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F1-Speed-Vergleich 2020 zu 2021
Größte Steigerung bei Alpha Tauri

Stabile Reglements bringen das Feld zusammen. Mit zwei Ausnahmen haben alle Teams im Vergleich zu 2020 auf Mercedes aufgeholt. Teilweise dramatisch. Wir haben die Zahlen genauer analysiert und verraten, wer die größten Gewinner im Feld sind.

Alpha Tauri - Formel 1 - GP Niederlande - Zandvoort - 2021
Foto: Red Bull

Es ist eine alte Weisheit im Motorsport. Je stabiler das Reglement, desto enger rückt das Feld zusammen. Die aktuellen Regeln gelten grob seit 2017. Zwischen 2020 und 2021 blieben die Rahmenbedingungen so stabil wie nie zuvor. Eine Homologation hat die Entwicklung der Autos stark eingeschränkt. Frei war nur die Aerodynamik. Die bekam allerdings neue Richtlinien für den Unterboden. Das hat Mercedes und Aston Martin ein Bein gestellt. Jedenfalls nach eigener Wahrnehmung.

Unsere Highlights

Die Saison 2020 war Mercedes so überlegen wie selten in der Hybrid-Ära. Nur in zwei von 17 Rennen reichte es nicht zur Pole Position. Beim GP Türkei 2020 stellten Regen und ein rutschiger Belag dem Abonnement-Weltmeister ein Bein. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi war Red Bull um die Winzigkeit von 0,025 Sekunden schneller.

Es waren bereits die Vorzeichen dafür, dass 2021 kein Durchmarsch für Mercedes wird. Zu dem Zeitpunkt war die neue Unterboden-Regel noch gar nicht in Kraft getreten. Red Bull hatte sich einfach durch kontinuierliche Entwicklung am Auto bis zum Saisonende an den Weltmeister herangerobbt.

Red Bull kam schon 2020 näher

Auch andere Teams rückten dem Klassenbesten im Verlauf der Saison näher. McLaren, Ferrari und Renault arbeiteten bis spät im Jahr an ihren Autos, damit sich die Defizite 2021 nicht wiederholen. Die Basis der Autos würde ja die gleiche sein. Mercedes dagegen hatte schon vor Halbzeit der 2020er Saison die Entwicklung an seinem W11 eingestellt.

Jeder glaubte, dass das Imperium dafür umso härter zurückschlagen würde. Die Ingenieure in Brackley profitierten immerhin von der längsten Entwicklungszeit. Doch dann machte die kleine, aber feine Regeländerung im Bereich des Unterbodens, des Diffusors und den hinteren Bremsbelüftungen Mercedes einen Strich durch die Rechnung.

Mercedes - Technik-Details - Formel 1 - 2021
xpb/Motorsport Images
Mercedes verlor durch den eingeschnittenen Unterboden mehr als die Konkurrenz.

Auf dem Papier verloren alle zehn Prozent Abtrieb. Doch die Autos mit starker Anstellung taten sich offenbar leichter, den gestohlenen Anpressdruck wieder zurückzugewinnen. Wie groß der Nachteil für die Autos war, die wie der Mercedes und der Aston Martin hinten tief fahren, ist Ansichtssache. Je nachdem auf welcher Seite man steht. Sagen wir es so: Mercedes hatte sicher keinen Vorteil.

Es dauerte, bis die Ingenieure mit Upgrades und der Fahrzeugabstimmung gegensteuern konnten. Aston Martin gelang das nie. Gleichzeitig hatte die Konkurrenz, von Red Bull bis Alfa Romeo ihre Lektionen gelernt und die Fehler von 2020 weitgehend abgestellt. Deshalb rückten sieben der neun Gegner näher an Mercedes heran. Nur Aston Martin und Haas fielen noch weiter zurück.

Regen-Qualis nicht berücksichtigt

Wir haben die schnellsten Quali-Runden der zehn Teams miteinander verglichen. Wenn es ein Team nicht ins Q3 oder Q2 geschafft hat, dann war der Vergleichsmaßstab das Q2 oder Q1. Nur das schafft annähernd gleiche Bedingungen. Das mag Williams, Alfa und Haas von der Differenz etwas besser dastehen lassen als die anderen Teams, die es meistens mit wenigstens einem Auto in das Top Ten-Finale geschafft haben, doch es ändert nichts an der Tendenz.

In der Saison 2020 haben wir zwei Rennen nicht berücksichtigt. Die Qualifikationen beim GP Steiermark und GP Türkei fanden auf nasser Piste statt. Da die Intensität des Regens schwankte, ist kein fairer Vergleich möglich. Aus dem gleichen Grund wurden bei den ersten 16 Rennen der Saison 2021 zwei Grand Prix ausgeklammert. In Spa und Sotschi herrschten am Samstag irreguläre Bedingungen.

Der durchschnittliche Zeitverlust pro Runde zeigt ziemlich deutlich, wie dominant Mercedes in der Vorsaison war. Der beste Verfolger Red Bull verlor im Schnitt 0,574 Sekunden. Gefolgt von 0,905 Sekunden für Racing Point. Doch das war ja ein pink lackierter Mercedes W10 aus dem Jahr 2019. Alle anderen Teams lagen im Mittelwert über 15 Rennen mehr als eine Sekunde hinter Mercedes.

Carlos Sainz - McLaren - GP Toskana 2020
xpb
McLaren betrieb 2020 noch lange Entwicklungsarbeit, von der man diese Saison profitiert.

Überraschenderweise waren Ferrari und Renault mit einem Rückstand von 1,031 respektive 1,099 Sekunden besser als McLaren, die durchschnittlich 1,142 Sekunden auf die Silberpfeile verloren. In der WM-Wertung stellte sich das ganz anders dar. McLaren wurde Dritter vor Racing Point, Renault und Ferrari.

Der Unterschied erklärt sich dadurch, dass McLaren meistens erst im Rennen erwachte. Der MCL35 ging schonender mit seinem Reifen um als der Renault R.S.20 oder der Ferrari SF1000. Racing Point verlor den dritten Platz nur durch den Punktabzug wegen des Plagiatvorwurfes.

Alpha Tauri rangierte mit einem Rückstand von 1,202 Sekunden noch im Einzugsbereich des Mittelfeldes. Alfa Romeo, Williams und Haas dagegen hatten bereits mehr als 1,4 Sekunden Rückstand. Wobei Williams mit 1,404 Sekunden Differenz zu Mercedes besser dastand als Alfa mit einem Delta von 1,459 Sekunden. Bei Haas machte sich bereits letztes Jahr bemerkbar, dass keine Fahrzeugentwicklung mehr stattfand. Die Quittung waren durchschnittlich 1,645 Sekunden Abstand zum Klassenbesten.

Sebastian Vettel - Aston Martin - GP Imola 2021
xpb
Aus Racing Point wurde 2021 Aston Martin. Die Aero-Regeln warfen das Team weit zurück.

Nur Aston und Haas langsamer

Als die Formel 1 aus der Winterpause zurückkehrte hatten sich die Autos optisch kaum verändert, doch auf der Stoppuhr zeigten sich gravierende Unterschiede zur Vorsaison. Red Bull war plötzlich ein veritabler Gegner. McLaren, Ferrari und Alpha Tauri halbierten ihre Rückstände. Alfa Romeo feilte vier Zehntel weg, Williams knapp drei und Alpine etwas mehr als zwei.

Nur Aston Martin, das Nachfolge-Team von Racing Point wurde im Schnitt um 0,007 Sekunden langsamer, was den Rennstall auf Platz 7 abrutschen ließ. Kein Wunder. Es fehlte die Kopiervorlage. Wenn man nur den 2020er Mercedes hätte nachbauen müssen, wäre es einfach gewesen. Doch Aston Martin musste ein fremdes Konzept auch noch an die neue Unterboden-Regel anpassen. Das war offenbar ein Schritt zu viel.

Auch Haas verschlechterte sich leicht. Von 1,645 auf 1,691 Sekunden Rückstand. Das ist angesichts null Entwicklung am Auto und zwei unerfahrenen Piloten im Cockpit ein kleines Wunder. Es kann aber auch so interpretiert werden, dass Mercedes durch die Regeländerung tatsächlich ein Handikap zu tragen hatte.

Die Startpositionen sprechen bereits eine klare Sprache. Während Mercedes 2020 noch an 90 Prozent aller Samstage auf die Pole Position fuhr, gelang das diesmal nur bei sieben der bislang 16 Rennen. Red Bull verkürzte den Rückstand von 0,574 auf 0,044 Sekunden und war in der Qualifikation sieben Mal schneller als der beste Silberpfeil. Das reichte sechs Grands Prix vor Saisonende zu einer knappen WM-Führung.

Pierre Gasly - Alpha Tauri - Formel 1 - Test - Bahrain - 14. März 2021
Motorsport Images
Alpha Tauri konnte vor allem dank Pierre Gasly glänzen. Yuki Tsunoda kann dem Auto sein Potenzial nur selten entlocken.

Alpha Tauri um 0,622 Sekunden besser

Ferrari hat sich massiv gesteigert. Der Rückstand beträgt auf eine Runde durchschnittlich nur noch 0,466 Sekunden. Auf bestimmten Strecken sind die roten Autos eine Gefahr für alle. Charles Leclerc demonstrierte es mit Pole Positions in Monte Carlo und Baku.

Das gleiche gilt für McLaren. Der Rückstand schrumpfte von 1,142 auf 0,597 Sekunden. Wie im Vorjahr setzt McLaren den gewonnenen Speed im Rennen besser um als Ferrari. Das manifestiert sich im Augenblick mit 7,5 Punkten Vorsprung in der Konstrukteurs-WM.

Die größte Steigerung gelang Alpha Tauri. Zumindest mit Pierre Gasly im Auto. Red Bulls Schwesterteam reduzierte den Abstand zu Mercedes von 1,202 auf 0,580 Sekunden, setzte die gewonnene Zeit aber nicht immer im Rennen optimal um.

Bei Aston Martin spotten sie: "Der Alpha Tauri von 2021 ist der Red Bull von 2020." Mit Kopieren kennt man sich schließlich aus. Bei Alpine gibt man sich selbstkritisch: "Das Auto erfüllt nicht unsere Erwartungen. Wir haben uns in Relation zu unseren Gegnern verschlechtert", moniert Teamchef Laurent Rossi.

Im Hinterfeld hat Alfa Romeo den größeren Sprung gemacht als Williams. Dem Schweizer Rennstall fehlen durchschnittlich 1,061 Sekunden pro Runde. Bei Williams sind es 1,120 Sekunden. Das gibt weder der Punktestand noch der Eindruck von außen her. Williams liegt in der Gesamtwertung klar vor den Eidgenossen, und bei George Russell hat man das Gefühl, dass er ständig in die Top Ten fährt. Tatsache ist, dass Williams mehr aus seinen Möglichkeiten macht als Alfa Romeo.

Auch die Hochrechnung auf den Kilometer ändert nichts an dem Bild. Red Bull verliert pro Kilometer nur noch 0,009 Sekunden auf seinen WM-Gegner. Bei Ferrari sind es 0,094, bei McLaren 0,121, bei Alpha Tauri 0,113 und bei Alpine 0,176 Sekunden. Der Haas ist auf jedem Kilometer 0,342 Sekunden langsamer. Klingt gar nicht viel, ist aber eine halbe Ewigkeit.

Speed-Vergleich 2020/2021 (Referenz Mercedes)

Team

Abstand 2020

Abstand 2021

Verbesserung

Abstand/km 2020

Abstand/km 2021

Red Bull

0,574 s

0,110 s

- 0,530 s

0,110 s

0,009 s

Ferrari

1,031 s

0,466 s

- 0,545 s

0,198 s

0,094 s

McLaren

1,142 s

0,597 s

- 0,565 s

0,219 s

0,121 s

Alpine

1,099 s

0,868 s

- 0,231 s

0,211 s

0,176 s

Aston Martin

0,905 s

0,912 s

+ 0,007 s

0,173 s

0,815 s

Alpha Tauri

1,202 s

0,580 s

- 0,622 s

0,230 s

0,117 s

Williams

1,404 s

1,120 s

- 0,284 s

0,269 s

0,227 s

Alfa Romeo

1,459 s

1,061 s

- 0,398 s

0,279 s

0,215 s

Haas

1,645 s

1,691 s

+ 0,046 s

0,315 s

0,342 s

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