Im nächsten Jahr ändern sich die Regeln dramatisch. 1,6 Liter V6-Turbos ersetzen die 2,4 Liter V8-Saugmotoren. Der Hybridantrieb liefert die zehnfache Leistung. Auch die Aerodynamik wird auf den Kopf gestellt. Es gibt schmalere Frontflügel und Heckflügel ohne unteres Element. Statt 150 kg stehen nur noch 100 kg Kraftstoff für eine GP-Distanz zur Verfügung.
Die Verbrauchsformel der Zukunft erinnert entfernt an alte Turbozeiten, als der Tankinhalt für eine GP-Distanz schrittweise von unbegrenzt auf 220, 195 und 150 Liter zurückgefahren wurde. Damals noch mit vorsintflutlicher Messtechnik. Weswegen es unzählige Benzindramen gab.
Zum achten Mal das Ende einer Ära
2013 ist also das letzte Jahr einer Epoche. Das gab es in der Vergangenheit der Formel 1 bereits sieben Mal, nämlich 1960, 1965, 1982, 1988, 1993, 1997 und 2008. Von 1960 auf 1961 wurde von 2,5 Liter Motoren auf 1,5 Liter Triebwerke umgestellt. Zum ersten Mal galt ein Mindestgewicht. 1966 begann die Dreiliter-Ära. Ab 1983 mussten die Autos einen flachen Unterboden aufweisen. 1988 war das letzte Jahr, in dem Turbomotoren erlaubt waren.
Mit der Saison 1993 verschwanden elektronische Fahrhilfen wie aktive Aufhängungen, ABS und Vierradlenkung. 1998 wurden Rillenreifen und schmalere Autos eingeführt. Die Breite schrumpfte von 200 auf 180 cm. Die Saison 2008 war die letzte mit 140 cm breiten Frontflügeln, ein Meter breiten Heckflügeln und einem 25 cm hohem Diffusor. Außerdem durften auf der Verkleidung beliebig viele Flügel und andere Aerodynamikhilfen angebracht werden.
1960 dominierte Cooper, 1965 Lotus
Ist das letzte Jahr einer Epoche traditionell ein spannendes? Es gibt keine Regel, die das belegt. 1960 dominierte Cooper mit dem Mittelmotorkonzept zum zweiten Mal in Folge, weil Ferrari immer noch nicht begriffen hatte, dass die Zeit der Frontmotor-Ungetüme abgelaufen war. 1965 gehörte Lotus. Jim Clark gewann sechs von zehn Rennen und konnte es sich sogar leisten, auf den GP Monaco zu verzichten, weil er beim 500 Meilen-Rennen von Indianapolis antreten wollte. Er gewann die Vollgas-Schlacht im berühmtesten aller Nudeltöpfe.
1982 gab es Spannung, 1988 Langeweile
1982 war ein spannendes Jahr. Es gab elf verschiedene Sieger in 16 Rennen und mit Keke Rosberg einen Weltmeister, der nur ein Rennen gewann. 1988 erlebte die Formel 1 dafür das komplette Gegenteil. McLaren-Honda gewann 15 von 16 Grand Prix. Die Gegner saßen einem Denkfehler auf. Sie glaubten mit einem modifizierten 87er Modell über die Runden zu kommen und konzentrierten sich schon voll auf 1989. McLaren baute mit dem MP4-4 ein ultraflaches Auto, und Honda einen komplett neuen Motor für die Sparformel mit 150 Liter pro GP-Distanz. So wurden die Gegner an die Wand gefahren.
1993 fuhr Williams alles in Grund und Boden. Zu Beginn der Saison war noch nicht klar, dass FIA-Präsident Jean-Marie Balestre die Elektronik-Monster verbieten wurde. Das Verbot drückte er erst zu Saisonmitte in einem Handstreich durch. Williams war so überlegen, dass man sofort die Weiterentwicklung am FW15 einstellte und sich auf das folgende Jahr konzentrierte. Die Saison 1997 war wieder spannend. Michael Schumacher und Jacques Villeneuve duellierten sich im letzten Jahr mit den zwei Meter breiten Autos und Slicks bis zu dem denkwürdigen Finale in Jerez.
2013er Feld scheint ausgeglichen
Auch vor der letzten Zäsur zurück zu Slicks und Autos mit neuen Flügelmaßen bot die Formel 1 eine unterhaltsame Saison. Das Jahr 2008 endete in einem Showdown. Der Zweikampf Lewis Hamilton gegen Felipe Massa entschied sich erst in der vorletzten Kurve der letzten Runde im letzten Rennen.
So sollte es in diesem Jahr wieder sein. Die Voraussetzungen dafür scheinen geschaffen. Bei den Testfahrten war kein eindeutiger Favorit auszumachen. McLaren und Sauber probieren es mit der McLaren-Taktik von 1988 und trauten sich kurz vor dem Kehraus des alten Reglements an neue Konzepte. Man darf gespannt sein, ob es sich auszahlt.