Das vom Serien-CEO Stefano Domenicali und vom neuen FIA-Formel-Direktor Nikolas Tombazis angeführte Gremium trat am Dienstag (21.2.2023) zum ersten Mal in diesem Jahr zusammen. Nachdem es zuletzt vermehrt zu Irritationen durch Äußerungen des FIA-Präsidenten Mohammed Ben Sulayem gekommen war, übten sich beide Seiten diesmal in Einigkeit.
Im Mittelpunkt der Diskussionen stand das sportliche Produkt bei Regenfällen. Eine schnelle Verbesserung soll ein neuer Regenreifen von Pirelli bieten, der jüngst mithilfe von F1-Teams getestet wurde und einen deutlichen Performance-Sprung im Vergleich zum Vorgänger verspricht. Laut der Kommission benötigt man für ihn außerdem keine Heizdecken. Sie segnete eine Nutzung ab dem Grand Prix der Emilia-Romagna (19. bis 21.5.2023) ab.
Für das im letzten Kommissionstreffen angesprochene aerodynamische Regen-Paket gaben die Regelmacher zudem neue Freiheiten bei der Entwicklung bekannt. Sie wollen eine technische Direktive auf den Weg bringen, die es den Aerodynamikern der Teams erlaubt, außerhalb der Aero-Restriktionen und des Kostendeckels Anbauteile zu entwickeln. Auf ihrer Basis soll ein Standard-Bodykit entstehen, das die Gischt massiv reduziert. Erste Tests des Kotflügel-Konzepts sind im zweiten oder dritten Quartal 2023 geplant.
![Formel E New York 2022 - Stoffel Vandoorne](https://imgr1.auto-motor-und-sport.de/Formel-E-New-York-2022-Stoffel-Vandoorne-169Inline-52eade5b-1917813.jpg)
Freier Funk und weniger Kontrollzwang
Nachdem in den letzten Jahren im Zuge einer Unmündigkeitsdebatte der Funk eingeschränkt worden war, entschied sich die Kommission dazu, die Auflagen wieder zu entspannen. In beide Richtungen soll der Informationsaustausch nun lockerer werden – genaue Informationen blieb die Kommission noch schuldig.
Eine weitere Entlastung der Regelhüter stellt der veränderte Parc Fermé bei Sprint-Events dar. Die vormals stark geforderten Prüfer der FIA gewähren bei den sechs Events "in einem größeren Umfang das Wechseln von schadensanfälligen Teilen". Außerdem sollen die Teams mehr Selbstverantwortung beim Erklären eines Parc-Fermé-Zustands bekommen.
![Red Bull - Parc Fermé - GP Japan 2022](https://imgr1.auto-motor-und-sport.de/Red-Bull-Parc-Ferm-GP-Japan-2022-169Inline-713964ef-1944067.jpg)
Strecken-Umbauten und DRS-Zonen
Über den Winter hinweg rückten an vielen F1-Strecken Bautrupps an oder wurden Modifikationen vorbereitet. Als Kontrollinstanz nickte die FIA folgende Anpassungen ab:
- Der schnelle Betonkanal des Jeddah Corniche Circuit in Saudi-Arabien wurde für eine bessere Übersicht bei den Kurveneingängen massiv überarbeitet.
- In Baku und in Miami gibt es ein völlig neues Asphaltband.
- Der Platz zwischen den Boxenstopp-Postionen in Zandvoort wurde um eineinhalb Meter vergrößert.
- In Katar wird ein neues Boxengebäude und eine neue Paddock-Infrastruktur errichtet.
Im Rahmen einer Analyse der letztjährigen DRS-Zonen machte die FIA diverse Stellen aus, an denen die Positionierung das Überholen zu leicht oder noch zu schwer gestaltete. Sie kündigte in Abstimmung mit der F1 Änderungen in Bahrain, Jeddah, Melbourne, Baku und Miami an. In Australien wird die vierte Zone obendrauf ihr Comeback feiern.
![Miami Grand Prix - Boxengebäude 2023](https://imgr1.auto-motor-und-sport.de/Miami-Grand-Prix-Boxengebaeude-2023-169Inline-59150b2b-1968541.jpg)
Winterpause und Kostenspritze
Abgeschlossen wird der Bericht von mehreren administrativen und finanziellen Korrekturen. Analog zur Sommer-Zwangspause dürfen sich die Teammitglieder und die Kollegen bei den Motorenherstellern nun auch im Winter über eine vorgeschriebene Atempause freuen. Ein genaues Fenster für den Shutdown präsentierte die Kommission zumindest noch nicht öffentlich.
Nach dem Punkte-Chaos in Suzuka sollen ab dieser Saison neue Formulierungen für Klarheit sorgen, die verringerte Punkte bei kurzen Rennen definieren – auch ohne Abbruch. Sprachliche Anpassungen sollen des Weiteren den Zugang der FIA-Regulatoren in die Rennfabriken erleichtern.
Als Reaktion auf die wachsende Rennzahl (über 21) versprach die F1 den Teams zuletzt 1,2 Millionen Dollar pro Zusatz-Lauf mehr im Budet-Cap. Da die meisten Neuzugänge außerhalb Europas liegen und so teurer sind, gewährt man nochmal 600.000 Dollar obendrauf. Wie bei allen vorher genannten Anpassungen fehlt hier jedoch die formale Zustimmung des Word Motor Sport Council – die gilt allerdings als sicher.