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Max Verstappen im Interview
„Nie mit Hamilton über WM-Finale gesprochen“

Max Verstappen vergleicht im Interview seine beiden WM-Titel. Er spricht über die Rekordsaison von Red Bull, blickt voraus auf 2023 und verrät, was er gerne nach der Formel 1 machen würde.

Max Verstappen - Red Bull - F1 - Formel 1
Foto: Motorsport Images

Zwei Titel in zwei völlig unterschiedlichen Saisons: Die erste WM haben Sie in einem Herzschlagfinale im vermutlich nicht schnellsten Auto gewonnen. Die zweite in einem dominanten. Was fühlt sich besser an?

Verstappen: Beide fühlen sich etwas verschieden an. Die Emotionen sind völlig andere, wenn du um deinen ersten Weltmeistertitel kämpfst. Schon im letzten Jahr hatten wir ein konkurrenzfähiges Auto. Es war ziemlich eng zwischen uns. Später in der Saison sah es allerdings danach aus, dass wir gegenüber Mercedes etwas verlieren. Trotzdem die Weltmeisterschaft gewonnen zu haben, war natürlich wunderschön. Aber die diesjährige WM fühlt sich durch die vielen Siege nach mehr Lohn an.

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Wie lange hat es gedauert, bis Sie die Achterbahnsaison 2021 verdaut hatten?

Verstappen: Ich war einfach nur froh, dass die Saison vorbei war. Es ist nicht gut für einen selbst, solche Saisons jedes Jahr zu haben, wenn es die ganze Zeit so eng zugeht. Wir hatten eine großartige Nacht nach dem Rennen. Es war eine unglaubliche Erleichterung zu spüren. Wir hatten über Jahre versucht, die Lücke zu Mercedes zu schließen. Es hat aber nie geklappt. Dass wir es dann geschafft haben: Endlich kam alles zusammen. Am Montag danach aufzuwachen, hat sich gut angefühlt. Also die Meisterschaft gewonnen zu haben. Für den Kopf fühlte es sich nicht so gut an.

Max Verstappen - Red Bull - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Wilhelm
Sieben Poles, 15 Siege, 454 WM-Punkte: Max Verstappen feierte eine Rekordsaison.

Red Bull hat das 2021er-Auto so lange wie kein anderes Team entwickelt. Die Regeln für diese Saison waren ganz andere. Trotzdem war Red Bull ab dem ersten Rennen bei der Musik. Wie groß fiel die Überraschung aus?

Verstappen: Das zeigt einfach, wie effizient unsere Ingenieure arbeiten. Sie haben sich lange mit dem letztjährigen Auto beschäftigt und sich trotzdem bereits auf das 2022er-Auto konzentriert. Natürlich hing über uns wie über jedem anderen Team ein Fragezeichen. Die Daten aus dem Wind- kanal waren vielversprechend. Aber wir hatten keine Referenz, und wussten nicht, wie wir im Vergleich mit den anderen dastehen. Als wir das Auto erstmals auf der Strecke hatten, hat es sofort ziemlich gut funktioniert. Natürlich war es ein bisschen schwerer.

Es heißt, mehr als 20 Kilogramm. Wie mussten Sie Ihren Fahrstil umstellen?

Verstappen: Das Gewicht war größtenteils an der Vorderachse. Das hat dafür gesorgt, dass das Auto auf natürliche Weise untersteuerte. In den ersten Rennen fiel es mir schwer, mich eins mit dem Auto zu fühlen und ihm in der Qualifikation zu vertrauen. Ich wusste nicht, ob die Vorderräder blockieren würden, wenn ich an der ersten Kurve ankam. Es hat ein paar Rennen gebraucht, mich anzupassen. Das Auto wurde Stück für Stück leichter. Das hat die Balance verbessert.

Wann waren Sie eins?

Verstappen: In Baku hat es im Rennen Klick gemacht.

Red Bull hat sich neben der Gewichtskur zum Ziel gesetzt, das Arbeitsfenster des Autos zu vergrößern und den Abtrieb durch die Kurve stabiler zu bekommen.

Verstappen: So haben wir es immer gehandhabt. Andere gehen in eine andere Entwicklungsrichtung. Für uns hat diese Philosophie funktioniert. Das hat sich meiner Meinung nach mit dem 2022er-Auto nicht groß verändert. Wir suchen immer nach Optimierungen.

Wenn Sie Ihren Red Bull mit dem Ferrari vergleichen: Was stellen Sie für Unterschiede fest?

Verstappen: Wir haben ein sehr effizientes Auto mit gutem Topspeed. Es hängt aber viel mit der Größe des Flügels zusammen. In den Kurven ist es deshalb schwer zu beurteilen zwischen uns und Ferrari. Die Reifenabnutzung ist mit dieser neuen Fahrzeuggeneration, mit der du tatsächlich überholen kannst, ein Schlüssel. Dort sind wir sehr gut.

Hilft Ihnen der Topspeed auch beim Reifenmanagement, weil Sie automatisch Zeit auf den Geraden gewinnen, die sich die anderen in den Kurven irgendwie zurückholen müssen?

Verstappen: Ja und nein. In den Jahren davor hatten wir eines der langsamsten Autos auf den Geraden und waren dennoch gut beim Reifenmanagement. Ich denke also nicht, dass da immer ein direkter Zusammenhang besteht.

Wie schwer ist es, diese Pirelli-Reifen zu verstehen?

Verstappen: Sie sind schon ein bisschen knifflig zu begreifen. Aber über die Jahre haben wir ein gutes Verständnis aufgebaut, auch wenn sich die Reifen verändert haben. Sie sind immer noch von Pirelli. Die generelle Arbeitsweise der Reifen ist gleich. Mal funktioniert es besser, mal schlechter. Aber viel davon hängt immer mit dem Auto zusammen. Wenn das Auto nicht richtig arbeitet, bekommst du die Reifen nicht angezündet. Da besteht immer ein Zusammenhang.

Wenn Sie einen Bereich am Auto für 2023 ändern könnten: Welcher wäre das?

Verstappen: Etwas Allgemeines. Ich hätte gerne einen besseren Fahrkomfort. So wie die Regeln geschrieben sind, muss das Auto sehr steif sein. Du fühlst jeden Schlag der Straße. Auf Stadtkursen und über Randsteine zu fahren, ist nicht mehr so genießbar wie früher.

Max Verstappen - Red Bull - GP USA 2021
Wilhelm
Der RB18 verlor an Gewicht, die Vorderachse gewann an Biss.

Ferrari oder Mercedes: Wer wird der größere Konkurrent 2023?

Verstappen: Das hängt von vielen Faktoren ab. Die Autos sind in gewisser Weise immer noch neu. Da stecken noch viele Entwicklungsmöglichkeiten drin. Mit Ferrari ist es schwer zu sagen, wie viel sie noch in diesem Jahr entwickelt haben. Die Motoren? Was passiert dort noch? Deshalb fällt es mir schwer, den Hauptrivalen zu benennen.

15 Siege in der abgelaufenen Saison: Wünschen Sie sich mehr Gegenwehr?

Verstappen: Manchmal ja, manchmal nein. In gewissen Situationen wünschte ich sie mir. Manchmal ist es aber auch einfach schön, ein dominantes Auto zu haben. Generell hoffe ich, dass das Feld enger zusammenrückt.

Haben sich die neuen Autos aus Ihrer Sicht gelohnt?

Verstappen: Ich denke, wir mussten etwas machen. Mit den alten Autos war es wirklich schwer, dem Vordermann zu folgen. Die Formel 1 hat sich durch die Veränderungen in die richtige Richtung bewegt. Natürlich müssen noch Verbesserungen vorgenommen werden. Wie zum Beispiel der Effekt des Windschattens. Allgemein müssen wir einfach sicherstellen, dass die Autos nicht schwerer und schwerer werden. Das darf nicht aus dem Ruder laufen. Da gehen wir in die falsche Richtung.

Durch die Budget-Cap-Strafe wird Ihrem Team Zeit im Windkanal genommen. Was hat das für Auswirkungen?

Verstappen: Das wird uns wehtun. Aber ich bin zuversichtlich, dass mein Team es hinbekommt und wir einen guten Start haben werden. Wir wissen, wo wir ansetzen und woran wir arbeiten müssen. Wenn wir ratlos wären, in welche Richtung wir marschieren müssten, wäre es ein noch größeres Problem. Wir werden über das Jahr erfahren, wie sehr wir tatsächlich darunter leiden. Unser Auto war konkurrenzfähig. Wenn wir das Momentum aufrechterhalten, sollte es in Ordnung sein.

Sie hatten anfangs einige Duelle mit Charles Leclerc. Die liefen sauber ab. Leclerc meint, das könne am Zeitpunkt gelegen haben. Am Saisonende in einem WM-Kampf hätte es eine andere Geschichte sein können. Bei Hamilton und Ihnen wurde es ja immer hitziger.

Verstappen: Mit jedem Fahrer sind Zweikämpfe anders. Wenn es hinten heraus um die WM geht, kämpfst du um jeden Punkt. Zu Beginn des Jahres willst du natürlich auch immer siegen. Aber wenn es nicht möglich ist, steckst du zurück und richtest dich auf Platz 2 ein. Vielleicht wäre es ein wenig anders gelaufen. Am Ende des Tages ist der Respekt immer da. Ich glaube daher nicht, dass Zweikämpfe am Ende wirklich einen anderen Ausgang genommen hätten.

Weil Sie aus derselben Generation sind?

Verstappen: Ich kenne ihn länger. Wir fahren seit unserem zwölften Lebensjahr gegeneinander. Ich kann ihn wahrscheinlich besser einschätzen.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Abu Dhabi - 12. Dezember 2021
Motorsport Images
In Abu Dhabi hatte sich Verstappen 2021 erstmals zum Weltmeister gekrönt.

Haben Sie je mit Hamilton über das WM-Finale gesprochen?

Verstappen: Nein. Die Saison ist zu Ende. Du lässt es hinter dir.

Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Ihnen und Red Bull für die erste WM nicht ausreichend Wertschätzung entgegengebracht wird?

Verstappen: Die Leute sprechen immer über das letzte Rennen. Aber man muss die ganze Saison betrachten. Wir haben das ganze Jahr gekämpft. Das sollte in Erinnerung bleiben. Zwei Teams haben alles in den Ring geworfen. Endlich gab es wieder Wettbewerb um den Titel.

Haben Sie etwas auf Ihrer Liste, was Sie abseits der Formel 1 unbedingt mal machen wollen?

Verstappen: Langstreckenrennen. Ich weiß noch nicht, in welchem Auto. Ich warte darauf, dass die Hypercars mal so richtig loslegen – um zu sehen, was mit den verschiedenen Herstellern dort passiert.

Also Le Mans?

Verstappen: Dieses Rennen würde ich eines Tages gerne fahren. Nur nicht jetzt.

Und eine andere Spielwiese? Das Indy500?

Verstappen: Nein, keine Ovale für mich. Das habe ich schon mal gesagt. Ich habe großen Respekt davor, was die Fahrer dort anstellen. Aber nach meiner Formel-1-Karriere will ich mich einem solchen Risiko nicht aussetzen. Natürlich ist die Formel 1 auch gefährlich. Aber wenn du dort im Fangzaun landest, ist es keine schöne Erfahrung.

Sie haben bis 2028 einen Vertrag mit Red Bull. Könnten Sie sich vorstellen, mal für ein anderes Team zu fahren?

Verstappen: Das ist zumindest im Moment nicht der Plan. Am Ende meiner Vertragslaufzeit werde ich 31 Jahre alt sein. Danach weiß ich nicht, ob ich weitermache oder nicht. Es sind ja noch ein paar Jahre bis dahin.

Sie sehen sich also nicht bis 40 in der Formel 1 fahren?

Verstappen: So lange fahre ich sicher nicht in der Formel 1. Mit Rennsport ist es etwas anderes. Irgendwann ist es zu viel mit den Rennen in der Formel 1. Dann macht es keinen Spaß mehr. Es hängt auch davon ab, wie konkurrenzfähig wir 2028 sind. Wenn wir es bis da noch sind, wäre es dumm, aufzuhören.

Das Interview führten wir im November am Wochenende des GP Brasilien.

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