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Trainingsanalyse GP Spanien 2022
Upgrades würfeln Feld durcheinander

GP Spanien 2022

Beginnt die Saison noch einmal neu? Mercedes präsentierte sich in Barcelona als echter Gegner für Ferrari und Red Bull. Alpine und Aston Martin streiten sich um die Führung im Mittelfeld. Bei McLaren und Alfa Romeo endete der Test der Upgrades vorzeitig.

Sebastian Vettel - Aston Martin - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 20. Mai 2022
Foto: Aston Martin

Früher war es oft so: Beim großen Upgrade-Festival in Barcelona haben sich die Teams neutralisiert. Alle wurden schneller, aber an der Reihenfolge änderte sich nichts. Diesmal war alles anders. Eine neue Fahrzeuggeneration bekam ihr erstes Facelift. Da musste sich zeigen, ob die Ingenieure ihre Autos wirklich verstanden hatten und ob die Rennstrecke das bestätigt, was der Windkanal und die Simulationen versprechen.

Wenn der Eindruck des ersten Trainingstages sich verfestigt, dann haben Ferrari und Red Bull einen neuen Gegner im Kampf um den Sieg. Mercedes verfehlte die Bestzeit nur um ein Zehntel. Das Bouncing war weitgehend verschwunden.

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Noch bricht im Lager des Konstrukteurs-Weltmeisters aber niemand in Jubel aus. Das war am Freitag in Miami auch so. Doch der Mercedes W13 hat seitdem einen neuen Unterboden, und die Ingenieure verstehen ihr Auto nach dem Datenstudium von Miami besser. "Wir wissen jetzt, was wir nicht machen dürfen", erklärte Chefingenieur Andrew Shovlin.

Die zweite große Überraschung wartete hinter dem Spitzentrio. An Fernando Alonso als Anführer des Verfolgerfeldes hat man sich gewöhnt. Dass dahinter aber schon ein Aston Martin lauert, ist neu. Das Team aus Silverstone hat mit seiner B-Version den Rückstand auf die Spitze schon beim ersten Probelauf halbiert. "Da liegt noch viel mehr drin, wenn wir das Auto mal verstanden haben", versprechen die Ingenieure.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 20. Mai 2022
Motorsport Images
Leclerc fuhr zwei Mal Bestzeit, doch die Verfolger sitzen Ferrari im Nacken.

Die wundersame Verwandlung des Aston Martin wird wegen seiner Ähnlichkeiten zum Red Bull weiter für Diskussionen sorgen, auch wenn die FIA dem AMR22B nach einer zweitägigen Untersuchung die TÜV-Plakette gab. Das Team konnte nachweisen, dass sie ihr Auto unabhängig entwickelt haben und die Übereinstimmungen nicht das Produkt von verbotenem Datentransfer sind.

Red Bull beginnt allerdings daran zu zweifeln, zumal sieben Ingenieure die Seiten gewechselt hatten. Einige der Ähnlichkeiten seien schwer erklärbar, wunderten sich die Chefs Helmut Marko und Christian Horner. Marko sprach im TV-Interview sogar von Downloads, die es gegeben habe. Horner kündigte eine interne Untersuchung an.

Für Alfa Romeo und McLaren endete der Stapellauf ihrer Upgrades vorzeitig. Valtteri Bottas und Lando Norris waren schon nach zehn respektive 20 Minuten des zweiten Trainings Zuschauer. Der eine wegen eines Motorschadens, der andere, weil er den neuen Unterboden demoliert hatte. Für die Ingenieure ein Rückschlag. Sie müssen nun auf ein drittes Training ohne Probleme hoffen, um ihre Datenbank aufzufüllen.

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen…

Red Bull oder Ferrari?

Auf eine Runde Ferrari, über die Distanz Red Bull. Das ist die kurze Antwort im Vergleich der beiden WM-Rivalen. In der schnellsten Runde nahm Charles Leclerc seinem Kontrahenten Max Verstappen drei Zehntel ab. Leclerc fuhr seine Runde nur zwei Minuten nach dem Weltmeister, also unter vergleichbaren Bedingungen.

Verstappen bilanzierte: "Auf eine Runde fehlte noch ein bisschen die Balance. Über die Distanz fühlte sich das Auto viel besser an." Die Reifen mussten bei 45 Grad Asphalttemperatur viel aushalten. Verschleiß links vorne und starker Gripabbau werden die Strategie am Sonntag beeinflussen.

Im Longrun waren die Red Bull eine Klasse für sich. Max Verstappen auf den Medium-Reifen, Sergio Perez auf den Soft-Gummis. Verstappen nahm auf den Medium-Reifen George Russell im Schnitt eine halbe Sekunde ab und Charles Leclerc sogar sechs Zehntel.

Bei freier Fahrt hätte Russell weniger Zeit auf den Red Bull verloren, doch der Mercedes-Pilot steckte lange hinter Leclercs Ferrari fest. Und der kostete ihn Zeit. Als der Engländer dann frei fahren konnte, verlor er nur noch drei Zehntel auf den Red Bull.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 20. Mai 2022
Red Bull
Max Verstappen legte die schnellsten Longrun-Zeiten auf den heißen Asphalt.

Am Ferrari brachen nach zwölf Runden mit der Medium-Mischung die Vorderreifen ein. "Die haben sich förmlich aufgelöst", beobachte Red-Bull-Sportchef Helmut Marko. Leclerc räumte ein: "Wir müssen am Reifenmanagement arbeiten. "Die Rennsimulation auf den Soft-Reifen fühlte sich besser an als die auf der Medium-Mischung." Die Longruns von Lewis Hamilton und Carlos Sainz sehen von den bloßen Zahlen her besser aus als sie sind. Sie wurden mit weniger Sprit im Tank im zweiten Teil des Trainings abgespult.

Auf den harten Reifen wird sich Ferrari am Sonntag kaum verlassen können. Im Moment sieht es so aus, dass Pirellis Dauerläufer zu langsam ist. Da nimmt man lieber ein Zweistopp-Rennen in Kauf und streut einen Soft-Reifen ein. Dafür spricht: Nur Lance Stroll und Daniel Ricciardo machten Longrun-Erfahrung auf dem harten Reifen. Man wird sich schon vor dem dritten Training entscheiden müssen, welchen Weg man geht. Wer sich einen Satz Soft für das Rennen reservieren will, muss die Qualifikation mit vier Garnituren soft überstehen.

Ist Mercedes endlich sein Bouncing los?

Der neue Unterboden zeigt Wirkung. "Das Bouncing ist deutlich weniger geworden. Es war ein Schritt in die richtige Richtung", atmete Teamchef Toto Wolff auf. Jetzt muss Mercedes nur noch ein bisschen Rundenzeit finden. Allein das Abstellen des Schaukelns hat sieben Zehntel gebracht. Im zweiten Training fehlte George Russell eine Zehntel auf die Bestzeit, Lewis Hamilton zwei.

Und der siebenfacher Weltmeister machte erstmals in dieser Saison ein freundliches Gesicht: "In diesem Auto steckt noch viel mehr drin. Es ist jetzt etwas angenehmer zu fahren als vorher." Russell differenzierte: "Auf den Geraden ist das Hüpfen weg, in den Kurven noch teilweise da. Daran müssen wir arbeiten."

Auf eine Runde wie im Longrun waren die Mercedes die zweite Kraft. Im Sprint hinter Ferrari, im Dauerlauf hinter Red Bull. "Wir sind besser als am Freitag in Miami, weil wir mit beiden Autos dran sind und wir im Longrun Ferrari geschlagen haben", freuen sich die Ingenieure.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 20. Mai 2022
Wilhelm
Bei Mercedes hofft man, dass der positive Trend das ganze Wochenende anhält.

Gibt es eine Garantie, dass man am Samstag nicht wie in Miami ins alte Muster zurückfällt? "Eine Garantie gibt es nie, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich Miami wiederholt ist geringer geworden." Andrew Shovlin traut sich zu sagen: "Es sieht so aus, als hätten wir uns aus dem Mittelfeld herausgearbeitet."

Auf den Geraden rangieren die Mercedes-Piloten wieder in den Top Ten und damit vor den beiden Ferrari. Damit zeigen auch die in Miami eingeführten neuen Flügel ihre Wirkung. Die Analyse der Sektorzeiten zeigt, dass die Silberpfeile keine Schwächen mehr haben.

George Russell und Lewis Hamilton schafften es in allen drei Sektoren in die Top 5. Der erste und letzte Abschnitt gehört Red Bull. Ferrari macht im zweiten Sektor seine Zeit. Ein Zehntel auf Mercedes, drei Zehntel auf Red Bull. Hier die jeweils schnellsten Sektorwerte der drei Autos:

Sektor-Vergleich Barcelona-Training

Team

Sektor 1

Sektor 2

Sektor 3

Ferrari

22,389 s (P4)

29,662 s (P1)

27,619 s (P2)

Red Bull

22,317 s (P1)

29,956 s (P5)

27,589 s (P1)

Mercedes

22,349 s (P2)

29,763 s (P2)

27,620 s (P3)

Wie schlagen sich die Upgrades von Alfa und McLaren?

Alfa Romeo und McLaren sind die Verlierer des ersten Trainingstages. Beide Teams konnten ihr Programm nicht im gewünschten Umfang abspulen. Die einen wegen eines Motorschadens, die anderen, weil der neue Unterboden bei einem Ausflug neben die Piste zu Bruch ging.

Alfa ist so schlau wie vorher. Das erste Training verbrachten die Fahrer mit Experimenten. In der zweiten Sitzung wollte das Team herausfinden, wie viel das Upgrade wirklich wert ist. Valtteri Bottas fährt mit dem vollen Paket, Guanyu Zhou mit dem halben. Doch für Bottas war das zweite Training schon nach zehn Minuten zu Ende. Dann rollte das rotweiße Auto mit einem Motorschaden aus. In der Motorabdeckung klaffte ein großes Loch. Zum Glück für Bottas war es nur ein Freitags-Motor.

McLaren verbrachte die ersten 60 Runden damit, das neue Auto mit dem alten zu vergleichen und Daten zu sammeln. Norris saß im MCL36 mit dem kompletten neuen Paket. Daniel Ricciardos Auto war noch mit der alten Version von Seitenkästen und Unterboden bestückt.

Dass Norris im ersten Aufeinandertreffen der beiden Spezifikationen eine halbe Sekunde schneller war als sein Teamkollege, wollte Teamchef Andreas Seidl nicht überbewerten: "Ein fairer Vergleich der zwei Versionen nur anhand der Rundenzeit ist nicht möglich. Die Rundenzeiten wurden auf unterschiedlich alten Reifen erzielt, es war viel Verkehr auf der Strecke, und die Programme waren nicht ganz identisch."

Am späten Nachmittag stockte dann die Datenflut. Norris beschädigte beim einem Ausflug über die Randsteine von Kurve 9 den neuen Unterboden. Immerhin bestätigte der Engländer, dass die Erfahrungen vom ersten Training Verbesserungen in einigen Bereichen gebracht hätten. Ricciardo schob es auf das Setup, dass er das zweite Training nur auf Platz 15 beendete.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 20. Mai 2022
Motorsport Images
Für Valtteri Bottas war das FP2 mit einem Motorschaden vorzeitig beendet.

Wie stehen Alonsos Chancen beim Heimspiel?

Alpine hat im Vergleich zu Aston Martin, McLaren oder Mercedes relativ wenig neue Teile präsentiert. Trotzdem ist Fernando Alonso ein Kandidat für die ersten drei Startreihen. Der Spanier erzielte mit 1.20,203 Minuten die fünftschnellste Zeit und nahm Esteban Ocon eine halbe Sekunde ab, monierte aber noch Probleme mit der Balance. Der Franzose war trotzdem zufrieden: "Dieses Auto ist deutlich besser als das, was wir hier im Winter gefahren sind."

Im Longrun sind die Alpine weiter nur Mittelmaß. Ocon und Alonso mussten sich auf den Medium-Reifen sogar hinter Sebastian Vettel im runderneuerten Aston Martin anstellen. Für die Ingenieure wird das Rennen zur Nagelprobe. Barcelona ist ein echter Test dafür wie gut oder schlecht das Auto mit seinen Reifen umgeht. "Wir haben in Miami viel gelernt und versuchen das hier umzusetzen", erzählt Teamchef Otmar Szafnauer.

Esteban Ocon - Alpine - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 20. Mai 2022
xpb
Der Alpine muss noch beweisen, dass er die Reifen im Rennen im Griff hat.

Wie gut geht der neue Aston Martin?

Entspannte Gesichter bei Aston Martin. Die Kraftanstrengung zwei B-Versionen in Barcelona an den Start zu bringen, hat sich gelohnt. Der Rückstand auf die Spitze ist von zwei auf eine Sekunde geschrumpft. Und das beim ersten Auftritt, bei dem sich Fahrer und Ingenieure noch an das neue Auto herantasten müssen. Und Sebastian Vettel und Lance Stroll auf jeden Fall einen Unfall vermeiden müssen. Das Team ist knapp an Ersatzteilen.

Nachdem der "grüne Red Bull" im ersten Training noch zu heiß lief, waren die Kinderkrankheiten in den zweiten 60 Minuten weitgehend gelöst. Sebastian Vettel zog ein positives Fazit: "Das war ein guter Auftakt ein so neues Auto. Ich wäre schon zufrieden, wenn wir dort anfangen, wo wir mit der A-Version aufgehört haben. In dem Auto steckt viel mehr Potenzial. Das Bouncing ist verschwunden. Wir können jetzt tiefer fahren."

Das spiegelte sich nicht nur in der achtschnellsten Rundenzeit nieder, sondern auch im Longrun. Vettel war auf den Medium-Reifen der schnellste Fahrer aus dem Verfolgerfeld. Über 13 Runden fehlte ihm im Mittel nur eine halbe Sekunde auf die Ferrari und Mercedes.

Sebastian Vettel - Aston Martin - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 20. Mai 2022
xpb
Sebastian Vettel war mit dem Aston Martin direkt schnell unterwegs.

Hat sich Haas mit seiner Null-Upgrade-Politik verzockt?

Haas hat sich als einziges Team nicht an dem Upgrade-Festival beteiligt. Weil man sein Auto noch besser verstehen wollte, haben sich die Amerikaner die erste Ausbaustufe für den GP Frankreich im Juni aufgespart. Bis jetzt hat es Haas nicht geschadet. Mick Schumacher und Kevin Magnussen stellten mit den Plätzen 10 und 12 unter Beweis, dass sie am Sonntag auch ohne neue Teile um WM-Punkte fahren können.

Zum Erstaunen der Ingenieure zeigten die Autos keinerlei Anzeichen von Bouncing. Daraufhin wurde die Bodenfreiheit schrittweise abgesenkt, was allein im zweiten Sektor drei Zehntel brachte. Schumacher lobte: "In unserem Auto steckt noch viel Potenzial. Die Upgrades der Konkurrenz müssen erstmal besser funktionieren, und das ist nicht immer der Fall. Ich fühle mich wohl im Auto und ich habe noch ein paar Ideen, wie wir es schneller machen könnten.”

GP Spanien 2022: Longrun-Zeiten

Fahrer

⌀ Rundenzeit

Runden

Reifentyp

Stint

Leclerc

1.24,974 min

4

soft

2

Hamilton

1.25,482 min

4

soft

1

Sainz

1.26,136 min

11

soft

1

Perez

1.26,394 min

13

soft

1

Ricciardo

1.26,409 min

5

soft

1

Gasly

1.26,434 min

9

soft

1

Vettel

1.26,947 min

11

soft

2

Zhou

1.27,395 min

12

soft

1

Magnussen

1.27,491 min

6

soft

1

Hamilton

1.26,224 min

11

medium

2

Sainz

1.26,093 min

7

medium

2

Verstappen

1.25,073 min

15

medium

1

Gasly

1.26,491 min

5

medium

2

Russell

1.26,521 min

13

medium

1

Leclerc

1.26,613 min

13

medium

1

Vettel

1.27,148 min

10

medium

1

Ocon

1.27,229 min

14

medium

1

Alonso

1.27,449 min

14

medium

1

Tsunoda

1.27,733 min

16

medium

1

Schumacher

1.27,927 min

12

medium

1

Albon

1.29,115 min

13

medium

1

Ricciardo

1.27,367 min

5

hart

2

Stroll

1.27,912 min

6

hart

2

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