Manchmal liegen die Realität und die gefühlte Wahrheit weit auseinander. Max Verstappen hat die letzten sechs Rennen nicht gewonnen und schimpft, als hätte er die WM schon verloren. Und jetzt raten Sie mal, wie viel WM-Punkte Lando Norris in diesem Zeitraum gutgemacht hat! Vielleicht 15? Oder 20? Oder gar 25? Die Lösung: Es waren gerade einmal sieben Pünktchen.
Vor diesem Hintergrund ist es eigentlich müßig darüber zu theoretisieren, wie der McLaren-Pilot den Rückstand von aktuell 62 Punkten in den letzten acht Rennen noch eindampfen will. Mathematisch ist die Rechnung relativ einfach: 7,75 Punkte muss sich die Lücke im Schnitt jedes Wochenende schließen.
Die Spitzfindigen unter unseren Lesern werden bemerken, dass die ersten beiden Plätze bei einem Grand Prix nur durch sieben Punkte getrennt sind. Verstappen könnte also nur mit Silbermedaillen zum dritten Titel cruisen. Doch so einfach ist es nicht. Es stehen mit Austin, São Paulo und Katar noch drei Sprintwochenenden auf dem Plan, bei denen zusätzliche Punkte vergeben werden.
McLaren muss weiter hoffen, dass Red Bull schwächelt. Sonst wird das nichts mit den WM-Titeln.
Ferrari und Mercedes als Hilfe für Norris?
Und dann gibt es da ja noch die Punkte für die schnellsten Rennrunden. Nur zum Spaß: Würde Norris alle Rennen und Sprints gewinnen und auch alle Bonuszähler einheimsen, würde er bei einer perfekten Serie von zweiten Plätzen für Verstappen am Ende 67 Zähler aufholen. Er könnte sich also den Titel noch aus eigener Kraft sichern.
Im Gegensatz zu den Formel-1-Saisons in der näheren Vergangenheit haben wir es dieses Jahr allerdings mit einer Gleichung zu tun, die ungewöhnlich viele Variablen aufweist. Schon vier Fahrer haben dieses Jahr zwei Rennen gewonnen. Schon vier Teams haben dieses Jahr drei Siegerpokale eingeheimst. So etwas gab es zuvor nur in den Saisons 1974 und 1977.
Die Frage lautet, ob die Ballung siegfähiger Teams an der Spitze des Feldes Norris hilft oder eher schadet. In der Theorie sollte es sich eigentlich positiv auswirken. Wenn sich andere Fahrer zwischen die beiden WM-Anwärter schieben, lassen sich große Rückstände schneller aufholen. Wenn aber einer dieser anderen Fahrer, wie in Monza, gewinnt und Norris die fetten Punkte wegschnappt, schließt sich Lücke nur langsam.
Wenn McLaren und Red Bull nicht aufpassen, ist am Ende vielleicht sogar Ferrari der lachende Dritte.
Drei Teams in Schlagdistanz
In der Teamwertung ist der Machtwechsel deutlich wahrscheinlicher. Erinnern Sie sich noch an die Beispielrechnung vom Beginn dieses Textes? Während Norris in den letzten sechs Rennen nur sieben Punkte auf Verstappen aufholen konnte, verkürzte McLaren den Abstand auf den direkten Gegner in der Teamwertung im gleichen Red-Bull-Sieglos-Zeitraum um satte 52 Punkte. Aktuell trennen die beiden Rennställe somit nur noch acht Zähler. Das ist bei den verbleibenden acht Rennen praktisch nichts.
Auch Ferrari auf Rang drei liegt mit 39 Punkten Rückstand absolut noch in Schlagdistanz. In welche Richtung das Pendel schwingt, könnte sich schon in den nächsten beiden Rennen entscheiden. Baku und Singapur haben in der Vergangenheit regelmäßig verrückte Ergebnisse produziert. Wer den Mauern auf den Stadtkursen zu nahe kommt, droht alles zu verlieren.
In der Galerie haben wir noch weitere Crazy Stats für Sie gesammelt. Wir verraten Ihnen unter anderem, warum der 1. September ein Glückstag für Ferrari und Charles Leclerc ist, wer der letzte Fahrer vor Kevin Magnussen war, der ein Rennen gesperrt wurde, und welche runde Marke Lewis Hamilton als zweiter Fahrer überhaupt überschritten hat.
