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Strategie-Drama in Silverstone
Warum wählte Hamilton den Soft?

GP Großbritannien 2024

Lewis Hamilton brachte seinen ersten GP-Sieg seit Jeddah 2021 mit 1,4 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. Es war eine Zitterpartie. Der Soft-Reifen war nicht die beste Wahl, aber es reichte zum Sieg. Wir erklären warum.

Lewis Hamilton - GP England 2024
Foto: Wilhelm

War das ein Krimi. Der 104. GP-Sieg von Lewis Hamilton war einer der besten und mit Sicherheit einer der emotionalsten. Weil er eine Durststrecke von 945 Tage beendete, weil er vor einem fanatischen Publikum auf seiner Lieblingsstrecke Silverstone inszeniert wurde, und weil er eine Zitterpartie mit 1,4 Sekunden war. Zwei Runden mehr, und Max Verstappen hätte das Märchen zerstört.

Vor dem zweiten Boxenstopp führte Lando Norris mit 2,0 Sekunden vor Lewis Hamilton und 9,6 Sekunden vor Max Verstappen. Dann spielte McLaren dem 39-jährigen Engländer zwei Steilpässe zu. Während Hamilton, Verstappen und Oscar Piastri im zweiten McLaren alle in Runde 38 ihre Intermediates ablegten, blieb Norris noch eine weitere Runde auf der Bahn.

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Der Undercut und ein lahmer Boxenstopp von Norris brachten Hamilton mit 2,7 Sekunden Vorsprung auf Norris und 6,1 Sekunden vor Verstappen die Führung. Hamilton wählte Soft-Reifen, Verstappen die harte Mischung. Der Soft war laut Teamchef Toto Wolff zum Schluss die schlechteste Wahl. "Das Beste wäre Medium gewesen, dann hart, dann soft."

Max Verstappen - GP England 2024
Red Bull

Max Verstappen wechselte zum letzten Stint auf harte Reifen. Es hätte ihm beinahe den Sieg gebracht.

Zwei Gründe für Soft

Die Strategen hatten trotzdem ihre Gründe, Hamilton Pirellis C3-Mischung vorzuschlagen. "Wir hatten nur noch die Wahl zwischen Soft und hart. Nur McLaren hatte sich einen zweiten Satz Medium aufgehoben. Aus unserer Sicht sprachen zwei Gründe für die Soft-Version. Er würde schneller auf Temperatur kommen, und er war in der Übergangsphase zwischen nass und trocken, wegen des besseren Grips, das geringere Risiko."

Doch es gab auch Bedenken. "Wir haben im zweiten Training gesehen, dass die Soft-Reifen in den schnellen Kurven 9 und 12 schnell hingerichtet wurden. Lewis hat das toll hingekriegt, und die Reifen in den kritischen Kurven gut gestreichelt. Wir waren am Ende besser, weil unsere Reifentemperaturen nicht so hoch stiegen wie bei Norris. Aus dem gleichen Grund war Norris in der Phase mit Slicks auf nasser Piste unerreicht schnell."

Der Mittelsektor war aus Sicht von Mercedes die kritischste Stelle des Kurses. Da nahm Verstappen seinen Gegnern drei bis vier Zehntel ab. Technikchef Pierre Waché und Renningenieur Gianpiero Lambiase waren bei der Reifenwahl ebenfalls hin- und hergerissen. "Beim Soft-Reifen hatten wir Angst, dass er körnen könnte. Der harte Reifen würde uns auf der grünen Strecke am Anfang einen Nachteil bringen. Und wenn du da ein Mal zu viel rutschst, ist der Reifen kaputt." Teamchef Christian Horner ergänzte: "Einige Fahrer haben zu Rennbeginn den Soft-Reifen gefahren. Der machte uns keinen guten Eindruck."

Das Glück von Hamilton und Verstappen war, dass McLaren für Norris den falschen Reifentyp aussuchte und eine Runde zu lang mit dem Boxenstopp wartete. Obwohl Oscar Piastri mit den Medium-Reifen schon in der Outlap flog und bis ins Ziel noch 4,4 Sekunden auf den Sieger gutmachte, traute man am McLaren-Kommandostand nicht, was man auf dem Datenschirm sah. Norris äußerte am Funk keine feste Meinung, welcher Reifen der beste sein könnte. Es war der Medium.

Oscar Piastri & Lando Norris - GP England 2024
xpb

McLaren verzichtete auf den Doppelstopp. Da kostete Piastri einen möglichen Sieg.

Doppelstopp brachte zehn Sekunden

Mercedes machte auch vor diesem letzten Stint vieles richtig. Bei einem Trockenrennen wäre das führende Auto mit medium-hart über die 52-Runden-Distanz geschickt worden, das zweite unter Umständen mit medium-soft, wenn die mittlere Mischung lange genug gehalten hätte. Viel mehr als 15 Runden traute man dem weichen Reifen allerdings nicht zu.

Als das Wetter die Regie übernahm, entschied sich Mercedes im Gegensatz zu McLaren zu einem Doppelstopp. "Es war klar, dass George durch Warten fünf Sekunden verlieren würde. Hätten wir ihn aber wie McLaren Piastri eine Runde länger mit Slicks auf nasser Piste fahren lassen, hätte er 15 Sekunden eingebüßt", hieß es am Kommandostand.

Insgesamt war man bei Mercedes mit dem Timing der Boxenstopps zufrieden. "Red Bull erwischte es mit Max perfekt. McLaren war immer eine Runde zu spät dran." Das Rennen hatte eigentlich drei Sieger. Auf trockener Strecke bestimmten die Silberpfeile das Tempo. Auf nasser Piste flogen die McLaren allen davon. Zum Schluss hatte der Red Bull im Spitzentrio dank der besseren Reifenwahl das schnellste Auto. Alle drei an der Spitze hatten Glück, dass Piastri über zehn Sekunden zurücklag. Der Australier hätte alle drei an die Wand gefahren. Er verlor seine Siegchance beim ersten Boxenstopp.

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