Fernando Alonso wurde beim Sprint Fünfter. Der Spanier fuhr die ganze Zeit mit begrenzter Sicht im Verkehr. In der ersten Hälfte des Mini-Grand-Prix war die Strecke ein bisschen zu nass für Slicks. Wir sprechen also nur von einem halben Regenrennen.
Trotzdem warnt Alonso: "Das große Problem bei Regenrennen ist die Sicht. Auf bestimmten Strecken, wo hohe Geschwindigkeiten erzielt werden, siehst du nichts. Es ist unmöglich zu erkennen, ob sich ein Hindernis auf der Straße befindet." Nico Hülkenberg spricht sogar bei bestimmten Bedingungen von "Russisch Roulette".
Alonso nimmt mit seiner Warnung Bezug auf den tödlichen Unfall von Dilano van't Hoff bei einem Formel-4-Regional-Rennen am selben Tag in Spa. Der Tod des 18-jährigen Holländers war eine Dublette des Formel-2-Unfalls von Anthoine Hubert 2019 in Spa. Mit dem Unterschied, dass sich der Crash vor vier Jahren bei bester Sicht ereignete, während sich diesmal Dauerregen wie Nebel über die Fahrbahn legte.
Wieder ein T-Bone Crash in Spa
Van't Hoff prallte ausgangs der Radillon-Kurve in die Leitplanken und von dort zurück auf die Strecke. Das Auto stand zu Beginn der Kemmel-Gerade quer mitten auf der Strecke und wurde von einem Konkurrenten mit Vollgas auf Höhe des Cockpits gerammt. Der andere Fahrer hatte keine Chance zu reagieren. "Bei so viel Gischt siehst du das andere Auto erst, wenn es vor dir steht", weiß Alonso aus Erfahrung.
Der Spanier fürchtet, dass Regenrennen bald Geschichte sind. "Auf bestimmten Strecken, speziell den schnellen, ist die Gischt so gewaltig und die Sicht so schlecht, dass du das Schicksal herausforderst. Wir können es uns nicht leisten, dass sich ein derartiger Unfall wiederholt."
Bringen die Kotflügel Besserung?
Alonso nennt dabei explizit Monza, doch das gleiche könnte auch in Spa, Silverstone oder Suzuka passieren. Die Startrunde beim GP Japan 2022 ist ein abschreckendes Beispiel. Der Ferrari von Sainz stand nach einem Unfall in einem schnellen Teil der Strecke wie eine Zielscheibe auf der Fahrbahn. Der Spanier hatte unglaubliches Glück, dass ihn keiner traf. Lewis Hamilton gab nach dem Rennen zu, dass er den immobilen Ferrari gar nicht bemerkt hatte, obwohl er nur drei Meter an ihm vorbeifuhr.
Das Problem sind dabei nicht Autos, die von den Absperrungen auf die Strecke zurückgeworfen werden, sondern der Blindflug im Spray, den die Autos mit ihren breiten Reifen produzieren. "Auf einem Straßenkurs bleibt jedes Auto auf der Strecke liegen. Solange du genug weit siehst, kannst du ausweichen. Aber im Regen bist du an manchen Stellen nur Passagier", sagt Alonso. Hülkenberg fürchtet: "Die Groundeffect-Autos verstärken das Sichtproblem noch, weil sie aufgrund ihrer Bauart mehr Wasser hochwirbeln."
In der Woche nach dem GP England testet die FIA in Silverstone eine Art Kotflügel über den Hinterreifen, der verhindern soll, dass die Autos zu viel Wasser aufwirbeln. Alonso bleibt skeptisch: "Wir müssen uns das bei dem Test ansehen. Vorher können wir uns kein Urteil bilden." Ein Verbot von Regenrennen wäre für den Motorsport ein großer Verlust. In der Regel ist Regen ein ausgleichender Faktor und produziert spannende Rennen. Auch beim Sprint in Spielberg.