Es sollte eine neue Rekordsaison für die Formel 1 werden. Nie zuvor veranstaltete die Königsklasse des Motorsports in einer Saison 23 Grand Prix. Daraus wird auch in diesem Jahr nichts. Die Formel 1 wird aller Voraussicht nach die Höchstmarke von 22 Rennen aus der Vorsaison einstellen – mehr allerdings nicht.
Am Mittwoch (18.5.2022) verkündete das F1-Management, dass es keinen Ersatz für den GP Russland geben werde. Das Rennen in Sotschi hatte man bereits am 25. Februar, also noch Wochen vor dem Saisonstart, aus dem Kalender gestrichen. Es war eine Reaktion der Formel 1, FIA und den Teams auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der bis heute andauert.

Kein Ersatz in Katar oder Singapur
Die Formel 1 kokettierte mit einem Rennen in Katar oder Singapur, um die angestrebte Rekordsaison aufrecht zu erhalten. Diese Überlegungen wurden fallen gelassen. Es heißt, in Katar sträubte sich der Promoter gegen einen Grand Prix im September. Die Sorge war offenbar zu groß, dass die Einheimischen in der Hitze den Tribünen fernbleiben würden. So konzentriert sich der Wüstenstaat auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Ab 2023 gastiert die Formel 1 ohnehin jährlich in Katar.
Singapur hätte insofern Sinn gemacht, als dass die Formel 1 dort hätte zwei Rennen nacheinander austragen können. So wären wenigstens die Logistiker entlastet worden. Der Transport rund um die Welt ist eines der bestimmenden Themen neben der hohen Inflation und den explodierenden Energiepreisen. Weil es kompliziert ist, überhaupt an Frachtmaschinen zu kommen, und die auch noch extrem teuer sind.
Ein Rennen bei Tag in Singapur und eine Woche später wie üblich bei Nacht hätte aber wohl zu wenig Charme gehabt. Wer einmal die Autos unter Flutlicht glitzern gesehen hat, würde einem Grand Prix bei Tageslicht in Singapur wohl kaum etwas abgewinnen. Außerdem hätte der Stadtstaat die Straßen für eine weitere Woche sperren müssen.

Entlastung auf Motorenseite
Durch den Ausfall werden am Ende des Jahres die Einnahmen geringer ausfallen als angestrebt. Auf der anderen Seite werden vor allem die Mechaniker entlastet. Ihnen bleibt ein weiterer Triple-Header erspart. Mit Belgien-Holland-Italien bleibt ein einziger im Rennkalender. Singapur (2. Oktober) und Japan (9. Oktober) verschmelzen zu einem Double-Header.
Ein weiteres Rennen in Europa wäre aus Logistik-Sicht ein Albtraum gewesen. So schrumpft der Kalender nun um einen Austragungsort. In diesem Zug fällt auch der Budgetdeckel leicht. Den Teams stehen für 21 Rennen 140 Millionen US-Dollar zu. Für jeden weiteren Grand Prix kommen 1,2 Millionen obendrauf. Bei 23 Rennen wären es also 142,4 Millionen Dollar gewesen. Bei 22 Grand Prix sind es 141,2 Millionen.
In jedem Fall hilft ein Rennen weniger, mit den drei Motoren für die Saison besser über die Runden zu kommen. Die Kilometerzahl fällt automatisch. Da könnte es den einen oder anderen Fahrer weniger mit einer Strafe erwischen als bei 23 Grand Prix.