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Trainingsanalyse GP Las Vegas 2023
Ferrari in der Favoritenrolle

Ferrari geht als Favorit in den zweiten Trainingstag. Die roten Autos sind schnell auf den Geraden, in den Kurven und im Longrun. Die Frage lautet, ob Verstappen noch einmal kontern kann.

Charles Leclerc - GP Las Vegas 2023
Foto: xpb

Der erste Trainingstag bei der Premiere der Formel 1 auf dem Strip geht gleich einmal in die Geschichte ein. Mit einer Zeit von 2.30 bis 4 Uhr morgens war es die späteste Trainingssitzung aller Zeiten. Oder die früheste, je nachdem wie man es nimmt.

Und sie fand ohne Publikum statt. Der Veranstalter musste die Zuschauer bitten, vor Anpfiff die Tribünen zu räumen. Wegen eines Schichtwechsels des Sicherheitspersonals wären die Ränge eine halbe Stunde lang unbewacht geblieben. Auch die Fahrer der Fan-Shuttle-Busse kamen an das Ende ihrer erlaubten Dienstzeit. Das Risiko konnte man nicht eingehen.

Unsere Highlights

Nach laustarken Protesten der geprellten Besucher reagierten die Verantwortlichen mit Gutscheinen. Alle Fans mit Ein-Tages-Ticket dürfen 200 US-Dollar im offiziellen Fan-Shop des Las Vegas GPs ausgeben. Ob das die Zuschauer glücklich macht, die fast sechs Stunden in der Kälte saßen und dann unsanft herausgebeten wurden?

Wegen der Arbeiten an insgesamt 50 Kanaldeckeln, die Ventildosen für die Wasserversorgung abdecken, war das Training mit zweieinhalb Stunden Verspätung gestartet worden, dauerte dafür 30 Minuten länger. Wie erwartet bot der neue Stadtkurs extrem wenig Grip, der allerdings im Minutentakt zulegte. Die Rundenzeiten fielen innerhalb von 90 Minuten um acht Sekunden. Als größtes Problem stellten sich für alle Teilnehmer körnende Reifen heraus. Pirelli verspricht, dass die Tendenz der Laufflächenabschälung mit mehr Gummi abnehmen wird.

Max Verstappen - GP Las Vegas 2023
xpb

Max Verstappen konnte nur im Longrun überzeugen. Der Niederländer sieht noch Steigerungspotenzial.

Ferrari beherrschte den ersten Trainingstag. Die roten Autos waren schnell auf den Geraden und in den Kurven. Und sie brachten ihre Reifen fast so gut über die Runden wie Max Verstappen. Auf eine Runde brachte sich auch Fernando Alonso in Erinnerung. Am Longrun müssen Fahrer und Ingenieure noch arbeiten. Alonso verlor über eine Sekunde pro Runde auf die Red Bull und Ferrari. Teamkollege Lance Stroll war mit etwas mehr Abtrieb unterwegs, auf eine Runde langsamer, über die aber Distanz schneller.

Auch Mercedes war mit dem ersten Tag zufrieden. In beiden Disziplinen. Das zeigt sich nicht in den Ergebnislisten, weil Lewis Hamilton und George Russell früh ihre schnellen Runden auf Soft-Reifen abspulten und so nicht von der enormen Streckenverbesserung profitierten. Mercedes setzte auf minimalen Abtrieb, was bei dem hohen Luftwiderstand des Autos Plätze im Mittelfeld der Topspeedliste bedeutet. Sergio Perez führte sie mit 346,9 km/h an.

Mit Alexander Albon in den Top Ten durfte man rechnen. Die schnelle Strecke, die jetzt schon Durchschnittsgeschwindigkeiten von 234 km/h erlaubt, ist wie gemalt für den Williams. Eine Überraschung waren der fünfte und siebte Platz für Valtteri Bottas und Nico Hülkenberg. Beide konnten das gute Einzelergebnis aber im Longrun nicht bestätigen.

Laut Hülkenberg ist Las Vegas bei Nacht im Formel-1-Auto eine echte Herausforderung: "Das wird ein heißer Tanz, speziell im Rennen in den ersten Runden, wenn das Feld noch eng zusammen liegt. Aus Fahrerperspektive wirkt die Strecke unheimlich schmal. Besonders am Strip. Und die Lichter stören. Nicht so sehr die Kugel, aber die Hotelreklamen am Strip. Das ist eine echte Reizüberflutung."

Charles Leclerc - GP Las Vegas 2023
xpb

Die Ferrari bildeten am ersten Trainingstag eine Doppelspitze.

Sechs Dinge, die Sie zum ersten Trainingstag wissen müssen…

Kann Ferrari gewinnen?

Carlos Sainz hatte schon vor der ersten Runde auf dem Las Vegas Strip Circuit ein gutes Gefühl. "Die Strecke hat lange Geraden wie in Monza und kurze Kurven wie in Singapur. Auf dem Papier müsste sie uns liegen." Der Spanier behielt Recht. Ferrari schloss die ersten 90 Minuten Training mit einem Doppelsieg ab. Sainz erzielte mit 343,9 km/h den dritthöchsten Topspeed, und Kollege Charles Leclerc beherrschte den kurvenreichen zweiten Sektor mit einer halben Sekunden Vorsprung auf den Rest.

Leclerc geht als Favorit in die Qualifikation und das Rennen. Die Bestzeit des Monegassen lag eine halbe Sekunde unter seinem Stallrivalen Sainz und Fernando Alonso. Max Verstappen verlor neun Zehntel auf die Bestzeit. Leclerc verlor im Longrun im Schnitt drei Zehntel auf Verstappen. Der Weltmeister klagte: "Der Soft-Reifen macht im Dauerlauf Probleme. Aber auch der Medium-Reifen ist nicht einfach über die Distanz zu bringen. Trotzdem sehen wir im Longrun im Vergleich zu den anderen nicht schlecht aus."

Leclerc will den Tag nicht vor dem Abend loben. "Bis jetzt sieht es gut aus, doch wir müssen sicherstellen, dass wir den positiven Lauf in den zweiten Tag mit hinübernehmen." Carlos Sainz kann sich über die gute Vorstellung des Autos nur halb freuen. Nachdem er im ersten Training an einem Wasserventildeckel aus Metall hängenblieb, mussten Chassis, Motor, Batterie und Getriebe getauscht werden.

Für die dritte Batterie in diesem Jahr gibt es eine Strafe. "Was ich nicht verstehen kann. Es waren besondere Umstände, die nicht in unserer Hand lagen", beschwerte sich Sainz. Teamchef Frédéric Vasseur lobte hingegen seine Mechaniker-Crew: "Nicht, dass ich auf einen Rekord scharf wäre, wie schnell man ein neues Auto aufbaut, aber die Jungs haben einen phänomenalen Job gemacht. Die Verspätung des zweiten Trainings um zweieinhalb Stunden hat uns geholfen."

Eigentlich hätten Sainz und sein Leidensgenosse Esteban Ocon am gleichen Trainingstag nicht mit einem neuen Chassis antreten dürfen. "Da das Training aber nach Mitternacht stattfand, war es ein neuer Tag", freute sich Vasseur. Die FIA versicherte: "Wir hätten Ferrari und Alpine auch so eine Ausnahmegenehmigung zum Fahren erteilt. Bei der Batterie gaben das die Regeln leider nicht her."

Charles Leclerc - GP Las Vegas 2023
Wilhelm

Mercedes hielt sich im Training bedeckt. Die wahre Stärke zeigt sich, wenn man die Zahlen genauer anschaut.

Wie gut ist Mercedes?

Das Trainingsergebnis sieht mit den Plätzen 9 und 12 bescheiden aus, doch der Eindruck täuscht. "Wir sind auf eine Runde und bei den Longruns bei der Musik", hieß es bei Mercedes. Der Rückstand von 1,3 und 1,6 Sekunden auf die Bestzeit rührt daher, dass Lewis Hamilton seine schnellste 25 Minuten früher als Leclerc gedreht hat. Bei George Russell waren es 20 Minuten.

Da der Grip mit jeder Minute zugelegt hat, muss man davon ausgehen, dass beide Mercedes-Fahrer in den Top 5 gelandet wären. Bei den Rennsimulationen ist noch Luft nach oben. Während Verstappen im Schnitt auf 1.39,511 Minuten kam, Leclerc auf 1.39,832 Minuten, schaffte Russell über sechs Runden einen Mittelwert von 1.39,951 Minuten und Hamilton von 1.40,420 Minuten.

Hamilton bilanzierte seine 42 Runden auf rutschigem Untergrund so: "Die Balance des Autos war nicht allzu schlecht, und auf ähnlichen Reifen habe ich nicht das Gefühl, dass wir im Vergleich zu unseren Konkurrenten zu weit weg sind. Es sieht so aus, als würden alle unter Körnen leiden. Wir haben eine Abstimmung mit geringem Abtrieb gewählt, so dass man in den langsamen Kurven viel rutscht."

Russell erwartet am zweiten Tag mit mehr Grip auf der Strecke ein schärferes Bild: "Die Strecke hat sich sehr schnell weiterentwickelt. In den ersten Runden bin ich wie auf Eis gefahren. Doch als sich der Schmutz und der Staub gelegt haben, zogen die Geschwindigkeiten an und die Bremspunkte änderten sich."

Fernando Alonso - GP Las Vegas 2023
Aston Martin

Bei Aston Martin war Alonso mit weniger Abtrieb unterwegs als Stroll.

Hat McLaren gegen Aston Martin eine Chance?

Im Moment nicht. "Wir erleben gerade unser zweites Monza", bedauerte Lando Norris, der nur auf Platz 11 landete. Auf Strecken, die minimalen Abtrieb verlangen, baut der McLaren weiter zu viel Luftwiderstand auf. Teamchef Andrea Stella meinte im Rückblick. "Wenig Grip, tiefe Temperaturen, ein völlig neuer Asphalt. Das sind ganz andere Bedingungen, als wir sie zuletzt hatten. Im Moment haben wir noch nicht den Schlüssel dafür gefunden."

Bei Aston Martin präsentierte sich ein ganz anderes Bild. Fernando Alonso hielt eine Zeitlang sogar die Bestzeit, landete am Ende aber fast zeitgleich mit Landsmann Sainz auf Rang 3. Aston Martin fährt einen Unterboden, der dem von Interlagos ähnelt, allerdings mit Anpassungen an den neuen Frontflügel.

Bei den Longruns müssen die grünen Autos noch zulegen. Alonso kam nur auf einen Schnitt von 1.40,777 Minuten. Lance Stroll schaffte mit mehr Abtrieb 1.40,410 Minuten. McLaren liegt auch in diesem Bereich zurück. Oscar Piastri erzielte über sieben Runden einen Schnitt von 1.40,890 Minuten.

Nico Hülkenberg - GP Las Vegas 2023
xpb

Nico Hülkenberg war im alten Haas schneller als Kevin Magnussen im Neuen.

Darf Haas von Punkten träumen?

Auf eine Runde sollten es Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen wenigstens ins Q2 schaffen. Hülkenbergs siebtbeste Zeit demonstriert, dass da noch mehr drin ist. Der Deutsche ist froh auf das alte Auto umgestiegen zu sein. Bis auf die ersten beiden Kurven war er überall schneller als Magnussen in der neuen Version des Haas. Die drittschnellste Zwischenzeit in Sektor 2 macht Mut. Dort liegt der Großteil der Kurven. Trotzdem rangiert Hülkenberg beim Topspeed noch in den Top Ten.

Die Longruns haben gezeigt, dass das Reifenmanagement trotz der kühlen Temperaturen ein hartes Stück Arbeit wird. Diesmal ist nicht Überhitzen das Problem, sondern Körnen. Hülkenberg kam auf einen Mittelwert von 1.41,615 Sekunden. Er war für den Anfang zufrieden: "Im Moment fühlt es sich gut an, speziell auf eine Runde. Mal schauen, was wir noch mit dem Setup machen können, um die Reifen besser zu kontrollieren."

Startübung - GP Las Vegas 2023
Wilhelm

Die Teams setzen auf unterschiedliche Flügel-Versionen. Das wird in den Top-Speed-Tabellen deutlich.

Wie viel Abtrieb haben die Teams gewählt?

Ferrari hat das schnellste Auto auf den Geraden, wenn man mal Sergio Perez und Alexander Albon abzieht, die vom Windschatten profitiert haben. Es folgen Red Bull, Williams und jeweils ein Aston Martin und ein Sauber. Beide Teams haben die Abstimmungen gesplittet. Bei Fernando Alonso und Valtteri Bottas hatte Topspeed Vorrang, bei Lance Stroll und Guanyu Zhou Abtrieb, um mehr Reifentemperatur zu generieren. Wir verstehen darunter eine Stufe mehr Anpressdruck. McLaren und Alpha Tauri verhungern auf den Geraden, weil sie ihre Autos genau auf mehr Anpressdruck getrimmt haben.

Die Sektorzeiten untermauern den Eindruck der Topspeeds. Fernando Alonso ist der König von Sektor 1 und 3. Da geht es hauptsächlich geradeaus. Dafür bezahlt er im Mittelsektor, wo er nur auf Rang 9 rangiert und allein acht Zehntel auf die Bestzeit verliert. Stroll liegt in diesem Bereich der Strecke vier Plätze vor seinem Teamkollegen. Die McLaren sind auch im Mittelsektor trotz mehr Abtrieb schwach.

Oscar Piastri - GP Las Vegas 2023
Wilhelm

Je nachdem, wie viel Gummi bis zum Rennen auf der Bahn liegt, könnte sich das Graining-Problem noch etwas entspannen.

Wie lange halten die Reifen?

Alles hängt davon ab, wie stark die Reifen körnen. Bei 15 Grad Asphalttemperatur waren alle drei Gummimischungen davon betroffen, die weichen mehr als die harten. Die Mercedes-Fahrer berichteten, dass der Graining-Prozess sofort beginnt, wenn man mal das Tempo anzieht. Pirelli erwartet, dass sich die Lage verbessert, je mehr Gummi auf die Bahn kommt. "Da wir nicht wissen, wie viel das am Renntag sein wird, schießen wir auf ein bewegliches Ziel", berichtete Aston-Martin-Chefingenieur Tom McCullough.

George Russell sieht die Lage nach 90 Minuten Training so: "Normalerweise müssten alle mit einem Stopp über die Runden kommen. Wenn das Körnen eintritt, können es aber auch drei oder vier Stopps werden." Der Unterschied zwischen dem Soft und dem Medium war am ersten Trainingstag noch gering.

Tenor: "Beides sind kritische Reifen, von denen der Soft im Rennen eher nicht zum Einsatz kommt." Pirellis Reifenliste verrät, dass sich die meisten Teams zwei Satz harte Reifen für das Rennen reserviert haben und so viele Softs wie möglich für die Qualifikation horten. Nur Williams, Alpha Tauri, Sauber und Alpine opferten je eine Garnitur von Pirellis C3-Mischung.

GP Las Vegas 2023 - Training 2 - Longrun-Zeiten

Fahrer

Ø Rundenzeit

Runden

Reifentyp

Verstappen

1.39,511 min

7

medium

Leclerc

1.39,832 min

9

medium

Russell

1.39,951 min

6

medium

Stroll

1.40,410 min

6

medium

Hamilton

1.40,420 min

10

medium

Alonso

1.40,777 min

7

medium

Piastri

1.40,890 min

7

medium

Hülkenberg

1.41,615 min

9

medium

Ricciardo

1.40,235 min

8

hart

Bottas

1.40,595 min

6

hart

Ocon

1.40,841 min

10

hart

Albon

1.41,032 min

12

hart

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