Die Saison 2023 ist gerade einmal drei Rennen alt, doch in puncto Motoren schrillen bei einigen Teams bereits die Alarmglocken. Eigentlich sollte man meinen, dass bei einer praktisch eingefrorenen Entwicklung nicht viel passieren sollte. Doch das Gegenteil ist der Fall. Charles Leclerc und Sergio Perez kassierten sogar schon die ersten Startplatzstrafen.
Alle Motorenhersteller kämpfen am Limit. Nur Alpine kann aktuell noch eine weiße Weste vorweisen. Ausgerechnet die Franzosen, die letzte Saison so viele Ausfälle im Antriebsbereich zu beklagen hatten, sind bisher noch ohne Verluste geblieben. Bei der Konkurrenz von Ferrari, Mercedes und Red-Bull-Honda muss man sich dagegen schon ernste Sorgen machen.

Sorgen bei Ferrari, Mercedes und Honda
Das Ferrari-Werksteam hatte schon in Saudi-Arabien den zweiten Verbrennungsmotor bei seinen Piloten eingebaut. Die Kundenteams zogen in Melbourne nach. Es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, versucht Maranello zu beruhigen. Bei Nico Hülkenberg ging in der Schlussphase des Australien-GPs dann auch noch die MGU-K verloren. Nur mit Glück schaffte es der Haas über den Zielstrich.
Bei Mercedes traf es Lando Norris schon in Bahrain. Ein Leck in der Ventilpneumatik killte die erste Antriebseinheit. In Melbourne verlor dann auch noch George Russell seinen ersten Motor. Ein Fremdteil war in einen Zylinder gelangt, was zu einer Beschädigung am Block führte. Schon vor dem Australien-Wochenende wurde außerdem bei allen Mercedes-Autos der Auspuff gewechselt, nachdem Lance Stroll in Jeddah einen Schaden im Abgasstrang zu beklagen hatte.
Red-Bull-Honda ist ebenfalls vom Defektteufel betroffen. Im Alpha Tauri von Nyck de Vries wurde in Saudi-Arabien eine zweite Power Unit (ohne Batterie) verpflanzt. Red-Bull-Pilot Sergio Perez stieg mit der zweiten Batterie und dem zweiten dazugehörigen Steuergerät in das Jeddah-Wochenende ein. Nach dem frühen Aus in der Melbourne-Qualifikation stockte das Team das Antriebskontingent auf, was in einer Strafe resultierte.

Motoren-Kontingent wird aufgestockt
Damit es in der Schlussphase der Saison nicht zu einer Flut von weiteren Rückversetzungen kommt, wurde beim Meeting der F1-Kommission am Dienstag (25.4.) darüber diskutiert, die Zahl der erlaubten Power-Unit-Elemente zu erhöhen. Am Ende einigte sich man darauf, dass jeder Pilot 2023 vier Verbrennungsmotoren, Turbos, MGU-Hs und MGU-Ks verwenden darf. Die Änderung wurde vom FIA-Weltrat kurz danach auch direkt abgesegnet.
Die Regeln hatten ursprünglich nur die Verwendung von jeweils drei der genannten Komponenten erlaubt. Auf die schon bestraften Piloten hat die Änderung übrigens keine Auswirkungen. Charles Leclerc und Sergio Perez waren bei den Steuereinheiten bzw. der Batterie über das erlaubte Limit geraten. Hier bleibt alles beim Alten.
Es stellt sich aber die generelle Frage, ob die Situation mit der Erhöhung des Kontingents wirklich entspannt wird. Beim Thema Antrieb gehen die Teams immer ans Limit. Wird das Limit erhöht, könnte sich die Problematik also einfach nur nach hinten verschieben. Man darf aber nicht erwarten, dass damit alle Sorgen beseitigt sind.
Viele Teams hatten schon vor der Saison eine Rückversetzung fest in ihre Motorenstrategie eingeplant. Über alle Rennen betrachtet macht die Mehrleistung einer zusätzlichen (frischen) Antriebseinheit die Bestrafung bei einem Grand Prix mehr als wett. Die Frage lautet, ob das nun auch mit der Erweiterung des erlaubten Kontingents gilt. Die Antwort werden wir erst in der zweiten Saisonhälfte sehen.