Die McLaren-Trumpfkarte hat wieder gestochen. Mehr noch als zuletzt in Jeddah. Der GP Miami war zwar auch nur ein Einstopp-Rennen, doch die Reifen litten hier stärker als auf dem Hochgeschwindigkeitskurs am Roten Meer. Sowohl auf Intermediates im verregneten Sprint, als auch auf den Medium-Reifen und der harten Mischung fuhren Oscar Piastri und Lando Norris auf und davon, sobald sie mal freie Sicht hatten.
Mercedes und Red Bull konnten McLaren nur in der Qualifikation herausfordern. Eine Pole Position ging an Andrea Kimi Antonelli, die andere an Max Verstappen. Doch sobald Ausdauer gefragt ist, werden Auto und Reifen heiß, und die McLaren verschwinden am Horizont. 37 respektive 40 Sekunden Rückstand sind ein Klassenunterschied.
Ferrari zeigte nach dem Aufwärtstrend in Jeddah beim sechsten WM-Lauf seine bislang schlechteste Form. Das Miami Autodrome meinte es zwar noch nie gut mit den roten Autos, doch diesmal war sogar Williams besser. Auf eine Runde und die Distanz. Großes Problem war es, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Ferrari hält sich in unserem Team-Ranking nur vor Williams, weil wir den gesamten Saisonverlauf bewerten.
Sauber leicht verbessert
Für Toro Rosso, Haas, Alpine, Sauber und Aston Martin gab es im Hauptrennen nichts zu erben. Die Top 5 hatten die Punkteränge fest im Griff. Hadjar fuhr um 0,168 Sekunden am zehnten Platz vorbei. Der Toro-Rosso-Pilot hatte sich lange ein Gefecht mit Esteban Ocon geliefert. Der Haas-Pilot bezahlte für die lange Fahrt im Verkehr am Ende mit überhitzten Reifen.
Alpine bekam im Sprint mit Glück einen Punkt geschenkt. Vier Fahrer rutschten durch Strafen zurück. Der Punkt hätte auch an Sauber gehen können, hätte Nico Hülkenberg nicht in der Startrunde fünf Positionen verschenkt. Es war vom Speed her das bislang beste Wochenende für die Eidgenossen. Dafür ist Aston Martin einfach nur peinlich. Letzter und vorletzter Platz mit über einer Runde Rückstand.

1. McLaren
Auf eine Runde musste McLaren Mercedes und Red Bull fürchten. Da ging es um Tausendstelsekunden. Über die Distanz fahren die Papaya-Renner auf ihrem eigenen Planeten. Wo andere mit zu heißen Reifen, Bremsen oder Motor kämpfen, bleibt bei McLaren alles im grünen Bereich. Das resultiert dann in einem Vorsprung von mehr als 37 Sekunden.

2. Mercedes
Das Tief von Jeddah ist überwunden. Diesmal schützte Mercedes seine Reifen besser. Das reichte, um im Sprint auf die Pole Position zu fahren und im Hauptrennen auf das Podium. Auf eine Runde ist der Mercedes so schnell wie die McLaren. Jetzt muss nur der Schritt gelingen, das über die Distanz hinzukriegen. Da waren die Silberpfeile in Miami immerhin besser als Red Bull.

3. Red Bull
Der neue Unterboden, den nur Verstappen bekam, war ein kleiner Fortschritt, aber nicht die erhoffte Wende. Die Red-Bull-Ingenieure brauchten nur ein Training, um den RB21 passabel abzustimmen. Verstappen holte sich zum dritten Mal die Pole-Position. Anders als in Suzuka konnte er sich gegen die Angriffe der McLaren-Fahrer nicht wehren. Am Red Bull wurden Reifen und Bremsen zu heiß.

4. Ferrari
Ferrari war weit weg vom Podium. Das Podest im Sprint war das Produkt einer glücklichen Strategie. Doch schon die Startplätze 8 und 12 zeigten, dass Ferrari mit der Strecke nicht zurechtkam. Es dauerte eine halbe Runde, bis die Reifen im Temperaturfenster lagen. Im Rennen hing man viel zu weit zurück, um vom normalerweise guten Reifenmanagement zu profitieren.

5. Williams
Williams war besser als Ferrari. Auf eine Runde und über die Distanz. Albon lag im Ziel nur acht Sekunden hinter Verstappen, dafür neun Sekunden vor Ferrari. Sainz fuhr mit beschädigtem Unterboden und erwartete sich von seinem Teamkollegen DRS-Schützenhilfe gegen die zwei Ferrari. Doch dann hätte man den Platz gegen Antonelli riskiert.

6. Toro Rosso
Im Sprint lagen die Punkte auf der Straße, doch Toro Rosso griff nicht zu. Im Hauptrennen verfehlte Hadjar den letzten Punkt hauchdünn. Die Toro Rosso waren in Miami nicht so gut in Form wie sonst. Hadjar musste 57 Runden am Limit fahren und bezahlte dafür mit dem ein oder anderen Fehler. Lawson war zu oft in Kollisionen verwickelt.

7. Haas
Unter besten Umständen hätte es für Platz 10 gereicht. Es sollte nicht sein. Im ersten Stint hielt Ocon den Ferrari von Hamilton in Schach. Im zweiten blickte er Hadjar ins Auspuffrohr. Das lange Hinterherfahren stresste die Reifen. Nicht zum ersten Mal gab es eine große Diskrepanz unter den Fahrern. Das Komische dabei: Mal ist Ocon neben der Spur, mal Bearman. Diesmal war es der Engländer.

8. Alpine
Aus eigener Kraft waren Punkte nicht drin. Jeweils ein Fahrer schaffte es mit Müh und Not ins Q2. Der Motor-Faktor wog in Miami besonders schwer. Der Punkt für Gasly im Sprint war geschenkt. Der Franzose profitierte von den vielen Strafen. Im Rennen reichte es gerade so, die Sauber und Aston Martin auf Abstand zu halten. Der zehnte Platz war 16 Sekunden entfernt.

9. Sauber
Sauber zeigte seine bislang beste Leistung. In beiden Qualifikationen schaffte es jeweils ein Fahrer bequem ins Q2. Zum ersten Mal waren die Autos ordentlich ausbalanciert. Das reduzierte auch die Reifenabnutzung. Es ist ein gutes Zeichen, dass es in Miami schnelle und langsame Sektionen gibt. Die Upgrades scheinen langsam Wirkung zu zeigen.

10. Aston Martin
Was soll man da noch sagen? Aston Martin belegte mit Rundenrückstand die letzten beiden Plätze. Beide Fahrer flogen schon im Q1 raus. Die grünen Autos waren langsam und schwer zu fahren. Traktion gleich null. Im Sprint halfen die Umstände. Alonso schaffte es dank Verstappens Windschatten ins SQ3. Stroll beförderten die Strafen der Kollegen von Platz 9 auf Rang 5. Das Team hatte die vier Punkte nicht verdient.