doch die Zeitnahme gibt Signale nur verzögert weiter. So wurde Bearman zu Unrecht die Runde gestrichen, obwohl er vor dem Rotlicht die Ziellinie kreuzte. Im Rennen zeigte der Engländer einen guten Speed. Ein Fehler beim Boxenstopp stoppte die Aufholjagd in die Top Ten. Die gute Nachricht: Das Upgrade funktioniert.