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Interview mit Daniel Ricciardo
„McLaren hat meine Schwächen aufgedeckt“

Daniel Ricciardo ist eine ehrliche Haut. Der Australier spricht in unserem Interview über die Probleme mit dem McLaren, über die Auszeit, die er jetzt dringend braucht und über sein Ziel, eines Tages wieder Formel 1 zu fahren.

Daniel Ricciardo - McLaren - GP Abu Dhabi 2022 - Formel 1
Foto: Wilhelm

Ihr Leben wird sich nächstes Jahr ändern. Sind Sie gut darauf vorbereitet?

Ricciardo: Ich freue mich darauf.

Keine Angst?

Ricciardo: Mehr Freude als Angst. Ein bisschen Angst schwingt mit, weil ich so lange in meinem Leben Rennfahrer war und ich nie etwas anderes getan habe. Auf der anderen Seite bin ich unheimlich gespannt, was ich mit der Zeit, die mir geschenkt wird, anfange. Und wenn es nur eine Reise mit dem Auto ist. Wir reisen um die Welt, sehen aber nichts. Ich will die Welt ein bisschen entdecken. Ich will an meiner Fitness arbeiten. Es liegt an mir, diese Zeit zu gestalten. Diese Freiheit werde ich genießen.

Unsere Highlights

Ein Wechsel in die aufblühende Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) kam nie in Frage?

Ricciardo: Ein Rennen wie Le Mans könnte interessant sein. Aber nicht die ganze Serie. Das wäre das gleiche Leben wie jetzt, nur mit anderen Autos. Ich brauche eine Auszeit. Es ist eine Reise ins Ungewisse. Ich kann nichts planen und werde neue Erfahrungen machen. Das reizt mich. Und ich werde Ausschau halten, ob es 2024 für mich die Möglichkeit einer Rückkehr gibt. Wenn es eine gäbe, will ich so gut wie möglich gerüstet sein. Mit einem Fuß werde ich der Szene erhalten bleibe. Ein ganzes Jahr Nichtstun wäre kein guter Plan. Dann wäre es fast unmöglich zurückzukehren. Und der Moment wird kommen, wenn ich mir wünsche, wieder in der Startaufstellung zu stehen.

Daniel Ricciardo - McLaren - GP Abu Dhabi 2022 - Formel 1
Wilhelm
Große Hoffnung, schwere Enttäuschung: Nach zwei Jahren trennten sich Ricciardo und McLaren vorzeitig.

Kam die Trennung mit McLaren aus dem Nichts oder hatten Sie einen Verdacht?

Ricciardo: Ein leiser Verdacht war schon da. Ich konnte ja meine Resultate sehen und war selbst nicht zufrieden damit. Und uns gingen die Ideen aus, wie wir das ändern sollten. Ich konnte mir nicht mehr sicher sein, ob der Vertrag bis zum Ende erfüllt wird. Da war schon die Vorahnung, dass sich da was zusammenbraut. Die beiden Saisons waren einfach nicht gut genug. Und im Team kamen immer mehr Zweifel auf.

Sie haben alles probiert, die Situation zu verbessern. Das Team hat das gleiche getan. Kann man zusammenfassend sagen, dass Ihnen das Vertrauen ins Auto fehlte?

Ricciardo: Zu einem gewissen Teil ja. Das fehlende Vertrauen ist aber ein Produkt von vielen verschiedenen Dingen. Am Ende kannst du in diesem Sport nur auf höchstem Niveau fahren, wenn du dieses Vertrauen hast.

Was heißt Vertrauen?

Ricciardo: Vertrauen in das, was das Auto als nächstes tun wird. Wie es auf das reagiert, was ich tue. Was passiert, wenn ich fünf Meter später bremse? Wenn du darauf nicht bei jedem Bremsmanöver eine Antwort weißt, dann fehlt dir irgendwann das Vertrauen in das Auto. Das ist mir vorher nie passiert. Ich fühlte mich immer als Teil des Autos. Und ich wusste, wie das Auto reagiert, wenn sich die Bedingungen ändern. Wenig Sprit und frische Reifen in der Qualifikation: Ich wusste, dass du ohne Bedenken fünf Meter später bremsen kannst. Das war mit dem McLaren, aus welchem Grund auch immer, nicht immer so klar.

War es eine Überraschung für Sie, dass Sie dieses Problem auch dieses Jahr mit völlig anderen Autos als 2021 weiter verfolgt?

Ricciardo: Die DNA meines Problems ist ähnlich, obwohl die Autos unterschiedlich sind. Das größte Rätsel war meine erste Qualifikation mit dem Auto. Ich war schneller als Lando, obwohl ich das Auto kaum kannte. Da habe ich mir gesagt: Mit mehr Vertrauen kann es eigentlich nur noch besser werden. Das Gegenteil trat ein. Und das kann ich mir bis heute nicht wirklich erklären. Immer dann, wenn ich meinen Stil fahren konnte, hat es funktioniert. Das war leider zu selten der Fall. Die meiste Zeit musste ich drüber nachdenken, was ich als nächstes mache. Das hat die Verwirrung nur gesteigert. Es ist wirklich schwer zu erklären. 2020 im Renault hatte ich grenzenloses Vertrauen. Das Auto machte, was ich wollte. Plötzlich war dieses Gefühl weg.

Ist das die Erklärung dafür, dass es hin und wieder dann doch funktioniert hat wie in Singapur oder Mexiko?

Ricciardo: Lando konnte konstante Leistungen mit dem Auto abliefern. Ich fand es die meiste Zeit unberechenbar. Dann habe ich das Auto überfahren, es zu hart probiert und bin in den Wald gekommen. Immer wenn ich das Gefühl hatte, das Auto reagiert so wie ich es erwarte, dann habe ich einen ordentlichen Job abgeliefert. Ich wünschte, ich hätte die Antwort.

McLaren - Formel 1 - GP Mexiko 2022
xpb
Kein Vertrauen in den McLaren: Nur selten ließ Ricciardo sein Können aufblitzen - wie in Mexiko.

Wussten Sie schon am Freitag, wie das Wochenende laufen würde?

Ricciardo: Alle guten Wochenenden mit McLaren haben mit dem ersten Training gut begonnen. Da habe ich sofort das Auto gespürt.

Spürte Lando das gleiche wie Sie?

Ricciardo: Lando fühlt sich in dem Auto wohler. In der Einzelkritik, wie das Auto ausbalanciert war, hatten wir das gleiche Feedback. Er hat sich an das Auto gewöhnt, weiß aber auch, wo seine Grenzen sind.

Ist es vergleichbar mit 2014 bei Red Bull, als Sebastian Vettel gegen Sie Probleme hatte?

Ricciardo: Ich würde das Jahr 2014 eher mit Russell und Hamilton in diesem Jahr vergleichen. George ist der Youngster, der mit frischem Elan in ein Topteam kommt und sofort mit dem Superstar auf Augenhöhe fährt. Für George ist es im Vergleich zu davor ein besseres Auto, für Lewis umgekehrt. So war das damals auch mit Seb und mir.

Vettel hat 2014 die Hybridautos gehasst. Man hatte den Eindruck, dass dieses Vorurteil bei ihm im Kopf etwas mitgefahren ist. Könnte das bei Ihnen bei McLaren ähnlich sein?

Ricciardo: Der Kopf spielt sicher eine Rolle. Ich liebte dieses Auto nicht. Das ist normal, weil ich einfach nicht die Rundenzeit aus ihm rausgekriegt habe, die ich rauskriegen wollte. Wenn die Dinge laufen, dann laufen sie. Und umgekehrt wird es immer schlimmer. In Mexiko konnte ich das Auto plötzlich spüren und hatte Spaß damit. Und plötzlich ging alles ganz natürlich.

Könnte in einem anderen Auto plötzlich der alte Ricciardo wiedergeboren werden?

Ricciardo: Ich dachte immer, dass ich ein guter Fahrer bin. Aber ich muss zugeben, dass dieser McLaren auch einige meiner Schwächen aufgedeckt hat. Ich bin nicht perfekt. Das wird mir helfen, an mir zu arbeiten. Jetzt habe ich ein Jahr darüber nachzudenken und an diesen Schwächen zu arbeiten. Während einer Saison ist es unheimlich schwer, das Gelernte sofort umzusetzen. Trotz der ganzen Daten. Du hast einfach zu viel um die Ohren, reist von einem Rennen zum nächsten und hast keine Zeit, einen Blick von außen auf deine Situation zu werfen. Manchmal wäre es gut, sich einen Schritt von diesem Hamsterrad zu entfernen und zu erkennen: Das läuft hier schief mit mir. Die Auszeit könnte für mich eine Win-Win-Situation sein. Aber dann muss ich das Auto finden, in dem ich das umsetzen kann.

Wann wussten Sie, dass Sie wieder bei Red Bull landen würden?

Ricciardo: Bis zum Saisonende wusste ich nur, dass es etwas in der Formel 1 sein würde. Ich wollte mich nicht zu weit von der Szene entfernen. Jetzt sehen Sie es meinem Gesicht an. Ich bin begeistert als dritter Fahrer zu Red Bull zurückzukehren. Ich hatte immer gute Erinnerungen an das Team, aber die herzliche Einladung von Christian Horner und Helmut Marko ist etwas, das ich sehr schätze. Für mich ist es eine große Aufgabe im besten Team der Formel 1 mithelfen zu dürfen und gleichzeitig meine Batterien aufzuladen und den Fokus neu auszuríchten. Ich kann es kaum erwarten, das Team bei der Simulatorarbeit, den Testfahrten und den Marketing-Aktivitäten zu unterstützen.

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