Mit riesigen Erwartungen ist die Formel 1 am Donnerstagabend (Ortszeit) in das erste Freie Training auf dem neuen Stadtkurs von Las Vegas gestartet. Doch das groß angekündigte Event begann mit einem glatten Fehlstart. Die Vorfreude der Fans auf den Tribünen wurde nach nur acht Minuten nachhaltig getrübt. Der Fahrbetrieb musste eingestellt werden. Die Rennleitung ließ die roten Flaggen schwenken.
Zunächst war unklar, was zu der Unterbrechung führte. Die TV-Bilder zeigten nur, dass Carlos Sainz am Ende der langen Geraden auf dem berühmten Strip ausgerollt war. Die Onboard-Aufnahme verriet, dass der Spanier bei rund 320 km/h über irgendein Hindernis gerumpelt war, woraufhin sich der Motor im Heck des Ferrari ausschaltete.
Großes Problem mit kleinem Abfluss
Während das rote Auto geborgen wurde, machte sich direkt eine FIA-Delegation auf den Weg an den Unfallort. Für die Fans war aber lange Zeit nicht zu erkennen, wo das Problem lag. Doch als die Schiedsrichter die Unterbrechung nur wenige Minuten später in einen kompletten Abbruch der Session verwandelten, war klar, dass es sich um eine gefährliche Situation handeln musste, die auf die Schnelle nicht zu beheben war.
Von offizieller Seite wurde dann mitgeteilt, dass der nachhaltige Stopp des Trainingsbetriebs mit einem Kanaldeckel in Zusammenhang stand. Dass Gullys von Rennautos aus ihrer Verankerung gesaugt werden, kam schon häufiger in der Formel 1 vor. Doch in Las Vegas lag der Fall etwas anders.
Hier handelte es sich um die Abdeckung eines Kanals, in dem das Ventil einer Wasserleitung liegt. Beim Überfahren des rund 20 Zentimeter breiten Metalldeckels mit aufsetzendem Unterboden wurde zunächst der Asphalt drumherum beschädigt. Das zylinderförmige Endstück rüttelte sich dadurch mit der Zeit immer weiter aus seiner Verankerung, bis es schließlich ganz aus dem Asphalt ragte. Dann kam Carlos Sainz.
Eine Stunde vor dem geplanten Start um Mitternacht wurde bereits offiziell mitgeteilt, dass sich die zweite Session verschieben wird. Um 0.45 Uhr kam dann die offizielle Meldung, dass es mit zwei Stunden Verspätung um 2.00 Uhr losgehen soll. Die Session wird von 60 auf 90 Minuten verlängert. Spätestens um 4.00 Uhr muss die Strecke wieder für den öffentlichen Verkehr geöffnet werden.
Keine Zeit für lange Untersuchungen
Um die Gefahr zu reduzieren, wird der obere Teil der Kanal-Stopfen abmontiert. Dann werden die Löcher mit einer Mischung aus schnell aushärtendem Beton und Harz gefüllt. Die Maßnahme wird an 30 Stellen auf der langen Gerade des Strips durchgeführt. Ähnliche Stellen auf dem Rest der Strecke sollen am nächsten Tag folgen. Sie stellen aktuell keine Gefahr dar, behauptet die FIA.
Dass die Probleme nicht zu unterschätzen sind, zeigte die Untersuchung des Ferraris. Nach einem kurzen Check bezeichnete die Scuderia-Ingenieure den Schaden am Sainz-Renner als umfangreich. Angeblich klaffte ein großes Loch im Unterboden. Durch das Cockpit habe man den Asphalt sehen können, berichten Augenzeugen.
Teamchef Frederic Vasseur ließ seinem Ärger in der FIA-Pressekonferenz freien Lauf: "Das ist total inakzeptabel. Das Monocoque ist stark beschädigt, auch der Motor und die Batterie. Das kostet ein Vermögen. Am zweiten Training können wir sicher nicht teilnehmen."
Chassis-Wechsel auch bei Ocon
Auch Esteban Ocon war betroffen. Der Franzose rumpelte auf seiner Inlap bei langsamem Tempo über den Metall-Stopfen. Der Pilot war nicht vorgewarnt worden, dass noch Gefahren auf der Strecke lauern. Laut Alpine wurde hier ebenfalls das Monocoque beschädigt. Deshalb musste auch beim Franzosen das Chassis gewechselt werden. Den Umbau erledigten die Mechaniker in Rekordzeit. Der Alpine soll schon im FP2 wieder einsatzbereit sein.
Obwohl kein Pilot mehr als fünf Runden absolviert hatte, gab es am Ende eine offizielle Wertung. Charles Leclerc setzte die erste Bestmarke im Zockerparadies. Fünf Fahrer blieben ohne Zeit, weil sie keine fliegende Runde vorweisen konnten. Williams-Pilot Logan Sargeant hatte noch nicht einmal seine Garage verlassen.
Für die gesamte Formel 1 ist der Fehlstart in Las Vegas ein mittelschweres Desaster. Noch kein Rennwochenende zuvor wurde von solch einem Hype begleitet. Hunderte Millionen US-Dollar hatten die Veranstalter von Liberty Media in das Glamour-Rennen investiert. Der erste Trainingstag stand zwischenzeitlich komplett auf der Kippe. Der Druck ist hoch, für den Rest des Wochenendes eine schnelle und sichere Lösung zu finden. Sonst droht der Königsklasse eine komplette Farce.
Fahrer | Team | Zeit | Abstand | Runden |
1. Charles Leclerc | Ferrari | 1:40.909 | 4 | |
2. Nico Hülkenberg | Haas | 1:43.446 | + 2.537 s | 4 |
3. Kevin Magnussen | Haas | 1:44.261 | + 3.352 s | 4 |
4. Max Verstappen | Red Bull | 1:44.397 | + 3.488 s | 4 |
5. Esteban Ocon | Alpine | 1:45.365 | + 4.456 s | 5 |
6. George Russell | Mercedes | 1:45.497 | + 4.588 s | 4 |
7. Carlos Sainz | Ferrari | 1:45.824 | + 4.915 s | 4 |
8. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | 1:45.908 | + 4.999 s | 5 |
9. Sergio Perez | Red Bull | 1:46.793 | + 5.884 s | 4 |
10. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 1:47.147 | + 6.238 s | 5 |
11. Pierre Gasly | Alpine | 1:48.253 | + 7.344 s | 5 |
12. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:48.513 | + 7.604 s | 4 |
13. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | 1:48.650 | + 7.741 s | 4 |
14. Zhou Guanyu | Alfa Romeo | 1:48.822 | + 7.913 s | 5 |
15. Lando Norris | McLaren | 1:48.947 | + 8.038 s | 3 |
16. Lance Stroll | Aston Martin | keine Zeit | --- | 2 |
17. Oscar Piastri | McLaren | keine Zeit | --- | 2 |
18. Alexander Albon | Williams | keine Zeit | --- | 2 |
19. Fernando Alonso | Aston Martin | keine Zeit | --- | 2 |
20. Logan Sargeant | Williams | keine Zeit | --- | 0 |