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Reifenkrieg Pirellis vs. Bridgestone
Fällt in Spa die Vorentscheidung?

GP Belgien 2023

In Spa entscheiden FIA, Formel 1 und die Teams darüber, ob die Reifen 2024 ohne Heizdecken gefahren werden. Von dieser Entscheidung könnte auch abhängen, ob Pirelli oder Bridgestone den Zuschlag für den Liefervertrag ab 2025 bekommt.

Ferrari - Pirelli-Reifentest Barcelona 2024
Foto: Pirelli

Beim GP Belgien werden viele Weichen für die Zukunft gestellt. Am Freitag, dem 28. Juli, tagt die Formel-1-Kommission. Zur Abstimmung steht dabei auch, ob die Formel 1 in Zukunft ohne Heizdecken fährt. Pirelli und die Teams haben die neuen Reifen über 17.134 Kilometer bereits getestet.

Eigentlich ist der Verzicht auf Heizdecken bereits im Reglement für 2024 verankert. Um ihn abzuwenden, braucht es in diesem speziellen Fall eine einfache Mehrheit unter den Teams. Pirelli sieht sich technisch für die Aufgabe gerüstet. Jedes Team bekam Anfang vergangener Woche einen dreiseitigen Report über die Testergebnisse.

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Man nimmt an, dass sich die FIA und die Formel 1 auf die Seite von Pirelli schlagen, schon allein deshalb, weil es Teil des Nachhaltigkeitsprogramms ist. Die Teams dagegen werden eher auf die Fahrer hören, die einen Einsatz für verfrüht halten. Auch deshalb, weil viele sich nicht umstellen wollen.

Die Teams sind das Zünglein an der Waage. Es könnte durchaus Stimmen für ein Heizdecken-Verbot geben, vor allem bei den Teams, die sich einen Vorteil versprechen. Zum Beispiel, wenn man ein Auto hat, dass die Reifen schnell aufwärmt. Experten gehen aber trotzdem davon aus, dass die Mehrheit einen Aufschub oder eine komplette Absage des Plans bevorzugt.

Charles Leclerc - Pirelli-Reifentest Barcelona 2024
Pirelli
Bei den letzten Reifentests wurden die Heizdecken nicht angeschlossen.

Zwei Aufgaben in zwei Jahren

Parallel dazu gehen die Verhandlungen, wer den Reifenvertrag ab 2025 bekommt, gerade in ihre Endphase. Die Formel 1 will bis zur Sommerpause ihre Wahl treffen. Für Bridgestone spricht offenbar das bessere kommerzielle Angebot, für Pirelli mehr Erfahrung und Stabilität in stürmischen Zeiten.

Der Reifenlieferant für die Saisons 2025 bis 2027 muss gleich zwei Aufgaben stemmen. Er muss unter Umständen 2025 Reifen liefern, die ohne Heizdecken auskommen. Was eine echte Herausforderung ist, wie Pirelli in seinem Entwicklungsprogramm erfahren hat. Und er muss für 2026 neue Reifen für ein Chassis-Reglement bauen, das es noch gar nicht gibt. Im Lastenheft werden wahrscheinlich kleinere und leichtere Reifen stehen.

Der Beschluss pro oder kontra Heizdecken könnte ein Indiz dafür sein, wer von den beiden Kandidaten den Zuschlag bekommt. Wenn das Heizdecken-Verbot komplett gekippt würde, wäre das eine Einladung für Bridgestone.

Andernfalls käme auf die Japaner bei einem Aufschub des Heizdecken-Verbots auf 2025 eine fast unlösbare Aufgabe zu. Pirelli würde dann sämtliche noch geplanten Testfahrten für die neuen Reifen sofort abblasen, und Bridgestone müsste bei Null beginnen.

Bridgestone-Reifen - Formel 1 - 2010
xpb
Von 1997 bis 2010 hat Bridgestone Formel-1-Reifen gebaut. Danach übernahm Pirelli den Alleinausrüster-Vertrag.

Gewinnt Bridgestone, stoppt Pirelli alle Testfahrten

Momentan sind noch Entwicklungsfahrten in Spa und Monza, sowie in Suzuka und in Abu Dhabi während des offiziellen Trainings angesetzt. Pirelli hofft, dass es bei einer der Gelegenheiten zum Worst-Case-Szenario mit niedrigen Temperaturen kommt, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Davor haben die Teams am meisten Angst. Dass es einmal so kalt ist und man ohne Lösung dasteht.

Läge die ganze Last der Entwicklung auf Bridgestone, käme das die Teams teuer zu stehen. Bridgestone müsste sich in einer Saison mit 24 Rennen mit 2022er Autos auf die Saison 2025 vorbereiten und gleichzeitig Reifen für 2026 entwickeln. Da man keinen benachteiligen kann, müssten alle Teams an diesen Testfahrten teilnehmen dürfen.

Das würde von den Teams Investitionen in Millionenhöhe verlangen, weil sie für die Reifentests einen extra Motor bräuchten und Ersatzteile für die alten Autos nachproduzieren müssten. Oder Bridgestone würde zur Kasse gebeten, was die Japaner noch einmal rund 50 Millionen Dollar extra kosten würde.

Andererseits sieht die Formel 1 die Gefahr, dass Pirelli nur noch eine Vertragsperiode im Geschäft bleibt und 2027 nach 17 Jahren sowieso sein Formel-1-Engagement beendet. Wenn dann nur noch Bridgestone als Kandidat übrigbleibt, könnten die Japaner der Formel 1 ihre Bedingungen diktieren. Man müsste also in den nächsten drei Jahren einen Mitbieter finden, der den Preis hochhält.

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