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Lando Norris verliert den Sieg an der Box
Warum hat McLaren verzockt?

GP Großbritannien 2024

McLaren hätte in Silverstone einen Doppelsieg feiern müssen, doch der Kommandostand leistete sich zu viele Fehler. Der gravierendste war: Man hatte den besten Reifen für das Finale und wählte den schlechtesten.

Lando Norris - Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
Foto: xpb

Dieses Rennen durfte McLaren nicht verlieren. Solange die Strecke noch trocken war, bestimmte Mercedes das Tempo. Doch in der ersten kurzen Regenphase übernahmen Lando Norris und Oscar Piastri das Kommando, und es sah so aus, als könnte sie keiner mehr einholen. Weder die Mercedes, noch Max Verstappen. Den Mercedes fehlte die Reifentemperatur, dem Red Bull Abtrieb an der Vorderachse. Das wurde erst beim Boxenstopp korrigiert.

Mit den Reifenwechseln begann eine Serie von falschen Entscheidungen am McLaren-Kommandostand, die den papaya-gelben Autos einen möglichen Doppelsieg klauten. Beide Boxenstopps wurden vom Wetter diktiert. Beim ersten von Medium-Reifen auf Intermediates war Norris eine, Piastri zwei Runden zu spät dran.

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Norris kostete die eine Runde Verspätung fünf Sekunden auf Verstappen, was zu verkraften war, weil der Engländer mit zwölf Sekunden Vorsprung in die 27. Runde gegangen war. Als der Regen den Teams gar keine andere Wahl mehr ließ, ihre Fahrer an die Box zu holen, verzichtete McLaren auf einen Doppelstopp. Die Zusatzrunde mit Slicks im Regen kostete Piastri die Führung und jede Chance auf den Sieg.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - Silverstone - GP England - 6. Juli 2024
xpb

Oscar Piastri musste eine Runde zu lang auf dem Intermediate draußen bleiben.

Fünf Sekunden Verlust gegen 15 Sekunden Gewinn

Mercedes holte seine Fahrer direkt hintereinander an die Box. Die Rechnung war einfach: Der zweite Fahrer würde fünf Sekunden durch Warten verlieren. Bleibt er auf der Strecke, kostet das 15 Sekunden. McLaren-Teamchef Andrea Stella räumte den Fehler ein: "Wir waren zu gierig, wollten die Führung nicht herschenken. Ich wünsche, Oscar hätte uns lauter dazu aufgefordert, einen Doppelstopp zu wagen."

Noch war das Rennen für McLaren nicht verloren. Norris hielt Lewis Hamilton mit zwei bis drei Sekunden Vorsprung auf Distanz. Bis erneut das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Kommandostand gefragt war. Und wieder zögerte McLaren eine Runde zu lang. Norris war der Meinung, er könnte noch eine Runde länger auf den abgewetzten Intermediates auf abtrocknender Strecke aushalten. Der Undercut und ein 4,5 Sekunden langer Stopp bei Norris brachte Hamilton die Führung und verringerte Verstappens Rückstand von 8,6 auf 3,4 Sekunden.

Hamilton und Verstappen gaben McLaren mit ihrer Reifenwahl eigentlich Anschauungsunterricht, doch das sorgte bei den Strategen eher für Verwirrung. Während Hamilton Soft-Reifen bekam, setzte Verstappen auf die harte Mischung. McLaren hatte als einziges Team noch einen frischen Satz Medium für beide Fahrer in der Reserve. Aber nur Piastri bekam ihn. Norris wurde eine Runde später, wie Hamilton, mit Soft-Reifen in die letzten 15 Runden geschickt.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
Motorsport Images

Piastri war mit dem Medium-Reifen zum Rennende der schnellste Pilot im Feld.

Die mutigste Wahl war die schlechteste

Es war eine mutige Wahl, aber selbst nach Meinung von Mercedes-Teamchef Toto Wolff wahrscheinlich die schlechteste. Weil sie große Risiken barg. Man musste fürchten, dass Pirellis weichste Mischung auf der vom Regen grün gewaschenen Strecke körnt, und man konnte sich nicht sicher sein, ob die Soft-Gummis die Restdistanz bei hohem Tempo durchstehen würden. In den schnellen Kurven litt besonders der linke Vorderreifen.

McLaren ließ sich bei seiner Wahl von vielen Faktoren beeinflussen. Von zu vielen. Da war zunächst die Unsicherheit des Fahrers, der keine klare Aussage machte, was er wollte. "Lando hätte uns stärker Richtung Medium drängen sollen. Er war mit dem geringsten Risiko behaftet", kritisierte der Teamchef.

Dann schwang noch die Angst mit, dass die härteren Mischungen auf der teilweise immer noch feuchten Strecke zu lange brauchen würden, um auf Temperatur zu kommen. Auch Hamiltons Schachzug mit den Soft-Reifen hatte einen Einfluss. "Das hat uns in die Irre geführt", gab Stella zu. McLaren machte es dem späteren Sieger nach.

Lewis Hamilton - Max Verstappen - Lando Norris - Mercedes - Red Bull - McLaren - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
xpb

Lando Norris (rechts) war nach dem dritten Platz zerknirscht. Der Sieg war drin.

Piastri lieferte die Antwort auf die Reifenfrage

Dabei hätte der McLaren-Kommandostand nur auf die OUT-Runden der drei Kandidaten schauen müssen, um Klarheit zu bekommen. "Wir hatten ja durch Landos späteren Boxenstopp den Luxus, unsere Gegner zu beobachten", gab Stella zu. Hamilton fuhr seine erste Runde auf den Soft-Reifen mit 1.57,389 Minuten und Verstappen auf den harten Sohlen mit 1,58,311 Minuten. Das konnte man erwarten, nicht aber, dass Verstappen mit den harten Reifen extrem stark im Mittelsektor mit den vielen schnellen Kurven war.

Doch das hätte alles keine Überlegung wert sein dürfen. Piastri war auf der Medium-Mischung mit 1.54,658 Minuten klar der schnellste des Trios. Selbst Red-Bull-Teamchef Christian Horner gab zu: "Hätten wir noch einen Medium-Reifen gehabt, hätten wir ihn genommen."

Lando Norris ging nach dem Rennen trotz Platz drei wieder einmal hart mit sich ins Gericht: "Wir haben nicht die richtigen Entscheidungen getroffen, und das lag heute auch an mir. Als Team haben wir keinen guten Job gemacht." Auf die Frage, ob Norris das Rennen auf den Medium-Reifen gewonnen hätte, wich Stella geschickt aus: "Das lässt sich schwer ermitteln. Lando hätte in dem Fall Lewis noch auf der Strecke überholen müssen. Dafür gibt es keine Garantie. Lewis hat einen beeindruckenden Job gemacht, diese Soft-Reifen über die Distanz zu bringen."

Der Italiener versprach: "Wir werden aus den Fehlern lernen. Es war eine verpasste Chance, aber vor einem Jahr wären wir noch glücklich gewesen, von einer verpassten Chance zu sprechen. Und trotz der verpassten Chance, mit den meisten WM-Punkten nach Hause zu fahren."

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