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F1 Taktik-Check GP Österreich 2022
Ferrari macht alles richtig

GP Österreich 2022

Ferrari hatte am Red-Bull-Ring das bessere Auto. Trotzdem gab es noch genug Möglichkeiten, die Chance zu verspielen. Ferrari rehabilitierte sich jedoch für den Strategie-Fehler in Silverstone und nutzte Red Bulls Schwäche eiskalt aus.

Charles Leclerc - GP Österreich 2022
Foto: Motorsport Images

Ferrari ahnte schon am Samstag, dass Red Bull am Sonntag Probleme bekommen würde. In den letzten drei Runden des Sprints drehte Charles Leclerc schnellere Runden als Max Verstappen. Es waren ersten Anzeichen dafür, dass die Red Bull ihre Hinterreifen schneller verschleißen als der Gegner. Dass es im Hauptrennen ähnlich dramatisch werden würde wie in Melbourne, überraschte Freund und Feind. Es lag wohl an der grünen Strecke und den um zehn Grad tieferen Temperaturen.

Unsere Highlights

Verstappen stand schon nach 13 Runden an der Box. Eine Runde davor war er von Leclerc überholt worden. Ganz ohne Gegenwehr. Der Ferrari war einfach viel schneller. Und blieb noch weitere 13 Runden auf der Strecke. Red Bull verabschiedete sich mit dem ersten Reifenwechsel von einem Einstopp-Rennen. Ferrari hätte es immer noch durchziehen können, doch der Kommandostand entschied das gleiche zu tun wie Red Bull. Nur mit einem Versatz von 13 Runden.

Ferrari mit zwei Jokern in der Hand

Ferrari wählte die Nullrisiko-Taktik. Wer zwei Joker in der Hand hält, das schnellere Auto und den geringeren Reifenverschleiß, der macht am besten das gleiche wie der Gegner. So sichert man sich gegen Safety-Cars oder schlechte Boxenstopps ab. Immer mit dem Reifendelta von 13 Runden in der Hinterhand.

Ferrari konnte es zulassen, dass Verstappen bei Leclercs Boxenstopps immer wieder die Führung zurückbekam. Es dauerte im zweiten Stint sieben Runden bis der WM-Zweite den Red Bull eingeholt hatte und im dritten nur noch vier Runden.

Kritisch wurde es noch einmal, als Carlos Sainz mit seinem Motorplatzer eine VSC-Phase auslöste. Diesmal nutzte Ferrari das Geschenk des halb geschenkten Boxenstopps. Nach hinten bestand keine Gefahr. Lewis Hamilton lag 45,5 Sekunden zurück.

Chefstratege Inaki Rueda war sich sicher, dass Verstappen das Gleiche tun würde. Der Niederländer war auf Reifen unterwegs, die zu dem Zeitpunkt bereits 22 Runden alt waren. Er verlor zu dem Zeitpunkt im Schnitt eine Sekunde pro Runde auf Leclerc.

Charles Leclerc - GP Österreich 2022
Motorsport Images
Ferrari konnte in Spielberg entspannt auf die Schachzüge von Red Bull reagieren.

Was wäre wenn?

Wäre Verstappen auf der Strecke geblieben, hätte er zwar wieder die Führung übernommen, doch das Polster für die letzten zwölf Runden hätte nur acht Sekunden betragen. Zuvor kam der Red Bull-Pilot nicht mehr unter 1.09,5 Minuten. Das wäre bis zum Rennende noch deutlich langsamer geworden. Leclerc fuhr auf frischen Medium-Reifen trotz seines Gaspedalproblems konstant 1.08er Zeiten. Er hätte seinen Gegner innerhalb von sechs Runden wieder eingeholt.

An dem Punkt aber hätte Ferrari das Rennen noch verlieren können. Hätte man die Führungsposition abgesichert, hätte Verstappen mit frischen Medium-Gummis einen Rückstand von 19 Sekunden aufholen müssen. Dann wäre Leclerc auf alten harten Reifen das klemmende Gaspedal möglicherweise um die Ohren geflogen. Das Szenario, wie Ferrari mit zwei Autos im Rennen entschieden hätte, muss man nicht durchspielen, denn Carlos Sainz hat die VSC-Phase erst ausgelöst.

Der Spanier hätte ohne sein Motorpech aber Leclerc in Schwierigkeiten bringen können. Er war drauf und dran Verstappen zu überholen und hätte dann womöglich von der Gaspedal-Misere seines Teamkollegen profitiert. In dem Fall wäre Ferrari gezwungen gewesen seine Piloten zum Platzhalten aufzufordern. Alles andere hätte den Teamfrieden noch mehr gefährdet.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Österreich - Spielberg - Qualifikation - Freitag - 8.7.2022
Motorsport Images
Mercedes brachte sich mit den Unfällen im Qualifying in eine schlechte Ausgangsposition.

Mercedes zu weit weg

Mercedes konnte in das Duell an der Spitze nicht eingreifen. Lewis Hamilton und George Russell bezahlten am Sonntag immer noch für ihre Unfälle am Freitag. Von den Startplätzen vier und acht dauerte es zu lange bis sie sich freigeschwommen hatten, zumal sich Russell in der Startrunde auch noch mit Sergio Perez anlegte und mit einem Frontflügelschaden bezahlte.

Auf dem Papier kostete die verlorene Endplatte nur zwei Zehntel pro Runde, in Wirklichkeit waren es aber sechs oder sieben Zehntel. Russell konnte sich nicht einmal von der Gruppe mit Esteban Ocon, Kevin Magnussen, Mick Schumacher, Lewis Hamilton und Lando Norris lösen. Da entschied Mercedes beim Boxenstopp auch den beschädigten Flügel zu tauschen. Er hätte über das ganze Rennen zu viel Zeit gekostet. Als auch noch die Fünfsekunden-Strafe dazukam landete der Engländer nach seinem Boxenstopp am Ende des Feldes.

Trotzdem war der Boxenstopp in Runde 11 richtig. Bis dahin hatten die Strategen einen besseren Überblick, in welche Richtung sich dieses Rennen entwickeln würde. Der hohe Reifenverschleiß bei Verstappen ließ sie in der Annahme, dass es ein Zweistopp-Rennen werden würde. Das würde Russell später gute Chancen geben nach vorne zu kommen. Tatsächlich wurde der Mercedes-Youngster noch Vierter. Russell überholte acht Konkurrenten und fuhr vor dem zweiten Boxenstopp in der 40. Runde so viel Zeit heraus, dass er nur noch von Rang neun auf Platz elf abstürzte.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Österreich 2022 - Spielberg - Rennen
xpb
Die VSC-Phase nach dem Ferrari-Feuer brachte vielen Piloten die Chance zum zeitsparenden Boxenstopp.

Hamilton zu lange im Verkehr

Lewis Hamilton steckte 16 Runden lang im Verkehr fest. Nicht ganz unverschuldet. Ein Fehler in der ersten Kurve kostete ihn einen Platz gegen Mick Schumacher, den er erst zehn Runden später wieder zurückbekam. Im DRS-Zug war das Vorwärtskommen ein Problem.

Als Hamilton endlich freie Fahrt hatte, betrug sein Rückstand auf die Spitze 20,1 Sekunden. Kurz vor der VSC-Phase waren es 45,5 Sekunden. Die Mercedes-Ingenieure gaben zu: "Wir wären auch bei einem besseren Startplatz und einem perfekten Rennen nur Dritter geworden."

Um Verstappen mit seinen Reifenproblemen einzufangen, hätte es viel Glück oder ein Safety-Car zur rechten Zeit gebraucht. Hamilton kam wie die Ferrari-Piloten immer spät an die Box. In Runde 28 zum ersten Mal, in Runde 51 zum zweiten Reifenwechsel. Mercedes profitierte wie immer von der geringen Reifenabnutzung. In den letzten beiden Runden der einzelnen Stints war Hamilton im Vergleich jeweils der schnellste Mann auf der Strecke. Doch das war zu wenig für eine Siegchance wie in Silverstone.

Fernando Alonso - GP Österreich 2022
xpb
Fernando Alonso musste einen Extra-Stopp einlegen, der ihn einige Plätze kostete.

Alonsos Unglück im Glück

Dahinter teilte sich das Feld diesmal in zwei Gruppen. Russell, Albon, Norris, Gasly, Latifi, Verstappen, Ricciardo, Magnussen, Ocon und Schumacher nutzten das erste Fenster in den Runden 11 bis 16 zum Wechsel von Medium-Reifen auf die harte Mischung. Leclerc, Sainz, Hamilton und Stroll warteten bis zu den Runden 26 bis 29 mit dem ersten Boxenstopp. Sie hätten theoretisch ein Einstopp-Rennen durchziehen können, hatten aber den Luxus ihren zweiten Reifenwechsel so zu legen, dass man möglichst wenige Positionen abgibt.

Alonso, Vettel, Zhou und Tsunoda waren mit harten Reifen aus den Tiefen der Startaufstellung in das Rennen gegangen. Es sollte sich nur für Alonso auszahlen. Der Spanier erkämpfte sich in der letzten Runde mit den weicheren und frischeren Reifen den zehnten Platz gegen Valtteri Bottas. Alonso hatte Unglück im Glück. Für ihn kam die durch Sainz provozierte VSC-Phase wie gerufen. Er nutzte sie zum finalen Stopp auf Medium-Reifen.

Eine Runde später stand der Alpine-Pilot erneut an der Box. Er spürte ungewöhnliche Reifenvibrationen. Statt sich auf Platz 10 wieder im Feld einzuordnen fiel Alonso auf Rang 14 zurück. In zwölf Runden flog er noch an vier Kontrahenten vorbei. Alonso ist der Meinung, dass ihm das auch mit Ricciardo, Norris und Magnussen gelungen wäre. "Ohne den Extra-Stopp hätte wir um die sechste oder siebte Position gekämpft."

Rettet Norris-Strafe Schumacher?

Auch Lando Norris war der Meinung, dass er weiter vorne hätte landen müssen. Er war einer von vier Fahrern, die wegen zu häufiger Überschreitung der Streckenlimits eine Fünfsekunden-Strafe kassierte. Er musste sie vor dem zweiten Boxenstopp absitzen. Da lag der McLaren-Pilot aber bereits 3,9 Sekunden hinter Mick Schumacher und 6,9 Sekunden hinter Esteban Ocon. Haas kam einem Undercut mit Schumacher zuvor, und Alpine hatte mit Ocon genug Luft, den Norris-Stopp eine Runde später abzuwehren. Da spielte dann auch die Strafe keine Rolle mehr.

Norris hätte seine beiden Gegner so oder so auf der Strecke überholen müssen. Das ist ihm auch später nicht gelungen. Im Ziel fehlten 2,9 Sekunden auf Schumacher. Die fünf Sekunden einfach abzuziehen ist eine Milchmädchenrechnung. Der McLaren und der Haas waren auf den Geraden praktisch gleich schnell.

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