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Rennanalyse GP Italien 2021
Strafe nach Crash gerecht?

GP Italien 2021

Wer war schuld am Crash zwischen Verstappen und Hamilton? Hätte McLaren auch ohne den Unfall gewonnen? Und warum verhinderte Red Bull die Strafe für Perez nicht? Die Rennanalyse liefert Antworten auf die letzten offenen Fragen zum Rennen in Monza.

Verstappen vs. Hamilton - GP Italien - Monza - 2021
Foto: Motorsport Images

Wer war schuld am Crash?

Mittlerweile kennen wir das Ritual. Nicht einmal zwei Monate nach der Kollision in Silverstone krachten Max Verstappen und Lewis Hamilton wieder zusammen. Und wieder gab es anschließend von beiden Seiten unterschiedliche Sichtweisen über die Schuldfrage. Dabei hätten die beiden WM-Rivalen in Runde 25 eigentlich gar nicht um das gleiche Stück Asphalt kämpfen dürfen. Vier Runden zuvor lagen sie noch 4,4 Sekunden auseinander – mit dem McLaren von Lando Norris dazwischen. Doch zwei schlechte Boxenstopps brachten die Streithähne in der ersten Schikane unverhofft zusammen.

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Beide lenkten fast gleichzeitig ein. Hamilton innen, Verstappen außen. In der ersten Runde hatte es ein ähnliches Duell mit vertauschten Rollen schon einmal in der Variante Roggia gegeben. Da hatte Hamilton den Notausgang gewählt, als ihm der Platz ausging. Diesmal ging Verstappen die Straße aus. Doch der Holländer hielt weiter dagegen, im festen Glauben, dass der Rivale schon irgendwann den Fuß vom Gas nehmen wird. Doch Hamilton wich auch nicht zurück. So kam es, wie es kommen musste. Verstappen rumpelte über die Randsteine. Dann berührten sich die beiden Autos an den Hinterreifen, wodurch es den Red Bull aushebelte und in die Luft schleuderte. Der wilde Ritt über die Airbox und den Halo-Bügel wurde erst vom Kiesbett gestoppt.

"Der Halo hat ihm das Leben gerettet. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was da hätte passieren können", schnaufte Toto Wolff beim Blick auf die spektakulären Bilder durch. Hamilton blieb mit leichten Schmerzen im Nacken zunächst im Auto sitzen. Sein Unfallgegner würdigte ihn beim Vorbeilaufen keines Blickes. "Ich war etwas überrascht, dass er sich nicht einmal erkundigt hat, wie es mir geht", wunderte sich Hamilton. Red-Bull-Sportdirektor Helmut Marko grinste: "Freunde werden die beiden nicht mehr."

Verstappen vs. Hamilton - GP Italien - Monza - 2021
Motorsport Images
Lewis Hamilton kann sich beim Halo-Bügel bedanken, dass nicht mehr passiert ist.

Was die Schuldfrage anging, war man in beiden Lagern wie schon erwähnt unterschiedlicher Meinung. Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach von einem taktischen Foul: "Max wusste, dass er Lewis nicht mehr einholen würde. Da hat er das Risiko im Zweikampf erhöht." Kollege Christian Horner verteidigte seinen Schützling: "Lewis hätte ihm mehr Platz lassen können. Das war für mich ein normaler Rennunfall."

Die FIA-Kommissare ließen beide Piloten nach dem Rennen antanzen und sprachen schließlich eine Strafe für Verstappen aus. Der WM-Spitzenreiter muss beim nächsten Rennen in Sotschi drei Plätze weiter hinten starten. In der Begründung führten die Schiedsrichter an, dass Hamilton den Zusammenprall zwar verhindern konnte, aber Verstappen so weit hinten lag, dass er hätte zurückstecken müssen. Kurz gesagt: Die Kurve gehörte Hamilton.

Rennleiter Michael Masi erklärte, wie das Strafmaß zustande kam: "Der Unterschied zu Silverstone ist, dass Hamilton dort weiterfahren konnte. Deshalb gab es eine Zeitstrafe. In diesem Fall schieden beide aus. In solchen Fällen haben wir mit den Teams vereinbart, dass es eine Startplatzstrafe für das folgende Rennen setzt."

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Wer war schuld am Monza-Crash zwischen Verstappen und Hamilton?
3125 Mal abgestimmt
Max Verstappen hätte ausweichen müssen. Die Strafe geht in Ordnung.
Keiner von beiden trägt die Hauptschuld. Es hätte keine Strafe geben dürfen.
Hamilton hat Verstappen neben die Strecke gedrückt. Wenn eine Strafe, dann für ihn.

Hätte McLaren auch ohne den Crash gewonnen?

Bei McLaren hatte man schon nach dem Sprint mit einem möglichen Sieg geliebäugelt. Ricciardo wusste, dass er eine Chance hat, wenn er nur am Start an Pole-Setter Verstappen vorbeikommt. Und so war es dann auch. Wie schon im Sprint schoss der Australier perfekt von der Linie weg und übernahm noch vor der ersten Kurve die Führung. Seinem ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen bot er im ersten Stint keine Angriffsfläche.

Bevor Verstappen eine Chance zum Undercut bekam, machten die McLaren-Strategen in Runde 22 den ersten Zug. Das Auto mit der Startnummer 3 wurde so schnell abgefertigt wie kein anderes an diesem Tag. So hätte sich die Reihenfolge auch bei einem perfekten Stopp von Verstappen eine Runde später wohl nicht geändert. Doch so weit kam es nicht. Der Holländer fiel nach seinem verpatzten Reifenwechsel erst zurück und dann nach dem Crash mit Hamilton ganz aus.

"Wir wussten, dass wir ein konkurrenzfähiges Paket haben und eine Führung auch gegen schnellere Autos verteidigen können. Aber dass wir die Nummer dann so souverän abgespult haben, war doch etwas überraschend. Strategie, Boxenstopps, die Leistung der Fahrer – es hat alles gepasst. Und das, nachdem wir vor einer Woche in Zandvoort noch komplett zerstört wurden", lobte Teamchef Andreas Seidl.

Daniel Ricciardo - GP Italien - Monza - 2021
Motorsport Images
Daniel Ricciardo hätte am Sonntag in Monza niemand auf der Strecke überholen können.

Am Ende sicherte sich Ricciardo im letzten Umlauf sogar noch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde, was im allgemeinen Jubel an der McLaren-Box komplett unterging. Das zeigte, dass der Australier an der Spitze stets alles unter Kontrolle hatte. Teamkollege Lando Norris machte 1,7 Sekunden dahinter den ersten McLaren-Doppelsieg seit dem GP Kanada 2010 perfekt.

Der Youngster betonte, dass der Erfolg völlig verdient war: "Wenn mal jemand anderes gewinnt, denkt jeder gleich, dass es sich um einen glücklichen Sieg handelte. Aber Daniel lag von Beginn an in Führung und hat den Sieg verdient. Wir haben hier einfach eine gute Arbeit abgeliefert. Wir hatten ein schnelles Auto und haben das Maximale rausgeholt. Wir waren immer zur richtigen Zeit zur Stelle."

Was ging beim Verstappen-Stopp schief?

Red Bull versuchte Verstappen in Runde 23 so schnell wie möglich abzufertigen, um dem WM-Spitzenreiter im Duell mit Ricciardo eine Chance zur Attacke zu geben. Doch dann blieb der Red Bull 11,1 Sekunden in seiner Parkposition stehen – mehr als acht Sekunden länger als bei einem planmäßigen Stopp.

Teamchef Horner sprach anschließend von menschlichem Versagen. "Es sah aus, als habe der Mechaniker vorne rechts nicht die Freigabe erteilt, obwohl das Rad schon längst befestigt war. Das ist sehr ungewöhnlich, weil unsere Jungs normalerweise zu den Schnellsten und Zuverlässigsten gehören."

Ein Grund für das Problem dürfte in den kürzlich geänderten Boxenstopp-Regeln liegen. Der Befehl zur Freigabe, der die Ampel über dem Fahrer auf Grün stellt, darf seit dem GP Belgien nicht mehr automatisch durch Sensoren in den Schlagschraubern erfolgen. Er muss vom Mechaniker per Knopfdruck gegeben werden. Gut möglich, dass der Mann am Rad vorne rechts das aus alter Gewohnheit vergessen hatte.

Max Verstappen - GP Italien - Monza - 2021
xpb
Beim Boxenstopp von Verstappen gab der Mechaniker vorne rechts nicht das Signal zur Abfahrt.

Warum kassierte Perez eine Strafe?

Die Safety-Car-Phase hatte Charles Leclerc etwas glücklich vor Lando Norris gespült. Doch schon beim Restart in Runde 30 musste sich der Ferrari dem höheren Top-Speed des McLaren auf der Geraden geschlagen geben. Zwei Runden später griff dann auch Sergio Perez in der Roggia-Schikane an. Doch Leclerc hielt dagegen und schickte den Red Bull neben die Piste.

Perez blieb auf dem Gas, kürzte den zweiten Teil der Schikane ab und konnte sich damit vor dem Ferrari halten. Durch ähnliche Vorfälle in den Rahmenrennen war klar, dass Perez die Position zurückgeben musste, um einer Untersuchung zu entgehen. Doch der Pilot fuhr einfach weiter. Folgerichtig sprachen die Kommissare eine 5-Sekunden-Strafe aus, weil sich der Mexikaner unfair einen Vorteil verschafft hatte.

Horner wunderte sich: "Wir haben bei der Rennleitung nachgefragt, aber keine Antwort erhalten. Sie haben uns nicht gesagt, dass wir die Positionen tauschen müssen." Dem widersprach Rennleiter Michael Masi entschieden: "Red Bull hat uns nicht kontaktiert. Wir haben ihnen stattdessen gesagt, dass sie einen Platztausch erwägen sollten." Die fünf Strafsekunden erwiesen sich am Ende als kostspielig. Sie warfen Perez vom Podium hinter Bottas und Leclerc auf Platz fünf zurück.

Vettel vs. Ocon - GP Italien - Monza - 2021
Wilhelm
Erst wurde Vettel von Ocon abgedrängt, dann hatte er auch noch ein schlechtes Boxen-Timing.

Wer profitierte vom Safety-Car?

Der Crash von Hamilton und Verstappen und die anschließende Neutralisation wirbelten vor allem das Mittelfeld ordentlich durcheinander. Alle Piloten, die bis Runde 26 noch nicht an der Box waren, bekamen die Gelegenheit zu einem zeitsparenden Reifenwechsel.

Leclerc wäre dadurch beinahe ganz an die Spitze gespült worden, konnte seine gute Ausgangsposition aber wie erwähnt nicht lange halten. Besser lief es für George Russell im Williams, der vor den Boxenstopps auf Position 14 lag, und sich plötzlich auf Rang 9 in den Punkten wiederfand. Dort beendete der Mercedes-Junior auch das Rennen.

Zieht man die havarierten WM-Rivalen ab, bekam Russell immer noch drei Positionen geschenkt. Damit war er der größte Gewinner. Einer der Leidtragenden war ausgerechnet Teamkollege Nicholas Latifi. Auch Sebastian Vettel hatte zu früh gestoppt und einen Platz an Russell verloren. Dazu rutschte ihm durch das Safety-Car auch noch Robert Kubica durch.

In der Galerie zeigen wir noch einmal die Highlights vom Rennen in Monza.

GP Italien 2021 - Ergebnis Rennen

Fahrer

Team

Zeit/Rückstand

1. Daniel Ricciardo

McLaren

1:21:54.365 h

2. Lando Norris

McLaren

+1.747s

3. Valtteri Bottas

Mercedes

+4.921s

4. Charles Leclerc

Ferrari

+7.309s

5. Sergio Perez

Red Bull

+8.723s

6. Carlos Sainz

Ferrari

+10.535s

7. Lance Stroll

Aston Martin

+15.804s

8. Fernando Alonso

Alpine

+17.201s

9. George Russell

Williams

+19.742s

10. Esteban Ocon

Alpine

+20.868s

11. Nicholas Latifi

Williams

+23.743s

12. Sebastian Vettel

Aston Martin

+24.621s

13. Antonio Giovinazzi

Alfa Romeo

+27.216s

14. Robert Kubica

Alfa Romeo

+29.769s

15. Mick Schumacher

Haas

+51.088s

16. Nikita Mazepin

Haas

Ausfall

17. Lewis Hamilton

Mercedes

Ausfall

18. Max Verstappen

Red Bull

Ausfall

19. Pierre Gasly

Alpha Tauri

Ausfall

20. Yuki Tsunoda

Alpha Tauri

Nicht gestartet

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