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Verstappen kollidiert mit Norris
Eskalation mit Vorgeschichte

GP Österreich 2024

Bislang blieb es bei Zweikämpfen zwischen Max Verstappen und Lando Norris immer friedlich. Das Duell beim GP Österreich hatte eine neue Qualität. Es krachte gleich mehrmals. Man hätte es ahnen können. Die Eskalation bahnte sich an.

Verstappen vs. Norris - GP Österreich 2024
Foto: Motorsport Images

Für die Zuschauer war es ein Hochgenuss. Das Duell Max Verstappen gegen Lando Norris beim GP Österreich erinnerte an die Schlachten des Holländers mit Lewis Hamilton in der Saison 2021. Keiner gab nach. Jeder fühlte sich im Recht. Es wurde geboxt, getrickst und mit ausgefahrenen Ellenbogen gekämpft. Jeder spielte ein paar Mal Foul und klagte besonders laut am Funk, in der Hoffnung, die Sportkommissare hören genau zu und sprechen Strafen aus.

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Bei allen Duellen davor ging es zwischen Verstappen und Norris eher friedlich zu. Die beiden sind privat gut befreundet und begegnen sich mit hohem Respekt. Doch nach dem zweiten Boxenstopp bis zum finalen Crash flogen zwischen den beiden derzeit schnellsten Fahrern im Feld zugespitzt ausgedrückt die Fäuste.

Verstappen vs. Norris - GP Österreich 2024
Verstappen vs. Norris - GP Österreich 2024

In den letzten Rennen musste sich Norris immer wieder hinter Verstappen anstellen.

Norris zu selbstkritisch

Red-Bull-Teamchef Christian Horner resümierte, dass es eine Konfrontation mit Ansage war. "Sie hat sich über die letzten Rennen angebahnt. Es war ja nicht das erste Duell der beiden." Seit dem GP Miami verfügt Norris über ein Auto, mit dem er seinen Kumpel schlagen kann. Doch meistens gewinnt Verstappen. In Imola, in Montreal, in Barcelona. Der Weltmeister ist in kritischen Situationen erfahrener und abgezockter. Da stehen 61 GP-Siege gegen einen.

Norris ist auf der anderen Seite ein Typ, der sich immer hart in die Pflicht nimmt. Nach dem Geschmack von McLaren-Teamchef Andrea Stella ist sein Star-Piloten oft zu kritisch mit sich selbst und zieht sich damit mental auch nach unten. Verstappen dagegen strotzt vor Selbstvertrauen. Fehler oder Schwächen würde er öffentlich nie zugeben. Das stärkt nur den Gegner.

Verstappen vs. Norris - GP Österreich 2024
xpb

Norris musste sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht kompromisslos genug zu sein.

Boxenstopp verpennt, Start verschlafen

Je näher Norris dem Titelverteidiger in dieser Saison rückte, desto mehr wurde der Zweikampf unter die Lupe genommen. In Imola fehlten Norris nur 0,7 Sekunden zum Sieg. Man warf ihm vor, seine Reifen bei der Aufholjagd eine Spur zu hart rangenommen zu haben, was Verstappen erlaubte, den Vorsprung trotz seiner Probleme für drei Runden einzufrieren. Das sicherte ihm den Sieg.

In Montreal wurde die Strategie von McLaren ins Visier genommen. Norris gab sich und dem Team die Schuld, beim ersten Boxenstopp nicht auf das Safety-Car reagiert zu haben, auch wenn ihm nur zwei Sekunden Zeit blieben. Die Niederlage tat deshalb so weh, weil er schon mit elf Sekunden in Führung lag.

In Barcelona stellte der Engländer seinen McLaren auf die Pole Position, doch Verstappen egalisierte den Nachteil auf den ersten 549 Metern mit dem besseren Start. Und er überholte den noch besser gestarteten George Russell mit einem überfallähnlichen Angriff gleich zu Beginn der dritten Runde. Norris stellte sich 15 Runden hinter dem Mercedes an. Das bedeutete sieben Sekunden Zeitverlust, von dem die Startnummer 1 später zehrte.

Verstappen vs. Norris - GP Österreich 2024
Motorsport Images

Am Rennsonntag von Spielberg ließ Norris nicht locker und hielt dagegen.

Bittere Lehrstunde im Sprint

Norris musste sich den Vorwurf gefallen lassen, unter dem Druck zu viele Fehler zu machen und beim Überholen zu zögerlich zu sein. Der WM-Zweite gab erst die Schwächen zu, relativierte sie aber vier Tage später wieder etwas: "Auf dem hohen Niveau zählt jedes Detail. Das kriegt Max noch besser hin als ich. Ja, ich hatte einen schlechteren Start, aber so richtig schlecht war er gar nicht. Ja, ich konnte Russell nicht überholen, aber dafür gab es Gründe. Sobald die Reifen zu heiß werden und der Gegner dich studiert hat, ist es unheimlich schwer zu überholen."

Beim Sprint in Spielberg wiederholte sich das Spiel. Norris griff an, Verstappen wehrte ab. Einmal konnte der McLaren-Pilot den Titelverteidiger in der dritten Kurve überraschen, doch schon 900 Meter später war der Red Bull wieder vorne. Norris hatte fahrlässig in Kurve 4 die Innenspur offen gelassen. Dabei hatte ihm Verstappen bei den Angriffen davor seinem Verfolger eine Lehrstunde gegeben. Er ließ ihn jedes Mal auf der Außenspur verhungern.

Wieder war Norris mit Selbstkritik schnell bei der Hand. "Ich bin gefahren wie ein Amateur und darf ihm nie innen die Türe aufmachen." Wieder versuchte Stella abzuschwächen. "Amateur ist ein zu hartes Wort. Lando fährt gegen den besten Fahrer unserer Zeit." Doch diesmal kam die Kritik auch von außen. Tenor: Norris ist zu brav, Verstappen einfach abgezockter.

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Lando NorrisMax Verstappen

Norris gab neue Visitenkarte ab

Der Stachel saß tief. Und so war es fast logisch, dass es im Rennen nicht mehr den braven Norris geben würde. Ebenso klar war, dass Verstappen bei echter Gegenwehr in seine alten Verhaltensmuster zurückfällt und sich mit Händen und Füßen verteidigt.

"Es ist nicht in der DNA von Max nachzugeben. Wir haben uns kurz überlegt, ihm zu sagen, dass er Norris im Ernstfall ziehen lassen soll, doch das hätte er nie akzeptiert", plauderte Sportchef Helmut Marko aus dem Nähkästchen. Horner schob nach: "Wir mussten nach Landos Niederlage im Sprint damit rechnen, dass er sich bei erster Gelegenheit revanchieren würde."

Auch wenn das Rennen für Norris mit null Punkten endete und Verstappen als Fünfter noch einmal mit einem blauen Auge davon kam, war es aus Sicht des McLaren-Stars wichtig, harte Bandagen ausgepackt zu haben. Er gab quasi eine neue Visitenkarte ab. Verstappen weiß jetzt, dass sein WM-Gegner nicht mehr zurückzieht. Das hat er 2021 auch in Duellen mit Lewis Hamilton gelernt und ein Jahr später mit Charles Leclerc.

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