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Erste Zahlen zum F1-Motoren-Cap
Weg für Audi & Porsche bereitet

Die Formel 1 boomt an allen Fronten. Ein Einstieg von Audi und Porsche ab 2026 könnte der Königsklasse noch mehr Auftrieb verleihen. Der Weg ist bereitet. Der Hybrid-Motor wird vereinfacht und nachhaltiger. Dazu kommt ein Kostendeckel, der mit den Jahren immer weiter absinkt.

Audi Formel-1-Auto - Concept
Foto: Sean Bull Design

Nie waren die Vorraussetzungen für einen Verbleib oder einen Einstieg in die Formel 1 für große Hersteller besser. Das Geschäft boomt. Die Rennserie wird in diesem Jahr voraussichtlich wieder so viel Umsatz machen wie vor Ausbruch der Corona-Krise. Mehr als zwei Milliarden US-Dollar (2019: 2,022 Mrd. Dollar). Die Budgetobergrenze für Ausgaben auf der Chassis-Seite war das Beste, was den Teams hätte passieren können. Großen wie kleinen. Mercedes schreibt mit dem Rennteam bereits schwarze Zahlen.

Unsere Highlights

Es wird prognostiziert, dass die Top-Rennställe in absehbarer Zukunft einen Milliarden-Wert erreichen, und die Kleinen mehrere hundert Millionen. Auch an einem Budgetdeckel für die Motoren wird gesprochen und gearbeitet. Bis zur Einführung der nächsten Antriebsformel 2026 wollen die Verantwortlichen nicht warten. Die Ausgabengrenze soll in abesehbarer Zukunft schon für das bestehende Reglement gelten. Die letzten Zahlen sprechen von jährlichen Ausgaben von unter 100 Millionen Dollar.

Mit den ganz neuen Motoren im Jahr 2026 soll die Obergrenze zunächst bei 130 Millionen US-Dollar festgeschrieben werden, und dann ähnlich wie beim Budget-Cap auf der Chassis-Seite schrittweise fallen. Das ist der Vorschlag, der zuletzt auf den Tisch kam, und über dessen Details noch verhandelt wird. Noch muss geklärt werden, was alles in dieser Summe drin steckt, und was möglicherweise rausgerechnet wird. Nach unseren Informationen haben sich die verschiedenen Parteien aber grundsätzlich über diesen Rahmen verständigt. Der Stückpreis für den Antrieb der Zukunft soll von derzeit rund zwei auf etwa 1,3 Millionen fallen.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Katar 2021 - Freitag
Wilhelm
Das F1-Team von Mercedes könnte 2022 profitabel sein - inklusive Motoren-Sparte.

Geschäft lässt sich kalkulieren

Was muss noch feingeschliffen werden? Zum Beispiel, wie neue Hersteller eingepreist werden. Ein Vorschlag lautet, den Neueinsteigern im ersten Schritt zehn Prozent mehr Budget einzugestehen. In diesem Fall wären es also 143 Millionen Dollar. Auch um die erlaubten Prüfstandsstunden wird weiter gerungen. Die etablierten Hersteller wollen Interessenten wie Audi und Porsche nicht jedes Zugeständnis machen. Man kommt ihnen schon mit dem Wegfall der MGU-H entgegen.

Ein Insider: "Die interessierten Hersteller verweisen auf den Wissensvorsprung der Etablierten. Deshalb wollen sie etwas mehr. Die Etablierten sagen, dass sich die Neueinsteiger voll auf das neue Projekt konzentrieren können, während sie noch die alten Motoren betreiben müssen, auch wenn diese 2022 eingefroren werden." Nachsatz: "Das ist nichts, was sich nicht lösen lassen würde. Grundsätzlich wollen wir alle, dass Audi und Porsche zu uns in die Formel 1 kommen."

Die beiden Vorzeige-Marken der VW-Gruppe würden der Formel 1 einen weiteren Energieschub versetzen. Und eigentlich müssten Audi und Porsche auch direkt zuschlagen. Die Formel 1 entwickelt sich wie bereits erwähnt zu einem echten Geschäftsmodell. Man kann so präzise wie nie zuvor in der Geschichte der Königsklasse die Kalkulation aufstellen, was man ausgibt, und was man einnehmen wird. Mercedes rechnet vor, dass man bereits im nächsten Jahr inklusive Motorensparte profitabel sein wird – und da greift der Deckel für die Antriebsseite noch gar nicht.

Protagonist der Sport-Business-Welt

Die Formel 1 ist der einzige Motorsport auf vier Rädern, der weltweit die Massen anzieht. In der Sportwagen-WM ist nur das Event in Le Mans von Bedeutung. Für eine Woche im Jahr. Die Formel E hat sich seit 2014 nicht wirklich weiterentwickelt, ist ein Startup geblieben. Die IndyCar-Serie ist im US-Markt gefangen. Wenn die Saison vorbei ist, hört man null von ihr. Nur die Formel 1 bedient weltweit die Märkte.

Sie hat in der Corona-Krise verantwortungsbewusst gehandelt, dank Liberty Media und FIA. Der schnellste Reisezirkus der Welt hat Corona-Fälle im Promillebereich zu verzeichnen. Von bislang 103.253 durchgeführten Tests in dieser WM-Saison, die sich nach 20 Rennen auf der Zielgerade befindet, wurden nur 115 positiv gemeldet.

Der WM-Zweikampf elektrisiert. Die neuen Autos ab 2022 versprechen zumindest auf dem Papier noch bessere Rennen. Ob die Berechnungen stimmen, muss sich natürlich erst zeigen. Die junge Fahrergeneration um Max Verstappen, Charles Leclerc, George Russell, Lando Norris und Co. ist eine goldene, die auf der Rennstrecke glänzt – und abseits davon die Sprache der jungen Anhängerschaft spricht. "In der Formel 1 gab es nie so viele talentierte junge Rennfahrer. Sie sind in der Lage, neue Generationen von Fans zu inspirieren", lobt F1-Boss Stefano Domenicali. Das macht sich jetzt schon bemerkbar. Laut Umfragen kauften beim F1-Spektakel in Austin 70 Prozent der Zuschauer zum ersten Mal überhaupt ein Ticket. Der Altersdurchschnitt aller Fans sank von 36 Jahren in der Saison 2017 auf jetzt 32 Jahre.

Liberty Media hat die Königsklasse geöffnet, und dadurch ganz neue Anhänger an Land gezogen. Durch den Einzug von Social Media. Durch die Netflix-Doku, E-Sports. Hardcore-Fans wie Technik-Laien finden Unterschlupf. Das Management bespielt alle relevanten Kanäle, um eine breite Zielgruppe zu erreichen. "Wir sprechen die Sprache der verschiedenen Formel-1-Liebhaber." Domenicalis Fazit zum Boom: "Die Formel 1 ist wieder Protagonist der Sport-Business-Welt." Noch ein Beispiel für ihre Atttraktivität: Es gibt deutlich mehr Interessenten für die Austragung eines Rennens als freie Plätze im Rennkalender.

Porsche & Audi - F1 - Sean Bull Design
Sean Bull Design
Ein Einstieg von Audi und Porsche gilt als wahrscheinlich.

Gerücht: Audi und McLaren

Die Formel 1 hat eine Strategie, wie sie umweltfreundlicher werden will. "Wir werden dafür sorgen, dass unser Hybrid-Motor in Zukunft mit nachhaltigem Benzin läuft. Das wird wichtig sein für das Angebot der Hersteller. Ein wichtiger Zweig neben der Elektrifizierung. Wir entwickeln ein "Drop-in-Benzin, mit dem man Milliarden Autos auftanken kann", erklärt Domenicali. Also eines, das mit bestehenden Verbrennungsmotoren kompatibel ist, und das den CO2-Ausstoß stark reduziert.

Audi und Porsche müssen nur zuschlagen. Das Fahrerlager ist bezüglich einer Entscheidung im VW-Konzern optimistisch gestimmt. Die Zuversicht ist groß, dass gleich beide Premiummarken zuschlagen. Dass sie dem exklusiven Club ab 2026 beitreten werden. Nur wie? Als reiner Motorenlieferant oder in Form eines Rennteams? Audi wird in erster Linie mit McLaren in Verbindung gebracht. Ingolstadt werden hier sogar Kaufabsichten nachgesagt. So die Gerüchte.

Berichte nach dem Grand Prix in Brasilien, wonach der Deal schon in trockenen Tüchern sei, musste McLaren mühsam wieder einfangen. Als Teammitglieder aus ihren Fliegern stiegen, und die Handys einschalteten, waren diese voller Nachrichten. Börsen-Unternehmen müssten ein Geschäft ohnehin sofort melden. Dass gesprochen wird, wird von den verschiedenen Parteien gar nicht geleugnet. So war das auch aus dem versendeten Statement vom 15. November zwischen den Zeilen herauszulesen. Ob und wie ein Deal zustande kommt, steht allerdings noch nicht fest.

Zeitnahe Entscheidung

An der McLaren-Gruppe hängt mehr dran als nur das Rennteam. Es heißt, dass BMW ein Interesse haben soll, mit der Straßensportwagen-Abteilung zusammenarbeiten. Kooperationen werden dem Vernehmen nach ausgelotet. Das McLaren-Formel-1-Team jedenfalls hat sich durch seinen Aufstieg, die Neuausrichtung des Managements und die Leistungen der letzten Jahren mehr als attraktiv gemacht.

Porsche wird ein Interesse nachgesagt, sich mit Red Bull zusammenzuspannen. Red Bull-Sportchef Helmut Marko sagte dazu in unserem Interview: "Wir sind in der Lage, alles selbstständig zu machen. Wenn sich eine Partnerschaft anbietet, die unsere Stärke, unsere Qualität noch weiter erhöht, dann werden wir das sicher ventilieren und diskutieren." In Milton Keynes wird derzeit unter Hochdruck eine Motorensparte hochgezogen.

Im Fahrerlager kursiert auch immer wieder der Name Williams als möglicher Partner. Rennleiter Jost Capito hat als ehemaliger Motorsportchef zu Rallye-Zeiten gute Kontakte zu VW. Lange dürfte die Entscheidung von Audi und Porsche nicht mehr auf sich warten lassen. Am 15. Dezember will der FIA-Weltrat das neue Motoren-Reglement ab 2026 absegnen. VW muss sich zuvor aber erst einmal selbst sortiert haben. Ein Problem: Vorstandschef Herbert Diess steht schwer unter Beschuss. Die Formel 1 wird die Daumen halten, dass die Turbulenzen im Konzern keine negativen Auswirkungen haben.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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