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Taktik-Check GP Bahrain 2023
Reifenwahl zeigt Red-Bull-Stärke

GP Bahrain 2023

Ein Blick auf die Reifensequenz erzählt die ganze Geschichte des GP Bahrain. Nur Red Bull konnte sich als einziges Team soft-soft-hart mit zwei gebrauchten Reifensätzen leisten. Das zeigt ihre haushohe Überlegenheit. Im Taktik-Check blicken wir noch einmal auf die unterschiedlichen Strategien.

Sergio Perez - GP Bahrain 2023
Foto: Red Bull

Es war vor dem Rennen der einzige Hoffnungsschimmer: Red Bull hatte sich für das erste Rennen in Bahrain nur einen frischen Satz der harten Reifen reserviert. Dazu noch eine Garnitur des unbrauchbaren Medium-Gummis und je vier Sätze Soft-Reifen. Die Gegner sahen darin ein Zeichen der Schwäche. Tatsächlich war es ein Testament der Stärke.

Nach 57 Runden war allen klar: Red Bull hätte auch drei gebrauchte Satz Medium fahren können und hätte das Rennen immer noch haushoch gewonnen. Der RB19 war das einzige Auto im Feld, auf dem Pirellis weichste Mischung in den ersten zwei Stints mit einem überragenden Tempo ausreichend lang gefahren werden konnte, um später nur ein Mal auf den harten Reifen zugreifen zu müssen.

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Mercedes hatte das gar nicht auf dem Schirm. "Für uns war die Sequenz soft-hart-hart von vornherein klar", hieß es aus dem Taktikraum. "Für uns unmöglich", musste Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur zugeben. Charles Leclerc verzichtete für einen neuen Satz Soft sogar auf eine mögliche Pole Position, weil man Angst hatte, auf gebrauchten Sohlen zu stark einzubrechen.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
Charles Leclerc hatte sich für den Start einen frischen Satz Soft-Reifen aufgespart.

Soft-hart-hart ein Naturgesetz

Vom Medium-Reifen ließen alle die Finger. Fast alle. McLaren streute ihn nach einem der sechs Boxenstopps von Lando Norris aus Verzweiflung ein. Die Mercedes-Strategen erklären, warum der Medium-Gummi so unbeliebt war: "Der harte Reifen war der C1. Das ist die neue Mischung, die Pirelli entwickelt hat. Sie ist vom Grip viel näher am C2 dran als der alte C1, nicht langsamer aber langlebiger. Damit war der harte Reifen klar besser als der Medium-Gummi."

Der Rennverlauf brachte allen die große Ernüchterung. Red Bull fuhr auf angefahrenen Softs im ersten Stint länger und schneller als Ferrari, Mercedes und Aston Martin. Nach elf Runden betrug der Vorsprung auf Ferrari 11,8, auf Mercedes 20,0 und auf Aston Martin 22,3 Sekunden.

Auch im zweiten Abschnitt konnte sich Red Bull mehr Zeit lassen. Der zweite Satz Soft hielt bei Max Verstappen 22 Runden durch, bei Sergio Perez 17 Runden. Kurz vor der Serie der zweiten Reifenwechsel war der Vorsprung zu Ferrari auf 18,7, auf Mercedes auf 34,8 und auf Aston Martin auf 36,9 Sekunden angestiegen.

Sainz - Alonso - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
Alonso musste mehrere Autos überholen, bis er endlich freie Fahrt hat.

Alonsos Reifentrick

Am Ende kletterten die Rückstände der Gegner in Bereiche, die früher Mittelfeld-Teams von der Spitze trennten. Aston Martin kam 38,6 Sekunden hinter Verstappen ins Ziel, Ferrari 48,0 und Mercedes 50,9 Sekunden. Red Bull nahm nach eigener Einlassung in den letzten zehn Runden Tempo raus und hatte noch eine Sekunde pro Runde in der Tasche. Der Weltmeister zeigte sich gnädig mit seinen Verfolgern.

Offen blieb, welchen Speed Fernando Alonso hätte anschlagen können, wenn er nach seinem verpatzten Start nicht bis Runde 45 im Verkehr gesteckt hätte. Der Rückstand wäre wahrscheinlich geringer als 38 Sekunden ausgefallen. Verstappen hatte im Vergleich dazu an der Spitze einen geruhsamen Nachmittag.

Alonso erwies sich im Reifenmanagement wieder als der alte Fuchs, der er immer war. Im ersten Stint ließ er Lance Stroll sechs Runden lang in seinem Windschatten mitschwimmen. Dann zog der Spanier von einer Runde auf die nächste das Tempo an, weil er wusste, dass er seine Reifen für die Restdistanz im richtigen Fenster hatte. Er zog Stroll bis zum Boxenstopp noch um 2,6 Sekunden davon.

Gleiches Spiel im zweiten Stint. Bis zur 21. Runde war Stroll gleich schnell unterwegs. Dann schaltete der Meister den Turbo ein und gewann innerhalb von acht Runden 3,2 Sekunden auf den Teamkollegen.

George Russell - Mercedes - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
George Russell konnte das Tempo von Lewis Hamilton nicht mitgehen.

Hamilton besser im Reifenmanagement

Auch bei Mercedes gab es Unterschiede beim Reifenmanagement. Im ersten Stint drängelte George Russell im Heck von Lewis Hamiltons Mercedes und gab durch eindeutige Kommentare am Funk zu verstehen, dass er schneller hätte fahren können. "Das Ende des Stints hat dann aber gezeigt, dass Georges Reifen schneller abgebaut haben. Der Zeitunterschied war zu niedrig, um einzugreifen", erzählen die Strategen.

Im zweiten Stint ging die Schere der Mercedes-Piloten marginal weiter auf. Von 6,1 auf 7,5 Sekunden. Der zweite Stopp war bei Mercedes von der Angst vor Undercuts getrieben. Alonso lag in der 29. Runde mit knapp über zwei Sekunden Rückstand schon in Hamiltons Undercut-Fenster, Stroll in dem von Russell.

Einen Tod musste Mercedes sterben. Man holte Hamilton vor Russell an die Box, behielt den Platz vor Alonso und opferte den von Russell an Stroll. Vermutlich in der Hoffnung, dass der WM-Vierte des Vorjahres den gesundheitlich angeschlagenen Kanadier noch auf der Strecke überholen kann. Dass es nicht passiert ist, spricht für Stroll, aber auch für die Qualitäten des Aston Martin.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
Leclerc ging deutlich pfleglicher mit seinen Reifen um als Carlos Sainz.

Leclerc mit Vorteilen gegen Sainz

Alonso kämpfte Hamilton auf der Strecke nieder und fuhr seinem einstigen Teamkollegen in den letzten 17 Runden noch um 12,3 Sekunden davon. Alonso ließ auch Carlos Sainz hinter sich. Hamilton stand beim Ferrari dagegen trotz bestem Topspeed im Rennen zehn Runden lang an und kam nicht vorbei.

Bei Ferrari war der Unterschied der beiden Fahrer teilweise eklatant. Im ersten Stint mag sich Sainz noch darauf berufen, dass er einen gebrauchten Satz soft fuhr und der Teamkollege einen frischen. Da war der Unterschied mit 8,7 Sekunden groß genug, dass Ferrari sogar einen Doppelstopp wagen konnte. Keiner wechselte an diesem Tag schneller die Reifen als Ferrari.

Im zweiten Stint auf harten Reifen vergrößerte Leclerc den Vorsprung von 11,3 auf 12,8 Sekunden. Immer, wenn das Heck nicht mehr optimal klebt, spielt er seine Vorteile gegenüber Sainz aus. Er kann mit Übersteuern leben, Sainz nicht.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Bahrain - 5. März 2023
xpb
Valtteri Bottas musste im letzten Renndrittel im Verteidigungsmodus fahren.

Gaslys Sturmlauf auf Bottas

Hinter den Top-4-Teams begann das echte Elend. Sauber gewann das Rennen der Formel 1B, die mit einem Rückstand von 70 Sekunden und mehr ins Ziel kam. Es war ein Poker, der gerade so aufging. Bottas hatte in der 29. Runde auf seinen zweiten Satz harter Reifen gewechselt. Ein bisschen früh, doch die Gruppe mit Alexander Albon, Pierre Gasly und Yuki Tsunoda bedrohte den Finnen mit noch früheren Stopps. Auf frischen Reifen kamen sie dem Boxenstoppfenster von Bottas gefährlich nahe.

Der Sauber-Pilot musste jetzt 28 lange Runden auf den harten Reifen durchstehen. Seine Verfolger zwar auch, doch die hatten den Vorteil, Safety-Car-Geschenke anzunehmen oder abzulehnen, je nachdem, wie sich Bottas entscheiden würde. Als Bottas in der VSC-Phase nach Leclercs Stopp in Runde 40 auf der Strecke blieb, war das für Albon, Gasly und Tsunoda das Zeichen mit weichen Reifen zu pokern und das Feld von hinten aufzurollen. Die Neutralisation verkürzte ihre Boxenstopps um acht Sekunden.

Gasly kam dank frischer weicher Reifen schnell an Albon vorbei. Der Williams-Pilot hatte sein Kontingent an neuen Soft-Gummis schon in den ersten zwei Stints verballert. 15 Runden vor Schluss stand Gasly vor der Aufgabe, 17,8 Sekunden auf Bottas gutzumachen. Bis auf eine Sekunde schaffte er es.

Und der Sauber-Kommandostand zeigte im Finale Übersicht. Guanyu Zhou wurde drei Runden vor Schluss für weiche Reifen an die Box geholt. Der Chinese sollte verhindern, dass Gasly den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde bekommt. Das zeigt jetzt schon, wen Sauber als künftigen Konkurrenten sieht. Das Werksteam von Alpine.

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