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Rennanalyse GP Ungarn 2024
Warum das Rennen am Funk eskalierte

GP Ungarn 2024

Der GP Ungarn hätte mit den unterhaltsamen Funksprüchen einen guten Podcast abgegeben. Vor allem bei Max Verstappen und McLaren gab es sehr viel Gesprächsbedarf. Wir erklären warum und beantworten in unserer Rennanalyse die offenen Fragen.

Lando Norris & Oscar Piastri - GP Ungarn 2024
Foto: Motorsport Images

Warum war Verstappen so sauer?

Max Verstappen erwischte keinen guten Tag am Rennsonntag auf dem Hungaroring. Ob er schon mit dem falschen Fuß aufgestanden ist, weil er bis nach 3 Uhr morgens noch am Sim-Rennen zu den 24 Stunden von Spa teilgenommen hat? In seinem wichtigsten Rennen des Wochenendes lief es jedenfalls nicht nach Plan.

Zunächst ging es damit los, dass er mit den beiden McLaren durch die erste Kurve prügelte, dabei von der Strecke kam und den dadurch gewonnenen Platz vorsichtshalber an Lando Norris zurückgab, weil sonst eine Strafe hätte drohen können. Das schmeckte dem 24-Jährigen schon mal gar nicht.

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Anschließend ging es im selben Modus weiter. Der RB20, der mit neuen Upgrades ausgestattet war, die unter anderem die Motorabdeckung, den Frontflügel, die Seitenkästen und das Kühlsystem umfassten, war nicht so schnell wie erhofft. Über Funk beklagte sich Verstappen darüber, dass er die Bremsbalance nun schon speziell eingestellt hätte, aber das Auto trotzdem nicht um die Kurven geht. Das trug natürlich nicht zur Laune bei.

Zudem regte sich der WM-Führende über die Strategie seines Teams auf. Das konnte man durchaus nachvollziehen. Denn aufgrund zwei unterschiedlicher Undercuts zunächst von Lewis Hamilton im Mercedes und später Charles Leclerc im Ferrari verlor er Positionen. Schon nach dem Mercedes-Kniff schimpfte Verstappen warnend, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Das half nichts. Mit Leclerc wiederholte sich das Thema.

Entsprechend maulig und mit deutlichen Worten gab sich Verstappen am Funk im Dialog mit Renningenieur Gianpiero Lambiase. Auf die Mahnung, dass er seine Reifen bei der Aufholjagd auf Leclerc nicht überfahren solle, entgegnete er: "Ich versuche nur eure Scheiß-Strategie zu retten." Auf die Frage, ob er mit seiner Art am Funk nicht überzogen habe, bellte der WM-Spitzenreiter an seine Kritiker zurück: "Die können mich alle mal."

Lewis Hamilton - Mercedes - Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Ungarn - 21. Juli 2024
xbp

Für Max Verstappen war es ein gebrauchter Tag.

Wer hat Schuld am Crash Verstappen vs. Hamilton?

Verstappens Wutausbruch gipfelte in Runde 63. Ausgerechnet die Erzrivalen aus dem Jahr 2021 trafen in Kurve 1 aufeinander. Der Niederländer kam von hinten angeschossen, bremste auf der letzten Rille und versuchte, sich an dem Mercedes-Piloten vorbei zu drängeln. Das gelang nur mit mäßigem Erfolg. Die beiden berührten sich. Das linke Hinterrad von Verstappen verhakte sich im rechten Vorderrad von Hamilton. Der konnte weiterfahren, Verstappen überraschenderweise auch. Allerdings blieb so statt Platz drei nur noch Platz fünf.

Verstappen gab über Funk sofort Hamilton die Schuld und beschwerte sich, dass dieser in der Bremsphase die Spur gewechselt habe. Darauf wollte Lambiase nicht eingehen und meinte nur, das sei jetzt kindisch, das am Funk zu diskutieren. "Er ist immer weiter nach rechts gezogen und hat dafür gesorgt, dass auch bei mir die Vorderräder auf der Bremse stehengeblieben sind", ärgerte sich Verstappen nach dem Rennen. Hamilton ordnete es als Rennunfall ein. "Max kam innen rein, ich habe die Linie gehalten", sagte der 39-Jährige.

Der Vorfall wurde anschließend von den Sportkommissaren im Detail begutachtet. Sie kamen zum Schluss, dass es keine Konsequenzen gibt. Die Experten bezogen sich auf einen vergleichbaren Fall zwischen Kevin Magnussen und Nyck de Vries in Kanada 2023.

In der Begründung der Entscheidung wird ausgeführt, dass das Auto mit der Startnummer 1 sich der Kurve schneller als in den vorangegangenen Runden (aufgrund des DRS) genähert hat und an der gleichen Stelle wie zuvor gebremst hat. Die Auswertung von Video- und Telemetriedaten aus früheren Runden bestätigte, dass Hamilton seiner normalen Rennlinie gefolgt ist. Die Sportkommissare sind aber nicht der Ansicht, dass es sich um einen typischen Fall von "Spurwechsel beim Bremsen" handelt. Man hat aber angefügt, dass Hamilton mehr hätte tun können, um den Zusammenstoß zu vermeiden.

Lewis Hamilton - Mercedes - Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Ungarn - 21. Juli 2024
xbp

Verstappen stieg am Auto von Hamilton auf.

Warum holte McLaren Norris zuerst zum Boxenstopp?

Oscar Piastri feierte seinen ersten Sieg in der Formel 1 und noch dazu jubelte McLaren über einen Doppelerfolg. Es hätte ein durchweg positiver Tag sein können. Nach dem Rennen gab es aber viel Gesprächsstoff. Denn dadurch, dass die McLaren-Strategen Lando Norris beim zweiten Stopp in Runde 45 zwei Umläufe eher reinholten als Piastri, der vorher die Führung inne hatte, wechselten die Positionen. Es kam anschließend zu mehreren freundlichen und etwas verklausulierten Botschaften von Norris’ Renningenieur, der seinen Schützling aufforderte, Piastri wieder vorbeizulassen.

Doch warum brachte man sich überhaupt in dieses Schlamassel? Dafür gab es mehrere Gründe. Man wollte nicht zu früh stoppen und riskieren, dass man am Ende des Rennens in Probleme mit den Reifen läuft. "Deshalb wollten wir den Stopp so lange wie möglich rauszögern", erklärte Teamchef Andrea Stella. Das war besonders deshalb relevant, weil man nur noch einen Medium-Reifen übrig hatte. Lewis Hamilton im Mercedes war dagegen ab Runde 40 auf Hart unterwegs.

Der zweite Grund: Ein möglicher Fauxpas beim Boxenstopp. "Ich wollte nicht, dass wir hinter einen Mercedes oder Ferrari fallen. So wie es etwa Max Verstappen passiert ist", sagte Stella. "Der ganze Druck sollte nicht auf der Boxencrew liegen, sondern am Kommandostand." Hätten die Mechaniker beim Reifenwechsel bei Norris gepatzt, wenn der erst nach Piastri gestoppt hätte, wäre das ein Risiko gewesen hinter Mercedes oder Ferrari zu fallen. Mit der gewählten Taktik konnte man sich besser gegen Hamilton behaupten.

Der finale Platztausch in Runde 68 war mit den sechs Sekunden Vorsprung, die Norris inzwischen hatte, auch deshalb einfacher, weil Red Bull die Strategie verwachste und daher mit Verstappen nicht stärkste Kraft auf Platz drei hinter McLaren war.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Ungarn - 21. Juli 2024
Wilhelm

Oscar Piastri kam erst zwei Runden nach Norris zum Service.

Wieso fiel Leclerc im Finale zurück?

Charles Leclerc beendete das Rennen im Ferrari als Vierter. Zwischenzeitlich war der Monegasse aber der schnellste Mann im Feld auf den harten Reifen. Zu diesem Zeitpunkt kam es zu einem Dreikampf zwischen ihm, Hamilton und Verstappen um Platz drei. Im letzten Stint musste Leclerc vom harten Gummi aber auf den Medium-Reifen umsatteln. Gemeinsam mit Hamilton, der als Joker noch einen Satz der harten Garnitur hatte, stoppte er in Runde 40. Wie Red Bull waren Ferrari die Hände gebunden. Man hatte nur noch einen Satz harte Reifen, die eben beim ersten Stopp draufkamen.

Verstappen hatte später einen Vorteil, weil seine Reifen noch neun Runden frischer waren und überholte so Leclerc in Runde 56. Das erledigte sich mit dem Unfall von Verstappen aber sowieso wieder. Insgesamt waren die Medium-Reifen natürlich anfälliger für die Hitze und die verwirbelte Luft im Verkehr machte das Unterfangen auch nicht leichter. "Im letzten Stint mussten wir darauf aufpassen, dass wir den Reifen hinter Lewis nicht überhitzen", sagte Leclerc.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Ungarn - 21. Juli 2024
xbp

Charles Leclerc strauchelte am Ende.

Wie kamen Perez und Russell nach vorne?

Sergio Perez und George Russell waren die großen Verlierer der Qualifikation und haben wohl in der Nacht von Samstag auf Sonntag am schlechtesten geschlafen. Perez musste von Startplatz 16 das Rennen in Angriff nehmen, weil er in Q1 den RB20 auf nasser Strecke mit Slicks wegfeuerte. George Russell startete direkt hinter dem Mexikaner ins Rennen. Ihm wurde im Quali zum Verhängnis, dass die ersten beiden Versuche nicht passten und danach für einen weiteren Versuch zu wenig Sprit an Bord war. Die beiden waren also eine Art Schicksalsgemeinschaft.

Im Rennen fuhren sie schließlich auch hintereinander auf den Plätzen sieben und acht ins Ziel und sicherten sich damit ein paar Punkte. Beide starteten mit den harten Reifen. Danach setzten sie auf Medium. Beim letzten Stopp vollführte Red Bull mit Perez den Undercut, den man mit Verstappen verpasste. Perez kam sechs Runden früher als Russell an die Box, holte sich Medium-Reifen ab und zog an Russell vorbei. Der hatte für den letzten Stint noch einmal harte Reifen gewählt. Eine Zeit lang liebäugelte man bei Mercedes sogar mit einer Einstopp-Strategie, doch der Medium brach im Mittelstint zu früh ein.

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - 21. Juli 2024
xpb

Sergio Perez arbeitete sich nach vorn in die Punkte.

Warum hatte Hülkenberg keine Chance?

In Spielberg und Silverstone lief es für Nico Hülkenberg noch mit zwei sechsten Plätzen sensationell. Doch in Budapest war der Wurm drin. Dabei schien der 11. Startplatz vielversprechend im Hinblick auf eine weitere Punkteausbeute zu sein. Daraus wurde nichts. Am Ende sah der Haas-Pilot nur auf dem 13. Platz die Zielflagge – ohne Punkte.

Das Unheil nahm bereits am Start seinen Lauf. Hülkenberg verlor in der ersten Runde drei Plätze und kam nur noch als 14. über die Linie. "Wenn du im Verkehr fährst, musst du etwas ausprobieren", sagte der 36-Jährige. "Unser früher Stopp war die Antwort darauf." Bereits in der zweiten Runde verabschiedete er sich vom Medium-Reifen und wechselte auf Hart. Doch die Reifen hielten nicht so lange wie erhofft.

"Über eine Runde waren wir konkurrenzfähig, aber über den Longrun nicht so stark. Es war ein bisschen wie in Monaco", sagte Hülkenberg. Teamchef Ayao Komatsu mahnte: "Wenn du siehst, wie die Konkurrenz eine brilliante Einstopp-Strategie durchzieht und in den Punkten landet, müssen wir uns das anschauen." Damit meinte er Toro Rosso-Pilot Yuki Tsunoda, der Neunter wurde.

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