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Bummelfahrt durch Monte Carlo
Warum fuhr Ferrari so langsam?

GP Monaco 2024

Der GP Monaco zerfiel nach dem Neustart in vier einzelne Rennen. Für den Spitzenreiter der einzelnen Gruppen ging es nur darum möglichst langsam zu fahren. Die ursprüngliche Reifenwahl wäre für die Spannung besser gewesen.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Monaco - Monte Carlo - Formel 1 - 26. Mai 2024
Foto: xpb

Sechs Überholmanöver, sieben Boxenstopps und keine Verschiebung in den Top Ten: Das lässt schon vermuten, dass der GP Monaco kein besonders aufregendes Rennen war. Die Hauptschuld lag diesmal aber nicht bei der Rennstrecke, sondern den Umständen. Der Abbruch nach dem Riesen-Crash von Sergio Perez nahm jegliche Spannung aus der Partie.

Damit konnten alle ihren Pflicht-Boxenstopp abwickeln. Und die ursprünglich angedachte Strategie stellte sich auf den Kopf. Mit Ausnahme von Logan Sargeant tauschten alle vor dem zweiten Start auf den jeweils anderen Reifentyp. Damit spielte das Spitzenquartett die konservative Karte und die drei Verfolger den Risiko-Part.

Unsere Highlights

Von den Reifen war so viel bekannt: Der harte Reifen würde zwei Renndistanzen schaffen. Dem Medium-Gummi traute man 50 Runden bei normalem Renntempo zu. Die größte Sorge war das Körnen. Wer den Stint zu schnell anging, der lief Gefahr, dass sich Gummischnipsel von der Lauffläche lösen. Setzt der Prozess einmal ein, ist er nicht mehr zu stoppen. Je weicher die Gummimischung, umso größer das Risiko.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Monaco - 26. Mai 2024
xpb

Der GP Monaco war von absichtlichem Langsamfahren an der Spitze geprägt.

Was wäre ohne Abbruch passiert?

Ursprünglich wollten Charles Leclerc, Oscar Piastri, Carlos Sainz und Lando Norris auf den Medium-Reifen ins Rennen gehen, ihre Verfolger George Russell, Max Verstappen und Lewis Hamilton dagegen auf den harten Sohlen. Denen folgten mit Yuki Tsunoda und Alexander Albon wieder zwei Piloten auf den Medium-Gummis, mit einem Dreier-Pulk mit Pierre Gasly, Lance Stroll und Fernando Alonso auf den harten Reifen im Nacken.

Diese Konstellation barg viel Konfliktpotenzial. Die Top 4 hätten auf den weicheren Reifen zwar locker flüchten können, doch das wäre nicht im Interesse von Leclerc gewesen. Wäre die Lücke zum zweiten Pulk auf mehr als 21 Sekunden angewachsen, hätte einer seiner Verfolger den Undercut gewagt.

Russell, Verstappen und Hamilton hätten mit ihren harten Reifen dagegen so hoch pokern können wie Formel-2-Sieger Zak O‘Sullivan am Vormittag. So lange wie möglich warten, dadurch nach vorne kommen und dann auf ein spätes Safet-yCar hoffen. Das Gleiche galt für die Gruppen dahinter.

Die Mercedes-Strategen zeichnen aber noch ein anderes Szenario auf. "Wäre das Rennen nicht abgebrochen worden, hätte Lewis am Ende der zweiten Gruppe langsam gemacht, um George die Zeit zum Wechsel auf die Medium-Reifen gegeben. Das hätte dann die Spitzengruppe an die Box gezogen, wir aber hätten die weicheren Reifen im Finale gehabt."

Die Angst vor einem Rennabbruch

Die Frage ist, warum Ferrari und McLaren freiwillig mit der riskanteren Strategie ins Rennen gingen. Die Mercedes-Strategen geben die Antwort: "Weil sie Angst hatten, dass genau das passiert, was eingetreten ist. Ein großer Startcrash und ein Abbruch. Dann willst du auf keinen Fall mit Medium-Reifen anfangen, weil die hinter dir mit den harten Pirellis durchfahren und du Tempo machen musst, um eine Lücke für den Boxenstopp zu schaffen. Genau das aber musst du als Spitzenreiter verhindern."

Weil aber die rote Flagge dafür sorgte, dass im zweiten Rennen alle mit den spiegelverkehrten Reifen ins Rennen gingen, war von Anfang an klar, wie der Hase läuft. Das Spitzenquartett würde die Distanz von 76 Restrunden ohne einen Boxenstopp überstehen und sich nicht wehtun, weil es in Leclercs Interesse lag, das Feld schön zusammenzuhalten. Der spätere Sieger drehte seine Runden drei Sekunden langsamer, als er gekonnt hätte.

Die Verfolgergruppe musste langsam fahren, um die Medium-Reifen bis zum Ende zu streicheln. Russell wollte schneller, durfte aber nicht. Sein Renningenieur teilte ihm mit: "Wir gewinnen nichts, wenn wir schneller fahren." Priorität hatte, den weichen Reifen bis zum Ende am Leben zu halten. Selbst mit der Gefahr, dem Quartett an der Spitze einen freien Boxenstopp zu schenken. "Die hätten wir auf der Strecke sowieso nie überholt."

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP Monaco - 26. Mai 2024
xpb

Ferrari und McLaren starteten auf den Medium-Reifen ins Rennen.

Drei Mal öffnete sich das Boxenstoppfenster

Tsunoda und Albon wussten, dass sie auf der Strecke keine Chance gegen die Gruppe vor ihnen haben würden. Also fuhren auch sie langsam, um sich gegen Gasly und die zwei Aston Martin abzusichern, die mit den Medium-Reifen zwar schneller hätten fahren können, aber dann wahrscheinlich nur zu dem Preis eines zusätzlichen Boxenstopps. Also war auch hier Bummeltempo angesagt.

Trotz der gemütlichen Fahrt öffnete sich dann doch drei Mal ein Fenster für einen Boxenstopp. Lando Norris hatte es ein einziges Mal in der 54. Runde. Da lag er 20,6 Sekunden vor Russell. Ein Reifenwechsel wäre bei dem Abstand aber viel zu riskant gewesen, zumal der Miami-Sieger wusste, dass er selbst mit Medium-Reifen an Sainz nicht vorbeigekommen wäre.

Lewis Hamilton hatte ab der 36. Runde das Polster zu Tsunoda, um seine Medium-Gummis gegen die harten Reifen zu tauschen, die nur die Runde nach dem ersten Start auf der Lauffläche hatten. Da betrug der Abstand zwischen dem Mercedes und dem Toro Rosso 22,9 Sekunden. Vier Runden später waren es sogar noch 1,7 Sekunden mehr.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Monaco - 26. Mai 2024
xpb

Lewis Hamiltons Stopp erlaubte es Max Verstappen selbst, die Reifen zu wechseln ohne eine Position zu verlieren.

Der Fehler mit der Out-Lap Ansage

Trotzdem griff Mercedes erst in der 51. Runde zu. "Lewis hatte zu viel Abstand zu Verstappen gelassen und musste erst wieder aufschließen, damit sich ein Undercut-Versuch lohnte", hieß es am Kommandostand. Der Trick funktionierte trotzdem nicht. Hamilton hörte am Funk die Ansage "normal Out-Lap".

Stattdessen hätte es heißen müssen: "Critical Out-Lap". So ließ Hamilton in der Runde nach dem Stopp eine ganze Sekunde liegen, die es Verstappen ermöglichte zu reagieren und trotzdem vor dem Mercedes wieder ins Rennen einzuscheren. Die Ansage an Hamilton war kein Versprecher, sondern hatte einen Grund: "Wir hatten Angst, dass die harten Reifen sofort körnen, wenn er sie zu aggressiv anfährt."

Weil die Aston-Martin-Piloten im Zug hinter Tsunoda festhingen, spielten Fernando Alonso und Lance Stroll Doppelpass. Alonso stellte auf Formel-2-Tempo um, damit Stroll einen Gratis-Boxenstopp von Medium auf hart bekommt. In der 36. Runde war die Lücke mit 22,9 Sekunden groß genug. Stroll blieb zwar vorne, doch die Aufholjagd endete mit einem Leitplanken-Streifschuss und einem Reifenschaden.

Nur ein Safety-Car hätte Würze in dieses Rennen gebracht. Je früher, umso schlechter für Sainz. Der Spanier hatte nur noch Soft-Reifen in der Hinterhand. Den Satz Medium zerstörte ihm Piastri beim ersten Start. Doch, weil die Fahrt so langsam war, bestand wenig Hoffnung auf einen Crash. Und damit war auch die Safety-Car-Gefahr gebannt.

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