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Rennanalyse GP Österreich 2022
Gaspedal lässt Leclerc zittern

GP Österreich 2022

Ferrari war auf dem Red-Bull-Ring schneller als der Hausherr – dank des besseren Reifenmanagements. Trotzdem hing der Sieg von Charles Leclerc am seidenen Faden. Das Gaspedal machte Sorgen. Mercedes nähert sich, Mick Schumacher glänzte im Haas.

Leclerc - Verstappen - Formel 1 - GP Österreich 2022 - Spielberg - Rennen
Foto: Wilhelm

Aufatmen bei Charles Leclerc: endlich der dritte Saisonsieg. Damit verkürzte er den Rückstand zu Max Verstappen in der WM. Die beiden trennen nun 38 Punkte. Die Teamkollegen steckten Rückschläge ein. Sergio Perez gab mit zerfleddertem Unterboden auf. Die Hoffnungen von Carlos Sainz gingen in Rauch auf. In unserer Rennanalyse beantworten wir die wichtigsten Fragen zum GP Österreich.

Leclerc - Verstappen - Formel 1 - GP Österreich 2022 - Spielberg - Rennen
Wilhelm
Ferrari hatte über die 71 Rennrunden die bessere Pace als Red Bull.
Unsere Highlights

Was waren die Probleme von Ferrari?

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto flatterten die Nerven. "Ich konnte die letzten drei Runden nicht mehr zusehen." Die Technik gefährdete einen eigentlich sicheren Sieg. Der Führende Charles Leclerc meldete in der Schlussphase nach dem dritten Reifenwechsel (Runde 58) ein ungutes Gefühl mit dem Gaspedal.

Es hakte und verklemmte sich. Es wollte nicht mehr in die Ausgangsstellung von null Prozent Gaseinsatz zurück. "Das hat mir vor allem in den langsamen Kurven Schwierigkeiten bereitet", berichtete Leclerc. Das Tempo konnte er nicht drosseln, weil Max Verstappen zu dicht dran war, und seine Chance witterte. Der Monegasse rettete den dritten Saisonsieg für sich selbst und den vierten für seine Mannschaft über den Zielstrich. "Die erste Analyse offenbart ein mechanisches Problem, und kein elektronisches", erzählte Binotto.

Der Verlust des Sieges oder gar ein zweiter Ausfall wären für Ferrari der Supergau gewesen. Die Scuderia wendete ihn ab, bedauerte aber den Motorschaden bei Carlos Sainz. "Sie waren sonst auf dem Weg zu einem Doppelsieg", meinte selbst Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der Spanier hatte sich in Runde 57 bereits auf eine halbe Sekunde genähert, als Unheil über ihn hereinbrach. Ausgangs der dritten Kurve rauchte sein Ferrari erst und brannte dann lichterloh.

Für Maranello war es der dritte kapitale Schaden an der Power Unit nach Spanien und Aserbaidschan. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Motor den gleichen Defekt hatte wie der von Charles in Baku", äußerte sich Binotto. Eine Untersuchung in der Fabrik wird Aufschluss geben. "Natürlich sind wir besorgt. Aber wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, die wir hoffentlich bald an die Strecke bringen können." Sainz droht in Frankreich eine Rückversetzung in der Startaufstellung. Er hat in dieser Saison bereits drei Motoren verwendet.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Österreich 2022 - Spielberg - Rennen
Motorsport Images
Ferrari errang in Österreich den vierten Sieg des Jahres: Drei gehen auf das Konto von Charles Leclerc.

Wieso war Ferrari so viel schneller als Red Bull?

Auf eine Runde waren die Titelrivalen praktisch gleichwertig. Auch wenn Red Bull mit leeren Tanks einen Gewichtsnachteil mit sich herumschleppt. Der RB18 soll nach einigen Upgrades in den letzten Wochen wieder zugenommen haben und rund zehn Kilo über dem Mindestgewicht sein. Der Ferrari soll ungefähr bei den 798 Kilo liegen.

Auch im Sprint über 23 Runden begegnete man sich auf Augenhöhe. Verstappen war anfangs schneller, Leclerc hinten heraus. "Daraus haben wir Hoffnung geschöpft. Wir wussten aber nicht, inwieweit Max zum Schluss rausgenommen hatte", sagte Leclerc. Die Hoffnungen wurden am Rennsonntag erfüllt. Ferrari pflegte die Pirelli-Reifen besser. Vor allem die hinteren. Red Bull kämpfte mit höherem Abbau und Verschleiß. Binotto lobte: "Nicht nur das Auto schonte die Reifen, sondern auch unsere Fahrer."

Bei Red Bull kratzte man sich am Kopf. Das Team erkannte das eigene Auto nicht wieder. Es nahm die Reifen deutlich stärker ran als im Sprint. "Wir haben drei Vermutungen: die leicht gefallenen Temperaturen. Die vollen Tanks. Oder der Regen über Nacht, der den Grip wegspülte", mutmaßte Horner. "Diese Autos sind so sensibel, dass du den Preis zahlst, wenn du aus dem Fenster purzelst." Sportchef Helmut Marko fluchte: "Auf den ersten drei Reifensätzen war der Verschleiß nicht erklärbar. Erst mit dem letzten Satz Mediums kam unser Auto zurück." Verstappens RB18 schwankte zwischen Über- und Untersteuern.

Diesmal setzte ihn Leclerc sofort unter Druck. "Dadurch haben wir Verstappen erst in die Reifenprobleme gehetzt", freute sich Teamchef Binotto. Leclerc schnappte sich im zwölften Umlauf die Führung. Die um 13 Runden zeitversetzten Boxenstopps sorgten später dafür, dass der Monegasse den Rivalen noch zwei weitere Male überflügelte. Dank der frischeren Reifen.

Hamilton - Verstappen - Formel 1 - GP Österreich 2022 - Spielberg - Rennen
xpb
Mercedes glaubt, dass Hamilton Verstappen von einer besseren Startposition aus herausfordern hätte können.

Wie ist die Mercedes-Leistung zu bewerten?

Spielberg war nie eine Mercedes-Strecke. Auch zu Hochzeiten nicht. Insofern werteten die Konstrukteurs-Weltmeister die Plätze drei und vier für Lewis Hamilton und George Russell als Erfolg. Das Auto macht weiter Fortschritte mit sichtbaren und unsichtbaren Neuentwicklungen. Bouncing oder Bottoming scheinen der Vergangenheit anzugehören. "Uns fehlen drei Zehntel. Und die sind rein der Performance zuzuschreiben", erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der verspricht: "Wir satteln jedes Rennen weiter drauf." Heißt: Man schiebt neue Teile nach.

In der Qualifikation hatten sich Team und Fahrer selbst überrascht. Ohne Unfälle wäre man näher dran gewesen. Im Sprint fiel man nicht auf, weil man dort die große Stärke nicht ausspielen konnte: den schonenden Umgang mit den Reifen. Die Tanks sind nur zu einem Drittel gefüllt und die Fahrer geben viel mehr Gas als im Hauptrennen.

Am Rennsonntag von Spielberg war Mercedes wieder besser aufgestellt. Russell hatte als Vierter eine gute Ausgangsposition, geriet in der Startrunde jedoch mit Sergio Pérez aneinander. Er schickte den Red Bull in der vierten Kurve ins Kiesbett. "Die Strafe von fünf Sekunden war etwas hart", findet Wolff. "George hatte das Lenkrad fast voll eingeschlagen, und Sergio hatte links noch Platz." Die Stewards sahen es anders: Der Mexikaner sei über das gesamte Manöver mindestens auf gleicher Höhe gewesen, und habe Russell Raum gelassen. Anders herum nicht.

Als Achter stand Hamilton zu weit hinten, um ganz vorn mitzufahren. Als er in Runde 17 endlich Dritter war, hing ihm Verstappen mit einem Boxenstopp bereits im Kreuz – und überholte ihn sofort. Mercedes glaubt, Hamilton hätte den Niederländer mit einer besseren Ausgangsposition herausfordern können. Der Rückstand im Ziel täuscht. Erstens wegen der schlechteren Startposition. Zweitens, weil Verstappen das VSC nach Sainz-Brand half. Sonst hätte er wohl später unter Rennspeed ein drittes Mal gestoppt. Zumindest ging man bei Ferrari davon aus.

Eine Schwäche von Mercedes in Spielberg: Russells Auto baute mit größerem Heckflügel zu viel Luftwiderstand auf. Generell vermisste Mercedes etwas Leistung. Man war auf den Geraden zu langsam. Vielleicht büßte der V6-Turbo auf 670 Metern mehr ein als die Konkurrenz.

Mick Schumacher - Haas - GP Österreich 2022 - Spielberg
xpb
Mick Schumacher zeigte als Sechster seine beste Saisonleistung.

Wie war das Kräfteverhältnis im Mittelfeld?

Alpine hatte das viertschnellste Auto. Jubilar Esteban Ocon, der seinen 100. Grand Prix bestritt, setzte es in den fünften Platz um. Fernando Alonso hatte ein Technikproblem im Sprint in die letzte Reihe verbannt. Von dort aus raste er bis auf Platz zehn. Der Routinier hätte besser abschneiden können, hätte er unter VSC nicht zwei Mal nacheinander die Reifen wechseln müssen. Der erste Satz hatte Vibrationen. Mindestens Kevin Magnussen (P8) und Daniel Ricciardo (P9) hätte er sonst knacken können.

Haas holte mehr Punkte als McLaren. Die Autos waren auf einem Niveau. Mick Schumacher zeigte Klasse, überholte, als er musste, und schonte die Reifen, als er konnte. Der Lohn war der sechste Platz. Auf der Strecke überholte er Lando Norris in Runde 27. Der Engländer war aber in der Schlussphase schneller. Ohne die Strafe von fünf Sekunden wegen Missachtung der Track Limits (4 Mal), die er beim zweiten Stopp absaß, hätte Norris vor Schumacher landen können. Im Ziel fehlten ihm nur 2,9 Sekunden dazu. Der zweite Haas kämpfte mit dem Motor. Der Turbo lieferte im Magnussen-Auto nicht immer den vollen Boost.

GP Österreich 2022 - Ergebnis Rennen

Fahrer

Team

Zeit/Rückstand

1. Charles Leclerc

Ferrari

1:24:24.312 h

2. Max Verstappen

Red Bull

+ 1.532 s

3. Lewis Hamilton

Mercedes

+ 41.217 s

4. George Russell

Mercedes

+ 58.972 s

5. Esteban Ocon

Alpine

+ 68.436 s

6. Mick Schumacher

Haas

+ 1 Runde

7. Lando Norris

McLaren

+ 1 Runde

8. Kevin Magnussen

Haas

+ 1 Runde

9. Daniel Ricciardo

McLaren

+ 1 Runde

10. Fernando Alonso

Alpine

+ 1 Runde

11. Valtteri Bottas

Alfa Romeo

+ 1 Runde

12. Alexander Albon

Williams

+ 1 Runde

13. Lance Stroll

Aston Martin

+ 1 Runde

14. Zhou Guanyu

Alfa Romeo

+ 1 Runde

15. Pierre Gasly

Alpha Tauri

+ 1 Runde

16. Yuki Tsunoda

Alpha Tauri

+ 1 Runde

17. Sebastian Vettel

Aston Martin

+ 1 Runde

18. Carlos Sainz

Ferrari

Ausfall

19. Nicholas Latifi

Williams

Ausfall

20. Sergio Perez

Red Bull

Ausfall

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