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Taktik-Check GP England 2023
Stolperstein für Verstappen

GP Großbritannien 2023

Lando Norris wollte für das Finale des Silverstone-Rennens weiche Reifen und bekam harte. Max Verstappen wäre in den letzten 15 Runden fast über die weichen Reifen gestolpert. Im Taktik-Check analysieren wir die verschiedenen Strategie-Optionen.

Max Verstappen - GP England 2023
Foto: Wilhelm

Red-Bull-Sportchef Helmut Marko war erleichtert, dass der GP England nach 52 Runden zu Ende ging. "Fünf Runden mehr, und Norris hätte uns wieder eingeholt." Ob es so weit gekommen wäre, ist schwer abschätzbar. Max Verstappen konnte jedenfalls in den letzten fünf Runden seinen Vorsprung auf Lando Norris nicht mehr ausbauen. Die Hinterreifen an seinem Red Bull wurden zu heiß. "Nach drei Runden wurde es schwer, die Temperaturen zu kontrollieren. Das Auto war nicht mehr schön zu fahren."

Unsere Highlights

Verstappen und Norris gingen mit ungleichen Waffen in die letzten 15 Runden nach dem Safety-Car-Restart. Max Verstappen bekam einen gebrauchten Satz weiche Reifen, Norris eine frische Garnitur harte Pirellis. Obwohl der McLaren-Pilot am Funk um weiche Reifen gebettelt hatte. "Wir hatten die harten Reifen schon parat liegen und wollten nicht kurzfristig den Plan umschmeißen", erklärte Teamchef Andrea Stella.

McLaren setzte darauf, dass der MCL60 seine Reifen schnell aufwärmt. Stella: "Spätestens in Copse sind sie da. Lando musste im Duell mit Lewis nur die ersten Kurven überstehen." Red Bull hatte die Soft-Reifen nicht unbedingt auf der Rechnung. Wie fast alle im Feld hatte man sich je einen frischen Satz Medium und Hart für das Rennen reserviert. Doch dann startete George Russell gegen den Trend mit den Soft-Reifen in den Grand Prix und hielt auch noch 28 Runden durch. Das änderte bei vielen die Taktik.

George Russell - Mercedes - GP England 2023 - Formel 1 - Silverstone - Qualifikation
Wilhelm
George Russell startete auf Softs und hielt überraschend lange durch.

Mercedes ging ins Risiko

Mercedes war wegen der Startplätze sechs und sieben zu Risiko gezwungen. George Russell sollte mit Soft-Reifen starten und den zweiten Teil des Rennens mit Medium-Gummis überleben. Lewis Hamilton spielte mit Medium-Reifen am Start und Soft am Ende die konservativere Karte. "Wir wollten uns mit Lewis gegen ein Safety-Car in der zweiten Rennhälfte absichern", erklärten die Strategen.

Der Plan ging auf, als Kevin Magnussen seinen Haas mit einem Motorschaden am Streckenrand parkte. Das Timing schenkte Hamilton vier Positionen. Russell verlor einen Platz. Der Engländer überraschte auf seinen Soft-Reifen Freund und Feind. "Unser Ziel für den Boxenstopp war Runde 20. Doch da waren die Reifen immer noch gut. Erst acht Runden später haben wir George reingeholt, weil es erste Anzeichen von Gripverlust gab."

Die lange Fahrt auf Pirellis weichster Mischung änderte für viele im Feld den Plan. Während der Safety-Car-Phase griffen fast 50 Prozent der Medium-Starter zum C3-Gummi. Eigentlich lagen wie bei McLaren harte Reifen bereit. Mercedes hatte schon am Freitag bei den Longruns festgestellt, dass der Soft-Reifen robuster sein würde als viele dachten. "Tatsächlich waren sich alle drei Mischungen sehr ähnlich", stellten die Mercedes-Ingenieure fest.

Charles Leclerc - GP England 2023
Ferrari
Die beiden Ferrari waren schon vor der Safety-Car-Phase an der Box.

Frühe Boxenstopps bremsen Ferrari aus

Nur für Ferrari schien diese Regel mal wieder nicht zu gelten, obwohl Teamchef Frédéric Vasseur von spürbaren Fortschritten bei der Reifenabnutzung sprach. Von den Fahrern in den Top Ten bogen die Scuderia-Fahrer als erste in die Boxengasse ab. Charles Leclerc schon in Runde 18, Carlos Sainz acht Umläufe später. Beide waren mit Medium-Reifen gestartet, konnten aber weder das Tempo der McLaren noch der Mercedes mitgehen.

Nach 17 Runden hatte Leclerc 4,5 Sekunden auf Oscar Piastri im zweiten McLaren verloren. Warum er so früh an die Boxen geholt wurde, konnte Leclerc nicht sagen. Reifenabnutzung war es nicht, höchstens die Angst davor. Und die war unberechtigt. Leclerc war gerade schneller gefahren als in den fünf Runden davor.

Die Ferrari-Strategen könnte höchstens die Sorge geritten haben, dass Mercedes mit Russell einen Undercut versucht, zumal der Engländer mit den Soft-Reifen unterwegs war, die nach Einschätzung von Ferrari ein kurzes Leben haben würden. Doch dazu war Russell viel zu schnell. Der Mercedes-Pilot suchte seit der ersten Runde einen Weg vorbei an dem Auto mit der Startnummer 16. Leclercs Boxenstopp war auch nicht besonders gut getimt. Es war klar, dass er hinter die schwer überholbaren Alexander Albon und Lance Stroll fallen und damit viel Zeit verlieren würde.

Charles Leclerc - Ferrari - GP England 2023 - Silverstone
xpb
Auch mit mehr Safety-Car-Glück hätte Ferrari die Mercedes wohl nicht geschlagen.

Ferraris Probleme mit dem Wind

Leclerc hatte allen Grund, das Safety-Car zu verfluchen. Sein Plan war, Tempo zu machen, sobald die Straßensperren vor ihm weg sein würden. Doch die verschwanden erst als das Safety-Car kam. Und so landete der Ferrari-Pilot auch nach seinem zweiten Stopp zurück auf Medium-Reifen hinter Albon. "Und Alex hatte immer DRS-Schutz durch ein anderes Auto vor ihm."

Carlos Sainz kam sechs Runden vor der Neutralisation an die Box. Er fiel hinter Albon, Stroll und seinen Teamkollegen, fand aber auf den harten Reifen ein gutes Gefühl zu seinem Auto. "Ich war auf dem Weg zu Platz sechs, als uns das Safety-Car dazwischen kam. Es war eine 50/50 Entscheidung, noch einmal reinzukommen, um mir gebrauchte Softs abzuholen, doch das Team hat sich dagegen entschieden. Ich hätte die gleichen Leute vor mir gehabt, diesmal aber alle auf Soft-Reifen."

Den geerbten siebten Platz konnte Sainz auf seinen harten Sohlen nicht verteidigen. "Perez hatte frische Soft-Reifen drauf. Gegen den hatte ich keine Chance. Im Zweikampf kam ich auf die dreckige Linie. So sind gleich noch zwei andere vorbei." Das Grundproblem sah Sainz nicht in der Taktik. "Wir waren einfach zu langsam. Speziell bei Wind haben wir in schnellen Kurven ein Problem." Auch Leclerc kritisierte, dass die Ferrari vom Winde verweht wurden.

Oscar Piastri - GP England 2023
McLaren
Oscar Piastri muss noch auf das erste Podium seiner F1-Karriere warten. Das Safety-Car kam dem Australier in die Quere.

Das Pech von Piastri

Oscar Piastri und Pierre Gasly waren ebenfalls Opfer des Safety-Cars. Piastri wurde in Runde 29 mit neuen Reifen versorgt, Gasly in Runde 31. McLaren zog bei Piastri aus zwei Gründen die Reißleine. Russell lag nur 5,5 Sekunden zurück und hatte gerade seine Soft-Reifen gegen einen Satz Medium getauscht. Außerdem begannen bei Piastri die Reifen einzubrechen. Die drei Runden davor verlor er acht Zehntel auf Teamkollege Norris.

Mit dem Safety-Car platzte der Traum des Rookies vom Podium. Hamilton hatte sich vor die Nase des zweiten McLaren gesetzt. "Oscar hätte den dritten Platz verdient. Er fuhr ein großartiges Rennen", urteilte Norris.

Mit Gasly versuchte Alpine einen Undercut gegen Alonso. Doch die Franzosen entschlossen sich viel zu spät für den Schritt. Bis Runde 25 lag Gasly im DRS-Bereich des Aston Martin. Dann zog Alonso plötzlich das Tempo an. Als Gasly den Befehl zum Boxenstopp bekam, betrug der Abstand bereits 2,7 Sekunden. Das Safety-Car warf Gasly aus den Punkterängen direkt in ein Duell mit Lance Stroll, das neun Runden später mit einer Kollision und dem Ausfall des Alpine-Piloten endete.

Alonso hatte noch Reserven und den Plan, das Reifen-Delta zu seinen Verfolgern so groß wie möglich werden zu lassen. Das Safety-Car machte dem Spanier dann ein Geschenk. Auch Aston Martin zählte zu den Teams, die auf Soft statt Hart im letzten Stint umstiegen.

Am Schluss musste Alonso viel in den Rückspiegel schauen. Sergio Perez war nicht zu halten. Der Mexikaner hatte wegen seines verpatzten Trainings drei frische Soft-Garnituren in der Hinterhand. Und er saß im schnellsten Auto. Alonso ließ ihn ohne große Gegenwehr ziehen und konzentrierte sich auf das Trio Albon, Leclerc und Sainz in seinem Rücken.

Zum Glück für Alonso musste Albon Augen nach vorne und hinten haben. Er konnte den Angriff auf den Aston Martin nicht ohne das Risiko wagen, von Leclerc einkassiert zu werden. "Das Rennen hätte keine Runde länger dauern dürfen", atmete Albon auf. Für die McLaren-Piloten vielleicht schon.

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