Kein F1-Team glücklich mit Budget-Kompromiss

Keiner glücklich mit Budget-Kompromiss
Bleiben Topteams unter neuem Limit?

GP Österreich 2022
Zuletzt aktualisiert am 09.07.2022

Es dauerte, bis sich die zehn Teams, die FIA und die Formel 1 zu einem Kompromiss im Streit um den Budgetdeckel durchgerungen hatten. Am Freitag vor dem GP Österreich kam es endlich zum Durchbruch. Das Limit wird angehoben. Statt 141,2 Millionen US-Dollar dürfen die Teams nun 145,5 Millionen ausgeben. Für die Großen der Branche – Mercedes, Ferrari und Red Bull – ist das nicht genug, für die Kleinen zu viel. Alfa-Teamchef Frederic Vasseur fasste mit einem Augenzwinkern zusammen. "Ich denke, es ist ein guter Kompromiss, weil keiner glücklich damit ist."

Nur ein Team stimmte gegen den Vorschlag, den Budgetdeckel wegen der hohen Inflation, den gestiegenen Fracht- wie Energie-Kosten um 3,1 Prozent oder 4,37 Millionen US-Dollar anzuheben. Alpine war von Anfang an ein Hardliner in der Debatte, und beharrte darauf, dass die vor der Saison vereinbarten Regeln auch eingehalten werden.

Die eine Gegenstimme reichte nicht aus. "Wir müssen es hinnehmen und unseren Frieden damit schließen", erklärt Teamchef Otmar Szafnauer. "Das ist nun mal der Regelfindungsprozess. Wenn sich nur einer dagegenstellt, reicht es nicht aus." Alpine hätte sich gewünscht, dass auch Teams wie Alfa-Romeo-Sauber, Williams und Haas standhaft bleiben.

Vielleicht wurden die von ihren jeweiligen Motorenpartnern weichgekocht. Sicher lenkten sie ein, um der Formel 1 mögliche Strafen und Gerichtsprozesse nach der Saison zu ersparen. Alpine wurde einmal mehr schmerzlich klargemacht, dass man im Feld auf sich allein gestellt ist. Die Franzosen haben nicht die Allianzen wie Mercedes (mit McLaren, Aston Martin, Williams), Red Bull (mit Alpha Tauri) und Ferrari (mit Haas, Alfa Romeo).

Fernando Alonso - Alpine - Formel 1 - GP Österreich - Spielberg - Qualifikation - Freitag - 8.7.2022
xpb

Verständnis für Topteams

Die kleinen Teams, die den Budgetdeckel ohnehin nicht ausgeschöpft hätten, können mit den zusätzlichen Millionen nichts anfangen. Wer sie nicht hat, kann sie auch nicht ausgeben, und beispielsweise in zusätzliche Upgrades investieren. Dazu zählen Alpine, Alfa-Sauber, Alpha Tauri, Haas und Williams. Das ganze zusätzliche Geld jetzt noch über neue Sponsoren aufzutreiben, dürfte nicht möglich sein.

Alfa-Teamchef Vasseur, der lange einer der Rebellen im Streit um die Budgeterhöhung war, zeigt jetzt Verständnis für die Situation der Topteams. "Wir müssen bedenken, dass sie in den Jahren vor dem Budget-Cap Summen von über 300 Millionen ausgegeben haben, und jetzt weniger als 150 Millionen ausgeben dürfen."

Haas-Teamchef Guenther Steiner ergänzt: "Die großen Teams wollten mehr, die kleinen Teams gar keinen Aufschlag. Jetzt haben wir uns in der Mitte getroffen." Eine kleine Spitze kann sich der Südtiroler nicht verkneifen. "Normal kämpft Toto für sich allein. Dieses Mal hat er ausreichend Verbündete gefunden." Gemeint ist Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Ausnahmsweise waren die großen Mannschaften einer Meinung. Weil es sie gleichermaßen betrifft mit ihrer Mannschaftsstärke zwischen 850 und 1.000 Angestellten.

Teams wie McLaren und Aston Martin können mit dem Kompromiss vermutlich am meisten anfangen. Sie planten mit einer Ausschöpfung des vollen Budgetdeckels, waren wegen der gestiegenen Kosten aber auch unter Zugzwang geraten. "Mit den 3,1 Prozent zusätzlich können wir gut leben", bestätigt McLaren-Rennleiter Andreas Seidl.

Toto Wolff - Mercedes - GP Österreich 2022 - Spielberg
Motorsport Images

Topteams müssen sparen

Für Mercedes, Ferrari und Red Bull wird es auch ein Kraftakt, unter den 145,5 Millionen zu bleiben. Einerseits sind sie erleichtert, etwas mehr ausgeben zu dürfen. Andererseits bleibt der Sparzwang. "Energie- und Frachtkosten sowie die Inflation waren in den letzten Monaten in die Höhe geschossen", sagt Toto Wolff. "Die Frachtkosten sind immer noch astronomisch. Wenigstens gehen die Ausgaben für Energie leicht zurück und die Inflation scheint sich zu stabilisieren – wenn auch auf hohem Niveau."

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto schildert aus Sicht der Scuderia: "Wir hatten viele Treffen, ohne Ergebnis. Es war Zeit, endlich ein Ergebnis zu bekommen. Es war an der zeitlichen Grenze, um überhaupt noch handeln zu können. Manche Teams drohten bereits, über die Obergrenze hinauszuschießen. Mein Dank gilt den kleinen Teams, dass sie konstruktiv waren und eingelenkt haben." Die vorherige Obergrenze überschritten hätten ohne Anhebung aller Wahrscheinlichkeit nach Mercedes, Ferrari und Red Bull – und vielleicht McLaren.

Red Bull hatte bereits gedroht, notfalls Personal entlassen zu müssen. Die Topteams müssen weiter nach Einspar-Potenzialen suchen. "Ich denke, Red Bull, Ferrari und wir liegen immer noch drüber. Die Anhebung des Budget-Caps ist eine Hilfe. Rettet sie uns? Sicher nicht. Wir müssen sparen", erläutert Wolff. Noch immer ist fraglich, welche Strafe bei Überschreitung droht. Vor der Anhebung hieß es lediglich, dass alles über fünf Prozent drakonisch geahndet wird. FIA und Formel 1 werden hoffen, dass alle innerhalb der Limits bleiben.