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Trainingsanalyse GP Singapur 2022
Vom Favoriten zur Unbekannte

GP Singapur 2022

Nach dem ersten Training war Max Verstappen der haushohe Favorit. Im zweiten kam er kaum aus der Box. Während Red Bulls Programm viele Fragen offen ließ, lieferten sich Ferrari und Mercedes ein Duell um die Tagesbestzeit und den stärksten Longrun.

Max Verstappen - Red Bull - GP Singapur 2022
Foto: Motorsport Images

Im ersten Training ließ Max Verstappen die Konkurrenz ziemlich alt aussehen. Der Titelverteidiger fuhr eine Bestzeit nach der anderen und war dem Rest des Feldes meistens eine Sekunde voraus. Ferrari kam nicht in die Gänge, und Mercedes ließ erst spät die Katze aus dem Sack. Lewis Hamilton fuhr die überraschende Bestzeit sechs Minuten vor Schluss. Auch wenn es der zweite Anlauf auf dem weichen Reifensatz war, lagen zwischen Hamiltons und Verstappens Runde 15 Minuten, und das ist bei dem üblichen rasanten Gripzuwachs auf dem Marina Bay Circuit ein großer Vorteil. Dazu kam, dass Mercedes zum Trainingsauftakt mit mehr Leistung unterwegs war.

Unsere Highlights

Jeder erwartete, dass Verstappen in der zweiten Trainingssitzung die Dinge wieder richtigstellen würde, doch der Red Bull-Pilot blieb 20 Minuten in der Garage. Dann drehte er drei Runden und bog wieder in die Boxen ab. Ein paar hastige Runden am Ende brachten ihm noch den vierten Platz ein. Longruns Fehlanzeige. Die Konkurrenz wunderte sich über das seltsame Programm des WM-Spitzenreiters. Auch Sergio Perez sparte mit Runden. Später stellte sich heraus, dass ein langwieriger Setup-Umbau an Verstappens Red Bull ein Schuss in den Ofen war, und Perez wegen Problemen mit der Motoreinstellung nicht mit voller Leistung fuhr.

Auch bei Ferrari lief nicht alles rund. Carlos Sainz spulte sein Routineprogramm ab und ging als Tagessieger aus dem ersten Trainingstag. Leclerc stand insgesamt 53 Minuten mit Bremsproblemen und Abstimmungsarbeiten in der Garage. Dem Mann, der in diesem Jahr schon acht Mal auf die Pole Position gefahren war, fehlten am Ende zwei Zehntel auf den Teamkollegen.

Im Rest des Feldes hängte Alpine seinen Dauerrivalen McLaren klar ab. Alpines kleines Upgrade funktionierte besser als McLarens großes. Eine Überraschung war der siebte Platz von Valterri Bottas. Auch für das Team selbst. Obwohl Pirellis C5-Reifen normalerweise nicht auf dem Alfa-Sauber funktioniert, brachte ihn Bottas endlich mal in sein Arbeitsfenster. Keiner im Team konnte sich erklären warum.

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen

Max Verstappen - Red Bull - GP Singapur 2022
Wilhelm
Max Verstappen stand im zweiten Training lange in der Garage.

1) Was war mit Red Bull los?

In der ersten Trainingssitzung sah Max Verstappen noch wie der große Favorit für den GP Singapur aus. Seine zweitbeste Runde war deutlich höher einzuschätzen als Lewis Hamiltons Bestzeit, weil er sie viel früher und damit auf einer grüneren Strecke und mit weniger Motorleistung gefahren war. Doch im zweiten Training stand der WM-Spitzenreiter fast nur an der Box. Die Startnummer 1 kam erst nach 20 Minuten mit harten Reifen aus der Garage und verschwand drei Runden später dort wieder.

Red Bull versuchte trotz der überzeugenden Vorstellung im ersten Training das Auto noch einen Tick besser zu machen. Es gäbe immer Spielraum für Verbesserung, trieb Verstappen seine Mannschaft an. "Das ging in die Hose. Der Umbau hat uns viel Zeit gekostet, und er hat nichts gebracht", bedauerte Sportdirektor Helmut Marko. "Das Auto ließ sich nicht so einstellen, wie wir wollten. Es hat sich uns gewissermaßen verweigert."

Technikchef Adrian Newey verrät, dass es mit dem Zusammenbau der Vorderradaufhängung Probleme gab. Erst sechs Minuten vor der Zielflagge ging das Geburtstagskind wieder auf die Strecke und fuhr sich quasi aus dem Stand mit 1.42,926 Minuten noch auf den vierten Platz. Aufatmen in der Weltmeister-Box: "Den Speed haben wir."

Sergio Perez legte mit insgesamt 13 Runden auch kein viel größeres Pensum zurück. Seine Zeit von 1.43,906 Minuten war enttäuschend. Perez fehlten damit 1,3 Sekunden auf die absolute Tagesbestzeit von Carlos Sainz. "Dafür waren andere Probleme schuld", tat Marko geheimnisvoll. Der Honda-Motor soll wegen falscher Kennfeldeinstellungen nicht seine volle Leistung abgegeben haben. Der sparsame Auftritt der beiden Red Bull-Piloten hatte zur Folge, dass die Longruns flachfielen. "Zum Glück haben wir am Morgen welche gemacht", beschwichtigte Marko, räumte aber ein: "Die Reifen haben wir noch nicht aussortiert. Das müssen wir im dritten Training nachholen."

George Russell - Mercedes - GP Singapur 2022
Wilhelm
Mercedes mischte am Freitag in der Spitzengruppe mit.

2) Warum ist Mercedes so stark?

Mercedes musste sein Auto wegen der Bodenwellen etwas anheben, aber nicht so drastisch wie befürchtet. "Wir fahren immer noch einigermaßen in unserem Fenster", beteuern die Ingenieure. George Russell und Lewis Hamilton landeten auf den Plätzen drei und fünf, zwischen drei und fünf Zehntel hinter der Bestzeit. Bei Rundenzeiten von 1.42 Minuten noch kein Beinbruch. Zumal beide Mercedes-Piloten auf ihren schnellen Runden nicht das Maximum aus ihren Soft-Reifen herausgeholt haben.

Im Longrun auf Medium-Reifen war George Russell gleich schnell wie Carlos Sainz. In den ersten drei der neun Runden hinkte der Engländer dem Ferrari noch hinterher, doch ab Runde 4 spielte der Mercedes wieder seine geringere Reifenabnutzung aus. Auf eine Runde waren die Mercedes im Vergleich zu Ferrari schneller im ersten Sektor und verloren am Ende der Runde Zeit. Als Schwachstelle dabei stellten sich die Kurven 13 und 14 heraus.

Teamchef Toto Wolff warnt aber vor zu großer Euphorie. Verstappen, Perez und Leclerc sind keine verwertbaren Rennsimulationen gefahren. Das verfälscht das Bild. Trotzdem kann Singapur für Mercedes zu einem Erfolgserlebnis werden. Auf dem Papier ist die Strecke wie gemalt für den diesjährigen W13. Überall dort, wo viel Abtrieb verlangt wird und Effizienz nicht die entscheidende Rolle spielt, zeigt der Silberpfeil seine besten Rennen. 14 der 23 Kurven führen rechtwinkelig ums Eck. Je ähnlicher die Kurventypen sind, umso einfacher ist es das heikle Auto auf diese Strecke abzustimmen.

George Russell äußerte sich vorsichtig optimistisch: "Auf dem Papier sieht es gut aus, aber das zählt nicht. Es liegt aber immer noch viel Arbeit vor uns, speziell über die Bodenwellen, was nicht gerade unsere Stärke ist." Für Lewis Hamilton lief das zweite Training schlechter als das erste. "Das Auto hüpft ziemlich viel herum. Daran werden wir mit den Werkzeugen, die wir haben, nicht allzu viel ändern können, aber im Fahrzeug-Setup liegt noch einiges drin." Chefingenieur Andrew Shovlin bestätigte: "Nach drei Jahren Pause ist es nicht so einfach die optimale Abstimmung hinzubekommen und die Reifen zu lesen."

Charles Leclerc - Ferrari - GP Singapur 2022
Wilhelm
Wie Rivale Max Verstappen verlor Charles Leclerc viel Trainingszeit in der Box.

3) Wieso verlor Leclerc so viel Trainingszeit?

Charles Leclerc brachte es in zwei Trainingssitzungen nur auf 31 Runden. Im Vergleich dazu spulte Teamkollege Carlos Sainz 47 Runden ab. Am Morgen kam Leclerc erst nach 23 Minuten zum Fahren. Bremsprobleme hielten ihn in der Box fest. Am Nachmittag dauerte es 30 Minuten, bis der WM-Zweite seine erste Runde drehte. Umbauten an der Fahrzeugabstimmung hielten ihn länger in der Garage fest als erwartet.

Ferrari begann das Programm wegen der Bodenwellen aus Vorsicht mit relativ viel Bodenfreiheit. Dann stellten sich zwei Dinge heraus. Es ging zu viel Abtrieb verloren, und die Schläge waren nicht so schlimm wie gedacht. Also schraubte Ferrari die Fahrzeughöhe noch im Verlauf der ersten 60 Minuten herunter. Für den zweiten Teil des Trainings wurden dann noch Fahrwerksanpassungen vorgenommen. Am Ende hielten Sainz und Leclerc eine Doppelführung. Leclerc zu dem Preis, dass er keinen vernünftigen Longrun fahren konnte.

Lando Norris - McLaren - GP Singapur 2022
Motorsport Images
Alpine hinterließ am Freitag den deutlich stärkeren Eindruck als McLaren.

4) Wer gewinnt das Upgrade-Duell: McLaren oder Alpine?

Alpine kam besser in Schwung. Esteban Ocon und Fernando Alonso zeigte mit den Plätzen sechs und acht, dass der neue Unterboden auf keinen Fall ein Fehlgriff ist. Im ersten Training waren die Alpine-Piloten noch mit dem alten Modell angetreten. Bei McLaren ließ sich das Wochenende zäher an. Lando Norris kam mit dem neuen Upgrade auf Rang elf, Daniel Ricciardo mit der alten Version auf Platz 18.

Flowiz-Einsatz am Ende des zweiten Trainings zeugt davon, dass es da noch offene Fragen für die Ingenieure gibt. Norris merkte an: "Das Auto mit dem Upgrade fühlt sich ähnlich an wie die alte Version. Das ist für den Anfang ein gutes Zeichen, auch wenn die Rundenzeiten noch nicht zufriedenstellend sind."

Bei Alpine war man mit dem ersten Tag in Singapur zufrieden. "Der neue Unterboden arbeitet so, wie wir es erwartet haben", berichtete Technikchef Matt Harman. Einziger Rückschlag: Alonso stieg im ersten Training nach elf Runden wegen eines Öllecks im Getriebe aus. Die Mechaniker bauten aus Vorsicht ein Ersatzgetriebe ein.

Die Zeit ging dem Spanier im zweiten Training ab. Während viele Kollegen vom ersten Training schon eine Vorahnung hatte wie sich der Soft-Reifen anfühlt, musste sich Alonso erst auf Pirellis weichste Mischung einschießen. "Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass wir hier eine gute Figur abgeben", berichtete der zweifache Singapur-Sieger. Ocon bestätigte: "Die Upgrades haben sich bewährt. Wir sehen hier stark aus."

Sebastian Vettel - Aston Martin - GP Singapur 2022
Wilhelm
Sebastian Vettel kann sich Hoffnung auf WM-Punkte machen.

5) Gibt es für Vettel nochmal groß Punkte?

Aston Martin rechnet sich für Singapur gute Chancen auf fette Punkte aus. "Das Streckenlayout passt zu unserem Auto. Wir sind generell auf Strecken besser, die nach viel Abtrieb verlangen", hofft Sebastian Vettel. Der letzte Singapur-Sieger landete auf Rang 12, zwei Plätze hinter Teammollege Lance Stroll. Vettel vermisste noch den richtigen Rhythmus, machte sich deshalb aber keine großen Sorgen: "Was zählt sind der Samstag und der Sonntag." Die Longruns machen Hoffnung. Sie lagen auf dem Niveau von Alpine.

George Russell - Mercedes - GP Singapur 2022
Wilhelm
Die Autos setzen auf den Bodenwellen stark auf.

6) Sind die Bodenwellen ein Problem?

Die FIA misst seit Spa die vertikalen Bewegungen der Autos, die Steifigkeit des Unterbodens und die Abnutzung der Schutzplanke. Wer über den Grenzwerten liegt, muss sein Setup ändern. Andernfalls fliegt er raus. Die FIA passt die Messmethodik von Rennen zu Rennen an. Stöße in Kompressionen oder auf Bodenwellen fließen nicht in die Rechnung mit ein.

Weil Singapur berühmt für seine Bodenwellen ist, schlägt der Sensor erst oberhalb von sieben g an. Der einzige Unsicherheitsfaktor waren neu asphaltierte Abschnitte, die etwa 20 Prozent des Kurses ausmachen. Am ersten Trainingstag hatte keiner Probleme mit den Messungen. Die Teams sind von vornherein mit der Bodenfreiheit etwas nach oben gegangen, um ihre Planken vor zu starker Abnutzung zu schützen. Manche sogar eine Spur zu viel. Esteban Ocon erzählte: "Die Bodenwellen sind zum Glück weniger schlimm als früher. Mit diesen Autos wäre es sonst kein Spaß gewesen, hier zu fahren."

Longruns GP Singapur 2022

Fahrer

⌀ Rundenzeit

Runden

Reifentyp

Stint

Hamilton

1.48,297 min

5

soft

1

Perez

1.48,948 min

5

soft

1

Alonso

1.49,493 min

10

soft

1

Vettel

1.49,564 min

10

soft

1

Norris

1.49,786 min

4

soft

1

Zhou

1.51,497 min

9

soft

1

Latifi

1.53,168 min

9

soft

1

Sainz

1.49,023 min

9

medium

1

Russell

1.49,059 min

9

medium

1

Stroll

1.49,188 min

10

medium

1

Ocon

1.49,207 min

11

medium

1

Bottas

1.49,785 min

10

medium

1

Gasly

1.50,264 min

8

medium

1

Albon

1.50,356 min

12

medium

1

Magnussen

1.50,777 min

11

medium

1

Ricciardo

1.51,613 min

6

hart

1

Schumacher

1.52,513 min

12

hart

1

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