F1-Motor 2026: Red Bull hat Alternativen zu Honda

Hybrid-Technik von Honda?
Red Bull hat Alternativen für 2026

Zuletzt aktualisiert am 04.11.2022

Seit zwei Jahren sind Red Bull und Honda eine nur schwer zu schlagende Einheit. 27 Siege in 42 Rennen sprechen eine deutliche Sprache. Zuletzt rollte einer der beiden RB18 neun Mal in Folge in Führung liegend über den Zielstrich. Nach vielen Jahren der Mercedes-Dominanz kam der Machtwechsel in der Königsklasse nicht schleichend, sondern mit Wucht.

Doch obwohl die Ehe mit Honda saftige Früchte trägt, wurde sie frühzeitig geschieden. Kaum hatte man ein siegfähiges Paket zusammen, zogen die Japaner den Stecker. Das schlechte Timing beim F1-Ausstieg hat für den Autobauer fast schon Tradition. Ross Brawn machte aus dem Honda-Nachlass 2009 ein Weltmeisterteam. Und auch im Fall von Red Bull bekam der Erfolg erst nach dem Abschied eine ganz neue Dynamik.

Mittlerweile hat man auch in Sakura gemerkt, dass die Trennung nach der Saison 2021 etwas voreilig war. Die Logos des Antriebspartners kleben schon seit ein paar Wochen wieder auf den Red-Bull-Rennern. Und gern würde Honda mit Einführung der nächsten Triebwerksgeneration im Jahr 2026 wieder voll durchstarten. Aber nun hat Red Bull schon ein eigenes Motorenprojekt gestartet.

Eigentlich sollte das in Milton Keynes gebaute Aggregat unter dem Namen Porsche firmieren. Doch die neue Motoren-Ehe scheiterte schon vor der Hochzeit. Der deutsche Partner wollte 50 Prozent vom Rennteam kaufen und entsprechend mitreden. Die Red-Bull-Verantwortlichen fürchteten um ihre Unabhängigkeit und sagten in letzter Sekunde ab.

Red Bull Honda - GP Japan 2022
Red Bull

Honda als Porsche-Ersatz

Gerne würde Honda den vakanten Platz einnehmen. Red-Bull-Sportchef Helmut Marko bestätigte, dass man bereits über die Pläne für das Jahr 2026 diskutiert: "Es laufen Gespräche. Honda ist aber nicht unsere einzige Option. Wir haben unsere Lehren aus der Porsche-Verhandlung gezogen. Es wird sicher keine 50/50-Lösung geben."

Die Frage lautet, ob sich Honda bei der Motor-Entwicklung auf einen ähnlichen Deal einlässt, wie er mit Porsche geplant war. Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen wollte lediglich die Hybrid-Komponenten zur neuen Power Unit beisteuern. Der Verbrennungsmotor sollte in der neuen Fabrik von Red Bull Powertrains in Milton Keynes konstruiert werden.

Die stolzen Ingenieure von Honda würden aber viel lieber gleich das ganze Paket liefern. Laut Marko ist längst noch nicht klar, ob sich der aktuelle Partner in Zukunft auf das Abenteuer einer geteilten Entwicklung einlassen will: "Das ist das Schöne an den Japanern. Man sitzt zusammen. Es wird höflich genickt. Aber es wird nichts gesagt."

Die Red-Bull-Bosse betonten zuletzt mehrfach, dass man zur Not auch die komplette Antriebseinheit selbst bauen könnte. Man ist nicht auf Honda angewiesen. Außerdem sei der langjährige Partner selbst schuld an der aktuellen Situation: "Wenn sie nicht ausgestiegen wären, hätten wir uns das ganze Investment sparen können", stellt Marko klar.

Red Bull Honda - GP Japan 2022
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Keine Gespräche mit Hyundai

Honda muss also über seinen Schatten springen, wenn man weiter mit Red Bull in der Formel 1 Erfolge feiern will. Alternativen gibt es für die Japaner eigentlich keine. Red Bull kann sich seinen Partner dagegen aussuchen. Aktuell streben gleich mehrere Autokonzerne und Zulieferer in die Formel 1. Da ist das momentan erfolgreichste Team natürlich ein attraktiver Landeplatz.

Einer der Kandidaten, der die große Bühne sucht, soll Hyundai sein. Doch Marko dementierte in Mexiko, dass man mit den Koreanern spricht. "Wir haben andere Alternativen." Wie ernst man eine Lösung ohne Honda überhaupt in Erwägung zieht, ist unklar. Das Gerede um weitere Optionen könnte auch Teil des Pokerspiels sein.

Immerhin hat man zuletzt etwas Zeit gewonnen. Die Einschreibefrist für die Motorenhersteller, die in der Saison 2026 dabei sein wollen, wurde um einen Monat auf den 15. November verlängert. Will Honda tatsächlich mit einem eigenen Motor in die Formel 1 kommen, muss der Konzern in den nächsten zwei Wochen Farbe bekennen.

Obwohl sich Honda Ende 2021 offiziell verabschiedet hat, würde man 2026 übrigens nicht als neuer Motorenhersteller gelten. Die Ingenieure würden damit also auch keine Vorteile beim Budget und den Prüfstandsstunden genießen. Schreibt sich Red Bull Powertrains in die Liste ein, hätte man zumindest den Status als 90-prozentiger Neuling.

Neuer Red-Bull-Chef

Der Tod von Firmengründer Dietrich Mateschitz dürfte die Entscheidung nicht gerade beschleunigen. Doch jetzt hat Red Bull immerhin einen neuen Manager für die Konzernspitze gefunden. RB-Leipzig-Chef Oliver Mintzlaff wird ab dem 15. November als "CEO Corporate Projects & Investments" beim Getränkekonzern anfangen, und neben Mateschitz' Sohn Mark und dem thailändischen Mitbesitzer einer von drei mächtigen Männern in der Firma werden.

Der Fußball-Experte soll nach Informationen der "Bild" die gesamten Sportaktivitäten des Unternehmens mit Marketing-Programmen unter anderem im Fußball, im Eishockey und beim Segeln verantworten. Darunter fällt natürlich auch das F1-Projekt mit den Rennställen Red Bull Racing und Scuderia Alpha Tauri. Außerden soll Mintzlaff den TV-Sender Servus-TV managen.