Red Bull und McLaren liefern sich an der Spitze ein Pingpong-Spiel. In Barcelona war der McLaren das bessere Auto, in Spielberg der Red Bull. Der große Vorsprung auf die Konkurrenz erklärte sich hauptsächlich durch den Verstappen-Faktor. Er gewann alles in den schnellen Kurven. Hinter den beiden Siegkandidaten liefern sich Mercedes und Ferrari ein Duell um Platz drei. Derzeit mit leichten Vorteilen für Mercedes.
Hinter dem Spitzenquartett schlägt das Pendel mal auf die eine, mal auf die andere Seite. In Montreal war Aston Martin die fünfte Kraft, in Barcelona Alpine und in Spielberg Haas. Der US-Rennstall beglückte sich selbst mit zwölf Punkten. Das zählt in diesen Kreisen wie ein Doppelsieg.
Aston Martin machte wie in Barcelona eine traurige Figur. Die Qualifikation für das Q2 ist bereits ein Erfolg. Punkte lagen außer Reichweite. Seit dem großen Upgrade von Imola haben die grünen Autos nur ein Mal Normalform erreicht. Das Highlight von Montreal ist schnell erklärt. Die Kurven sind kurz, die Geraden lang. Dort profitierte Aston Martin vom guten DRS-Effekt des AMR24.
1. Red Bull
Nie war der Vorsprung in dieser Saison so groß. Und das auf der Strecke mit der kürzesten Rundenzeit. Verstappen hängte die Konkurrenz um 0,404 Sekunden ab. Er holte die Zeit fast ausschließlich in den schnellen Kurven. Am Sonntag war die Überlegenheit nicht ganz so krass. Doch ohne die Panne beim Boxenstopp hätte Red Bull das Rennen gewonnen. In Silverstone will das Weltmeisterteam den Vorsprung mit einem großen Upgrade noch ausbauen.
2. McLaren
Bis zum Sprint waren die McLaren Verstappen fast ebenbürtig. Die Setup-Änderung vor der Qualifikation zum Hauptrennen ließ das Pendel deutlicher Richtung Red Bull ausschlagen. Dank der aggressiveren Reifenwahl konnte McLaren im Rennen den Rückstand in Grenzen halten. Bis Verstappens Panne beim Boxenstopp Norris auf Schlagdistanz brachte.
3. Mercedes
Mercedes feierte zum dritten Mal in Folge ein Podium. Es wäre wieder der dritte Platz gewesen, hätte es an der Spitze nicht gekracht. Zu dem Zeitpunkt lag Russell 15,7 Sekunden hinter der Spitze. Macht ein Defizit von 0,24 Sekunden pro Runde. "Das ist ungefähr die Zeit, die wir noch aufholen müssen", sagt Teamchef Wolff. Dafür kommen ab jetzt jedes Rennen Upgrades.
4. Ferrari
Ferrari verliert schon im Qualifying alle Chancen. "Wir müssen beim Start weiter vorne stehen", fordert Teamchef Vasseur. Zur Zeit fehlen drei Zehntel auf die Spitze, ein halbes auf Mercedes. Das Barcelona-Upgrade zeigt nur teilweise Wirkung. In einigen der schnellen Kurven kam das Bouncing zurück. Das treibt sofort die Reifentemperaturen nach oben.
5. Haas
Der Red-Bull-Ring passt zu den Stärken des Haas VF-24. Das Auto mag langsame Kurven und ist in schnellen nicht so schlecht, wie man dachte. Problem sind langgezogene mittelschnelle Kurven. Die gibt es in Spielberg nicht. Der gute Speed auf eine Runde setzte sich im Rennen fort. Die Fahrer kontrollierten das Mittelfeld. Magnussen im Sprint, Hülkenberg im Hauptrennen.
6. Alpine
Alpine hat schon wieder einen Punkt geholt. Die A524 waren aber nicht ganz so stark wie in Barcelona. Das lag an den Kurventypen und am Abtriebs-Niveau, das auf dem Red-Bull-Ring gefahren wird. Etwas weniger als in Barcelona. In Spielberg zählte auch der Top-Speed wieder mehr, und der ist wegen des hohen Luftwiderstands und des schwachen Motors nicht die Stärke der Alpine.
7. Toro Rosso
Toro Rosso hat einen halben Rückzieher vollzogen. Vom großen Barcelona-Upgrade blieben nur der Heckflügel, die hinteren Bremsbelüftungen und die Seitenkästen übrig. Der Unterboden wurde vorerst einkassiert. Da waren die Techniker wohl eine Spur zu aggressiv. Der Mix bewährte sich. Toro Rosso ist auf dem Weg zurück zu alter Form. Ricciardos neunter Platz war der Beweis.
8. Aston Martin
Aston Martin rutscht immer weiter ab. Die Autos sind in den Kurven extrem instabil. Daraus resultieren hohe Reifentemperaturen. Für das Rennen musste man Top-Speed opfern und Abtrieb draufpacken, um die Reifen nicht zu ruinieren. Punkte lagen nie in Reichweite. Die Ingenieure behaupten, dass sie die Lösung kennen. Sie soll vor der Sommerpause kommen.
9. Williams
Williams ist aus dem Tritt. Deshalb kommen auch nur spärlich Upgrades. Die Ingenieure müssen die Probleme erst einmal verstehen. Laut Albon ist der FW46 einfacher zu fahren als sein Vorgänger, aber er ist nicht schnell. Und das auf einer Strecke, die dem Auto von der Papierform her hätte passen müssen. Bei der Hitze gingen die Reifentemperaturen durch die Decke.
10. Sauber
Sauber ist nach einem kleinen Zwischenhoch in Barcelona wieder Schlusslicht. Erneut blieben beide Piloten im Q1 hängen. WM-Punkte waren in weiter Ferne. Teamleitung und Fahrer sind sich einig: Hier helfen nur Upgrades. Der Sauber C44 hat zu wenig Abtrieb. Mit der aktuellen Version würden auch bessere Fahrer nicht viel mehr ausrichten.