Am Freitagvormittag fehlten die Teamchefs im Formel-1-Fahrerlager. Sie hatten ein Auswärtsspiel im Hotel La Source. Die Formel-1-Kommission hakte eine lange Liste an Themen ab. Alles war dabei: Reifen, Motoren, Getriebe, Budgetdeckel, Sprints, Entscheidungen der Sportkommissare.
Der Ertrag nach drei Stunden Diskussion und Abstimmung war höflich gesagt gering. Nur auf die Frage, ob nächstes Jahr Reifenheizdecken verboten sind, gab es eine Antwort. Das Projekt wird um ein weiteres Jahr verschoben. Daraus könnte man deuten, dass Pirelli jetzt im Duell mit Bridgestone die besseren Karten hat. Eine Entscheidung ist laut FIA aber noch nicht gefallen.
Pirelli wird seine Testfahrten mit Reifen ohne Vorheizen zunächst einmal fortsetzen. Es geht schon zwei Tage nach dem GP Belgien in Spa weiter. Bis zum nächsten Termin in Monza sollte die Wahl gefallen sein, wer ab 2025 die Formel 1 mit Reifen versorgt. Pirelli wäre für ein Heizdecken-Verbot ab 2025 bestens gerüstet. Bridgestone hätte nur ein Jahr zum Testen und müsste dann bei Null beginnen.
Nicht mehr Benzin für Renault
Alpine hatte im Namen von Renault den Antrag eingereicht, seinen Motor nachrüsten zu dürfen. Die Franzosen führten an, dass man 30 PS hinten liege, weil die Konkurrenz bei der Lösung von Zuverlässigkeitsproblemen Leistung im Laufe der 2022er Saison gefunden hätte.
Die FIA schätzt das Defizit anhand ihrer Drehmoment-Messungen angeblich auf nur 15 Kilowatt (22 PS) ein. Jetzt fühlt sich Renault vom Entwicklungsstopp ausgebremst, der 2021 nur beschlossen wurde, um Red Bull nach dem Rückzug von Honda aus seiner Notlage zu helfen.
Die Teams lehnten es ab, dass Renault als Ausgleich die Benzindurchflussmenge erhöhen darf. Die Frage, ob für die Motorenfraktion in Viry-Chatillon noch einmal ein Entwicklungs-Fenster aufgeht, wurde an die Antriebs-Kommission der Formel 1 zurückgereicht. Problem also aufgeschoben.
Keine Bewegung in der Capex-Frage
Bei der Standardisierung der Getriebe-Kassetten und einer Vereinfachung der Technik zeigten die Getriebehersteller unter den Teams dem Wunsch der FIA Kosten zu sparen die kalte Schulter. Man einigte sich darauf, dass es in der Welt außerhalb der Formel 1 keinen Hersteller gibt, der das Feld mit technisch hochwertigen Kraftübertragungen versorgen könnte.
Auch beim Streit um die Erhöhung der Kapitalinvestitionen (Capex) hat sich die Formel 1 festgefahren. Sicher ist nur, dass die Summe wegen der Inflation von 36 auf 40 Millionen Dollar für den Zeitraum von vier Jahren aufgestockt wird. Zwei Optionen einer Erhöhung auf 50 oder sogar 80 Millionen standen im Raum. Es fanden sich weder für die eine noch die andere Summe Mehrheiten. Also wird weiter verhandelt.
Einige Teams äußerten den Wunsch, dass untersucht werden solle, wie die Entscheidungen der Sportkommissare in Zukunft einheitlicher ausfallen könnten. Es gab zuletzt zu häufig Fälle, bei denen das Gefühl aufkam, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Die Formel 1 präsentierte den Teams zudem eine leichte Modifikation für die 2024er Sprint-Wochenenden. Zuerst Freies Training, dann Sprint-Shootout am Freitag, dann Sprint und Qualifikation am Samstag. Hauptrennen bleibt wie gehabt am Sonntag. Zu einer Abstimmung kam es hier aber noch nicht.