Nach dem chaotischen Sprint am Samstag hatte auch das Hauptrennen von Miami am Sonntag (4.5.) ordentlich Action zu bieten. Dabei musste der Regen dieses Mal gar nicht nachwürzen. Die Piloten lieferten sich auch auf trockener Piste viele tolle Duelle. Es wurde so viel überholt wie lange nicht in der Formel 1.
Schon am Start versuchte Lando Norris an Pole-Setter Max Verstappen vorbeizuziehen. Doch in Kurve 2 schickte der Weltmeister seinen Herausforderer neben die Piste. Norris musste zurückstecken und fiel bis auf Rang sechs zurück, was ihn am Ende den Sieg kostete. Nach einer hektischen Startphase, bei der Jack Doohan und Liam Lawson mit einer Kollision für eine VSC-Phase sorgten, stellte sich schnell heraus, dass McLaren an diesem Tag klar die beste Pace hatte.
Oscar Piastri schob sich schnell am Mercedes von Kimi Antonelli vorbei. Auch Norris machte den verlorenen Boden innerhalb weniger Runden wieder gut. Nur Verstappen konnte einigermaßen Gegenwehr liefern. Doch nach einigen vergeblichen Attacken schaffte es Piastri, die harte Nuss in Runde 14 endlich zu knacken und in Führung zu gehen.
Norris versuchte direkt nachzuziehen, doch wieder machte sich Verstappen ganz breit. Bei der ersten Attacke in Runde 17 rutschte Norris selbst neben die Strecke. Er musste die Position wieder zurückgeben. Doch nur einen Umlauf später klappte es an gleicher Stelle mit dem erfolgreichen Angriff. Damit lagen beide McLaren in Führung. Im Zweikampf mit Verstappen hatte Norris aber 8,7 Sekunden auf den Teamkollegen verloren. Das war die Entscheidung.
Mit dem dritten Sieg in Folge konnte sich Oscar Piastri von seinen WM-Gegnern absetzen.
Norris und Verstappen verlieren an Boden
Am Ende konnte Norris den Rückstand zwar ein wenig anknabbern, der dritte Piastri-Sieg in Folge geriet aber nicht in Gefahr. Nach 57 Runden rollten die Papaya-Renner mit 4,6 Sekunden Abstand ins Ziel. Piastri konnte den Vorsprung in der WM-Wertung damit auf 16 Zähler ausbauen.
"Nach der Enttäuschung im Sprint gestern wollte ich dieses Rennen unbedingt gewinnen", freute sich der Sieger. "Die erste Kurve hat natürlich geholfen. Das Auto war heute wirklich unglaublich. Im zweiten Stint mit den harten Reifen hatte ich etwas Probleme. Zum Glück hatte ich am Anfang genug Vorsprung rausgefahren."
Norris ärgerte sich über das verpatzte Duell mit Verstappen am Start: "Max liefert immer einen harten Fight und ich habe den Preis bezahlt. Wenn ich da nicht attackiere, kritisieren mich die Leute. Wenn ich angreife, beschweren sie sich auch. Am Ende war es wie immer mit Max. Wenn man nicht zurückzieht, dann kracht es."
Die Panne von Ollie Bearman brachte Russell aufs Podium.
Russell mit VSC-Glück aufs Podium
Genau wie Norris verlor am Ende auch Verstappen im WM-Kampf an Boden. In Miami kam der Weltmeister nicht einmal aufs Podium, was etwas unglücklich war. Mit einem Undercut-Versuch hatte Antonelli den Red Bull schon in Runde 27 an die Box gelockt. Ein Motorschaden von Ollie Bearman zwang die Rennleitung eine Runde später dazu, eine VSC-Phase zu aktivieren. Das nutzte George Russell zum zeitsparenden Reifenwechsel, der ihn an Verstappen vorbeibrachte.
"Ich hatte hier das ganze Wochenende Probleme. Deshalb bin ich richtig happy über Platz drei", freute sich Russell. "Am Ende ging es darum, nicht die Ruhe zu verlieren. So konnte ich den Abstand zu Max immer kontrollieren."
Für den zweiten Mercedes lief es nicht nach Plan. Antonelli wurde kurz nach der Wiederfreigabe in Runde 31 von Alex Albon geschnappt. Der Williams-Pilot ließ sich den starken fünften Platz bis ins Ziel nicht nehmen. Teamkollege Carlos Sainz lieferte sich derweil ein paar tolle Duelle mit den beiden Ferrari, zog am Ende aber auf Rang neun den Kürzeren gegen die roten Renner.
Die beiden Ferrari lieferten sich einen tollen Kampf mit Carlos Sainz. Und auch teamintern wurde es hitzig.
Stallregie-Streit bei Ferrari
Über die interne Reihenfolge der beiden Scuderia-Piloten wurde zwischenzeitlich viel gestritten. Lewis Hamilton war auf harten Reifen gestartet und machte im zweiten Stint mit den Mediums Druck auf Teamkollege Charles Leclerc, der die umgekehrte Strategie fuhr. Erst nach hartnäckiger Nachfrage winkte der Kommandostand Hamilton in Runde 39 vorbei. Als der harte Reifen am Ende den Grip-Vorteil hatte, wurde in Runde 53 zurückgewechselt.
Im Kampf um den letzten Punkteplatz kam es zum Fernduell zwischen Yuki Tsunoda und Isack Hadjar. Tsunoda rollte zwar zuerst über die Linie, hatte aber für einen Tempoverstoß in der Boxengasse eine Fünf-Sekunden-Strafe kassiert. Hadjar schaffte es nicht ganz, davon zu profitieren. Der Abstand im Ziel betrug 5,168 Sekunden. Auch Nico Hülkenberg blieb ohne etwas Zählbares. Der Rheinländer ließ auf Rang 14 nur die beiden enttäuschenden Aston Martin hinter sich.
