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Rennanalyse GP Monaco 2022
Ferrari erst zu spät dann zu früh

GP Monaco 2022

Ferrari hat das Rennen in Monaco durch falsche Strategie-Entscheidungen verloren. Teamchef Mattia Binotto sparte nach dem Rennen nicht mit Selbstkritik. Wir untersuchen in der Rennanalyse noch einmal, was in den entscheidenden Momenten alles schief lief.

Charles Leclerc- Formel 1 - GP Monaco  2022
Foto: xpb

Warum wurde der Start verschoben?

Der Grand Prix von Monaco startete mit 16 Minuten Verspätung. Ein kleiner Schauer kurz vor dem offiziellen Beginn hatte für ordentlich Chaos gesorgt. Auf der leicht feuchten Piste ließen zunächst alle Teams Intermediates montieren. Doch dann überraschte die Rennleitung plötzlich mit der Ansage, dass man das Rennen hinter dem Safety-Car starten wolle. Für diesen Fall gilt automatisch die Pflicht, die richtigen Regenreifen aufzuziehen.

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Doch die grob-profilierten Pirelli-Gummis hatten viele Teams am Startplatz gar nicht parat. "Es brach in der Boxengasse ein komplettes Chaos aus. Die Mechaniker rannten mit verschiedenen Reifensätzen hin und her und fuhren sich dabei fast gegenseitig über den Haufen", erinnert sich ein Mercedes-Ingenieur. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto konnte die Entscheidung dagegen nicht nachvollziehen: "Wir hatten unsere Regenreifen rechtzeitig auf den Autos. Das zeigt, dass unser Team gut organisiert ist. Ich weiß nicht, warum die Rennleitung den Start verschoben hat."

Kritik gab es auch, weil die Rennleitung dann nach der ersten Unterbrechung so lange mit dem Restart wartete, obwohl es längst nicht mehr regnete. Die FIA teilte dazu offiziell mit, dass man ein Problem mit der Stromversorgung der Starterampel hatte. Dieses Problem führte auch zu der Entscheidung, das Rennen nach dem Schumacher-Crash fliegend und nicht stehend zu starten, weil nicht klar war, ob die Ampel funktioniert. Außerdem befürchteten die Schiedsrichter, dass die halbfeuchte Strecke auf der Zielgeraden einige Piloten benachteiligen könnte.

Charles Leclerc- Formel 1 - GP Monaco  2022
Motorsport Images
Bei Leclerc passte zwei Mal das Boxenstopp-Timing nicht.

Wie hat Ferrari die Strategie verpatzt?

Als die Strecke nach dem Restart immer mehr abtrocknete, begann die große Stunde der Strategen. Pierre Gasly zeigte als Erster, dass die Intermediates deutlich mehr Grip fanden als der Regenreifen. Doch Nachahmer gab es nur wenige. Das Problem lag darin, dass man selbst mit der besseren Pace viel Zeit beim Überholen im Verkehr verlor. Auch im Spitzenquartett schienen alle Piloten darauf zu warten, bis die Strecke trocken genug für einen Wechsel direkt auf Slicks war. Doch dann ließ Red Bull Sergio Perez in Runde 16 plötzlich doch noch einen frischen Satz Intermediates aufschnallen.

Der Mexikaner legte los wie die Feuerwehr. Ferrari versuchte zwei Runden später zu kontern. Doch als Leclerc wieder auf die Strecke ging, hatte er den Red Bull plötzlich vor der Nase. "Wenn man hier in Monaco das Rennen anführt und am Ende nur Vierter wird, dann muss man etwas falsch gemacht haben. Das war nicht einfach nur Pech. Es sind Fehler bei der Beurteilung der Situation und bei den Entscheidungen passiert", übte Binotto schonungslose Selbstkritik.

Im Fall der ersten Boxenstopp-Runde habe man die gute Pace der Intermediates und die Abstände der Autos auf der Strecke falsch eingeschätzt, gab der Teamchef zu. "Wir hätten Charles entweder eine Runde früher oder gar nicht reinholen sollen." Zur Verteidigung von Ferrari muss man anfügen, dass es aus der Führungsposition immer schwierig ist, den ersten Zug zu machen. Außerdem hatte Perez Glück, dass er nicht von Lando Norris aufgehalten wurde. Der McLaren bog an die Box ab, als der Red Bull hinter ihm auftauchte. So konnte Perez volle Attacke machen.

Beim zweiten Stopp auf Slicks wollte sich Ferrari nicht noch einmal in die Defensive zwingen lassen. Laut Binotto versuchte man, die verlorenene Position mit dem Undercut zurückzuholen. Beide Piloten wurden in Runde 21 abgefertigt. Doch hier war Ferrari plötzlich zu früh dran. Weil die harte Mischung auf der feuchten Piste nicht auf Temperatur kam, gelang Red Bull eine Runde später mit beiden Autos der Overcut. Perez setzte sich vor Sainz, Verstappen vor Leclerc.

Mit Leclerc wollte Ferrari eigentlich noch eine Runde länger warten. Doch der Funkspruch erreichte den Piloten erst, als er schon in die Boxengasse abgebogen war. So musste sich der Lokalmatador 3,5 Sekunden hinter dem Schwesterauto anstellen. Im Fall von Sainz beklagte Ferrari, dass der Williams von Nicholas Latifi auf der Outlap im Weg stand. "Ich bin am Boxenausgang auf eine feuchte Stelle geraten. Dadurch ist er mir durchgeflutscht. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass ich eine Runde vor ihm bin und mich besser gar nicht erst überholt", schimpfte Sainz. Binotto fügte an: "Latifi wurden zwei Sektoren lang blaue Flaggen gezeigt, er ist aber nicht zur Seite gefahren. Sonst wäre Carlos vor Perez gelandet."

Christian Horner & Mattia Binotto - GP Monaco 2022
Red Bull
Mattia Binotto versuchte nachträgliche Strafen gegen Perez und Verstappen zu erwirken.

Warum legte Ferrari Protest ein?

Der Grand Prix von Monaco hatte ein Nachspiel am Grünen Tisch. Ferrari legte Protest gegen beide Red-Bull-Piloten ein. Der Vorwurf: Perez und Verstappen sollen nach ihrem zweiten Stopp von Intermediates auf Slicks in Runde 22 am Boxenausgang zu weit nach außen über die gelbe Linie gerutscht sein. "Der Protest richtete sich nicht gegen Red Bull selbst. Wir haben nur eine Erklärung verlangt", behauptete Binotto.

Der Streit entbrannte sich schließlich an der Frage, ob schon ein Touchieren der Linie strafwürdig ist, oder ob ein Regelverstoß nur beim Überqueren der Linie vorliegt: "In den Vorgaben des Renndirektors steht ganz klar, dass man rechts der gelben Linie bleiben muss. Das wurde schon seit dem Rennen in Istanbul im Jahr 2020 so definiert, damit es keine Missverständnisse über die Wortwahl gibt", stellte Binotto fest.

In der Anhörung wurde erkannt, dass in beiden Fällen die Linie berührt wurde. Im Fall von Verstappen ragte der Reifen sogar zu einem Teil links über. Trotzdem wurde der Protest ohne Strafe abgewiesen. Die FIA-Stewards bezogen sich bei ihrer Begründung nicht auf die offiziellen Vorgaben der Rennleitung, die bei jedem Grand Prix angepasst werden, sondern auf den International Sporting Code. Dort steht noch geschrieben, dass das Auto die gelben Linie nicht "überqueren" darf.

Die Schiedsrichter gaben zu, dass die Vorgaben der Rennleitung eigentlich immer in Einklang mit den Sportgesetzen stehen müssen, was hier aber nicht der Fall war. Weil es sich um das übergeordnete Gesetzeswerk handelt, wurde hier der International Sporting Code als maßgeblich für das Urteil angesehen. Der Weltverband muss sich allerdings fragen lassen, warum man das mögliche Vergehen im Rennen vermerkt, die Angelegenheit aber nicht weiter verfolgt hat. Am Ende sieht es so aus, als wollte man unbedingt verhindern, dass das Rennenergebnis nachträglich geändert wird, was wohl zu noch mehr Kritik geführt hätte.

Sergio Perez - GP Monaco 2022
Motorsport Images
Red Bull ging auf den Mediums in die zweite Rennhälfte. Das hätte sich beinahe gerächt.

Welcher war der richtige Reifen für den Restart?

Red Bull und Ferrari wählten für den Restart nach dem heftigen Schumacher-Crash in Runde 31 unterschiedliche Reifensorten. Ferrari setzte auf harte Gummis, Red Bull ließ die Mediums aufziehen. "Wir hatten befürchtet, dass die Mediums am Ende Graining bekommen, was bei Red Bull ja auch der Fall war", verriet Binotto. "Außerdem war der Nachteil mit dem Aufwärmen zu Beginn nicht so groß, weil ja fliegend und nicht stehend gestartet wurde. Ich denke, unsere Entscheidung war richtig. Aber leider sind wir auf der Strecke nicht vorbeigekommen."

Lando Norris war in Runde 51 der einzige Pilot, der noch einen weiteren Stopp einlegte. Den Zeitverlust des Reifenwechsels fuhr der Brite schnell wieder raus. Noch eine Runde mehr, und er wäre wohl an George Russell vorbeigegangen und hätte sich Rang fünf gesichert. Interessant wäre es geworden, wenn Russell direkt gekontert hätte und auch an die Box gegangen wäre. Dann hätte auch Leclerc von Rang vier einen Stopp ohne die Gefahr eines Platzverlusts einlegen können. Mit frischeren Reifen hätte der Monegasse dann am Ende noch einmal die Podiumsplätze angreifen können.

Hamilton vs. Ocon - GP Monaco 2022
xpb
Esteban Ocon kassierte nach dem Duell gegen Lewis Hamilton eine Strafe, die er nicht nachvollziehen konnte.

Warum kassierte Ocon eine Strafe?

Esteban Ocon war der Ärger nach dem Rennen anzusehen. Der Franzose war eigentlich auf Rang neun über die Ziellinie gerollt, doch wegen einer Fünf-Sekunden-Strafe rutschte er nachträglich noch auf Platz zwölf aus den Punkten. Die FIA-Kommissare sahen den Alpine-Piloten als Hauptschuldigen einer Kollision mit Lewis Hamilton in der 17. Runde. Beim Mercedes brach beim Kontakt mit dem Hinterreifen des Alpines ein Stück des Frontflügels ab.

"Wir waren gut unterwegs, doch dann hat uns die Strafe das Rennen komplett ruiniert", schimpfte Ocon. "Ich bin sehr frustriert. Niemand teilt die Meinung der FIA-Stewards. Sie haben mir gesagt, dass die gleiche Szene im Vorjahr noch ein normaler Rennunfall gewesen wäre. Anscheinend haben wir Fahrer aber alle zugestimmt, dass man jetzt Platz lassen muss, sobald sich ein Frontflügel neben dem Reifen befindet. Doch daran kann ich mich leider nicht erinnern. Für mich war das hartes aber gutes Racing. In vergleichbaren Situationen würde ich wieder so handeln."

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