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Taktik-Check GP Saudi-Arabien
Hatte Verstappen eine Siegchance?

GP Saudi-Arabien 2023

Red Bull feierte in Jeddah seinen zweiten Doppelsieg. Sergio Perez folgte seinem Plan: Maximale Flucht nach vorne. Das zog Max Verstappen den Zahn. Seine einzige Chance lag in einem Safety-Car, das Perez wie im Vorjahr austrickst. Im Taktik-Check blicken wir noch einmal auf die wichtigsten Strategie-Entscheidungen.

Max Verstappen - Red Bull - GP Saudi-Arabien 2023 - Jeddah
Foto: Motorsport Images

Die Strategie für den GP Saudi-Arabien ist keine Doktorarbeit. Ein Stopp ist Pflicht. Damit ging es nur noch um die Reifenfolge. Medium-hart, medium-soft oder soft-hart? 16 der 20 Fahrer sind auf Medium-Reifen gestartet und haben auf Pirellis härteste Mischung gewechselt. Selbst Max Verstappen, der mit seinem überlegenen Red Bull vom 15. Startplatz am ehesten die Risikokarte hätte spielen können.

Doch der Soft-Reifen am Start, wie ihn Charles Leclerc wählte, war aus Sicht von Red Bull eine zu große Einschränkung. Auf dem Medium hatte man mehr Spielraum, auf ein Safety-Car zu warten. Da machte es schon eher Sinn, wie Lewis Hamilton und Logan Sargeant auf den harten Sohlen ins Rennen zu gehen, und sie so lange zu tragen, bis die Restdistanz reif für Soft-Gummis sein würde. Oscar Piastri zeigte, was der harte Reifen kann. Er fuhr nach seinem frühen Boxenstopp 49 Runden auf diesem Satz.

Unsere Highlights
Max Verstappen - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
xpb
Max Verstappen kritisierte Red Bull nach dem Rennen für die technischen Gebrechen.

Verstappen-Ärger über Platz 2

Wenn Verstappen auf einen Poker verzichtet, dann zeigt das nur, dass er unbedingt gewinnen wollte. Er setzte darauf, schnell durch das Feld zu kommen und Perez einzuholen und zu überholen. Das wäre wichtig gewesen, damit der Teamkollege und sein einziger Gegner nicht zu viel Selbstvertrauen tankt. Mit diesem Red Bull wird auch Perez schnell sein.

Der Weltmeister meinte im Rückblick zwar, dass man realistischerweise mit oder ohne Safety Car höchstens mit einem zweiten Platz rechnen durfte, doch diese Erkenntnis kam ihm nur schwer über die Lippen. Weil es so wie das Rennen lief, eine Werbung für Perez war. Der Mexikaner wusste auf jede schnelle Runde von Verstappen eine Antwort. Als Verstappen in der 25. Runde auf Platz 2 auftauchte, betrug der Rückstand 5,2 Sekunden. Im Ziel waren es 5,3 Sekunden. Und man kann nicht sagen, dass Verstappen gebummelt hätte.

Die ersten drei Runden ging Verstappen super vorsichtig an. Auch danach war es nicht einfach Land zu gewinnen. "Speziell im ersten Sektor war es unheimlich schwer anderen Autos zu folgen. Wenn die Mauern so nah stehen generieren die Turbulenzen eine Art Rückenwind-Effekt. Erst als sich das Feld etwas auseinanderzog, wurde es etwas einfacher." Wenn man in einem Red Bull saß. Verstappens Topspeed lag 9,2 km/h über Ferrari, 16,6 km/h über Mercedes und 22,6 km/h über Aston Martin.

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
Red Bull
Sergio Perez gewann souverän das Rennen in Jeddah.

Perez-Plan: maximale Flucht

Eigentlich begann das Rennen perfekt für Verstappen. Perez schaute drei Runden lang in den Auspuff von Fernando Alonsos Aston Martin. Sein Plan war die maximale Flucht nach vorne. Um sich vor Undercuts abzusichern und sich nicht von anderen den Zeitpunkt des Boxenstopps diktieren zu lassen. Und um es Verstappen später so schwer wie möglich zu machen, die Lücke zu schließen.

Das Drama aus dem Vorjahr war noch allzu präsent. Da verlor Perez die Führung und den Sieg, weil er seinen Boxenstopp vor dem Safety Car abgewickelt hatte. Diesmal hatte er den Luxus warten zu können. Da konnte er es auch verschmerzen, dass die Safety-Car-Phase seinem Stallrivalen 20 Sekunden schenkte. Perez wusste: Einen Fünfsekunden-Rückstand holt auch Verstappen nicht so leicht auf. Ab einem bestimmten Tempo gehen auch am Red Bull die Reifen in die Knie. Die Taktik ging auf.

Fernando Alonso mischte sich nicht in das Red-Bull-Duell ein. Er wusste, dass er keine Chance gegen die WM-Spitzenreiter hatte, und er wusste auch, dass ihm Mercedes und Ferrari nichts anhaben können, wenn er sein perfektes Rennen fährt. Jeder sinnlose Zweikampf gegen die Red-Bull-Piloten hätte nur Zeit und Reifengummi gekostet. Der Aston Martin war klar die zweite Kraft. Alonso hatte genug Luft, seine Fünfsekunden-Strafe gegen die Mercedes wieder herauszufahren.

Carlos Sainz - Ferrari - GP Saudi-Arabien 2023 - Jeddah
Wilhelm
Ferrari war auf den harten Reifen im Nirgendwo.

Ferrari unterschätzt harten Reifen

Die Reihenfolge hinter Alonso wurde zum Teil durch das Timing des Safety-Cars bestimmt. Sainz, Leclerc, Ocon, Gasly, Hülkenberg, Zhou und Magnussen spulten ihre Boxenstopps vor der Neutralisation ab. Nicht für alle bedeutete das einen Platzverlust. Kevin Magnussen sprang von Platz 13 auf 11. Entscheidend waren freie Fahrt und schnelle Runden auf den frischen harten Reifen.

Ferrari stolperte über die eigene Angst. Es gab keinen Grund, so früh die Reifen zu wechseln. Carlos Sainz und Charles Leclerc fuhren die gleichen Rundenzeiten wie die Mercedes. Die Alpine waren weit genug weg. Sainz rechtfertigte den frühen Wechsel damit, dass man Lance Stroll mit einem Overcut schlagen wollte. Damit das funktioniert, musste er in Runde 15 an die Box.

So profitierte Mercedes von einem Safety-Car, das es so nie hätte geben dürfen. Stroll parkte nicht an einer gefährlichen Stelle. Sainz meinte zwar, das Safety-Car hätte aus Sicht von Ferrari keinen Einfluss auf das Ergebnis gehabt. Doch es kostete ihn die Position an Hamilton. Auch wenn Mercedes schneller war: Das Delta hätte Hamilton nicht gereicht, Sainz zu überholen.

Auf Pirellis Reifenmischungen Soft und Medium zahlte sich Ferraris penible Rennvorbereitung aus. Leclerc fuhr auf der heiklen C4-Mischung länger und schneller als gedacht. Sainz begann nach einer schwachen Anfangsphase, den Abstand auf George Russell zu stabilisieren. Auch hier wäre etwas Geduld besser gewesen.

Das Problem der Ferrari begann auf den vermeintlich unkritischen harten Reifen. Sainz und Leclerc fanden keinen Grip. Ferrari verlor innerhalb von 30 Runden 15 Sekunden auf Aston Martin und zehn Sekunden auf Mercedes. Das hatte nichts mit Reifenabnutzung zu tun. Die C2-Gummis kamen einfach nicht in ihr Arbeitsfenster. Das muss nicht verwundern. Wenn man das Setup so trimmt, dass die weicheren Reifenmischungen geschützt werden, heißt es automatisch, dass man die härteren Sohlen nicht genug fordert.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Saudi-Arabien 2023 - Jeddah
Wilhelm
Mercedes präsentierte sich in Saudi-Arabien als die dritte Kraft im Feld.

Darum keine Mercedes-Stallorder

Rückblickend spielte die Reifenfolge nur eine untergeordnete Rolle. Mercedes machte es vor. George Russell fuhr den zweiten Stint auf harten Reifen, Lewis Hamilton auf der mittleren Mischung. Anfangs war Hamilton schneller, zum Schluss Russell. "Das spiegelt das normale Verhalten dieser Reifen wider. Der Medium hat anfangs mehr Grip, der harte ist hinten raus robuster", hieß es vom Mercedes-Kommandostand. Deshalb machte Stallorder auch keinen Sinn.

Trotzdem war es nicht so einfach, die Reifen zu lesen. Viele Teams waren nach dem Freitagstraining verwirrt. "Im letzten Jahr gab es große Unterschiede zwischen den Mischungen hart und medium. Diesmal waren sie gering. Das ließ für den Sonntag ein Fragezeichen offen", erzählten die Mercedes-Strategen. Der Soft-Version traute Mercedes überhaupt nicht. Nach dem Rennen war man froh, die Finger davon gelassen zu haben. "Bei Leclerc hat der Soft sehr gut funktioniert, bei Bottas überhaupt nicht."

Die kleinen Punkte klaubten diesmal Alpine und Haas auf. Alpine fuhr in einer eigenen Liga zwischen den Top 4 und dem Rest. Die Strategen konnten gar nichts falsch machen. Haas atmete auf. Das US-Team hat gezeigt, dass man die starke Reifenabnutzung in den Griff bekommen kann. Auf ihrem Niveau besser als Ferrari. Die Haas waren auch schnell auf den harten Reifen.

Obwohl Alpha Tauri mit Yuki Tsunodas Boxenstopp-Timing den Nagel auf den Kopf traf und keinen Platz einbüßte, brachte Red Bulls B-Team das Geschenk nicht über die Runden. Kevin Magnussen biss sich so lange an Tsunoda fest, bis der Japaner einknickte. Wenn die vier Topteams nur drei Plätze in den Punkterängen übrig lassen, ist jeder WM-Zähler Gold wert.

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