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McLaren auf Mercedes-Niveau
Das Problem Ricciardo

GP Monaco 2022

Lando Norris flog zwei Zehntel hinter George Russell über die Ziellinie. McLaren war in Monte Carlo so schnell wie Mercedes. Aber nur ein Auto. Daniel Ricciardo bleibt das Sorgenkind.

Daniel Ricciardo - GP Monaco 2022
Foto: Wilhelm

McLaren-Teamchef Andreas Seidl war zufrieden. "Wir haben neun Punkte gemacht. Mehr als unsere direkten Gegner." Damit meinte der Bayer Alpine, Alfa Romeo und Alpha Tauri. In Monte Carlo hieß der direkte Gegner allerdings Mercedes. In der Qualifikation nahm Lando Norris dem schnelleren der beiden Mercedes-Piloten drei Zehntel ab. "Dabei hat Lando noch zwei Zehntel in Rascasse liegenlassen", verrät Seidl. Das wäre dann schon die Verstappen-Zeit gewesen.

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Im Rennen verlor McLarens Nummer eins den Platz gegen George Russell über die Strategie. Während Russell bis zur 21. Runde auf der Strecke blieb, um direkt von Regenreifen auf Slicks zu wechseln, entschied sich McLaren für den Zwischenschritt. In Runde 17 bekam Norris bei 3,9 Sekunden Vorsprung auf Russell Intermediates. Er kam 11,1 Sekunden hinter seinem Rivalen um Platz fünf wieder auf die Strecke.

Norris mit Zwischenschritt

Für McLaren war es mehr ein vorwärts gewandter Schachzug. Der viertplatzierte Max Verstappen lag 13 Sekunden vor Norris. Eine solche Lücke fährt man nur mit einer Risikostrategie zu. Sie schien zunächst auch aufzugehen. Norris machte bis zu sieben Sekunden pro Runde gegenüber den Fahrern gut, die noch auf abgefahrenen Extremwetterreifen über die Bahn rutschten.

Er schloss wie der Wirbelwind wieder auf Russell auf, wartete dann aber mit dem Wechsel auf Slicks eine Runde länger. Prinzipiell richtig, weil der harte Reifen eine lange Aufwärmphase brauchte. Doch der Overcut funktionierte nicht. Seidl entschuldigte sich: "In diesen paar Runden hat die Strecke so schnell aufgetrocknet, dass es schwer war abzuschätzen, welcher Reifen gerade der richtige war."

Russell vs. Norris - GP Monaco 2022
Motorsport Images
Russell schob sich mit einem mutigen Manöver an Norris vorbei.

Zu konservativ mit den Reifen

Im zweiten Teil des Rennens wählte Mercedes die Medium-Mischung, McLaren die harten Reifen. Trotzdem wurde Norris angewiesen, vorsichtig zu fahren, damit nicht am Ende der Restdistanz von 35 Runden die Reifen einbrechen. So viel Vorsicht wäre eher bei Mercedes angesagt gewesen. Der Medium-Reifen zeigte die stärkere Tendenz zum Körnen.

Doch in Runde 51 lag Russell 6,7 Sekunden vor Norris. Ein Polster, das für dem Engländer im Mercedes noch wichtig werden sollte. Da die Lücke von Norris auf Alonso auf 31,3 Sekunden angewachsen war, hatte McLaren den Luxus eines freien Boxenstopps. Der Fahrer musste ihn aber erst einfordern.

Auf dem frischen Medium-Reifen flog der WM-Siebte nicht nur zur schnellsten Rennrunde, sondern fuhr die Lücke von nun 30,9 Sekunden innerhalb von 13 Runden komplett zu. Die Mercedes-Strategen gaben zu: "Eine Runde länger, und George wäre fällig gewesen."

Norris haderte derweil mit seinen Ingenieuren, die ihn selbst auf dem frischen Reifensatz ein bisschen zu eindrücklich zum Reifenschonen angewiesen hatten. Er hatte das Gefühl, dass ihn die übergroße Vorsicht zu viel Zeit auf Russell gekostet hat. "Es gibt eine Menge Dinge, die wir als Team nach dem Rennen besprechen müssen."

Lando Norris - GP Monaco 2022
xpb
Lando Norris haderte nach dem Rennen mit der Strategie.

Schnell in den langsamen Kurven

Unabhängig davon war man bei McLaren mit der Vorstellung des Autos zufrieden. Das in Barcelona vorgestellte Upgrade bewährte sich auch auf der total entgegengesetzten Strecke von Monte Carlo. Norris fuhr in den langsamen Kurven auf Augenhöhe mit Ferrari und McLaren. Mercedes rettete sich nur in den schnellen Passagen. "Wir hatten hier den Speed von Mercedes. Das ist eine positive Entwicklung", lobte Seidl.

Das lässt auch für Baku und Montreal hoffen, zwei Strecken bei der die Mehrzahl der Kurven in einem Bereich unter 130 km/h liegen und Traktion eine wichtige Rollen spielt. Dort muss aber das Top-Speed-Problem gelöst werden. Sonst hat Mercedes wieder die Nase vorn. Segensreiche Erkenntnis: Die Aerodynamik des MCL36 arbeitet stabil bei unterschiedlichen Bodenfreiheiten und Fahrzeugbewegungen. Das war nicht immer so. Und damit ist man Mercedes schon mal etwas voraus.

Ricciardo hadert mit Groundeffect-Autos

Die größte Baustelle hat McLaren mit der Besetzung des zweiten Cockpits. Daniel Ricciardo kommt nicht auf die Beine. Dabei hatte Technikchef James Key in der Testphase und bei den ersten beiden Rennen noch festgestellt, dass der Australier mit der neuen Fahrzeuggeneration besser zurechtkommt. Die Abstände zu Norris waren geschrumpft. Jetzt muss Ricciardo wieder zugeben: "Ich fühle mich immer noch nicht wohl in dem Auto. Es ist wohl ein längerer Anpassungsprozess."

Doch kann McLaren so lange warten? Seit Miami ist wieder der Wurm drin. Die Groundeffect-Autos haben die Eigenschaft, dass der Abtrieb im Heck schnell abreißen kann, wenn der Speed zu niedrig ist. Damit kommt Norris besser zurecht als Ricciardo, Leclerc besser als Sainz und Alonso als Ocon.

Für das schwache Rennen von Ricciardo in Barcelona gab es noch eine technische Erklärung, die McLaren nicht spezifizieren will, weil sie eine Schuldzuweisung für den entsprechenden Teil der Mannschaft wäre. Doch dann ging auch noch der Klassiker in Monte Carlo schief, dort wo Ricciardo 2018 souverän gewonnen hatte.

Andreas Seidl - GP Monaco 2022
Wilhelm
Hält Teamchef Andreas Seidl an Daniel Ricciardo fest oder muss er sich für 2023 nach Alternativen umschauen?

Trainingscrash beschädigte Vertrauen

McLaren-Chef Zak Brown hatte den 32-jährigen Strahlemann aus Perth vor dem Rennen daran erinnert, dass man nach eineinhalb Jahren Zusammenarbeit endlich die Leistung sehen wolle, für die McLaren den siebenfachen GP-Sieger teuer eingekauft hatte. Die Zusammenarbeit habe die Erwartungen noch nicht erfüllt, grummelte der US-Amerikaner.

Der Weckruf erwies sich als kontraproduktiv. Im zweiten Training zerlegte Ricciardo seinen McLaren in der Schwimmbadschikane und belastete somit das Produktionskonto und auf indirektem Weg auch das Entwicklungsbudget. Sein Markenzeichen, das Lachen, ist ihm schon lange eingefroren.

Nach dem heftigen Abflug fand Ricciardo nie mehr das Vertrauen in sich und sein Auto zurück. "Ich wollte wieder in einen Fluss kommen, habe aber hier und da Fehler gemacht und mich am Limit gefühlt", bedauerte McLarens Sorgenkind.

Nicht einmal ein Chaosrennen brachte den Mann vom 14. Startplatz entscheidend nach vorne. Er war in der Gruppe hinter Bottas, Vettel und Gasly eingemauert. Vielleicht hätte McLaren Ricciardo wie Gasly und Vettel früh auf Intermediates setzen sollen. Doch dazu fehlte der Mut. Und Teamchef Seidl gehen langsam die Argumente für den Fahrer aus, der eigentlich einmal die Leitfigur im Team werden sollte.

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