Große Flügel für 12 feuchte Runden: Wer verpokerte sich mit dem Setup?

Große Flügel für 12 feuchte Runden
Wer pokerte mit Regen-Setup?

Zuletzt aktualisiert am 29.07.2025

Zwei Tage lang war es trocken in Spa. Doch ausgerechnet am wichtigsten Tag drohte Regen. Die Prognosen sprachen von einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 80 Prozent. Und davon, dass zur Startzeit ein größerer Schauer niedergehen sollte, mit der Tendenz, dass später der Himmel aufklart.

Die Ingenieure standen vor dem Zwiespalt: Wie lange würde es nass sein? Wird es den Rest des Rennens durchgehend trocken sein? Wird das Rennen pünktlich oder mit Verspätung angepfiffen? Die Hängepartie von 2021 hatten alle noch im Hinterkopf.

McLaren wählte eine Kompromiss-Abstimmung. Nach dem Sprint wurde nur ein größerer Gurney-Flap auf die obere Heckflügel-Leiste gesteckt. McLaren befand sich mit seinem Wunder-Auto in einer komfortablen Situation. Die Papaya-Renner wären mit jeder Abstimmung schnell gewesen. Und sie besetzten auch noch die erste Startreihe.

Oliver Bearman - Haas - GP Belgien 2025 - Spa - Formel 1
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Zwei Lager beim Setup-Poker

Alle anderen mussten zocken. Nach dem Sieg im Sprint mit minimalem Abtrieb entschied sich Red Bull für das Hauptrennen für das Gegenteil. Ferrari splittete die Taktik. Charles Leclerc wurde mit wenig Anpressdruck ins Rennen geschickt. Bei Lewis Hamilton baute man am Sonntag noch auf viel Abtrieb um. Der Parc Fermé-Verstoß kostete ihn unter dem Strich nur zwei Startplätze.

Mercedes machte das Gleiche. George Russell setzte auf Topspeed, Andrea Kimi Antonelli zum Preis einer Startplatz-Versetzung auf Abtrieb. Sauber, Toro Rosso und Aston Martin sahen ihr Heil in einer steilen Flügelanstellung. Alpine machte notgedrungen das Gegenteil. Sonst wären die französischen National-Renner auf den Geraden verhungert.

Williams und Haas spielten beide Karten. Alexander Albon und Esteban Ocon hatten Topspeed. Oliver Bearman und Carlos Sainz ein Regen-Setup. Sie kamen dafür auf den Geraden nicht vom Fleck.

Charles Leclerc vs. Max Verstappen - GP Belgien 2025 - Spa - Formel 1
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Der Vorteil des zweiten Startplatzes

Mit einem fliegenden Start waren die Möglichkeiten begrenzt, auf der Rennstrecke Positionen gutzumachen. Das Überhol-Delta lag bei 0,9 Sekunden. Das DRS brachte nur zwei Zehntel. So gab es am Ende nur 25 Überholmanöver.

Am besten war, man erledigte die Aufgabe direkt in der Startrunde, so wie Max Verstappen im Sprint oder Oscar Piastri im Hauptrennen. "Spa ist die Strecke, auf der du am besten mit einem zweiten Startplatz leben kannst", meinte Piastri. Der Australier war ein Mal das Opfer und ein Mal der Täter.

Die nasse Phase zu Beginn half den Fahrern, die mit viel Abtrieb unterwegs waren. Hamilton flog innerhalb von sechs Runden an fünf Kontrahenten vorbei. Auch Bearman, Sainz, Antonelli und Alonso machten Plätze gut. Charles Leclerc dagegen verteidigte seinen dritten Platz trotz schlechterer Voraussetzungen gegen Max Verstappen.

So blieb nur noch das Timing der Boxenstopps, um über die spätere Position im Rennen zu entscheiden. Hamilton, Gasly, Hülkenberg und Alonso waren in Runde 11 die ersten, die ihre Intermediates für Slicks ablegten. Alle machten Plätze gut. Hamilton, Hülkenberg und Alonso je sechs, Gasly drei Positionen.

Oscar Piastri - McLaren - GP Belgien 2025 - Spa - Formel 1
Michael Potts via Getty Images

Norris verliert sieben Sekunden

Wer bis zur 13. Runde mit seinem Reifenwechsel wartete, bezahlte dafür. Bei Lando Norris wuchs der Abstand zu Piastri von 1,9 auf 9,1 Sekunden an. Yuki Tsunoda stürzte vom siebten auf den zwölften Rang ab, Isack Hadjar von Platz 8 auf Rang 16. Esteban Ocon träumte als Elfter noch von Punkten, bis er sich nach seinem verspäteten Boxenstopp als Letzter wieder einreihte.

Die restlichen 30 Runden dümpelte das Rennen ohne große Aufreger dahin, weil alle im Feld auf Reifenmanagement bedacht waren. Jeder fuhr nur so schnell, wie es seine Marschtabelle vorgab. Piastri wusste schon 20 Runden vor Schluss, dass ihn Norris nie einholen würde, auch wenn der Engländer den Abstand noch auf 3,4 Sekunden verkürzte. Im Cockpit von Startnummer 81 kam keine Panik auf. Piastri hielt sich streng an die Zielzeiten.

Erst die zweiten Boxenstopps von Hülkenberg, Antonelli, Alonso, Sainz und Colapinto brachten noch ein bisschen Unruhe ins Feld. Bei Hülkenberg war die Extra-Tour durch die Box dadurch erzwungen, dass die Vorderreifen in die Knie gingen. Der Dritte von Silverstone führte es auf zu viel Abtrieb zurück.

Eine Weile sah es so aus, als könnte er noch auf den zehnten Platz zurückfinden. Hülkenberg war zeitweise bis zu 2,5 Sekunden pro Runde schneller als der Pulk mit Gasly, Bearman und Tsunoda. Am Ende verpasste er den letzten WM-Punkt um 0,8 Sekunden. "Ich bin nach meinem Boxenstopp direkt hinter Ocon gelandet. Bis ich an Esteban vorbei war hat mich die entscheidende Zeit gekostet."