So eng ging es in der Formel 1 schon lange nicht mehr her. Auf den letzten vier Rennstrecken standen vier verschiedene Marken auf der Pole-Position. Red Bull in Imola, Ferrari in Monte Carlo, Mercedes in Montreal und McLaren in Barcelona. Die vier Autos trennen maximal drei Zehntel. In der Quersumme liegt McLaren knapp vor Red Bull, Mercedes und Ferrari. Das perfekte Setup und der optimale Reifendruck bestimmt die Reihenfolge. Die Upgrades von Red Bull und Ferrari zeigten bei ihren Debüts noch keine Wirkung.
Mit einem Abstand von vier Zehntel auf das Spitzenquartett folgt der große Rest. Hier legt der Streckentyp oder das letzte Upgrade fest, wer vorne und wer hinten liegt. Teilweise kommt es zu großen Schwankungen. Bei Kurven mit kurzen Radien und langen Geraden gibt Aston Martin den Ton an. Bei längeren Kurven und einem kleineren Einfluss des Motors kurioserweise Alpine.
Das Gleiche gilt für Williams und Sauber. Der Williams mag mehr die Stop-and-Go-Strecken, das Schweizer Auto eher die klassischen Strecken. Haas hängt überall zwischendrin, schrammt aber immer knapp an Punkten vorbei. "Wir müssen in der Qualifikation besser werden", fordert Nico Hülkenberg. Toro Rossos Erwartungen, mit dem größten Upgrade des Jahres für eine Überraschung zu sorgen, wurden enttäuscht. Ein DRS-Problem zwang Red Bulls B-Team zum Einsatz einer alten Heckflügel-Version. Die harmonierte nicht mit den neuen Teilen.
1. McLaren
Der McLaren MCL38 ist der beste Allrounder im Feld. Norris hätte bei den letzten vier Rennen auf die Pole Position fahren können. Nur in Barcelona ist es ihm gelungen. Er hatte drei Siege auf dem Fuß. Nur in Miami hat es geklappt. Red Bull und Verstappen sind noch eine Spur abgezockter. Immerhin war der McLaren ohne Upgrade knapp schneller als der Red Bull mit.
2. Red Bull
Red Bull brachte schon das dritte große Aero-Paket nach Suzuka und Imola. Und trotzdem gelang es dem Titelverteidiger nicht, sich von seinen Verfolgern abzusetzen. McLaren hält sogar noch einen kleinen Vorsprung. Auch in der Reifenabnutzung ist Red Bull nicht mehr das Maß aller Dinge. Je älter die Reifen, umso schneller war Norris im Vergleich zu Verstappen.
3. Mercedes
Mercedes bestätigte die gute Form von Montreal mit zwei Autos in der zweiten Startreihe auf einer Rennstrecke mit völlig konträren Anforderungen. Die Silberpfeile brachten außer ein paar Leichtgewichtsteilen nichts Neues nach Spanien. Im Duell mit Ferrari setzte man sich durch. Auf die Spitze fehlten im Schnitt zwei Zehntel.
4. Ferrari
Ferraris zweites großes Upgrade hat weder enttäuscht noch überzeugt. Teamchef Vasseur hofft, dass es mit mehr Daten und Erfahrungen das liefert, was es soll. Das Rennen wurde wie in Imola und Montreal im Training verloren. Beim Reifendruck erlaubt sich Ferrari noch zu viele Fehler. Leclercs Alternativ-Strategie mit späten Stopps ging auch nicht auf.
5. Aston Martin
Gemessen an Barcelona dürfte Aston Martin nicht auf dem fünften Platz stehen. Alpine war deutlich besser. Auch Hülkenberg im Haas landete vor den grünen Autos. Die langen Kurven bestraften Aston Martin. Da ist der Abtrieb nicht stabil genug. Das geht bei Dauerbelastung auf die Reifen. Die Ingenieure sagen, dass sie die Lösung für die Probleme kennen. Die muss schnell kommen.
6. Alpine
Alpine ist allen ein Rätsel. Das Auto zählte zu Saisonbeginn zu den Schlusslichtern. Seit dem GP China gab es keine Neuentwicklung mehr. Trotzdem werden die blauen Autos immer besser. In Barcelona hatte Alpine den perfekten Heckflügel dabei. Er passte perfekt für den Abtrieb, der dort verlangt wird. Der Motor spielte auch keine tragende Rolle.
7. Toro Rosso
Für Toro Rosso gilt das gleiche wie für Aston Martin. Würde nur das Barcelona-Rennen für das Urteil zählen, dann würde Red Bulls B-Team weiter hinten rangieren. Das so groß angekündigte Upgrade stach nicht. Dafür gab es Gründe. Am neuen Heckflügel funktionierte der DRS-Mechanismus nicht. Die alte Flügelversion passte nicht zu den neuen Teilen.
8. Haas
Haas präsentierte sich besser als erwartet. Vor Barcelona hatte Teamchef Komatsu wegen der schnellen Kurven die größte Angst. Deshalb kam der Monaco-Flügel ans Auto. Am Ende waren nicht die schnellen Kurven das Problem, sondern die mittelschnellen wie die Kurven 1, 2, 4 und 10. Es hätte trotzdem fast zu WM-Punkten gereicht.
9. Sauber
Sauber tauchte endlich aus der Versenkung auf. Endlich haben es beide Fahrer ins Q2 geschafft. Das ganz ohne großes Upgrade. Nur der neue Heckflügel funktionierte endlich. Wie bei Alpine passte er für die Strecke von Barcelona perfekt. Im Rennen spielte sich Sauber mit einer zu riskanten Strategie für Bottas selbst einen Streich. Zwei Mal weiche Reifen war ein Mal zu viel.
10. Williams
Williams war komplett neben der Spur. Wie die Aston Martin eierten die blauen Autos durch die lang gezogenen Kurven. Bei eingeschlagenen Vorderrädern kommt es zu Strömungsabriss. Je stärker der Lenkeinschlag ist, umso schlimmer. Wie der Aston Martin braucht der Williams Streckentypen wie Montreal um zu glänzen.