Ferrari kommt McLaren näher. Aber nur in kleinen Schritten. Wären Oscar Piastri und Lando Norris im Q3 nicht vom Winde verweht worden, hätte McLaren dem Rest der Welt mindestens drei Zehntel abgenommen. Mercedes hat sich dank der Rückkehr zur alten Hinterachse wieder gefangen. Ganz im Gegensatz zu Ferrari. Da ist die neue Hinterradaufhängung der Heilsbringer.
Red Bull stürzte in Ungarn ins Bodenlose ab. Da waren Aston Martin, Sauber und selbst das B-Team Toro Rosso besser. Die Fahrer brachten die Reifen nicht in ihr Arbeitsfenster. Die Folge davon: Kein Grip. Teamchef Laurent Mekies hofft, dass es sich um einen einmaligen Ausreißer handelt. Alarmierend muss jedoch sein, dass auch die jüngsten Upgrades nicht angeschlagen haben.
Im Mittelfeld geht es weiter drunter und drüber. Aston Martin sprang innerhalb von nur einer Woche in unserem Team-Ranking vom letzten auf den fünften Platz. Beide Autos standen in der dritten Startreihe. In Spa war es die Letzte. Wenn man sich die letzten sechs Rennen anschaut, dann war Spa ein negativer Fehltritt. Laut Fernando Alonso schlagen die vielen Upgrades endlich an. Das heißt, dass mit Aston Martin in der zweiten Saisonhälfte zu rechnen sein wird.

Sauber punktet regelmäßig
Auch Sauber konserviert seine starke Form. Zum sechsten mal in Folge gab es Punkte. Im Paket mit Aston Martin nähern sich die Eidgenossen langsam Williams, die in lang gezogenen mittelschnellen Kurven immer noch ihre Schwierigkeiten haben. Toro Rosso ist eine einsame Konstante im Auf und Ab der Verfolger. Einer der beiden Fahrer holt meistens Punkte, aber selten beide zusammen.
Um Haas muss man sich langsam Sorgen machen. Das Auto ist seit dem Upgrade in Silverstone besser als seine Resultate. Aber entweder versemmeln es die Fahrer, die Ingenieure am Rennplatz oder die Strategen. In Budapest waren alle drei Parteien beteiligt. Alpine kann nur noch auf Wetterkapriolen hoffen. Bleibt es trocken, sind Gasly und Colapinto chancenlos.

1. McLaren
Der Hungaroring ist wie gemalt für McLaren. In mittelschnellen Kurven fliegen die Papaya-Renner allen davon. Sind sie auch in Budapest. Bis starker Wind im Q3 Piastri und Norris jeweils vier Zehntel gekostet hat. Im Rennen war Ferrari 40 Runden lang eine Bedrohung. Danach waren die McLaren-Fahrer wieder unter sich. Diesmal mit dem besseren Ende für Norris.

2. Ferrari
Die Pole Position von Leclerc war auch für Ferrari eine Überraschung. Gutes Timing der Q3-Runde verhalf Leclerc zur Sensation. Es kann auch anders ausgehen. Hamilton fiel im Q2 wegen 0,015 Sekunden raus. Ferrari ist besser geworden. Der neue Unterboden und die neue Hinterachse sorgen dafür, dass die Ingenieure mehr aus dem Paket herausholen können und sich die Fahrer wohler fühlen.

3. Mercedes
Manchmal ist ein Rückschritt ein Fortschritt. Kaum war die alte Hinterachse wieder im Auto, war auch die Instabilität des Hecks verschwunden. Russell verfehlte die Pole-Position um 53 Tausendstel. Und er fuhr zum sechsten Mal in diesem Jahr aufs Podium. Antonelli holte seinen ersten Europa-Punkt. Jetzt muss Mercedes das, was man hat, um die alte Hinterachse herum optimieren.

4. Red Bull
Ziehen wir den außerirdischen Max Verstappen einmal ab. Yuki Tsunoda hat sieben Punkte in dem Red Bull geholt. Stellen wir dem Japaner einen weiteren Fahrer seiner Klasse dazu, dann wäre Red Bull jetzt Letzter. Die Ingenieure entwickeln im Akkord, doch der RB21 wird nicht schneller. Auch der neue Frontflügel verfehlte sein Ziel. Diesmal kamen die Reifen nicht in ihr Arbeitsfenster.

5. Aston Martin
Wie geht das? Von der letzten Startreihe in die dritte. Und das innerhalb von sieben Tagen. In den letzten sechs Rennen ist Aston Martin fünf Mal in die Punkte gefahren. Nur in Spa ging nichts. Da hatte man sich mit dem Setup zu sehr auf Regen verlassen. In Budapest sind die grünen Autos geflogen. Und sie hielten ihre Reifen in Schuss. Das ist eine neue Qualität. War da Adrian Newey doch am Werk? Mit guten Tipps bestimmt.

6. Sauber
Sauber ist seit Barcelona ein sicherer Punktekandidat. Bortoleto wird immer besser. Hülkenberg hadert dagegen mit seiner Qualifikations-Form. Geht das Rennen mal los, ist der Rheinländer da. Das zeigen die Rundenzeiten, als Hülkenberg nach dem frühen Boxenstopp dem Feld hinterherfuhr. Doch diesmal endete die Aufholjagd nicht in den Punkten.

7. Toro Rosso
Der VCARB02 ist ein gutmütiges Auto. Und es ist leicht auf jede Strecke abzustimmen. Das Auto hat kaum Schwachstellen, und das hilft den unerfahrenen Piloten, die zum Dank dafür regelmäßig punkten. Mal Hadjar, mal Lawson. Diesmal landete ein Toro Rosso sogar vor Verstappen. Lawson hielt den Weltmeister 20 Runden lang in Schach.

8. Williams
Williams verpasst im Moment zu viele Punkte. Deshalb rücken Aston Martin und Sauber näher. Der Hungaroring zeigt nicht gerade die Schokoladenseite des FW47. In lang gezogenen, mittelschnellen Kurven reißt der Abtrieb schnell ab. Williams versuchte, ein bescheidenes Qualifikationsergebnis mit alternativen Strategien in Punkte umzuwandeln. Ohne Erfolg.

9. Haas
Der Haas VF-25 ist besser als seine Resultate. Das zeigt sich in kurzen Lichtblicken des Autos, das seit dem Upgrade von Silverstone praktisch alle Kurventypen kann. Doch im Team geht zu viel schief. Ocon wählte das falsche Setup, Bearman ruinierte sich drei Unterböden auf dem Randstein in Kurve 4. Ocons Einstopp-Strategie mit einem frühen Reifenwechsel in Runde 14 war zu ambitioniert.

10. Alpine
Gasly brachte die Alpine-Situation auf den Punkt: "Dieses Auto ist auf dem Stand von Barcelona, und es wird in dieser Konfiguration bis zum Ende der Saison bleiben. Wir dürfen keine Wunder erwarten, sondern müssen alle Chancen nutzen, die sich uns bieten." Zum Beispiel Regen. Doch der blieb in Budapest aus. So war Alpine am Ende des Feldes festzementiert.