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Taktik-Check GP Miami 2023
Speed schlägt Strategie

GP Miami 2023

Beim GP Miami standen zwei Strategien im Wettbewerb. Medium-Hart gegen Hart-Medium. Sieben Teams splitteten die Taktik ihrer Fahrer. Fünf Mal gewann der Medium als Startreifen, doch der Sieger ging auf harten Reifen ins Rennen.

Max Verstappen - Formel 1 - GP Miami 2023
Foto: Motorsport Images

Das hat man ganz selten. Alle 20 Fahrer kamen ins Ziel und jeder von ihnen schaffte es mit einem Boxenstopp über die Distanz. Nur bei der Reifenfolge waren sich die Teams nicht einig. Elf Fahrer wurden auf Medium-Reifen ins Rennen geschickt, sieben auf harten Sohlen. McLarens Taktik, mit Soft-Reifen anzufangen, war eine Verzweiflungsstrategie. Man hoffte auf ein frühes Safety-Car. Doch Bernd Mayländers Aston Martin Vantage blieb in der FIA-Garage.

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Wer auf Pirellis C2-Sohlen ins Rennen ging, hatte sich schlechter qualifiziert als gedacht: So wie Max Verstappen (9), Lewis Hamilton (13), Lance Stroll (18), Esteban Ocon (8), Nico Hülkenberg (12), Yuki Tsunoda (17), und Guanyu Zhou (14). Da muss man sich fragen, warum nicht auch Ferrari zwei Chancen gespielt hat. Charles Leclerc startete als Siebter ebenfalls weiter hinten als üblich. Doch bei Ferrari ging an diesem Tag mehr schief als nur der Verzicht auf einen Taktik-Split.

Medium-Reifen als Unbekannte

Die Frage, welche der beiden Taktik-Alternativen die bessere war, wurde nicht schlüssig beantwortet. Nach Meinung der Mercedes-Strategen fiel sie unentschieden aus. Fünf Mal gewann im teaminternen Duell die Variante Medium-Hart. Doch der Sieger gewann sein Rennen mit der antizyklischen Strategie. Obwohl er acht Positionen weiter hinten startete als sein Teamkollege.

Für Max Verstappen war wichtig, die Reifen bis zur 45. Runde zu bringen. Damit war sichergestellt, dass er mit dem Medium-Reifen bis zum Ende attackieren kann. Über das Leben der Reifen wussten die Teams nur ungenau Bescheid. Es gab keine Erfahrungen mit dem neuen Asphalt. Die Medium-Longruns am Freitag wurden durch eine rote Flagge wegen eines Unfalls von Leclerc unterbrochen. Keiner fuhr länger als fünf Runden am Stück.

Allgemein galt, dass der harte Reifen die sicherste Wahl sein würde. Dem Medium-Gummi trauten viele nicht über den Weg. "Deshalb habe ich am Anfang vielleicht zu viel gemanagt", meinte Perez im Rückblick. Fernando Alonso kryptischer Funkspruch in der 12. Runde lässt vermuten, dass auch er den Medium-Gummis nicht viel zutraute: "Ich glaube, das wird Plan A minus zwölf." Tatsächlich erholten sich die Medium-Reifen im zweiten Teil des Stints wieder. Da irrte selbst der Meister.

Sergio Perez  - Formel 1 - GP Miami 2023
Motorsport Images
Perez konnte im ersten Stint mit Medium-Reifen keinen großen Vorsprung herausfahren.

Flucht nach vorne funktionierte nicht

Für den Quali-Schnellsten Perez konnte es nur einen Plan geben: Maximale Flucht nach vorne. Irgendwann würde Verstappen an zweiter Stelle auftauchen. Dann wollte Perez wie in Jeddah und Baku von diesem Polster zehren. Je größer der Vorsprung, desto besser hätte er auf die Angriffe des Teamkollegen antworten können. Dass Verstappen auf dieser Strecke der schnellere Fahrer war, wusste Perez. Doch auch der musste auf seine Reifen aufpassen.

Der Weltmeister brauchte nur 15 Runden, bis er an Alonso vorbei den zweiten Platz einnahm. Der Rückstand auf Perez war mit 3,7 Sekunden geringer, als es sich der Mexikaner erhofft hatte. In Runde 20 bog der Spitzenreiter an die Boxen ab, um ich seine harten Reifen abzuholen, die nun 37 Runden halten mussten. Perez meinte hinterher selbstkritisch: "Vielleicht habe ich die Reifen in der Anfangsphase ein bisschen überfordert und hinten raus dafür bezahlt."

In den ersten zehn Runden schrumpfte sein Rückstand noch von 18,5 auf 14,8 Sekunden. Verstappen nahm in der Phase den Fuß vom Gas: "Ich war mir nicht sicher, ob ich bis zur Zielrunde komme. Da ich zu der Zeit freie Bahn hatte, habe ich meine Reifen gestreichelt, bis klar war, dass die Reifen halten. Dann habe ich den Abstand auf Checo wieder vergrößert."

Als der Rückstand in Runde 44 wieder auf 18,3 Sekunden gestiegen war, wusste Perez, dass das Spiel verloren ist. Im direkten Duell auf der Strecke hatte er keine Chance. "Ich hatte die frischeren und weicheren Reifen", konstatierte der alte und neue WM-Spitzenreiter.

Carlos Sainz - Formel 1 - GP Miami 2023
Wilhelm
Der Undercut-Versuch von Carlos Sainz hatte nie eine Chance.

Nur Tsunoda profitierte von Hart-Medium

Sonst profitierte nur noch Yuki Tsunoda von einem Start auf den harten Reifen. Der Japaner spulte erneut ein brillantes Rennen ab, hielt bis zur 36. Runde durch und gewann schon im ersten Stint zwei Positionen auf der Strecke. Nach seinem Boxenstopp reihte er sich als Vierzehnter wieder in den Verkehr ein, überholte noch Alexander Albon und Valtteri Bottas und verfehlte den letzten WM-Punkt nur um 1,3 Sekunden.

Die anderen Teamvergleiche gingen mehr oder weniger klar an die Medium-Starter. Fernando Alonso kam 38 Sekunden vor Lance Stroll ins Ziel, George Russell 14 Sekunden vor Lewis Hamilton, Carlos Sainz inklusive fünf Sekunden Strafe zehn Sekunden vor Charles Leclerc, Pierre Gasly zweieinhalb Sekunden vor Esteban Ocon, Kevin Magnussen zwölf Sekunden vor Nico Hülkenberg und Valtteri Bottas sieben Sekunden vor Guanyu Zhou.

DRS-Zug hält das Mittelfeld auf

Das Problem für die Fahrer, die mit den harten Reifen vom längeren Atem profitieren wollten, war, dass sie mit Ausnahme von Verstappen nie freie Fahrt hatten. Auch nicht als die Medium-Fraktion an die Boxen abgebogen war. Es sind einfach zu viele Fahrer auf Pirellis C2-Gummi ins Rennen gegangen. Sie hingen in ihrem eigenen DRS-Zug fest, mit Hülkenberg als Lokomotive.

Am Haas bauten die Reifen wieder etwas stärker ab als bei den Verfolgern. Und Hülkenberg konnte selbst kein Land gewinnen, weil er hinter dem Alfa Romeo von Bottas eingeklemmt war. Trotz DRS. Der Haas erwies sich im Verkehr erneut als besonders heikel. Was auch Kevin Magnussen bestätigen konnte.

Nico Hülkenberg - Formel 1 - GP Miami 2023
xpb
Im Mittelfeld hielten sich die auf harten Reifen gestarteten Piloten gegenseitig auf.

Ferrari hatte die gleichen Probleme, nur schlimmer. Die roten Autos richteten mal wieder ihre Reifen hin. Carlos Sainz büßte für drei schnelle Runden nach seinem Boxenstopp. Doch der Spanier musste Gas geben, weil sonst der Undercut gegen Alonso nicht funktioniert hätte. "Wenn dir nach einer schnellen Runde die Reifen nachlassen, ist es egal, welche Taktik du fährst. Du bist immer der Verlierer", bedauerte Sainz.

Mercedes-Coup kam nicht zur Geltung

Die Ferrari-Piloten hatten gegen die in der Qualifying schlechter platzierten Mercedes keine Chance. Auch dort hatte man keine Erklärung dafür, warum es umgekehrt zu Ferrari am Sonntag so viel besser lief als am Samstag. Chefingenieur Andrew Shovlin gab zu: "Wir werden versuchen zu verstehen, warum unsere Performance auf einer Runde eine solche Herausforderung war."

Mit den Plätzen vier und sechs war Mercedes am Ende gut bedient. Der WM-Dritte fuhr mit mehr Punkten nach Hause als Ferrari und Aston Martin. Ein erhoffter Taktik-Coup kam nicht zur Geltung. Mercedes hatte sich als einiges Team je zwei Sätze harter Reifen für das Rennen reserviert und gehofft, dass die Reifen stärker verschleißen und aus dem GP Miami ein Zweistopp-Rennen wird. Bedauern am Kommandostand: "Jeder hat am Anfang seine Reifen so gut gemanagt, dass ein Stopp ausgereicht hat."

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