McLaren fuhr in einer eigenen Welt. Lando Norris nahm dem zweitplatzierten Charles Leclerc 0,521 Sekunden ab. Das ist bei einer Pole-Position von 1.03,971 Minuten ein anderes Universum. Normalerweise hätte die erste Reihe in Papaya gestrahlt, doch einem totalen Durchmarsch von McLaren kam eine gelbe Flagge dazwischen. Auch Max Verstappen verfluchte sie.
Pierre Gasly hatte auf seiner schnellen Runde in der Zielkurve einen 720 Grad Dreher auf den Asphalt und in die Wiese gelegt. "Das darf einem Topfahrer nicht passieren. Die Runde hätte für den fünften Platz gereicht", polterte Alpine-Chef Flavio Briatore. Der Dreher hatte auch für andere Konsequenzen. Piastri rechnete mindestens mit dem zweiten Platz. Und Verstappen lag auf Kurs zu Rang drei. "Auf seinem Display stand eine Prognose von 1.04,4 Minuten", verrät Teamchef Christian Horner.
Am Ende gab es für Piastri und Verstappen nur die Plätze drei und sieben. Piastri konnte wegen der gelben Flagge seine zweite Q3-Runde Runde nur mit Halbgas beginnen. Es hätte auch nicht viel Sinn ergeben, die Runde zu beenden. DRS war auf der Zielgeraden gesperrt.

Max Verstappen brach seinen letzten Versuch im Qualifying ab.
Aus Angst vor Sperre vom Gas
Max Verstappen musste seinen zweiten Q3-Versuch eine Kurve vor dem Ende abbrechen. "Als er gelupft hat, ist die Ampel gerade auf Grün gesprungen", haderte Horner mit dem Schicksal. "Aber Max hat da alles richtig gemacht. Wenn er auf dem Gas bleibt, und die gelbe Flagge wird nicht eingezogen, dann kriegt er Strafpunkte." Das hätte bei Verstappens Punktestand ein Rennen Sperre bedeutet.
Auch der riesige Vorsprung drückte bei Red Bull auf die Stimmung. Selbst mit einer perfekten Runde hätte Verstappen eine halbe Sekunde gefehlt. "Die McLaren-Zeiten waren unerreichbar für uns", gibt Sportchef Helmut Marko zu. Die Analysten im Team geben einen Mix von Gründen für die McLaren-Dominanz an. Das Streckenlayout, die Hitze, die Upgrades, die den McLaren offenbar mehr beflügelte als der Entwicklungsschritt von Red Bull. Marko bedauerte: "Wir haben alles probiert, mit den Reifendrücken herumgespielt, aber am Ende war die Hitze gegen uns. Es fehlte einfach der Grip."
Mercedes ging es ähnlich. Die Montreal-Sieger traten mit dem fünften und neunten Platz dezent auf. Teamchef Toto Wolff schob es ebenfalls auf die Strecke und die Bedingungen. "Es gibt einfach ein paar Strecken, auf denen unser Auto nicht so läuft. Hier ist der Asphalt zu alt und die Hitze zu groß."

Lewis Hamilton überzeugt mit Startplatz vier in Spielberg.
Unterboden bringt Abtrieb und Vertrauen
Auch Ferrari zählte zu den geschlagenen Teams. Und doch zeichneten die Startplätze zwei und vier der Teamleitung und den Fahrern ein Lächeln ins Gesicht. "Die neuen Teile am Auto haben definitiv einen Unterschied gemacht. Und auch, dass alles wie geplant gelaufen ist. Wenn wir jetzt mit einrechnen, dass wir im Rennen schneller als auf eine Runde sind, können wir den McLaren morgen vielleicht einheizen", hofft Leclerc.
Teamchef Frédéric Vasseur atmete auf. Das Ergebnis verschafft ihm etwas Luft in angespannten Zeiten. Auch Vasseur lobte den neuen Unterboden, betonte aber auch die gute Exekution. "Endlich hatten wir mal einen Tag, wo alles so gelaufen ist, wie es laufen soll. Und das macht dann auf das Ergebnis gleich einen Riesenunterschied."
Der neue Boden des Ferrari SF-25 bringt laut Vasseur isoliert betrachtet noch nicht einmal eine Zehntelsekunde. Aber er beruhigt das Fahrverhalten. Und das gibt den Fahrern Vertrauen. "So machen sie weniger Fehler. So sind wir mit einem Satz Soft durch das Q1 gekommen. Und so hatten die Fahrer im Q2 und Q3 die Rückversicherung von zwei Versuchen. Was das wert ist, zeigt das Beispiel Antonelli. Er musste im Q1 zwei Reifensätze investieren und war danach entsprechend konservativ. Das ist auch uns oft genug passiert."