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Rennanalyse GP Saudi-Arabien
Red-Bull-Stunk trotz Doppelsieg

GP Saudi-Arabien 2023

Nach dem Grand Prix von Saudi-Arabien gab es nur wenige glückliche Piloten. Selbst beim Red Bull war trotz Doppelsieg Feuer unterm Dach. Alonso legte sich in der Nachspielzeit mit der FIA an. Und Ferrari kommt einfach nicht in die Spur. In der Rennanalyse haben wir die Hintergründe gesammelt.

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
Foto: Wilhelm

Warum war Red Bull so überlegen?

Nach der Machtdemonstration in Bahrain hatte die Konkurrenz gehofft, dass die Abstände beim zweiten Rennen schrumpfen würden. Auf dem schnellen Stadtkurs in Jeddah stehen die Piloten 83 Prozent der Runde auf dem Gas. Es gibt also nicht viele Kurven, in denen man Zeit gutmachen kann. Dazu sollte der glatte Asphalt dafür sorgen, dass Red Bull seinen Vorteil beim Reifenverschleiß nicht ausspielen kann.

Unsere Highlights

Doch als Sergio Perez und Max Verstappen im Rennen freie Fahrt hatten, zogen sie teilweise um eine Sekunde an der Spitze weg. Red Bull hatte sein Auto auf minimalen Luftwiderstand getrimmt. Obwohl der RB19 klar das schnellste Auto auf den Geraden war, ging es auch schnell durch die Kurven. Die Konkurrenz sucht immer noch den Trick, der es Red Bull erlaubt, im Heck extrem tief zu fahren und damit den Absaugeffekt des Unterbodens zu verstärken.

Zehn Millimeter bedeuten hier drei Zehntel. Doch man muss sich diese zehn Millimeter auch leisten können. Die Schutzplanke unter dem Auto darf sich nicht mehr als einen Millimeter abnutzen. Der Unterboden darf sich nicht verbiegen. Die Federung darf nicht so hart sein, dass die Reifen auf Unebenheiten den Kontakt zur Straße verlieren. Und der Druckausgleich an den Kanten des Unterbodens darf nicht so groß werden, dass Bouncing eintritt. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat Red Bull all das im Griff.

Nur bei der Zuverlässigkeit hat das Wunderauto noch einen wunden Punkt. Am Jeddah-Wochenende wurde bei beiden Autos das Getriebe gewechselt. Im Qualifying sorgte dazu noch eine defekte rechte Antriebswelle für das frühzeitige Aus von Max Verstappen in der zweiten K.O.-Runde. Doch der Pace-Vorteil ist so groß, dass der auf Rang 15 gestartete Weltmeister im Rennen schon nach 25 Runden auf Position zwei auftauchte – auch wenn das Safety-Car etwas dabei mithalf.

Verstappen, Perez & Alonso - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
Wilhelm
Verstappen beklagte sich nach dem Rennen noch einmal über den Technik-Defekt. Perez ärgerte sich über die geklaute schnellste Runde.

Warum gab es im Red-Bull-Lager Stunk?

Nach dem zweiten Doppelsieg in Folge müsste bei Red Bull die Stimmung eigentlich bestens sein. Doch im Rennen gab zwischenzeitlich Stress am Kommandostand. Verstappen hatte sich zur Halbzeit auf Platz zwei nach vorne gearbeitet und wollte sich gerade auf die Jagd nach dem führenden Sergio Perez machen, als er plötzlich verdächtige Geräusche im Heck seines Autos vernahm.

"Wir haben beiden Fahrern gesagt, sie sollen kurz Gas rausnehmen", verriet Teamchef Christian Horner später. "In dieser Zeit haben wir zusammen mit den Kollegen in der Fabrik in Milton Keynes alle Daten gecheckt. Doch wir konnten nichts finden. Also haben wir beide wieder frei fahren lassen." Ob es an dem Phantom-Problem lag oder ob Perez an der Spitze einfach nur zu stark war, blieb unklar. Näher als vier Sekunden kam Verstappen jedenfalls nie an das Schwesterauto heran.

Nur in der letzten Runde gab der Niederländer noch einmal Gas und sicherte sich damit den Bonuspunkt für die schnellste Runde. Das kam bei Perez nicht gut an. "Sie haben mir gesagt, dass mir aktuell die schnellste Runde gehört und ich meine Pace halten soll. Das müssen wir mal intern besprechen, ob es da unterschiedliche Informationen gab." Verstappen ließ sich offenbar nicht einbremsen: "Mit ein paar Runden habe ich gefragt, wo die schnellste Runde liegt. Das ist ganz normal. Wir haben zwar Zielzeiten für die Runden bekommen. Aber uns wurde auch gesagt, dass wir frei Rennen fahren durften."

Nach dem Rennen beklagte sich der Weltmeister dann auch noch einmal über den Defekt im Qualifying: "Ich bin heute überhaupt nicht happy. Ich bin ja nicht hier, um Zweiter zu werden. Wir Fahrer kommen mit der Erwartung an die Strecke, dass alles gut vorbereitet ist und dann geht es im Rennen nur noch um Schadensbegrenzung. Wenn man schon zwei schnelle Autos hat, dann muss man auch sicherstellen, dass beide funktionieren." Sky-Experte Nico Rosberg konnte die harten Worte nicht nachvollziehen: "Das klang etwas undankbar. Er soll sich lieber freuen, dass sein Team ihm so ein überlegenes Auto hinstellt."

Start - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
xpb
Am Start parkte Alonso ein Stück neben der Box. Das sorgte für viel Arbeit bei den Schiedsrichtern.

Warum bekam Alonso den Pokal zurück?

Wie schon in Bahrain stand Fernando Alonso am Ende zusammen mit den beiden Red-Bull-Piloten auf dem Podium. Doch der dritte Platz geriet nach der Pokalübergabe plötzlich in Gefahr. Das Auto des Spaniers ragte am Start mit dem linken Vorderrad aus der Startbox. Dafür gab es eine Fünfsekunden-Strafe, die Alonso bei seinem Boxenstopp abdiente. Nach Hinweisen der Konkurrenz erkannte die Rennleitung erst kurz vor der Zieldurchfahrt, dass der Mechaniker den hinteren Wagenheber zu früh ansetzte, was als verbotene "Arbeit am Auto" ausgelegt wurde.

Alonso kassierte eine Zehn-Sekunden-Strafe und musste seinen Pokal an George Russell abgeben. "Es ist nicht gut für die Fans, wenn es 35 Runden dauert, um eine Strafe auszusprechen. Wenn man damit bis nach der Podiumszeremonie wartet, dann stimmt irgendwas mit dem System nicht", klagte der Pilot. Außerdem sei ihm durch die späte Information die Chance genommen worden, einen entsprechend großen Vorsprung auf der Strecke rauszufahren.

"Am Anfang haben sie mir gesagt, dass ich eine Fünf-Sekunden-Strafe hatte. Ich habe dann sieben Sekunden Vorsprung rausgefahren, bevor ich die Strafe abgesessen habe", stellte Alonso klar. "Im zweiten Stint gab es keine Information oder Untersuchung. Nichts. Wenn man mir es gesagt hätte, dann hätte ich die Lücke auf 11 Sekunden geöffnet."

Doch sein Team wollte sich mit der Strafe nicht abfinden. Das Team legte auf die Schnelle sieben Präzedenz-Fälle aus vergangenen Rennen vor, bei denen Mechaniker in vergleichbaren Situationen auch schon das Auto berührten. Und in diesen Fällen hatte es keine Strafe gegeben. Um kurz nach 1 Uhr nachts revidierten die Schiedsrichter schließlich ihr Urteil. Das bloße Ansetzen des Wagenhebers stelle nun doch keine Arbeit am Auto dar. Alonso bekam die verlorenen Punkte und den Pokal wieder zurück.

Charles Leclerc - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
xpb
Neben einem schlechten Boxenstopp-Timing zeigte Ferrari im zweiten Stint auch noch eine schwache Pace auf den harten Reifen.

Warum war Ferrari nur vierte Kraft?

In Bahrain hatte Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur die Niederlage noch kleingeredet. Das Auto sei nicht so schlecht, wie es aussehe, wurde behauptet. Doch in Saudi-Arabien wurde es wieder nichts mit einem Podium. Hinter den beiden Red Bull, dem Aston Martin von Alonso und den beiden Mercedes rollten Carlos Sainz und Charles Leclerc nur auf den Plätzen sechs und sieben über den Zielstrich.

"Wir hatten heute nur das viertschnellste Auto", gab Sainz nach dem Rennen zu. "Die Mercedes haben uns überrascht. Die waren klar schneller. Ich dachte vor dem Wochenende, dass wir unsere Probleme besser im Griff haben. Aber die Leistung war heute nicht okay. Wir müssen wohl warten, bis Upgrades kommen."

In der Qualifikation sah es zumindest bei Leclerc noch ganz gut aus. Nur anderthalb Zehntel fehlten auf die Pole Position von Perez. Allerdings verzichtete der Mexikaner im Q3 auf seinen zweiten Schuss. Und der deutlich stärker eingeschätzte Verstappen wurde frühzeitig von der Technik schachmatt gesetzt. Der wahre Pace-Unterschied wurde somit erst im Rennen sichtbar.

Nach seiner Rückversetzung auf Startplatz zwölf, wegen des Einbaus der dritten Elektronik-Steuerung, begann Leclerc das Rennen mit weichen Reifen. Zu Beginn lief es auf den Softs auch noch ganz gut. Ähnlich wie Verstappen konnte er sich Platz für Platz nach vorne arbeiten. Doch schon in den Runden 16 und 17 wurden beide Ferrari an die Box zum Wechsel auf die harte Mischung gerufen.

"Im zweiten Stint auf den harten Reifen lief es dann irgendwie nicht mehr", grübelte Teamchef Vasseur. "Wir müssen es schaffen, das ganze Wochenende die gleiche Form zu finden." Ein Grund für die schwache Pace auf den C2-Pirellis könnte in der Vorbereitung liegen. Aus Angst vor übermäßigem Verschleiß übten die Piloten im Training fast nur mit den weicheren Sorten. Am Ende war man mit dem Setup wohl etwas zu konservativ und bekam die harten Sohlen nicht zum Arbeiten.

Safety-Car - Formel 1 - GP Saudi-Arabien 2023
Motorsport Images
Die Rennleitung gab zu, dass die Stroll-Panne eigentlich kein Safety-Car nötig gemacht hätte.

Warum kam das Safety-Car auf die Bahn?

Neben der schlechten Pace beklagte man bei Ferrari auch das unglückliche Safety-Car-Timing. Als Bernd Mayländer wegen einer Panne bei Lance Stroll auf die Bahn geschickt wurde, hatten Sainz und Leclerc ihre Boxenstopps gerade absolviert. Lewis Hamilton und Max Verstappen konnten den Service während der Neutralisation mit weniger Zeitverlust absolvieren und damit an den roten Rennwagen vorbeiziehen. Den Fans wurde damit ein Teil der Action geklaut. In der zweiten Rennhälfte nach dem Restart wurde im Gegensatz zum ersten Stint kaum noch überholt.

Im Fahrerlager stellte man sich nach dem Rennen die Frage, warum das Safety-Car überhaupt rausgeschickt wurde. "Wir haben Lance gesagt, er soll sich einen sicheren Platz suchen, um das Auto abzustellen. Er hatte ein Auspuffproblem und konnte keine Leistung mehr rekuperieren", erklärte Aston-Martin-Teamchef Mike Krack. Der Kanadier suchte sich eine Lücke in den Leitplanken weit außen in Kurve 13 zum Nothalt aus.

Eigentlich ging dort keine Gefahr von dem havarierten Auto aus. Doch das erkannte die Rennleitung leider zu spät. "Von den Kamera-Einstellungen, die uns zunächst zur Verfügung standen, blieb die exakte Position unklar, wo das Auto zum Stillstand kam", ließ die FIA offiziell mitteilen. "Weil es die sicherste Option war, wurde das Safety-Car rausgeschickt."

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