Dass Fahrer in der Formel 1 nachträglich disqualifiziert werden, kommt eher selten vor. Die Teams besitzen so viele Daten über ihre Autos, dass bei den Berechnungen schon etwas gewaltig schieflaufen muss. Vor dem GP Belgien war das zuletzt 2023 in Austin der Fall, als mit Lewis Hamilton und Charles Leclerc gleich zwei Piloten wegen einer zu stark abgewetzten Bodenplatte aus der Wertung genommen wurden.
Die Disqualifikation von George Russell in Spa fand ein deutlich größeres Medienecho, was vor allem daran lag, dass hier ein Sieger seinen Pokal nach der technischen Abnahme wieder abgeben musste. Das ist ein höchst seltenes Ereignis in der Königsklasse. Vor dem Briten traf dieses Schicksal erst vier andere Fahrer. Der letzte Fall dieser Art ist bereits 30 Jahre her.

Ayrton Senna ließ sich 1989 in Suzuka von den Streckenposten helfen. Das war nicht erlaubt.
Prost verliert und profitiert
Damals hatte Michael Schumacher in Spa-Francorchamps auch schon gejubelt, nachdem er mit 13 Sekunden Vorsprung vor Damon Hill über die Ziellinie gerollt war. Doch dann stellten die FIA-Prüfer fest, dass sich seine Bodenplatte zu stark abgenutzt hatte. Sein Benetton-Team versuchte noch zu protestieren, doch die Entscheidung stand. Schumi wurde 1994 am Ende der Saison dann aber doch zum ersten Mal Weltmeister.
Fast noch größere Schlagzeilen schrieb die Disqualifikation von Ayrton Senna 1989 in Suzuka. Der Brasilianer hatte sich in Runde 47 mit Team-Rivale Alain Prost in der letzten Schikane angelegt. Während Prost nach dem Crash aus dem Cockpit sprang, ließ sich Senna von den Streckenposten anschieben. Weil Hilfe von außen nicht erlaubt ist, musste er seinen Sieg nachträglich an Alessandro Nannini abgeben und den WM-Titel abschreiben.
Der letzte Sieger, der mit einem untergewichtigen Auto erwischt wurde, war Alain Prost 1985 in Imola. In einem Rennen, bei dem mehrere Piloten ohne Sprit liegen blieben, schleppte der Franzose seinen McLaren auf dem letzten Tropfen ins Ziel. Weil die Ingenieure aber den Verschleiß von Reifen und den Ölverbrauch nicht einkalkuliert hatten, war das Auto am Ende zwei Kilogramm zu leicht. Den Sieg erbte Elio de Angelis.

1982 wurden beim GP Brasilien gleich die ersten beiden Piloten disqualifiziert. Lachender Dritter war Alain Prost.
Absichtlicher Betrug
Auch Nelson Piquet musste 1982 einen Sieg abgeben, weil sein Auto das Mindestgewicht nicht auf die Waage brachte. Den Brasilianer ereilte dieses Schicksal ausgerechnet beim Heimrennen in Jacarepaguá. Renault und Ferrari hatten protestiert, weil Brabham einen illegalen Wassertank verwendete, angeblich zum Kühlen der Bremsen. Nach einem juristischen Gerangel wurde Piquet der Sieg schließlich aberkannt. Williams-Pilot Keke Rosberg, der auf Rang zwei landete, wurde aus dem gleichen Grund ebenfalls disqualifiziert. So wanderte der Siegerpokal an den drittplatzierten Alain Prost.
Der erste Fahrer, der nachträglich aus der Siegerliste gestrichen wurde, hieß James Hunt. Der Brite hatte bei seinem Heimspiel in Brands Hatch nach einem Startcrash die Runde auf dem Weg in zurück die Box abgekürzt. Nach Meinung der Schiedsrichter sollte Hunt schon beim Restart gar nicht mehr dabei sein. Erst nach Protesten der Zuschauer wurde der Lokalmatador wieder zugelassen, um dann hinterher, nach Protesten der Konkurrenz, doch wieder aus der Wertung gestrichen zu werden.
Auch abseits der Russell-Disqualifikation hat der Belgien-Grand-Prix einige verrückte Statistiken produziert. Wenn Sie wissen wollen, wie lange nun schon kein Pole-Setter mehr ein Rennen gewinnen konnte, wie lange Bernd Mayländer nun schon auf einen Renneinsatz wartet und was das Ergebnis des GP Belgien so einmalig macht, dann schauen Sie doch mal in die Galerie! Zahlenfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten.