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Rennanalyse GP Österreich 2024
Wer war schuld am Verstappen-Norris-Crash?

GP Österreich 2024

Wen trifft am Verstappen-Norris-Crash die Schuld? Und wie konnte es dazu kommen? Ist Mercedes nun siegfähig und besser als Ferrari? In unserer Rennanalyse beantworten wir die offenen Fragen zum Rennen.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Österreich - 30. Juni 2024
Foto: Motorsport Images

Wenn der GP Österreich eines nicht war, dann langweilig. Zwar sah lange alles wieder nach einer Verstappen-Parade aus, doch bis dahin boten auch einige andere Fahrer wie das Alpine-Duo jede Menge Unterhaltung. Später folgte dann das große Drama zwischen den beiden Titel-Rivalen, das wir uns etwas genauer angeschaut haben.

Wer ist schuld am Verstappen-Norris-Crash?

In Runde 64 war es soweit. Lando Norris und Max Verstappen hatten sich bereits über mehrere Umläufe in ihren Attacken gegenseitig aufgeschaukelt und angegriffen, ehe es zum großen Knall kam. Jedes Mal spielte sich das Geschehen in Kurve 3 ab. Beim finalen Crash war der McLaren-Pilot am Kurveneingang links außen neben Verstappen, als es eng wurde und sich die beiden Autos berührten.

Unsere Highlights

Beide mussten anschließend mit Reifenschäden an die Box. Bei Norris hinten rechts, bei Verstappen hinten links. Für Norris war das Rennen gelaufen, weil der Unterboden zu viel Schaden genommen hatte. Verstappen bekam eine 10-Sekunden-Strafe für den Vorfall aufgebrummt, konnte aber noch Rang fünf nach Hause fahren.

Die Sportkommissare sahen den Fall so: "Vor dem Einbiegen wich der Fahrer von Wagen 1 nach links aus und verursachte eine Kollision mit Wagen 4. Die Sportkommissare stellen fest, dass der Fahrer von Wagen 1 die überwiegende Schuld trägt und verhängen daher die oben genannte Strafe in Übereinstimmung mit den Präzedenzfällen."

Max Verstappen - Red Bull - Lando Norris - McLaren - Formel 1 - GP Österreich - 30. Juni 2024
xpb

Verstappen und Norris kamen sich mehr als einmal in die Quere.

Tatsächlich war der Unfall zwischen den beiden Youngstern nur die Kirsche auf der Torte. Denn es baute sich schon das ganze Wochenende über eine gewisse Spannung zwischen dem WM-Führenden und seinem Verfolger auf. Im Sprintrennen ließ Norris die Tür weit für Verstappen offen, nachdem er ihn überholt hatte und ärgerte sich selbst darüber, dass er wie ein "Amateur" fuhr und den Sieg verschenkte. Der 24-Jährige hatte also noch eine Rechnung offen und wollte nicht schon wieder zu zaghaft an die Sache rangehen.

Verstappen hingegen hatte lange nicht mehr so viel Gegenwehr. Er fiel sozusagen ein bisschen in alte Verhaltensmuster zurück und griff zu härteren Bandagen. "Für mich ist es schade, dass wir die letzten sechs bis sieben Runden dieses Kampfs nicht mehr gesehen haben. Wenn man Max eine Verwarnung gegeben hätte, wäre er vorsichtiger dabei gewesen, wie er Lando die Tür zuschlägt", sagte McLaren-Teamchef Andrea Stella.

Für ihn war die Reaktion von Verstappen auf den Angriff von Norris "verzweifelt" und auch ein bisschen von der Vergangenheit geprägt. Dabei weist er auf die Saison 2021 hin. "Das war nicht gut für die Formel 1. Es war unterhaltsam, aber nicht aus den richtigen Gründen."

Max Verstappen - Red Bull - Lando Norris - McLaren - Formel 1 - GP Österreich - 30. Juni 2024
Motorsport Images

Teamchef Stella nahm Lando Norris in Schutz.

Stella nahm seinen Fahrer auch gegen die Kommentare von Verstappen in Schutz, er hätte "Divebomb-Manöver" gebracht. "Wenn Lando innen reinsticht, ist das eine Lücke, die existiert. Wenn du ein Divebomb-Manöver bringst, kannst du die Rennlinie nicht mehr halten."

Bei Red Bull sieht man das natürlich alles etwas anders. Christian Horner sprach von einem normalen Rennunfall, der etwas hart bestraft wurde. "Es war unvermeidbar", sagte der Teamchef. "Und Lando wusste, dass er wegen den Track Limits eine Strafe bekommt." Der 24-Jährige hatte bis zum Duell mit Verstappen schon vier Track-Limit-Verstöße gesammelt und war im vorausgegangenen Geplänkel mit Verstappen ein fünftes Mal neben der Bahn. "Lando hat sicher versucht, das von gestern wieder gut zu machen. Es hat sich über mehrere Rennen aufgebaut. Es war also klar, dass früher oder später etwas passieren würde."

Wie kam Verstappen überhaupt in diese Lage?

Eigentlich hatte Verstappen auf dem Red Bull-Ring alles spielend im Griff. Doch schon nach dem ersten Stint fühlte er sich nicht mehr so wohl mit der Balance seines Autos. Da musste der 61-fache GP-Sieger mit den harten Reifen statt der Medium-Pneus zurecht kommen. Trotzdem betrug sein Vorsprung vor dem finalen Boxenstopp noch beruhigende 6,9 Sekunden. Im dritten Stint wechselte man nicht wie Konkurrent Norris auf frische Medium-Reifen, weil man sich ursprünglich einen neuen Satz harter Reifen auf Reserve gelegt hatte.

Weil sich der harte Reifen aber als nicht so gut wie erhofft herausstellte, und sich der Medium-Reifen auch bei den Gegner als besser erwies, griff man in der Not zu einem gebrauchten Satz Medium. Der Unterschied zwischen neu und gebraucht liegt in Spielberg bei rund zwei Zehnteln pro Runde. Das verschaffte Norris bei seinen Angriffsversuchen leichteres Spiel.

Max Verstappen- Red Bull - Formel 1 - GP Österreich - 30. Juni 2024
xpb

Am Anfang hatte Verstappen noch viel Vorsprung.

Abgesehen davon begann die Misere aber schon beim Boxenstopp, bei dem es hinten links klemmte. "Wir haben da rund vier Sekunden verloren", rechnete Teamchef Christian Horner hoch. Hintergrund: Es war ein neuer Mechaniker in der Mannschaft auf diesem Posten. Die Radmutter ließ sich beim ersten Versuch nicht von der Nabe lösen. Verstappen selbst trug aber auch zur weiteren ungünstigen Verkettung der Umstände bei, indem er sich direkt nach dem Stopp verbremste, was den Reifen ebenfalls nicht zugute kam. So dauerte es nur zwei Runden, bis Norris dem Red Bull im DRS-Fenster hing.

Ist Mercedes nun ein Siegkandidat und besser als Ferrari?

Lange hat man bei Mercedes vom ersten Sieg als Befreiungsschlag geträumt. Dass der nun ausgerechnet in Spielberg wahr werden würde, hat wohl selbst Mercedes nicht erwartet. Schließlich hatte man das ganze Wochenende über keine Chance gegen die überlegen Vorstellung von Max Verstappen und auch McLaren war nicht einzuholen. Aus eigener Kraft wäre es also sicher nichts mit dem Triumph für George Russell geworden. Doch man profitierte eben von ein bisschen Glück, dass sich die stärksten Gegner selbst von der Piste schoben. Und darüber ist sich Teamchef Toto Wolff auch voll und ganz bewusst.

"Wir waren auf Platz drei und das ist auch das, was das Auto und George rausholen konnten", sagte Wolff. "Wir hatten heute das drittschnellste Auto und das jetzt schon für die letzten drei Wochenenden. Das ist sehr ermutigend, diesen Trend zu sehen und ihn auch weiterhin zu halten. Es ist gut, diesen Sieg dieses Jahr in der Tasche zu haben. Es ist ein Momentum für das Team, um es in die Lage zu versetzen, es mit echter Performance zu schaffen."

George Russell - Mercedes - Formel 1 - GP Österreich - 30. Juni 2024
xpb

Bei Mercedes feierte man Sieger George Russell ausgelassen.

Mit Lewis Hamilton hätte man womöglich weiter nach vorne fahren können, doch der bekam nicht nur eine Strafe wegen des Überfahrens der Linie an der Boxeneinfahrt, sondern beschädigte sich auch den Unterboden so heftig, dass sich das im Bereich von 0,15 Sekunden pro Runde auf die Zeiten auswirkte. Am Ende landete er hinter Carlos Sainz im Ferrari auf Platz vier. Der kam 4,533 Sekunden hinter Russell ins Ziel. Geteilt durch 71 Runden macht das einen Unterschied von 0,06 Sekunden. Sprich: Ferrari und Mercedes sind quasi auf einem Level.

Wolff hat aber immer noch das Ziel vor Augen, Red Bull und McLaren aus eigener Kraft schlagen zu können. Im besten Fall bis zur Sommerpause. "Wir haben zu jedem Rennen Upgrades gebracht und werden das auch weiterhin tun. Das gab es so in den letzten zwölf Jahren nicht."

Wie kam Oscar Piastri von Platz 7 auf 2?

Er war die tragische Figur nach der Qualifikation. Oscar Piastri wurde die beste Rundenzeit gestrichen, weil er gegen die Track Limits verstoßen hatte. Damit wurde aus Startplatz 3 nur noch Startplatz 7. Der Protest seines Teams McLaren, die die Beweislage nicht eindeutig fanden, wurde abgewiesen. Dem Australier blieb nur der Blick nach vorne.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Österreich - 30. Juni 2024
xpb

Oscar Piastri war nach dem Rennen happy.

Am Start konnte er zunächst nichts gutmachen. Dafür legte er sich in Runde 7 zuerst Sergio Perez zurecht. Seine Boxenstopp-Strategie entsprach eher dem Standard mit Medium-Hart-Medium. Auch wenn er eher später stoppte, brachte ihm das keinen großen Vorteil. Dafür überholte er auf der Strecke in Runde 48 Lewis Hamilton, später in Runde 65 Carlos Sainz im Ferrari. Hier konnte der 24-Jährige den Vorteil seiner vier Runden frischeren Reifen nutzen. Mit dem Ausfall von Norris und dem Handicap von Verstappen, der auf Platz fünf zurück fiel, wurde am Ende der zweite Platz die Belohnung.

Wie räumte Haas 12 Punkte ab?

Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen schauten sich am Samstagabend noch gemeinsam das Spiel Deutschland gegen Dänemark an. Mit dem besseren Ausgang für die Deutschen. Im Rennen zum GP Österreich waren sowohl der Deutsche als auch der Däne die großen Gewinner. Beide landeten in den Punkten. Hülkenberg auf Platz 6, Magnussen auf Platz 8. Es war das beste Ergebnis in den bisherigen elf Saisonrennen für die beiden und bedeutete eine Ausbeute von zwölf Zählern.

Die Startpositionen 9 und 12 waren die Basis für das gute Ergebnis. Zudem halfen ein paar glückliche Umstände. So war Charles Leclerc im Ferrari nach seiner Berührung mit Oscar Piastri der erste Favorit, der strauchelte. Natürlich profitierte man auch vom Ausfall von Lando Norris. Hülkenberg setzte sich aber auch mit einem Undercut gegen Sergio Perez durch, der hinter ihm auf Rang sieben landete. Zur Verteidigung des Mexikaners muss man allerdings erwähnen, dass der auch einen Schaden am Unterboden hatte.

Magnussen machte bereits am Start einige Positionen gut und reihte sich in den Top-Ten ein. Die Zweistopp-Strategie mit einem jeweils frühen ersten Reifenwechsel und zwei harten Reifensätzen am Ende zahlte sich aus und bescherte ihm zunächst den 9. Platz, aus dem durch den Norris-Verstappen-Crash noch Rang acht wurde. Nur ein Mal wurde an der Haas-Box gezittert. Nach den ersten Boxenstopps lagen die beiden Haas-Piloten im Clinch. "Das war nicht klug geregelt, weil es uns nur Zeit gekostet hat. Es hätte schlimmstenfalls Ricciardo und Gasly hinter uns nutzen können", erklärte Hülkenberg.

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