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Longrun-Analyse: Wer steht wo?
Druck auf Mercedes und Ferrari

Normalerweise sind Rennsimulationen die harte Währung bei Testfahrten. Bahrain eignet sich für eine Analyse aber nicht so gut wie Barcelona. Die Rundenzeiten sind stark abhängig von den Bedingungen. Wir haben uns durch die Zahlen gewühlt und wagen eine Standortbestimmung.

Lewis Hamilton - Bahrain-Test 2023
Foto: xpb

Für Pirelli und die Strategen an den Kommandoständen ist der Saisonauftakt das schwierigste Rennen des Jahres. Nicht nur, weil Autos und Reifen neu sind und man noch Erfahrung mit dem Setup und dem Fahrstil sammeln muss. Nirgendwo sonst werden die Reifen so hart rangenommen wie auf dem 5,412 Kilometer langen Kurs in der Steinwüste von Sakhir.

Sportchef Mario Isola erklärt, warum: "Der Asphalt ist extrem rau. Und das ständige Bremsen und Beschleunigen stresst die Reifen. Deshalb bringen wir unsere harten Mischungen C1, C2 und C3 zum Grand-Prix-Wochenende nach Bahrain."

Unsere Highlights

Bei den Testfahrten waren noch alle Reifentypen von Pirelli im Angebot. Das verwässert die Analyse. Die Rundenzeiten auf C4- oder C5-Reifen geben nur bedingt Aufschluss über das, was uns beim ersten Grand Prix des Jahres erwartet. Weltmeister Max Verstappen rührte die weichen Reifen nie an. Deshalb steht er auch nur auf dem elften Platz in der Tabelle. Und ist trotzdem Favorit.

Das Bild ist noch unscharf, genaue Prognosen sind schwer. Sicher ist nur, dass Red Bull vorne steht. Die Prognosen sprechen von zwei bis vier Zehntel Abstand. Pessimisten fürchten, dass der Vorsprung im Rennen noch größer ausfallen wird. Nicht nur, weil der Red Bull das schnellste und offenbar reifenschonendste Auto im Feld ist. "Wir haben auch noch zwei Reifenflüsterer im Auto", sagt Sportchef Helmut Marko genüsslich.

Max Verstappen - Red Bull - Bahrain F1-Test - 23. Februar 2023
xpb
Max Verstappen konnte bei den Longruns keiner das Wasser reichen.

Verstappens atemberaubende Longruns

Verstappen legte bei seinen beiden Longruns am ersten und zweiten Tag eine atemberaubende Konstanz auf hohem Niveau hin. Beides waren aber keine kompletten Rennsimulationen, was bedeutet, dass man nur bedingt Rückschlüsse auf die Spritmenge zu Beginn des virtuellen Grand Prix des Weltmeisters ziehen kann.

Am ersten Tag rückte Verstappen am Nachmittag drei Mal aus, allerdings mit Pausen von 18 und 28 Minuten zwischen den einzelnen Stints. Auch am zweiten Tag ließ Red Bull zwischen den beiden Longrun-Sequenzen 18 Minuten verstreichen. Genug Zeit zu tanken oder Sprit abzulassen, um die wahre Stärke zu verschleiern.

Von Verstappens Rundenzeiten kann die Konkurrenz nur träumen. Der erste Stint an Tag 1 reichte von 1.35,7 bis 1.36,9 Minuten über elf Runden. Gefolgt von 1.36,2 bis 1.36,8 Minuten über 14 Runden. Der dritte Abschnitt über neun Runden begann mit 1.36,0 Minuten und hörte mit 1.35,2 Minuten auf.

Die zwei Stints am zweiten Tag hatten eine ähnliche Qualität. Einmal ging es über zehn Runden in einer Zeitspanne von 1.37,9 bis 1.37,7 Minuten. Dann über zwölf Runden von 1.37,9 bis 1.37,5 Minuten. Das war im Schnitt über eine Sekunde pro Runde schneller als der beste aller anderen Longruns.

Charles Leclerc - Ferrari - F1 - Formel 1 - Testfahrten - Bahrain 2023
xpb
Ferrari kämpft im Renntrim mit erhöhtem Reifenverschleiß. Die Balance passt noch nicht ganz.

Leclerc in der Mittagshitze

Die Rundenzeiten in den Dauerläufen waren stark abhängig von den Temperaturen und der Windrichtung. Charles Leclerc sah nicht nur deshalb ziemlich blass aus, weil der Ferrari immer noch seine Reifen zu stark belastet. Er fuhr auch noch in der Mittagshitze bei starkem Wind.

Leclerc begann seinen ersten Stint mit 1.38,4 Minuten und hörte ihn nach elf Runden mit 1.41,5 Minuten auf. Danach wurde es dank abnehmender Spritmenge leicht besser. Von 1.39,0 auf 1.40,2 Minuten über zehn Runden und von 1.39,3 auf 1.39,9 Sekunden über neun Umläufe.

Teamkollege Carlos Sainz machte am kühleren Nachmittag die wesentlich bessere Figur. Der Spanier begann seine Rennsimulation mit einer Zeit von 1.38,0 Minuten und bog 16 Runden später nach einer Runde von 1.39,2 Minuten zum ersten Reifenwechsel in die Boxengasse ab. Bei den weiteren Stints steigerte sich der Spanier auf 1.37,6 bis 1.38,3 Minuten über sechs Runden und auf 1.37,3 bis 1.36,8 Minuten über sieben Runden.

Fernando Alonso - Aston Martin - Bahrain - Testfahrten - Formel 1 (2023)
xpb
Den Aston Martin sehen manche Experten als vierte Kraft. Andere glauben, dass Alonso sogar Ferrari und Mercedes gefährlich werden kann.

Alonso lässt aufhorchen

Ferrari muss sich trotzdem Sorgen machen. Fernando Alonso war zur gleichen Zeit wie Sainz auf der Strecke und hinterließ den besseren Eindruck. Das Gleiche trifft auf Valtteri Bottas zu, der wie Leclerc vor der Mittagspause seine Rennsimulation abspulte und nicht nur den Ferrari-Piloten in den Schatten stellte, sondern bei einem echten Rennen auch George Russell im Mercedes Probleme bereitet hätte.

Beginnen wir mit Alonso: Sein erster Turn dauerte neun Runden und reichte von 1.39,0 bis 1.38,1 Minuten. Der zweite über 17 Runden war besonders eindrucksvoll, weil sich Alonso von seinem Ausgangswert mit 1.37,8 Minuten trotz der langen Laufzeit auf 1,37,0 Minuten verbesserte. Im Schlussabschnitt über weitere 17 Runden drückte der Aston-Martin-Pilot aufs Tempo. Erste Runde 1.36,7 Minuten, letzte Runde 1.36,5 Minuten.

Bottas war der Maßstab im ersten Teil des letzten Testtages. Der Sauber-Pilot begann gegen 11:20 Uhr sein Rennen, das ihn in drei Stints über 20, 17 und elf Runden führte. Ein Defekt im Motorumfeld verhinderte, dass der Finne den imaginären Grand Prix zu Ende fahren konnte. Bottas stieg mit 1.38,9 Minuten in den Longrun ein und war 20 Runden später 1.40,8 Minuten schnell. Der zweite Stint reichte von 1.38,4 bis 1.39,9 Minuten. Der letzte dann von 1.36,8 bis 1.37,9 Minuten.

George Russell begann seinen ersten Stint etwas schneller, war im letzten aber langsamer. Der Mercedes-Pilot startete mit 1.39,1 Minuten und baute über 13 Runden auf 1.40,6 Minuten ab. Der zweite Turn führte über 17 Runden von 1.38,6 bis 1.39,6 Minuten, der dritte über 13 Runden von 1.37,5 bis 1.38,0 Minuten.

Alpine - Formel-1-Test - Bahrain - 25. Februar 2023
ams
Alpine versuchte seine wahre Stärke zu verschleiern. Zum Saisonstart kommt auch noch ein großes Upgrade-Paket.

Haas schlägt Alpha Tauri

In den letzten zweieinhalb Stunden vor der Mittagspause des Schlusstages herrschte auf der Strecke große Aktivität. Auch Nico Hülkenberg und Nyck de Vries spulten ihre Dauerläufe ab. Keiner kam in die Nähe von Bottas, was darauf schließen lässt, dass Sauber eher mit Aston Martin und Alpine um die Wette fährt als mit seinen Gegnern vom letzten Jahr.

Nyck de Vries teilte sein Rennen in drei Portionen à 15, 20 und 11 Runden ein. Hülkenberg war drei Mal jeweils neun Runden unterwegs. Der Alpha Tauri pendelte sich im Schnitt eineinhalb Sekunden pro Runde über dem Sauber ein. Von 1.40,9 bis 1.42,0 Minuten, von 1.38,9 bis 1.41,2 Minuten und von 1.38,8 bis 1.39,2 Minuten.

Hülkenberg startete schneller in seinen GP-Versuch, hörte aber langsamer auf. Und der Haas fraß wie der Ferrari seine Reifen. "Das lag an der Reifensequenz. Wir waren anders unterwegs als Sauber und Alpha Tauri", erklärte Teamchef Guenther Steiner. Hier noch Hülkenbergs Stints: Von 1.37,1 bis 1.39,3 Minuten, von 1.36,8 bis 1.39,3 Minuten und von 1.40,8 bis 1.42,7 Minuten.

Logan Sargeant - Williams - Bahrain F1-Test - 23. Februar 2023
xpb
Williams hat auf jeden Fall aufgeholt. Reicht es schon, um Alpha Tauri, Haas und McLaren unter Druck zu setzen?

Vierkampf im Hinterfeld

In der Quersumme aller Runden ergibt es eine grobe Reihenfolge, die aber wegen der vielen Unwägbarkeiten kein Garantieschein ist. Red Bull steht allein an der Spitze. Dann folgt Ferrari auf eine Runde und Aston Martin über die Distanz. Wenn Ferrari seine Reifen nicht in den Griff bekommt, müssen sie im Rennen auch noch Mercedes und Sauber fürchten.

Bei Mercedes bleibt abzuwarten, was der neue Heckflügel und die Analyse der Testergebnisse bringen. Sicher mehr Topspeed, aber auch eine veränderte Fahrzeugbalance. Das hat auch Ferrari in Bahrain gespürt. Lewis Hamilton deutete mit seiner zweitschnellsten Zeit an, dass er Ferrari auch im Kampf um die Startplätze gefährlich werden kann.

Alpine entzog sich einer Beurteilung. Die Franzosen fuhren nur mit viel Benzin und harten Reifen. Esteban Ocons Longrun am Abend des letzten Tages mit einer Spanne von 1.37,9 bis 1.40,5 Minuten über 21 Runden war zwar ordentlich, ist aber schwer zu deuten, wenn man nicht weiß, wie viel Sprit im Tank war. Experten glauben, dass Alpine mit Sauber um den fünften Platz fährt. Auch hier kommen noch Upgrades zum Rennwochenende.

Haas, Alpha Tauri, McLaren und Williams sind das Paket im hinteren Teil des Feldes. Der Aufstieg ins Q3 oder WM-Punkte müssen als Erfolg gewertet werden. Im direkten Vergleich entscheidet die Tagesform. McLaren-Teamchef Andrea Stella hält alles für möglich: "Von Rausfliegen im Q1, bis Aufsteigen bis ins Q3." Williams steht zwar immer noch am Ende, ist aber näher am Feld dran. Alexander Albon hat im letzten Jahr ein paar Mal bewiesen, dass er die Chancen nutzt, die man ihm gibt.

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