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Diskussion um Power-Defizite
Wer hat den stärksten Motor?

Auf den Power-Strecken in Jeddah und Bahrain spielte Motorleistung eine große Rolle. Dabei konnte man den Eindruck gewinnen, als würden die Mercedes-Teams der Konkurrenz etwas hinterherfahren. Toto Wolff wollte von einem PS-Defizit aber nichts wissen.

George Russell - Mercedes - Formel 1 - Test - Bahrain - 11. März 2022
Foto: Motorsport Images

Mit dem neuen technischen Reglement wurde die Aerodynamik der Autos stark beschnitten. Flügelelemente zwischen den Achsen sind fast komplett verboten. Experten rechnen damit, dass sich die Rennwagen von der Form her über die nächsten Monate und Jahre deutlich angleichen und die Abstände in puncto Abtrieb und Luftwiderstand schrumpfen.

Wenn über die Aerodynamik irgendwann nicht mehr viel zu holen ist, wird die Motorleistung eine größere Rolle spielen. Was die Power angeht, scheint sich das Kräfteverhältnis schon jetzt deutlich bemerkbar zu machen. Alle vier Mercedes-Teams sind im Vergleich zum Vorjahr spürbar abgerutscht. Und alle vier Teams finden sich in den Top-Speed-Wertungen meist im hinteren Teil der Tabelle wieder.

Unsere Highlights

Auf den beiden Power-Strecken in Bahrain und Jeddah schien sich der Rückstand besonders stark bemerkbar zu machen. Doch die Mercedes-Ingenieure wollen von einem großen Defizit nichts wissen. "Der Motor macht höchstens ein bis zwei Zehntel unseres Rückstandes aus", winkten die Techniker ab.

Aston Martin  - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2022
Wilhelm
Nicht nur das Werksteam, auch die Mercedes-Kunden sind beim Top-Speed zu langsam.

Wie groß ist das Mercedes-Defizit?

Die schwachen Top-Speeds erklären sich die Ingenieure mit dem im Vergleich zur Konkurrenz erhöhten Luftwiderstand. Dabei ist kaum zu glauben, dass der Silberpfeil mit seinen ultraschlanken Seitenkästen und dem getrimmten Flap am Heckleitwerk in dieser Disziplin so schlecht sein soll.

Laut den Ingenieuren sind aber vor allem der Flügel über dem Diffusor, der sogenannte Beam-Wing, und das Hauptblatt des Heckflügels für den Luftwiderstand verantwortlich. Hier fehlt es dem W13 offenbar an Effizienz, was mit neuen Teilen in Australien behoben werden soll. Allerdings erklärt das nicht, warum auch die Kundenteams auf den Geraden Zeit verlieren.

Teamchef Toto Wolff will auf die Kritik am Motor gar nicht eingehen: "Ich denke, es ist wichtig, nicht mit dem Finger auf einzelne Bereiche des Autos zu zeigen. Wir haben insgesamt Defizite, die deutlich größer sind als nur ein Motoren-Defizit. Zählen wir in irgendeinem Bereich zu den Top-Teams? Nein, das glaube ich nicht."

Fernando Alonso - Alpine - Formel 1 - GP Saudi Arabien 2022 - Rennen
xpb
Bei Alpine und Honda sind die Sorgen um die Zuverlässigkeit groß.

Honda und Alpine kämpfen mit Zuverlässigkeit

Während es Mercedes offenbar an Power fehlt, kämpft die Konkurrenz mit der Zuverlässigkeit. Im Honda-Lager schrillen die Alarmglocken besonders laut. Alle vier Piloten haben schon einen Ausfall zu verzeichnen. Yuki Tsunoda konnte in Jeddah gar nicht starten. Und auch Alpine kämpft bei dem komplett neu entwickelten Renault-Aggregat noch mit Kinderkrankheiten. Fernando Alonso musste beim zweiten Rennen schon das zweite Motorenpaket einbauen lassen und strandete am Ende dennoch mit einem Antriebsproblem. Gut möglich, dass in Melbourne direkt die dritte Power Unit fällig ist.

Grund für die vielen technischen Gebrechen könnte die Deadline für das Einfrieren der Motoren sein. Um in den nächsten Jahren Kosten zu sparen, dürfen die Ingenieure seit Ende Februar keine Umbauten zur Steigerung der Leistung mehr vornehmen. Modifikationen sind nur noch möglich, um die Zuverlässigkeit zu verbessern. Da sind offenbar einige ein etwas höheres Risiko eingegangen.

Bis jetzt wurde übrigens nur die Entwicklung am Verbrennungsmotor beendet. An den Hybrid-Komponenten darf die Arbeit noch bis September weitergehen. Aus dem Ferrari-Lager haben wir bereits erfahren, dass das eine erlaubte Upgrade für diese Saison in diesem Bereich noch nicht implementiert wurde. Die Italiener haben für die heiße Phase der Saison also noch etwas im Köcher.

Charles Leclerc - GP Saudi Arabien 2022
Wilhelm
Die Ferrari-Teams beklagen sich nicht mehr über Power-Defizite.

Binotto sieht Angleichung der Leistung

Viele Experten im Fahrerlager behaupten jetzt schon, dass Ferrari den stärksten und zuverlässigsten Motor im Feld gebaut hat. Teamchef Mattia Binotto wollte das nicht unterschreiben: "Im letzten Jahr hatten wir noch Rückstand, den wir aufholen mussten. Wenn man sich die Daten jetzt anschaut, dann sind wir wieder in der Spur. Den Nachteil aus dem Vorjahr gibt es nicht mehr. Unsere Analyse der ersten Rennen besagt aber, dass der Unterschied zwischen den einzelnen Power Units sehr gering ist. Es sieht so aus, als hätten wir eine Angleichung der Leistung erreicht."

Wie glaubwürdig diese Aussage ist, lässt sich schwer sagen. Über einen großen Vorsprung reden die Teams genauso ungern wie über einen großen Rückstand. Bei massiven Power-Unterschieden in eingefrorenen Teilen werden sonst schnell Forderungen laut, die PS-Zahl künstlich anzugleichen, damit alle auf einem Level liegen. Dann wäre der schöne Vorsprung futsch.

Noch ist Mercedes aber nicht bereit, das Defizit einzugestehen: "Man darf nicht vergessen, dass dieser Motor dazu beigetragen hat, dass wir acht Weltmeisterschaften hintereinander gewonnen haben. Wir müssen uns mit aller Kraft aus dem Schlamassel rausziehen", erklärte Toto Wolff.

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